Der Mandelzweig - Zeichen für die Wirkkraft Gottes
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Der Mandelzweig - Zeichen für die Wirkkraft Gottes
Der Mandelzweig - Zeichen für die Wirkkraft Gottes
Liebe Kreissynodale, liebe Schwestern und Brüder, liebe Gäste,
gerade eben haben wir das Lied von Ben Gurion “Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt” gesungen.
Ich möchte heute morgen einmal mit Ihnen dieses Lied in seinem biblischen und theologischen Kontext reflektieren.
Als ich mich in der Bibel umschaute, musste ich feststellen, dass das Wort Mandel, Mandelbaum, Mandelzweig gar nicht so oft in ihr vorkommt, wie man es nach dem Singen dieses Liedes erwarten könnte. So etwa 8 bis maximal 12 mal.
Ich habe Ihnen einmal die Zeichnung eines Mandelzweiges mitgebracht.
Die wichtigsten beiden Stellen dazu sind Numeri 17,23 und
4. Mose 17,23 und Jeremia 1,11-12
23 Am nächsten Morgen, als Mose in die Hütte des Zeugnisses ging, da grünte der Stab Aarons, der zum Hause Levi gehört, und die Blüte ging auf und trug Mandeln.
4. Mose 17,23
und heute geht es uns bei dem Lied Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt um
Und es geschah des Herrn Wort zu mir: Jeremia, was siehst du? Ich sprach: Ich sehe einen erwachenden Zweig. Und der Herr sprach zu mir: Du hast recht gesehen; denn ich will wachen über meinem Wort, dass ich’s tue.
Aber gerade an diesen beiden Stellen bekommt der Mandelzweig in der Bibel eine besondere Bedeutung. Es sind beides Berufungsgeschichten.
In der ersten Bibelstelle wird Aaron als Führer der 12 Stämme Israels ausgewählt, dadurch, dass sein Stab über Nacht erblühte und Mandelfrüchte wuchsen.
Und bei Jeremia müssen wir vielleicht den Text nach einer anderen Übersetzung lesen:
Die Bibel mit Erklärungen: Bibeltext Kapitel 1
11 Und es erging das Wort des HERRN an mich: „Was siehst du, Jeremia?“ Ich antwortete: „Ich sehe einen Mandelzweig.“ 12 Da sagte der HERR zu mir: „Du hast recht gesehen. Ich wache über meinem Wort und werde es durchführen.“
Da heiß es: “Ich sehe einen Mandelzweig” und die Antwort ist: “Ich wache über meinem Wort und werde es durchführen.”
Das ist ein hebräisches Wortspiel zwischen schaked (= Mandelbaum) und schoked (= wachend sein). Der Mandelbaum blüht im Frühjahr als Erster und scheint im Winter gar nicht »geschlafen« zu haben. Während die anderen Bäume und überhaupt die ganze Natur noch schläft ist er erwacht und beginnt zu blühen und zu treiben. Er ist darum ein Symbol des Wiedererwachens der Natur und der Auferstehung aus den Toten.
Gerade in der Berufungsgeschichte des Aaron wird das besonders deutlich. Zuvor war nämlich Gottes Gericht über Korach und seine Rotte geschehen. Jetzt befahl Gott, dass die Fürsten der zwölf Stämme einschließlich Aaron einen Stab mit ihrem Namen zum Zelt der Zusammenkunft bringen sollten. Mose legte diese Stäbe dann vor dem HERRN nieder. Am nächsten Morgen hatte der Stab Aarons „Sprossen getrieben und Blüten gebracht und Mandeln gereift“ (). Alle diese Stäbe waren totes Holz, das von der Leben spendenden Wurzel abgeschnitten war. Die Tatsache, dass der Stab Aarons Sprossen, Blüten und reife Mandeln hervorbrachte, war nicht nur ein Hinweis auf die Auferstehung, auf Leben aus dem Tod, sondern auch auf die Frucht und die damit verbundene Ernte.
Nun in der Berufungsgeschichte des Jeremia bekommt Jeremia sofort den vollen Durchblick für seinen ganz besonderen Auftrag, nämlich alle falsche Frömmigkeit, die vor Gott nicht bestehen kann, zu zerstören und doch zugleich eine neue Hoffnung und Frömmigkeit aufzubauen.
Im Geiste sieht er dafür zwei Bilder: einen blühenden Mandelbaum und einen siedenden Kessel.
Gott selbst deutet diese Bilder: Wie der Baum „wach“ ist, will der Herr wach sein, und wie das heiße Wasser überläuft, wird ein schweres Gericht vom Norden her über das Volk kommen.
Genauso ist es geworden. Gott hat sein Wort immer wieder bestätigt, und das Gericht über das Volk kam aus Babylon.
Soweit zum biblisch-theologischen Kontext dieses Liedes.
Nun noch etwas zum Lied selber:
Es wiederholt sich jedes Jahr in Palästina: Noch sind alle Obstbäume kahl. Doch Mitte Februar verwandelt sich der Mandelbaum in ein rosarotes Bütenmeer. Das geschieht auch bei uns, wenn nicht gerade der Frost die jungen Blütenknospen zerstört. Neues Leben bricht heraus.
Das klingt jetzt in dem Lied an:
Freunde, dass der Mandelzweig
wieder blüht und treibt.
wieder
ist das nicht ein Fingerzeig,
dass die Liebe bleibt?
