Verlass dich nicht auf deinen Verstand (Sprüche 3,5)

Sprüche fürs Leben (1/5)  •  Sermon  •  Submitted   •  36:01
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Sprüche 3,5 LUT84
Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand,
Verlass dich nicht auf deinen Verstand (Sprüche 3,5)
Einleitende Gedanken
Ein Mann feiert mit der Familie seinen 60. Geburtstag. Plötzlich erscheint eine Fee und sagt: «Du hast einen Wunsch frei.» Der Mann zögert nicht und sagt: «Okay – ich wünsche mir eine 30 Jahre jüngere Frau.» Die Fee meint: «Kein Problem!» Schwupps – und der Mann ist 90. Wenn du einen Wunsch frei hättest, der garantiert erfüllt wird, würdest du dir das vermutlich etwas besser überlegen. Was würdest du dir wünschen? Der König Salomo bekam diese einmalige Gelegenheit zu Beginn seiner Regierungszeit. Gott erschien ihm im Traum und sagte: „Wünsche dir, was du willst; ich will es dir geben!“ 1.Kö.3,5. Salomo, der vor einer schwierigen Aufgabe stand, wünschte sich weder Macht noch Reichtum. Er bat um etwas ganz Erstaunliches: „Schenke mir ein Herz, das auf deine Weisung hört, damit ich dein Volk leiten und gerechtes Urteil sprechen kann. Wie kann ich sonst dieses grosse Volk regieren?“ 1.Kö.3,9. Er bat Gott um Weisheit für seine Aufgaben als König. Und Gott erfüllte ihm diesen Wunsch. Er versprach Salomo: „Ich werde deine Bitte erfüllen und dir so viel Weisheit und Verstand schenken, dass kein Mensch vor oder nach dir mit dir verglichen werden kann.“ 1.Kö.3,12. Und so geschah es. Salomo wurde wegen seiner Weisheit weit über die Grenzen Israels bekannt und noch heute spricht man von einem salomonischen Urteil, wenn ein weises Urteil gefällt wird. Salomo war sehr kreativ. „Er verfasste 3000 Weisheitssprüche und 1005 Lieder.“ 1.Kö.5,12. Im Buch der Sprüche bekommen wir einen kleinen Einblick in sein Werk, denn: „Dieses Buch enthält in Sprüche gefasste Ratschläge fürs Leben von Salomo, dem Sohn Davids und König von Israel.“ Spr.1,1. Bezüglich Verfasserschaft existieren in der Theologie verschiedene Meinungen, wie das bei den meisten biblischen Büchern der Fall ist. Es wird diskutiert, welche Sprüche tatsächlich Salomo zugeschrieben werden können. Darüber werden wir uns aber keine vertieften Gedanken machen, denn das würde uns nicht weiterhelfen. Jedenfalls werden wir uns in den nächsten Wochen mit einzelnen Weisheitssprüchen beschäftigen: «Sprüche fürs Leben» habe ich diese Predigtreihe überschrieben. Der Rettungsring auf dem PowerPoint soll symbolisieren, dass wir uns an solchen Weisheiten festhalten können. Sie bewahren uns – um es etwas dramatisch zu sagen – vor dem Ertrinken. Heute beschäftigen wir uns mit einem bekannten Spruch, den Christen gerne und oft zitieren: „Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand.“ Spr.3,5. So übersetzt die Lutherbibel und das entspricht der Anordnung des hebräischen Textes. Die Gute Nachricht formuliert es andersrum: „Verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern setze dein Vertrauen ungeteilt auf den HERRN!“ Spr.3,5. Wir werden diesen Vers heute so anschauen, wie er in der Guten Nachricht steht, d.h. wir beschäftigen uns zuerst mit dem Verstand.

