Abraham - dem Ruf Gottes folgen

Abraham  •  Sermon  •  Submitted
0 ratings
· 38 views
Notes
Transcript

Einleitung

Liebe Geschwister,
vielen Dank für die Gelegenheit, heute mit Euch zusammen Gottes Wort zu teilen.
Bevor wir einsteigen möchte ich Dir heute morgen eine Frage stellen: Stell Dir vor, Gott möchte dass Du etwas für ihn tust. Würdest Du?
Bevor wir all zu schnell eine Antwort geben, möchte ich dass wir kurz über diese Frage nachdenken. Ist das nicht vielleicht die Frage aller Fragen? Eine fundamentale Frage? Bin ich vorbereitet?
Wenn Gott heute morgen hier stünde und Dich bittet etwas zu tun, würdest Du es tun? Sind wir bereit dafür?
Dies ist die Frage mit der sich Abraham in unserem Text heute morgen herumzuschlagen hat. Wir lesen den Abschnitt:

27 Dies ist das Geschlecht Terachs: Terach zeugte Abram, Nahor und Haran; und Haran zeugte Lot. 28 Haran aber starb vor seinem Vater Terach in seinem Vaterland zu Ur in Chaldäa. 29 Da nahmen sich Abram und Nahor Frauen. Abrams Frau hieß Sarai und Nahors Frau Milka, Harans Tochter, der der Vater war der Milka und der Jiska. 30 Aber Sarai war unfruchtbar und hatte kein Kind.

31 Da nahm Terach seinen Sohn Abram und Lot, den Sohn seines Sohnes Haran, und seine Schwiegertochter Sarai, die Frau seines Sohnes Abram, und führte sie aus Ur in Chaldäa, um ins Land Kanaan zu ziehen. Und sie kamen nach Haran und wohnten dort. 32 Und Terach wurde zweihundertundfünf Jahre alt und starb in Haran.

Kapitel 12

Abrams Berufung und Zug nach Kanaan

1 Und der HERR sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. 2 Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. 3 Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.

4 Da zog Abram aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte, und Lot zog mit ihm. Abram aber war fünfundsiebzig Jahre alt, als er aus Haran zog. 5 So nahm Abram Sarai, seine Frau, und Lot, seines Bruders Sohn, mit aller ihrer Habe, die sie gewonnen hatten, und die Leute, die sie erworben hatten in Haran, und zogen aus, um ins Land Kanaan zu reisen. Und sie kamen in das Land, 6 und Abram durchzog das Land bis an die Stätte bei Sichem, bis zur Eiche More; es wohnten aber zu der Zeit die Kanaaniter im Lande.

7 Da erschien der HERR dem Abram und sprach: Deinen Nachkommen will ich dies Land geben. Und er baute dort einen Altar dem HERRN, der ihm erschienen war. 8 Danach brach er von dort auf ins Gebirge östlich der Stadt Bethel und schlug sein Zelt auf, sodass er Bethel im Westen und Ai im Osten hatte, und baute dort dem HERRN einen Altar und rief den Namen des HERRN an. 9 Danach zog Abram weiter ins Südland.

