Jahreslosung 2019 - Psalm 34,15

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Jesus Christus, unser Friede

Notes
Transcript
Beginn mit Gebet

Einleitung

Liebe Geschwister,
Weihnachten liegt hinter uns, Silvester und Neujahr vor der Tür. Ein Grund für viele, Inne zu halten und persönlich Bilanz über das eigene Leben zu ziehen.
Auch Firmen ziehen Bilanzen, natürlich hauptsächlich aus dem Aspekt der Gewinnmaximierung. Die Medien ziehen Bilanz und zeigen Jahresrückblick um Jahresblick in Zeitungen, Radio und Fernsehen. Selbst vergleichsweise neue Medien wie Facebook und viele Internetseiten bringen Jahresrückblicke. Auch in der Politik wird zurück geschaut und analysiert.
Schnell ist auch die Rede von guten Vorsätzen, Dingen, die im neuen Jahr anders, besser, laufen sollen. Auch vor uns Christen macht dieser Trend nicht halt, und so hat sich die Jahreslosung fest etabliert. Ein festes Gremium der “Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen” sucht jedes Jahr eine neue Losung für das nächste Jahr aus.

suche Frieden und jage ihm nach!

Dieser Text wurde für 2019 ausgewählt, und fordert uns als Christen heraus, aktiv Frieden zu suchen.
Etwas, was zu suchen ist, ist nicht offensichtlich in Reichweite, und Nachjagen impliziert Anstrengung, Aktivität. Und wirklich, der Rückblick auf 2018 macht deutlich dass Frieden uns nicht einfach zufliegt. Für viele Familien ist Weihnachten überladen mit der Sehnsucht nach friedvollem Zusammensein, und gleichzeitig eine Zeit der größten Dramen. Die Flüchtlingskrise brachte Unruhe, Deutschland scheint gespalten. Und International? Die Zahlen liegen noch nicht vor, aber Fakt ist dass auch 2018 ein Jahr voller kriegerischer und bewaffneter Auseinandersetzungen war. Vieles spielt sich in Afrika und Asien ab, einiges jedoch sehr nahe an unserer Haustür. Das Heidelberger Institut für Internationale Kriegsforschung listet über 23 Kriege und 285 bewaffnete Auseinandersetzungen für 2017 auf, von denen die meisten auch 2018 bestanden.
Die Welt sehnt sich nach Frieden. Sie sucht einen Friedensstifter, und auch wenn sie keinen Begriff dafür haben: Die Menschheit spürt überall ihre Gefallenheit. Nichts braucht die Welt so sehr wie echten Frieden.
Wir sehen also, die Jahreslosung hat ihre Berechtigung. Doch bevor wir uns mit den Implikationen der Losung beschäftigen wollen, schauen wir uns zunächst den Psalm und seinen Kontext etwas genauer an.

