Neuer Himmel, Neue Erde
Perikopenreihe IV alt • Sermon • Submitted
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· 38 viewsJesaja beschreibt die Hoffnung eines neuen Himmel und einer neuen Erde. Wie mag dieses Hoffnungsbild im Rahmen von akuter Trauer aussehen? In der Predigt wird Maria durch den Tag begleitet, an dem ihr Verlobter Klaus bestattet wird.
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Neuer Himmel, Neue Erde
Neuer Himmel, Neue Erde
Neuer Himmel und neue Erde
Neuer Himmel und neue Erde
17 Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird. 18 Freuet euch und seid fröhlich immerdar über das, was ich schaffe. Denn siehe, ich erschaffe Jerusalem zur Wonne und sein Volk zur Freude, 19 und ich will fröhlich sein über Jerusalem und mich freuen über mein Volk.
Man soll in ihm nicht mehr hören die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens. 20 Es sollen keine Kinder mehr da sein, die nur einige Tage leben, oder Alte, die ihre Jahre nicht erfüllen, sondern als Knabe gilt, wer hundert Jahre alt stirbt, und wer die hundert Jahre nicht erreicht, gilt als verflucht. 21 Sie werden Häuser bauen und bewohnen, sie werden Weinberge pflanzen und ihre Früchte essen. 22 Sie sollen nicht bauen, was ein anderer bewohne, und nicht pflanzen, was ein anderer esse. Denn die Tage meines Volks werden sein wie die Tage eines Baumes, und ihrer Hände Werk werden meine Auserwählten genießen. 23 Sie sollen nicht umsonst arbeiten und keine Kinder für einen frühen Tod zeugen; denn sie sind das Geschlecht der Gesegneten des Herrn, und ihre Nachkommen sind bei ihnen. 24 Und es soll geschehen: Ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören. 25 Wolf und Lamm sollen beieinander weiden; der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind, aber die Schlange muss Erde fressen. Man wird weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge, spricht der Herr.
Auf einmal war alles anders
Auf einmal war alles anders
Als der Regen Ihnen von der Nase tropfte, war alles anders. Denn das was gerade geschah, war endgültig. Da konnten auch die frommen Worte des Pfarrers nichts dran ändern. Klaus ist tot. Mit gerade einmal 35 Jahren. Der geliebte Freund war tot. Nichts würde ihn mehr lebendig machen. So viel wollte er noch machen. Und dann diese Ironie des Schicksals.
Die letzten Jahre hatte er sich auf seinen großes Ziel vorbereitet. Einmal den Mount Everest besteigen. Auf dem Dach der Welt die Welt ganz neu sehen. Den Himmel ganz neu sehen. Vor wenigen Tagen hatte er sich dann auf dem Weg gemacht. Seine Freunde hielten ihn für wahnsinnig. So viele Menschen starben doch bei dem Versuch diesen Berg zu bezwingen. Doch nicht der Berg sollte den Tod von Klaus besiegeln. Nein, sein Tod kam schon am Fuß des Berges. Auf einmal kippte er um. Hirnaneurysma. So stellten es später die Ärzte fest. Eine Neurochirurgie die ihn hätte retten können, war zu weit weg. Und so kam Klaus zurück nach Deutschland. Im Bauch eines Flugzeugs in einem Sarg.
Als der Sarg ins Grab gesenkt wurde und die feuchte Erde mit dumpfen, schweren Klang auf das Holz des Sarges schlug, begleitet mit den Worten des Pfarrers, da war der Schmerz für sie alle kaum noch auszuhalten. Jung und Alt, Mann und Frau alle schluchzten, dass dieser 35 Jahre junge Mann nun zu Gott muss.
Als der Pfarrer sich zu Ihnen umdrehte und Ihnen den Segen zusprach, da geschah es. Für einen Moment rissen die Wolken auseinander und die Sonne schien auf sie nieder. Und auf einmal war es, als gäbe es einen neuen Himmel und eine neue Erde.
Einen neuen Himmel, wo der gute Freund, der viel zu jung, viel zu sinnlos von ihnen gegangen ist nun aufgehoben ist. Eine neue Erde wo die Freunde nun mit den Erinnerungen zurück bleiben würden. Aber ohne den geliebten Freund an der Seite. Eine schmerzhafte neue Welt.
Maria am Grab
Maria am Grab
Besonders schmerzhaft für Maria. Sie war die verlobte von Klaus. 33 Jahre jung. Gerade hatten die beiden schon alles geplant. Im Nächsten Jahr sollte geheiratet werden. Eine ganz neue abenteuerliche Welt sollte vor ihnen liegen. Mit vielen gemeinsamen Abenteuern. Auf den Dächern der Welt immer wieder neue Himmel entdecken.