Hintergrund

Zunächst etwas Hintergrundinformationen, denn ich glaube es ist zentral zum Verstehen eines Bibeltextes, wenn wir seinen Hintergrund möglichst gut kennen.
Das 1. Buch Mose, und speziell die ersten Kapitel, sind unterteilt in sogenannte “Geschlechtsregister”. oder Ahnentafeln. Nachdem uns der Schreiber Schöpfungsgeschichte und Sündenfall präsentiert hat, geht es direkt los in Kapitel 5: “Dies ist das Buch von Adams Geschlecht.” Dann erfahren wir einen Stammbaum, und oft interessante Geschichten rund um die erste Person des jeweiligen Stammbaums. Oder im Beispiel von Noah erfahren wir viel über ihn, und dann kommt erst seine Ahnentafel. Und so ist dieser Teil des Alten Testaments unterteilt.
Unser Abschnitt beginnt mit den Worten “Dies ist das Geschlecht Terachs”. Wir lesen hier die 7. Ahnentafel und verlassen damit die sogenannte Urgeschichte der Menschheit, und wenden uns mit dieser Geschichte den Vätern Israels zu.
Interessant ist, dass dieser Abschnitt eigentlich über Terach gehen sollte, und trotzdem wechselt der Schreiber sehr schnell zu Abraham - Terachs Sohn. Das ist nicht nur unüblich, sondern wird auch als Stilmittel gesehen um ein Scheitern zu verdeutlichen.
Wir lesen über Terach dass er in Ur in Chaldäa lebte. Eine Stadt voller Götzendiener, einer Gegend, die wir auch als Mesopotamien kennen. Dort starb sogar sein Sohn Haran. Terachs Plan war es nach Kanaan zu gehen (11,31). Das war das Ziel. Und wir lesen in Vers 31 dass sie nach Haran kamen, und dort wohnten. Sie schlugen ihre Zelte nieder und blieben dort. Und Terach starb dort. Ziel verfehlt. Kanaan nicht erreicht.
Es ist aufschlussreich, dass der Schreiber des Buches die exakt gleichen Worte im Urtext verwendet, wie er sie für Menschen vom Turmbau zu Babel verwendet. Anstatt Gottes Ruf zu folgen - sich zu verteilen und die Welt zu bevölkern - zogen sie umher, fanden eine Ebene die ihnen gut erschien und sie blieben alle dort. Anstelle ihrem Auftrag nachzukommen, schlugen sie ihre Zelte auf und “wohnten” in der Ebene in Schinar (11,2). Sie waren Gott direkt ungehorsam, und damit war ihr Auftrag gescheitert.
Über Terach lesen wir nun nicht dass Gott ihn gerufen hätte oder dass er einen Auftrag hatte. Es ist möglich, aber das wird uns verschwiegen. Dennoch: Sein Ziel war Kanaan, jedoch erreichte er es nie, sondern blieb in Haran, wurde dort als und starb. Über die Gründe warum er in Haran blieb, können wir wieder nur spekulieren. Aber ist euch etwas aufgefallen? Der Ort, an dem er blieb, heißt exakt genauso wie sein verstorbener Sohn.
Es ist sehr gut möglich dass Terach so sehr an der Vergangenheit festhielt und ihn diese lähmte seinem eigentlich Ziel entgegen zu gehen. Und oft genug geht es uns genauso. Wir halten fest an Dingen die in der Vergangenheit liegen. Es spielt keine Rolle ob sie gut oder schlecht war, denn wir können die Vergangenheit nicht ändern oder zurückholen. Aber die Zukunft können wir aktiv gestalten.
Der Pastor unserer Gemeinde hatte vor kurzem das Beispiel einer Rolltreppe benutzt. Sie bringt Dich immer weiter nach vorn, egal ob Du nach vorne schaust, oder nach hinten. Du wirst am Ziel der Rolltreppe landen. Zeit geht in eine Richtung -> nach vorne. Der Unterschied ist folgender: Schaue ich nach hinten wird mich die Zukunft überraschen und unvorbereitet treffen. Schaue ich nach vorne kann ich mich vorbereiten und aktiv mitarbeiten und gestalten.
Ein Festhalten an der Vergangenheit kann genau dazu führen dass wir die Zukunft verpassen die Gott für uns hat. Egal ob es eine glorreiche Vergangenheit in der Gemeindearbeit ist, oder der Tod eines geliebten Menschen. Kein Vater und keine Mutter sollte ihr eigenes Kind zu Grabe tragen. Dennoch passiert manchmal genau das. Und es ist nur allzu menschlich und verständlich in Trauer und Verlust stecken zu bleiben. Terach sah nach hinten und sein Festhalten an der Vergangenheit führte dazu, dass er die Zukunft verpasste. Und damit auch den Segen den Gott noch für ihn hatte.