Hintergründe zum Psalm

Der Psalm 34 wurde vom bekannten israelitischen König David geschrieben. David selbst erlebte viel Verfolgung und persönliche und kriegerische Konflikte. Psalm 34 ist ein Lob- oder Dankespsalm aus Davids Anfangszeit. Er formuliert ihn, nachdem er aus einer brenzligen Situation entkommen ist (Nachzulesen in 1Sam 21, 14-16).
Für die Struktur des Psalms verwendet er einen kunstvollen alphabetischen Aufbau, wie er typisch für antike und hebräische Weisheitsliteratur ist. Jeder Vers fängt mit dem nächsten Buchstaben des hebräischen Alphabets an und ergibt so ein Bild von Vollkommenheit. Der Psalm soll damit “alles” - das ganze Leben - abdecken. Nach einem Teil des Lobes Gottes (V.1-11) folgt ein Teil der Lehre (V.14-23), der eingeleitet wird, wie man dies von biblischer Weisheitsliteratur auch kennt (V.12,13).
Es ist ein Psalm, der in der Kirchengeschichte großen Anklang gefunden hat. Der Apostel Petrus etwa zitiert Vers 9 “Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist.” Ein Vers, der bis heute in vielen Kirchen vieler Denominationen zum Einleiten des Abendmahls Verwendung findet. David zeichnet ein Bild von einem Gott, der es gut mit uns meint. Der für uns ist, und nicht gegen uns. Gedanken, die Paulus im Römerbrief ebenfalls aufgreifen und auf Christus auslegen wird.
Bereits der erste Vers könnte einigen hier bekannt sein als der Kanon “Ich will loben den Herrn allezeit, sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein”. Er wurde zumindest in meiner Heimatgemeinde in Worms sehr gern gesungen.
Auch andere Teile des Psalms fanden und finden großen Anklang. Unser Jahreslosung etwa wird von Paulus (Röm 14, 1Tim 2,22), Petrus (1Petr 3,10-12) und im Hebräerbrief (Hebr 12,14) direkt zitiert. Anspielungen und teilweise Zitate des Verses findet man an mindestens 54 weiteren Stellen des Neuen Testamentes.
Und die Botschaft ist klar: Christen sollen Friedensstifter sein. Sie tragen den Frieden Gottes in sich, und können und sollen diesen Frieden in die Welt tragen.
Frieden. Das große Konzept das hinter dem vielen bekannten Wort “Shalom” steckt, reicht tiefer als nur die Abwesenheit von Krieg. Shalom ist vielmehr etwas umfassenderes. Es bedeutet Wohlergehen im familiären Umfeld, Frieden und Liebe, Zuwendung in den Beziehungen, Raum sich zu entfalten, auch im beruflichen Leben.
Tobias Faix listet 4 Beziehungsebenen auf, die Shalom berührt:
Mensch - Gott / Mensch - sich selbst / Mensch - Mensch / Mensch - Schöpfung. ( http://tobiasfaix.de/2018/12/frieden-stiften-in-einer-welt-voller-konflikte-ueber-einen-unmoeglichen-und-unmissverstaendlichen-auftrag-gottes-meine-gedanken-zur-jahreslosung-2019-suche-frieden-und-jage-ihm-nach/?fbclid=IwAR0FykWi-yBprS93dI0pCYDswFIjgUxJcaID6rJJXIE9vRMTA0SLRaM4EAs )
Zu jedem dieser Bereiche wird jedem von uns etwas einfallen wo andere an uns schuldig wurden, aber auch, wo wir selbst schuldig an anderen schuldig geworden sind.
Hinter Shalom steckt außerdem das Konzept oder die Idee der “Ruhe Gottes”. Diese Ruhe ist jenen vorbehalten und versprochen, die Gottes Kinder sind. Immer wieder verheißt Gott seinem Volk Israel diese Ruhe - und auch im Neuen Testament kommt sie an einigen Stellen vor.
Auch König David sehnte sich nach dieser Ruhe, nach diesem Frieden. Als seine Königsherrschaft dann etabliert war, wollte er Gott einen Tempel bauen, um ihn dort anzubeten. Doch was lesen wir in 1Chr 22? Gott macht David klar, dass jemand der so viel Blut vergossen hat, unmöglich dieses Haus des Friedens und der Anbetung bauen darf. Aus diesem Grunde geht der Auftrag des Tempelbaus dann an Davids Sohn, Salomo, über.
Interessanter Weise taucht auch hier wieder der Friede auf, denn im Hebräischen ist die Wortverwandtschaft zwischen Shalom und Salomo unübersehbar. Salomo, das bedeutet in etwa “Der Friedfertige”, und er ging auch als König des Friedens in Israels Geschichte ein. Unter seiner Herrschaft dehnte sich das Reich weiter aus, Wohlstand und Reichtum wurden angehäuft, und damit kam auch militärische Stärke und Sicherheit. Echten Frieden jedoch, wahren Shalom, hat auch er nicht gebracht. Gegen Ende seiner Herrschaft nahm es ein bitteres Ende und es gipfelte mit dem Zerbruch Israels und der Gefangenschaft.
Frieden ist etwas zerbrechliches.