Doch nun wird das Brautkleid vom Schneider nicht mehr vollendet. Nun wird das schwarze Kleid getragen. Mit viel Liebe hatte sie ihn mit dem Bestatter angekleidet. Sein Lieblingshemd und die Wanderhose, welche er so gerne getragen hat. Liebevoll hatte sie ihm nochmal auf die Stirn geküsst. Den Mann, mit dem sie eine ganz neue Welt und einen ganz neuen Himmel erleben wollte. Ihn mit dem sie alt, grau und faltig werden wollte. Ihn mit dem sie gemeinsam Kinder groß ziehen wollte und mit dem sie die Enkelkinder verziehen wollte. Wie oft hatten sie abends auf der Couch diese Träume gesponnen.
Wie oft hatten sie abends auf der Couch diese Träume gesponnen.
Doch nun lag er vor ihr. Dort in dem Loch. Als sie auf den Sarg niederschaute, zerriss es ihr förmlich das Herz. Mit zitternden Händen griff sie nach der Schaufel nahm die Erde, warf sie in das Loch und flüsterte mit jedem Erdwurf ein kleines “Ich liebe dich” ihrem geliebten Klaus zu. In der Hoffnung, dass er sie hören würde. Sie hoffte, dass er es bei Gott hören würde. Und dann wurde alles um sie herum dumpf. Sie merkte nur, wie Martin ihr bester Freund sie in den Arm nahm und langsam vom Grab weg begleitete.
Das neue alte Zuhause
Das neue alte Zuhause
Als Martin sie zuhause absetzte, fragte er sie, ob er noch etwas bei ihr bleiben sollte. Aber Maria wollte das nicht. Den Schmerz musste sie alleine durchstehen. Und so ging sie rauf. Ging hinein in die gemeinsame Wohnung, die jetzt ihre alleinige war. Altvertraut und doch ganz neu. Sie öffnete die Tür und sofort schossen ihr die Tränen in die Augen. Denn am Schlüsselbrett hing sein Schlüssel. Seine Schuhe standen auf dem Schuhregal. Die Schuhe, die er immer auf der Arbeit trug. Die mit dem feinen blauen Leder. Die nach den Tagen immer nach seinen Schweißfüßen rochen. Wie oft hatte sie sich darüber aufgeregt und wie sehr fehlte ihr jetzt dieser Geruch. Und wie automatisch rief sie als sie eintrat: “Schatz, ich bin da. Was soll ich uns machen?” Und dann schluckte sie. Denn als keine Antwort kam, spürte sie, dass das eine ganz neue Welt in die sie jetzt nach so vielen gemeinsamen Jahren eintrat. Denn Klaus würde nicht mehr antworten. Er war jetzt in einem anderen Himmel und auf einer anderen Welt. Getrennt von ihr, aber ihr immer im Herzen nah. Denn dort würde sie ihn nie vergessen.
So ging sie ins Schlafzimmer. Setzte sich auf seine Hälfte des Bettes. Nahm sein Kissen und roch daran. Es roch noch immer nach ihm. Und sie schrie. Sie schrie ins Kissen rein. Sie schrie ihre ganze Wut in das Kissen hinein. Als sie damit fertig war, war sie erschöpft und es ging ihr besser. Endlich kam es etwas raus. Das was sich die letzten Tage nicht die Bahn brechen konnte. All das was in ihr tobte. Die Wut. Die Trauer. Der Schmerz. Dieser unbändbare Schmerz, dass ihr Mausebär nicht mehr da war.
Nachdem sie gefühlt endlos lange geweint hatte, wischte sie sich die Tränen ab und sah dann in der Ecke den Rucksack von Klaus. Der Rucksack, der ihn rauf auf den Mount Everest begleiten sollte. Sie musste lächeln. Wie oft hatte er in den Gesprächen vor der Reise gesagt, dass wenn er oben auf dem Gipfel steht. So nah an Gott ist, dass er mit ihm einen Kaffee trinken könnte. Wie recht doch dieser Dummkopf hatte. Nun konnte er wirklich mit Gott einen Kaffee trinken.
So nahm Maria und fing an den Rucksack auszupacken. Es tat weh, aber auch irgendwie gut. Sie nahm die ordentlich verpackte Kleidung raus und legte sie Tränenüberströmt in den gemeinsamen Kleiderschrank. Als sie damit fertig war, Holte sie aus dem oberen Fach des Rucksacks seine Bibel raus. Die musste mit, das war ihm wichtig. Ohne ihr fühlte er sich nicht ausgerüstet. Wie oft hatte er ihr doch gesagt, dass ohne Gott er nichts schaffen würde.
Sie streichelte über den Einband. Machte sie auf. Blätterte durch und auf einmal fand sie zwischen den Seiten einen Brief. Sie legte die Bibel aufgeschlagen bei Seite und sie öffnete den Brief.
Klaus Brief und Gottes Brief
Klaus Brief und Gottes Brief
Klaus Brief war datiert auf seinem Todestag. Er musste ihn noch am selben Morgen geschrieben haben. Als sie ihn las, liefen ihr wieder die Tränen über die Wangen. Denn er war an Sie gerichtet:
“Mein lieber Schatz,
Ich liebe dich. Bei jedem Schritt den ich diesen Berg besteige, werde ich an dich denken. Ich werde dich im Herzen mit rauf nehmen. Rauf auf das Dach der Welt. Mit dir im Herzen werde ich Gott auf dem höchsten Berg um einen Kaffee bitten.
