Erwartungen - Predigt zum 1.Advent Mt. 21,1-11
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Erwartungen
Erwartungen
Predigt - Erster Advent 2018
Erwartungen
1. Advent - Warten auf den Sohn Davids
Liebe Gemeinde!
Heute beginnt die Adventszeit. Die erste Kerze brennt an unserem Kranz. Am Adventskalender wurde heute Morgen das erste Türchen geöffnet. Noch 22 Tage müssen wir warten. Dann ist Weihnachten.
Die Zeit des Advents, die heute beginnt, ist eine Zeit froher Erwartung. Große Hoffnungen sind mit der Geburt Jesu verbunden.
Lange hatten die Menschen darauf gewartet, dass Gott den Erlöser, seinen Friedenskönig, senden würde. Schon die Propheten des Alten Testaments warten sehnsüchtig auf den Gesandten Gottes, den Messias, der alles zum Guten wenden wird.
Mit der Geburt Jesu hat sich für uns Christen diese Hoffnung erfüllt.
In hören wir, wie die Jesus nach Jerusalem kommt und begeistert von den Menschen als Erlöser gefeiert wird, auf den sie seit Jahrhunderten gewartet haben.
Wir lesen .
1 Als sie nun in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage an den Ölberg, sandte Jesus zwei Jünger voraus
2 und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt. Und sogleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und führt sie zu mir!
3 Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer. Sogleich wird er sie euch überlassen.
4 Das geschah aber, auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht ():
5 »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers.«
6 Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte,
7 und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf.
8 Aber eine sehr große Menge breitete ihre Kleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg.
9 Das Volk aber, das ihm voranging und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!
10 Und als er in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und sprach: Wer ist der?
11 Das Volk aber sprach: Das ist der Prophet Jesus aus Nazareth in Galiläa.
2. Ein bescheidener König auf einem Eselchen
Siehe, dein König kommt... Was haben wir da für Bilder vor Augen: Krönungsfeierlichkeiten mit Gästen aus aller Herren Länder. Prunkvolle Feste in riesigen Palästen. Prinzenhochzeit, gekrönte Häupter, Staatmänner, alles, was Rang und Namen hat, macht seine Aufwartung. Fahrt durch die Königsstadt in goldener Kutsche, 6 weiße Pferde vorgespannt...
Denken Sie nur an die letzte Hochzeit mit Prinz Harry und seiner Meghan. Die hat ja nur 36 Millionen Euro gekostet.
Siehe, dein König kommt... Hier sehen wir andere Bilder. Jesus reitet auf einem Esel. Es beginnt hier der schwerste Weg Jesu in seinem Leben. Auch wenn es noch nicht so aussieht Es beginnt der Weg zum Kreuz – nur noch wenige Tage sind es bis er auf Golgatha stirbt.
Zwölf Jünger zu Fuß - das ist die ganze Begleitung. Aber ist er nicht der König der Könige, der Herr aller Herren?
Wenn die Könige der Welt sechsspännig fahren, wie müsste denn da erst Jesus in seine Stadt einziehen?
Wenn die Herren dieser Erde in Kutschen von Gold gefahren werden, wie sollte da erst die Ankunft Jesu aussehen?
Siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig und reitet auf einem Esel. - Ein seltsamer König. Er wird nicht von Soldaten begleitet. Er ist ohne Hofstaat. Kein Palast wartet auf ihn.
Unzählige Menschen sind in Jerusalem zusammengelaufen, um den Mann zu begrüßen, auf den sie schon so lange gewartet haben: Den Messias, den Gesandten Gottes, den Retter, an den sie große Erwartungen haben: Frieden soll er ihnen bringen. Befreiung. Eine Zeit des Heils.
Die Menschen rufen: „Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn!“ Die Leute sind außer sich vor Freude. Endlich ist er da, ihr langersehnter Retter.
Sie haben ihre Jacken und Kleider auf die Straße gelegt und Palmzweige von den Bäumen gerissen. Sie feiern ihn wie einen König. „Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel!“
Genauso hatte der Prophet Sacharja den Einzug des Messias vorhergesagt: „Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“ ()
Jesus reitet auf einer Eselin in die Stadt. Neben ihr trabt das Fohlen. Damit es bequemer ist, haben die Jünger Kleider auf den Rücken der Eselin gelegt. Sie dienen Jesus nun als Sattel.
Der Erlöser der Welt auf einer Eselin. Ein eigentümliches Bild.
Warum kommt er nicht hoch zu Ross in die Stadt Jerusalem?
Warum sitzt er nicht wie ein König auf einem stolzen Rappen, wenn ihm die Menschen zujubeln?
Doch Jesus sitzt auf keinem hohen Ross. Ganz bewusst reitet er auf einem Eselchen in die Stadt Jerusalem hinein. Damit unterstreicht er, dass er gerade für die Armen und Bedürftigen in die Welt gekommen ist.
Mit diesem Geschehen wird der in Jerusalem einziehende Jesus zu einem Bild vom gnädigen Gott. Jesus zeigt sich gerade den Sündern gegenüber als gnädiger König. Er kommt nicht mit schrecklicher Pracht und Gewalt, sondern sitzt auf einem Esel, der kein Streittier ist, sondern bereit zu Belastung und Arbeit, um den Menschen zu helfen.