Was hat das mit uns zu tun?

Was hat das alles mit uns zu tun?
Wir, genau wie das Volk Israel damals, sehnen uns nach Frieden, sowohl im eigenen Herzen als auch im Blick auf die Welt. Doch genau wie damals ist auch uns dieses Konzept eine Nummer zu groß. Davids Aufforderung “suche Frieden und jage ihm nach” verhallt kläglich ob unserer Unfähigkeit, Frieden zu finden, und wenn wir meinen ihn gefunden zu haben, diesen festzuhalten.
Diesen Fakt kennt auch Gott. Deshalb ließ er den Propheten Jesaja eine Ankündigung machen, die wir aus der Weihnachtszeit nur zu gut kennen:
“Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit.” - Jesaja 9
700 Jahre vor Jesu Geburt redet Gott durch den Propheten von einem mit dem Namen “Friedefürst” und kündigt an, dass mit diesem “des Friedens kein Ende” mehr sein würde. Das klingt nach mehr als Salomo war, dessen Frieden letzten Endes auch wieder an menschlichem Versagen zerbrach. Es hat etwas göttliches, denn der Titel “Friedefürst” wird mit weiteren Titeln wie “ewiger Vater” gepaart. Bereits Friedefürst ist ein Titel der Gott gegeben wird, aber “ewig-Vater” kann sich nur auf ihn beziehen.
Die Engel kündigen Jesus in Lukas 2 mit Worten an, die zu schön klingen um wahr zu sein: “Euch ist der Retter gebohren, welcher ist Christus”. Der Retter, der uns Frieden mit Gott und Frieden untereinander schenken wird. Gott selbst stellt sich dazu, er lässt durch den Engelchor verheißen:

Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

In der Zeit vor Jesu Ankunft fühlten sich viele Juden von Gott verlassen. Eine Stimmung lag im Volk: Hat Gott uns vergessen? Wann wird er sich wieder offenbaren? Wann wird er sich uns annehmen? Wann können wir in Freiheit leben?
Die Sehnsucht nach Versöhnung mit Gott, nach Frieden im Land und nach Freiheit war riesig. Viele Aufwiegler stifteten immer wieder Aufstände gegen Rom an. Wenn Gott keine Freiheit schenkt, müssen wir sie uns selbst erkämpfen. Doch Rom schlug jeden dieser Aufstände nieder.
In einer solchen Situation schlägt die Botschaft der Engel ein und verändert die Welt.
Tatsächlich kann eine persönliche Begegnung mit Jesus, mit diesem Friedefürst, unser Leben grundlegend verändern. Menschen berichten von unbändiger Freude trotz leidvoller Erfahrungen. Von Ruhe und Frieden, obwohl es doch in ihrem Leben drunter und drüber geht.
Eine Freundin von mir etwa erkrankte an Multipler Sklerose. Allerdings in so einer heftigen Form, dass die Ärzte nichts mehr tun konnten. Ich besuchte sie damals am Krankenbett, von dem wir nicht wussten ob es etwa ihr Sterbebett sein würde. Was soll man einem Menschen sagen? Der Jesus so vertraut, und dennoch so leiden muss? Ich kann Euch sagen, ich fuhr hin um ihren Glauben zu stärken, aber sie hat meinen Glauben gestärkt. Von ihr strahlte Frieden aus, Zufriedenheit, Lob Gottes.
Ein weiteres, für mich sehr eindrückliches Beispiel ist Horatio Spafford. Spafford lebte von 1828 bis 1888 und verlor durch eine Schiffshavarie auf dem Atlantik seine vier Töchter. Nach der Überfahrt sandte seine Frau ihm aus England ein Telegram mit dem Inhalt “Saved alone - Alleine gerettet”. Spafford segelte daraufhin zu ihr nach England, wo ihn an der vermuteten Unglücksstelle die Gefühle übermannten. Er hatte fast seine gesamte Familie verloren.
Seiner später gebohrenen Tochter Bertha zufolge, schrieb Spafford auf dieser Überfahrt seinen berühmten Hymnus “Mir ist wohl” - etwas unglücklich aus dem Englischen übersetzt von “It is well with my soul”, was so viel bedeutet wie “Es ist in Ordnung für meine Seele”.
“Wenn Friede mit Gott meine Seele durchdringt, ob Stürme auch drohen von fern...” - Horatio Spafford.
"Wenn Friede mit Gott meine Seele durchdringt, ob Stürme auch drohen von fern, mein Herze im Glauben doch allezeit singt: „Mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn".
Eine solche Reaktion auf tragischen Verlust - noch heute bin ich den Tränen nahe wenn ich nur versuche mir die Tragweite vorzustellen.
Frieden wie ihn meine vorhin erwähnte Freundin hatte, Frieden wie ihn Spafford erlebt hat, Frieden wie ihn Christen seit 2 Jahrtausenden erleben im Angesicht von persönlicher Not oder gar Verfolgung, ist möglich. Egal welches Deine persönlichen Umstände sind, egal was im Land und in der Welt vor sich geht: Christus ist unser Friede. Das möchte ich Dir heute morgen zurufen.
Jesus selbst hat uns gesagt: “Was ich euch zurücklasse, ist Frieden: Ich gebe euch meinen Frieden – einen Frieden, wie ihn die Welt nicht geben kann” (Joh 14,27 nach der NGÜ).
Doch wie ist das möglich das dieser Friede auch in unsere Herzen kommt?
Weihnachten alleine reicht nicht. Jesus kam nicht nur als Kind in die Krippe, sondern wir müssen den Bogen bis Ostern spannen: Er stirbt am Kreuz für unsere Schuld, und er überwindet den Tod in seiner Auferstehung.
So wie der Prophet Jesaja ihn “Friedefürst” nennt, so hat er auch eine Antwort auf die weiteren Fragen, und in Jesaja 53 lesen wir:

Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. 5 Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.

Frieden mit Gott. Frieden im Herzen. Und diesen Frieden können wir dann auch in die Welt tragen.
Wer Jesus vertraut, wer seine Hoffnung auf ihn setzt, in dessen Herzen wird er Wohnung nehmen. In dessen Herzen wird neues Leben aufbrechen wo vielleicht schon lange Wüste herrscht. Dieses Versprechen gilt heute allen die es hören und sich danach sehnen.

Zusammenfassung

Ich möchte das Gehörte kurz zusammen fassen:
König David fordert uns auf, Frieden zu suchen, aktiv nachzujagen. Das erfordert Kraft, und Aufwand, und Energie. Wir sind uns des Wertes bewusst geworden den Frieden für uns hat. Wir sind uns aber auch unseres eigenen Unvermögens bewusst geworden, Frieden zu finden, ihn festzuhalten.
Und wir führten uns vor Augen dass wahrer Frieden von Gott kommen muss. Dass Gott uns in Jesus Christus seinen Frieden schenken will - Vertikal, d.h. nach oben zu Gott, und Horizontal, d.h. zwischen uns Menschen und der Schöpfung.
Aus diesem Grund möchte ich die Jahreslosung folgender Maßen umformulieren:
Suche Christus und jage ihm nach!
Denn nur in Jesus Christus werden wir den Frieden finden, nach dem sich unsere Seele so sehr sehnt. Nur in ihm werden wir die Ruhe, den Shalom, finden, den Gott von Anfang verheißen hat.
Ich möchte mit einer Illustration des bekannten Baptisten C.H. Spurgen schließen:
“Ich sah Christus an, und die Taube des Friedens flog in mein Herz; Ich schaute auf die Taube des Friedens, und sie flog davon!” - G. Curtis Jones, 1000 illustrations for preaching and teaching (Nashville, TN: Broadman & Holman Publishers, 1986), 272.
Suche Christus und jage ihm nach!
Amen.
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