Ohne dein Vertrauen, ohne deine Motivation würde ich jetzt nicht hier stehen. Die harte Vorbereitung hätte ich ohne dich nicht geschafft. Ich weiß, wie viel Angst du um mich hast. Ich verspreche dir, wenn ich diesen Berg bestiegen habe, werde ich keine gefährlichen Berge mehr besteigen. Ich will ganz für dich. Ganz für unsere Kinder da sein. Ich möchte mit dir einen ganz neuen Himmel und eine ganz neue Welt betreten. Die Welt des gemeinsamen Ehelebens. Mit vielen kleinen Kindern die deine Intelligenz und meinen Dickkopf haben. Ich freue mich darauf mit dir, das wohl größte Abenteuer meines Lebens zu begehen. Das Abenteuer als Ehepaar alt und glücklich zu werden durch alle Höhen und Tiefen.
Bis bald mein Schatz. Mir geht es gut. Gott begleitet mich bei diesem großen Abenteuer. Ich werde dich immer im Herzen haben.
In Liebe
Dein Klaus”
Als Maria die Zeilen gelesen hatte schluchzte sie und Tränen begannen das Papier zu benetzen. Das Papier, dass so wenige Momente vor seinem Tod noch durch seine Hände gegangen ist. Der Brief, den er, bevor er sich auf den Weg rauf aufs Dach der Welt machte noch zu ihr senden wollte.
Um den Brief nicht noch mehr zu benetzen legte sie ihn beiseite und griff wieder nach seiner Bibel und las die Seite, die aufgeschlagen war. Die Seite, wo der letzte liebesgruß ihres Klaus zwischen gelegen hat.
17 Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird. 18 Freuet euch und seid fröhlich immerdar über das, was ich schaffe. Denn siehe, ich erschaffe Jerusalem zur Wonne und sein Volk zur Freude, 19 und ich will fröhlich sein über Jerusalem und mich freuen über mein Volk.
Man soll in ihm nicht mehr hören die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens. 20 Es sollen keine Kinder mehr da sein, die nur einige Tage leben, oder Alte, die ihre Jahre nicht erfüllen, sondern als Knabe gilt, wer hundert Jahre alt stirbt, und wer die hundert Jahre nicht erreicht, gilt als verflucht. 21 Sie werden Häuser bauen und bewohnen, sie werden Weinberge pflanzen und ihre Früchte essen. 22 Sie sollen nicht bauen, was ein anderer bewohne, und nicht pflanzen, was ein anderer esse. Denn die Tage meines Volks werden sein wie die Tage eines Baumes, und ihrer Hände Werk werden meine Auserwählten genießen. 23 Sie sollen nicht umsonst arbeiten und keine Kinder für einen frühen Tod zeugen; denn sie sind das Geschlecht der Gesegneten des Herrn, und ihre Nachkommen sind bei ihnen. 24 Und es soll geschehen: Ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören. 25 Wolf und Lamm sollen beieinander weiden; der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind, aber die Schlange muss Erde fressen. Man wird weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge, spricht der Herr.
Jes
Marias Traum
Marias Traum
Und dann legte sich Maria in Klaus Decke und auf Klaus Kissen. Ihn noch einmal ganz nah bei sich haben. Eingehüllt in seinem Duft. Den Duft, den sie so viele Jahre Tag für Tag neben sich hat riechen dürfen. Der Duft, von dem sie immer liebestrunken war, weil er zu ihrem wundervollen Mann gehörte. Und Maria weinte sich in den Schlaf und fing an zu träumen.
Sie träumte davon, wie sie ihren geliebten Klaus in einem neuen Jerusalem antrifft. diese Stadt, wo sie schon so oft Urlaub gemacht haben. Diese Stadt, die nun ganz anders war. Sie träumte davon, wie er sie in seine starken Arme nimmt. Und ihr liebevoll die Stirn küsst. Wie sie ihn anschaut ihn küsst und sagt: Du hast mir so sehr gefehlt. Sie träumt davon, wie er sie anlächelt und ihr sagt: Dass sie nie ohne ihn sein wird und dass sie hier ewig sein können und werden. Das All der Schmerz und all das Leid überwunden wird, da Gott alles richtet. Sie träumt tausende schöne Momente mit ihrem Klaus. Der Traum gibt ihr Hoffnung. Die Hoffnung, dass nicht alles zu Ende ist, sondern dass sich alles nur verändert hat und wieder ändern wird. Sie träumt den Traum der Hoffnung, dass aus Leid Freude entstehen kann und dass Gottes Allmacht die Tränen abwischt, weil er das A und das O. Der Anfang und das Ende ist.
Und Maria wacht am nächsten Morgen auf. Und der Schmerz, der Schmerz über den Verlust ihres Klaus ist noch da. Denn der wird nicht durch einen Traum von Gott einfach so weggewischt. Aber der Traum gibt ihr Hoffnung, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern dass nach dem Tod das Ewige, das Wahre und das Gute auf sie wartet.