Abraham

Nun betritt Abraham die Bühne. Bis zu Terachs Tod war er einfach Sohn und lebte mit seiner Frau unter der Autorität seines Vaters. Er erhält von Gott den Ruf Haran zu verlassen und nach Kanaan zu gehen. Das Ziel das Gott ihm gibt, ist also das gleiche das schon sein Vater hatte.
Wir müssen beachten dass Abraham nun kein abenteuerlustiger junger Mann war der in die Welt hinausziehen und großes erleben wollte. Er war bereits 75 und damit kein typischer Auswanderer mehr. Seine Frau war unfruchtbar, und so hatte er auch keinen Erben dem er nach seinem Tod etwas hätte vermachen können.
Die Bibel berichtet uns in Kapitel 12 nicht von einer großen Debatte zwischen Abraham und Sarai, seiner Frau. Wir lesen dass Gott ihm verheißt: “Ich will Dich zu einem großen Volk machen und in Dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.” Wie soll das gehen mit 75 und einer unfruchtbaren Frau? Aber Abraham redet nicht lange, er diskutiert nicht. Wir lesen in Vers 4 einfach nur “Da zog Abram aus, wie der Herr zu ihm gesagt hatte, und Lot zog mit ihm”. Es ist sehr wahrscheinlich dass er Lot, den Sohn seines verstorbenen Bruders, adoptiert hatte, wie es zu der Zeit üblich gewesen ist.
Ein interessantes Faktum ist, dass Abraham nun beginnt das Land zu durchziehen, Gott erscheint ihn und bestätigt: Dies ist das Land das ich Deinen Nachkommen geben will. Aber wir lesen auch “es wohnten aber zu der Zeit die Kanaaniter im Lande”.
Die Kanaaniter waren berühmt-berüchtigt für ihre militärische Stärke, ihre grausame, kalte Kultur und für Götzenopferkulte, in welchen sie sogar ihre eigenen Kinder opferten.
Dieses Land durchzieht nun Abraham, schlägt hier und dort seine Zelte auf, schaut sich alles an, erbaut dem Herrn einen Altar um ihn anzubeten. Und immer wieder begegnet er zwangsläufig seinen neuen Nachbarn, denen das Land eigentlich noch gehört.
Wir müssen uns vor Augen halten dass Abraham nichts unter Kontrolle hatte. Als er loszog wusste er nicht wohin er genau gehen sollte. Erst als er ankam sagte Gott ihm “hier bist Du richtig”. Mit seiner Habe und seinen Leuten war er keine Konkurrenz für die Kanaaniter im Lande - und dennoch vertraut er Gott und betet ihm an. Irgendwie wird Gott es schon machen.