Ist das nun ein Liebesgedicht, welches Ben Chorin 1942 geschrieben hat? Mitten im 2. Weltkrieg. Also in einer Zeit in der er im Exil lebte. Denn nachdem er als Jude in Berlin massiv bedroht wurde war er nach Jerusalem ins Exil gegangen. Und im Exil musste er tatenlos und ohnmächtig miterleben, wie die Nazis sein Volk in Deutschland und in Europa vertrieben und vernichtetet haben.
Dieses Gedicht hat Ben Chorin gegen seine eigene Verzweiflung geschrieben. Er sagte: “Muss man nicht ein bisschen verrückt sein, um die Hoffnung nicht aufzugeben in dieser Welt?”
Freunde, dass der Mandelzweig
Wieder blüht und treibt,
Ist das nicht ein Fingerzeig,
dass die Liebe bleibt?
Dass das Leben nicht verging,
Soviel Blut auch schreit,
Achtet dieses nicht gering,
In der trübsten Zeit.
Tausende zerstampft der Krieg,
Eine Welt vergeht.
Doch des Lebens Blütensieg
Leicht im Winde weht.
Freunde, dass der Mandelzweig
Wieder blüht und treibt,
Ist das nicht ein Fingerzeig,
dass die Liebe bleibt?
So nimmt Ben Chorin gerade dieses Bild des Mandelzweiges nicht gerade zufällig als Hoffnungszeichen auf, sondern gerade wegen der zartrosanen Blüten, die als Boten den Frühling ankündigen und auch in der Bibel schon als ein Zeichen der Hoffnung zu finden sind.
Ben Chorin war ein tiefgläubiger Jude. Obwohl er Grund genug gehabt hätte, an Gott zu verzweifeln, hat er an Gottes Wort festgehalten. Bei ihm kommt das Dennoch des Glaubens zum Ausdruck, was wir auch beim Psalmbeter finden: “Dennoch bleibe ich Herr bei dir!”
Gott will den Menschen seinen Schalom, seinen Frieden schenken, davon war Ben Chorin überzeugt. Deswegen hat er auch für sich im Exil diesen neuen Namen gewählt: Schalom Ben Chorin – das bedeutet: Frieden – der Sohn der Freiheit.
Er wollte dem Frieden und der Versöhnung dienen und hat sich schon zu einer Zeit für den religiösen Dialog zwischen Juden und Christen eingesetzt, wo diese sich fremd und fast feindlich gegenüberstanden. Also sofort nach dem 2. Weltkrieg.
Aber für Ben Chorin war eben Jesus nicht nur ein Menschenbruder, sondern sein jüdischer Bruder. So ist er selber zum Brückenbauer geworden.
Sein Leben und sein Lied sollten uns darum eine Ermutigung sein, auch heute auf Menschen anderer Religionen und anderer Kulturen zu zu gehen und trotz aller Spannungen und Fremdheit gemeinsam nach Frieden und Versöhnung zu suchen.
Wir sind ja gerade mitten in der Friedensdekade mit dem etwas bezeichnenden Titel “Krieg 3.0”. Gerade in diesem Jahr denken wir an zwei Kriege in Europa bzw. in der Welt: dem Beginn des 30 jährigen Krieges vor 400 Jahren und das Ende des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren.
Aber auch heute sind die Kriegsbedrohungen in unserer Welt und auch in Europa groß, durch Populismus und Nationalismus.
So ist es umso wichtiger, dass wir Zeichen der Hoffnung setzen und diese leben und auch im Gottvertrauen leben.
Und es erging das Wort des HERRN an mich: „Was siehst du, Jeremia?“ Ich antwortete: „Ich sehe einen Mandelzweig.“ Da sagte der HERR zu mir: „Du hast recht gesehen. Ich wache über meinem Wort und werde es durchführen.“
Amen
Gottes über Korah und seine Rotte. Hier befahl Gott, dass die Fürsten der zwölf Stämme einschließlich Aaron einen Stab mit ihrem Namen zum Zelt der Zusammenkunft bringen sollten. Mose legte diese Stäbe dann vor dem HERRN nieder. Am nächsten Morgen hatte der Stab Aarons „Sprossen getrieben und Blüten gebracht und Mandeln gereift“ (). Alle diese Stäbe waren totes Holz, das von der Leben spendenden Wurzel abgeschnitten war. Die Tatsache, dass der Stab Aarons Sprossen, Blüten und reife Mandeln hervorbrachte, war nicht nur ein Hinweis auf die Auferstehung, auf Leben aus dem Tod, sondern auch auf die Frucht und die damit verbundene Ernte. Ein weiteres Beispiel enthält das Buch Jeremia. Dort zeigt der HERR dem Propheten einen Mandelstab (.). Wie Gott darüber wacht, dass Sein Wort generell in Erfüllung geht, so auch ganz besonders bei der Auferstehung Seines Sohnes aus den Toten (1. Kor 15,4).
Ein weiteres Beispiel enthält das Buch Jeremia. Dort zeigt der HERR dem Propheten einen Mandelstab (.). Wie Gott darüber wacht, dass Sein Wort generell in Erfüllung geht, so auch ganz besonders bei der Auferstehung Seines Sohnes aus den Toten (1. Kor 15,4).