Hier erhält sogar das Lasttier eine hintergründige Bedeutung, die nicht irreleitet. Das Bild vom gnädigen Gott kann aber nur im Glauben erfasst werden, der unter der Armut den Reichtum, unter der Schmach die Ehre, unter dem Tod das Leben zu erkennen vermag.
Ein weiterer wichtiger Gedanke ist der Friede, den dieser die Gewalt missachtende König bringt. Jesus, der messianische König, ist anders, ganz anders, als wir ihn uns vorgestellt, erhofft und erwartet haben. - Wird's beim Hosianna, beim Jubel bleiben?
Jesus reitet wie die einfachen Leute vom Land auf einem Esel in die Stadt um zu demonstrieren: Ich bin kein irdischer König mit Prunk und Macht. Ich lasse mich nicht von einem Hofstaat bedienen, sondern bin bereit anderen zu dienen. Ich lebe nicht in einem Palast, sondern mitten unter den Menschen. Mein Weg wird mich nicht auf einen goldbesetzten Thron führen, sondern ans Kreuz.
3. Ein sanftmütiges Tier und ein sanftmütiger König
Jesus reitet auf einem Esel in Jerusalem, in die Stadt Gottes hinein.
Esel sind sanftmütige Tiere.
Esel sind genügsam. Sie brauchen nicht viel. Noch heute sind sie in ärmeren Ländern die Lasttiere der einfachen Menschen.
Dass sie dumm seien, stimmt ganz und gar nicht.
Im Gegenteil, sie sind kluge Tiere und haben Weitblick. Schon in der Bibel wird davon berichtet.
Im Alten Testament wird von einem Esel erzählt, der seinen Herrn, Bileam, davon abhält, einen falschen Weg einzuschlagen.
Esel sind einfühlsame Tiere.
Man setzt sie sogar zu Therapiezwecken ein.
Eine Therapeutin ist einmal auf die Idee gekommen Esel, die sie daheim hatte, als Therapietiere einzusetzen. Mit phänomenalem Erfolg. Die Patienten gehen mit den Tieren spazieren und spüren die Freundlichkeit und Sanftmut, die von ihrem Charakter ausgeht. Diese Erfahrung wirkt ganz tief in die Seele hinein. Das hilft den kranken Menschen, ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden.
Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers, heißt es in der Prophezeiung des Propheten Sacharja.
Die Eselin als sanftmütigem Reittier unterstreicht die Menschenfreundlichkeit und Güte, die von Jesus ausgeht.
Jesus ist kein König, der sein Reich mit Gewalt aufrichtet.
Er setzt sich nicht mit Gewalt durch, er liebt die leisen Töne, ist sanftmütig und freundlich.
Keine Soldaten in glänzender Rüstung begleiten ihn, sondern seine Jünger - einfache Männer aus dem Volk.
Seine Insignien der Macht sind nicht Zepter noch Schwert. Seine Macht erweist sich darin, dass er sein Kreuz auf sich nimmt.
Wie singen wir in einem Adventslied: „Kein Zepter, keine Krone sucht er auf dieser Welt; im hohen Himmelsthrone ist ihm sein Reich bestellt. Er will hier seine Macht und Majestät verhüllen, bis er des Vaters Willen im Leiden hat vollbracht."
Jesus, der Erlöser der Welt, kommt zu uns in Bescheidenheit und Sanftmut.
Nicht mit Gewalt. Nicht mit lautem Paukenschlag gründet er sein Friedensreich.
Sein Reich ist nicht von dieser Welt. Es kommt mit leisen Tönen. Es wächst im Verborgenen. Manchmal übersieht man es fast.
Jesus sagt: Selig sind die Sanftmütigen!
Das Reich Gottes wächst im Verborgenen, wenn wir wie ein Esel Sanftmut walten lassen.
Jesus sagt: Selig sind, die da geistlich arm sind!
Das Reich Gottes ist im Werden, wenn wir uns nichts auf uns selbst einbilden, sondern bescheiden sind wie ein Esel.
Jesus sagt: Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen!
Das Reich Gottes hat eine Chance, wenn wir wie ein Esel treu zu unserem Herrn stehen.
Jesus sagt. Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich
Das Reich Gottes ist im Kommen, wenn wir so stur wie ein Esel sind, wenn es darum geht sich für Menschenrechte und Menschenwürde einzusetzen.
Ich schließe mit einem Eselsgebet des lateinamerikanischen Bischofs Dom Helder Camara:
Lass mich dein Esel sein Christus.
Lass mich einer sein, der dich zu den Menschen trägt.
Herr Jesus Christus, du bist zu uns auf die Erde gekommen- auf einem Esel.
Du willst nicht über die Menschen herrschen, sondern hat uns allen gedient.
Du bist unser Sündenbock und Lastesel geworden;
du hast alles auf dich genommen am Kreuz.
Nun sind wir entlastet. Dafür danken wir dir.
Aber nun wollen wir Lasten tragen von Menschen, die belastet sind.
Wir wollen ganz in deiner Nähe sein.
Lass uns deine Lastesel sein, Christus, auf denen Du zu den Menschen kommst. Amen.
Und der Friede Gottes welcher höher ist als Alle Vernunft. Er bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus unseren Herrn.
Amen.