Die Bibel

Abrahams Geschichte, sein Vertrauen in Gottes Verheißungen und sein Handeln entsprechend Gottes Auftrag inspirierte über die Jahrhunderte und Jahrtausende immer wieder. Seine Antwort auf die Ungewissheit und Unsicherheit war Gehorsam.
Im Alten Testament wird Abraham immer wieder als leuchtendes Beispiel gebraucht, beispielsweise von den Propheten Michah und Jesaja. Jüdische Schriftgelehrte dichteten Legenden und Mythen rund um Abraham und in der Auslegung im Talmud bspw. spielt Abraham eine große Rolle.
Im Neuen Testament lesen wir von Jesus Christus, der die Erfüllung der Verheißung an Abraham ist. In IHM wurden wirklich “alle Geschlechter der Erde” gesegnet. Petrus wird diesen Fakt in seiner Predigt in der Apostelgeschichte verwenden, Paulus baut seine Argumentation rund um das Thema “Gerecht aus Glaube - nicht aus Werken” später auch auf die Geschichte von Abraham auf.
In unserem Lesungstext von vorhin, Hebräer 11, wird uns eine ganze Reihe an sogenannten Glaubenshelden präsentiert. Menschen, die Gottes Auftrag und Aufgaben angenommen haben und im Glauben losgezogen sind. Teilweise unter widrigen Umständen. In dieser sogenannten “Halle der Glaubenshelden” wird Abraham gleich zweimal erwähnt, und auch seine Frau, Sara, findet eine positive Erwähnung.
Und zwar trotz der Dinge die die beiden noch anstellen werden wenn wir im 1. Buch Mose weiter lesen.
Letztes Mal als ich hier war und über die Jahreslosung gepredigt habe, haben wir ja auch gesehen dass die verheißene Ruhe und Frieden nie komplett erreicht wurde, sondern erst in Jesus Christus ihr Ziel und ihre Erfüllung gefunden haben. Und ähnlich schließt auch der Schreiber des Hebräerbriefes seinen Abschnitt mit den Worten “Diese alle sind gestorben im Glauben und haben das Verheißene nicht erlangt”. Ja, Abraham hat das Land erreicht, und er durfte sehen das Gott seine Verheißungen erfüllt. Aber er durfte eben nicht alles sehen. Ein großes Volk wurden seine Nachkommen erst viel später, und ein sein Nachkomme, Jesus Christus, wurde noch viel später zu einem Segen für alle Völker.
Die Verheißung Gottes für Abraham war einseitig. Ja, Abraham musste losgehen, aber Gott ist es, der das ganze Risiko trägt. Er ist es, der die Erfüllung und das Gelingen schenken muss, sonst wird es scheitern.
Und er verspricht, ihn zu segnen, und befiehlt Abraham ein Segen zu sein.
Segen, was genau ist das eigentlich? Oft genug wenn wir von Segen sprechen, denken wir an einen netten Spruch, eine Grußkarte vielleicht. Aber wir denken nicht daran dass dieser Spruch etwas verändern könnte. Wir meinen, alleine durch unser Leben zu gehen und uns selbst der Herausforderung zu stellen.
Biblischer Segen jedoch ist Gottes freundliche und kraftvolle Zuwendung. Er wendet sich uns zu, und ist mit seiner Macht und Größe da, mitten dabei. Er ist aktiv, er hat die Kontrolle, er hat den Plan und weiß wo es lang geht.
In Jesus Christus geht Gott noch einen Schritt weiter und spricht nicht nur vom Segen und seiner Gegenwart, sondern Jesus Christus ist “Immanuel” - Gott mit uns. In der Theologie reden vom immanenten Gott, im Gegensatz zum transzendenten Gott, der fern und abwesend ist.
Gott ist da. Gott ist dabei. Gott geht mit.
Und Gottes Versprechen sind größer als unsere Möglichkeiten. Abrahams Möglichkeiten waren so begrenzt. Er konnte weder die Kanaaniter besiegen noch ein Volk werden. Es braucht Gottes Handeln um Gottes Versprechen auch umzusetzen.

Und wir

Zum Abschluss will ich noch kurz im Hebräerbrief weiterlesen: Der Schreiber malt uns vor Augen was unsere Reaktion auf die Geschichten der alten Glaubenshelden sein sollte:

1 Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, 2 und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens,

Auch wir haben eigene Kämpfe, eigene Abenteuer und Aufgaben vor uns. Auch wir stehen vor der Wahl wie wir auf Gottes Bitten, seine Befehle, und seine Verheißungen reagieren.
Im Glauben dass Gott souverän und vollmächtig ist, seine Verheißungen auch zu erfüllen? Im Wissen, dass er hier ist, und uns in Jesus Christus segnen will? In Gehorsam, obwohl wir noch nicht wissen wie es werden wird und ob das Vorhaben gelingen wird?
Abraham bekommt von Gott einen Auftrag und geht los. Er vertraut Gott. Dieses Vertrauen bedeutet nicht, dass es sich immer gut anfühlt. Es bedeutet nicht das er wusste was passieren würde. Er kannte nicht alle Pläne.
Aber Vertrauen kann Angst in Mut verwandeln. Mut, der uns handeln lässt.
Welchen Auftrag, welche Aufgabe hat Gott heute für Dich? Welche Herausforderungen und Abenteuer stehen für das Jahr 2019 an? Vielleicht hältst Du an der Vergangenheit fest wie Terach, und solltest eigentlich nach vorn schauen. Vielleicht stehst Du vor einer Entscheidung wie Abraham damals, aber Du zweifelst oder ringst noch mit Dir.
Mache 2019 zu einem Jahr, in dem Du beim Bibellesen besonders auf die Verheißungen Gottes in Jesus Christus achtest. Nimm diese Verheißungen in Anspruch wie Abraham und gehe im Vertrauen auf Gott neue Wege.
Gott hat versprochen uns in Jesus Christus zu segnen. Jesus Christus lebt in uns, durch seinen Heiligen Geist haben wir direkte Verbindung mit ihm und können mutig voran gehen. Wir wissen: Er hat die Kontrolle. Er weiß das Ziel. Und er geht mit.
Amen
Related Media
See more
Related Sermons
See more