I.                  Das erdachte Lebenskonzept

Mit der Aufforderung sich nicht auf seinen Verstand zu verlassen, verbinden wir oft die Idee, einmal alle christlichen Lehren, mit denen wir in Bibelseminaren, Hauskreisen und Gottesdiensten vollgestopft wurden, beiseite zu lassen. Wir sollen uns sozusagen leer, offen und erwartungsvoll dem Wirken Gottes aussetzen. Auf diese Weise würden wir Gott auf ganz neue Weise kennenlernen. Bin ich nicht bereit solchen Aufforderungen zu folgen, wird schnell vermutet, dass ich es mit meiner Beziehung zu Gott nicht so ernst meine. Ehrlich gesagt wird es mir bei solchen Aufforderungen immer etwas unheimlich. Und ich höre die Leute rufen, die dem christlichen Glauben kritisch gegenüberstehen: «Seht, sie müssen den Verstand abgeben! Der christliche Glaube ist etwas für denkfaule Menschen. Wer nicht schon dumm ist, der wird früher oder später in diesem Klima verblöden.» Ein Mann, der früher aktiv in einer Freikirche verkehrte, wundert sich heute darüber, wie erstaunlich viele Akademiker diese Kirchen besuchen. Aber was will uns dieser Spruch denn anderes sagen? „Verlass dich nicht auf deinen Verstand!“ Spr.3,5. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass damit gemeint sein soll, dass wir unseren Verstand abgeben und alles was uns begegnet und gesagt wird unreflektiert auf uns einwirken lassen müssen. Gott hat uns den Verstand bestimmt nicht gegeben, damit wir ihn nicht brauchen. Verstand wird in der Bibel auch nicht als etwas Negatives angesehen. Als David seinen Sohn und Thronfolger Salomo segnete sagte er ihm: „Der Herr wird dir Klugheit und Verstand geben.“ 1.Chron.22,12. Unsere intellektuellen Fähigkeiten, die uns Gott geschenkt hat, müssen wir nicht verleugnen, sondern gebrauchen. Übrigens zielt die ganze Verkündigung auf den Verstand des Menschen. Menschen müssen überzeugt werden, so beschreibt Paulus jedenfalls seine Mission: „Wir zeigen jedem Menschen den richtigen Weg und unterrichten jeden Menschen in der Lehre Christi; wir tun es mit der ganzen Weisheit, die Gott uns gegeben hat.“ Kol.1,28. Evangelisation versucht mit Argumenten Menschen dazu zu bringen, dass sie ihre Überzeugungen überprüfen. Das ist unsere Aufgabe, den Rest macht Gott. Nun, die Betonung liegt in diesem Spruch nicht darin, den Verstand an sich loszuwerden. Die Betonung liegt im Pronomen: „Verlass dich nicht auf deinen Verstand!“ Spr.3,5. Kommt noch hinzu, dass mit Verstand etwas anderes gemeint ist, als das, was wir mit diesem Wort in Verbindung bringen. Die Septuaginta, die griechische Übersetzung des Alten Testaments, übersetzt nicht mit Verstand, sondern mit Weisheit: sophia. Wenn Salomo von «deinem Verstand» spricht, dann meint er damit deine Sicht der Welt. Wie du dir die Welt und das Leben erklärst. Jeder von uns hat, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht, eine Erklärung für das Leben – eine Philosophie. Wer z.B. nicht an ein Leben nach dem Tod glaubt, der wird dazu tendieren nach dem Motto zu leben, wie es Paulus für solche Menschen formulierte: «Lasst uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot!» 1.Kor.15,32. Wer die Überzeugung hat, das Leben könnte nach dem Tod weitergehen, wird vermutlich gegenüber einem religiösen Lebensstil offener sein. Es gibt viele verschiedene Erklärungen, Philosophien, über den Sinn oder Unsinn des Lebens. Und jeder Mensch hat eine sinnstiftende Erklärung. Meistens fragen sich die Menschen nicht, woher sie ihre Überzeugungen haben. Vielleicht haben sie sie von ihrer Familie durch Tradition übernommen. Vielleicht sind sie irgendwo auf eine Idee gestossen, die sie faszinierte. Wenige suchen aber nach dem Ursprung der Überzeugungen aufgrund derer sie ihr Leben gestalten. Sie prüfen auch nicht die Glaubwürdigkeit der Quellen. Menschen glauben z.B. an die Reinkarnation des Lebens, also daran, dass ein Mensch in einem reinigenden Prozess immer wieder in irgendeiner Form des Lebens auf die Erde zurückkehrt bis er die nötige Reinheit erlangt, um endlich von diesem Kreislauf erlöst zu werden. Wie kann man so etwas ernsthaft glauben! Wo sind die überzeugenden Quellen und Begründungen? Nüchtern betrachtet wird kein Mensch dieses Ziel je erreichen können. Menschen folgen verschiedenen Lebensentwürfen, die schlussendlich von Menschen erdacht wurden. Wir bewegen uns wie in einem Teich. Vielleicht erkennen wir ein Licht das scheinbar von aussen in den Teich hineinstrahlt. Wir überlegen, was das für ein Licht sein könnte. Die einen vermuten einen Gott und entwickeln eine Religion, andere finden das übertrieben und geben diesem Lichtstahl keine besondere Bedeutung. Wie auch immer – in diesem Teich lebt man je nach Lebenssituation mehr oder weniger zufrieden, mehr oder weniger glücklich. In diesem Teich bewegen wir uns, weil wir den Schöpfer verstossen haben, wie Paulus schreibt: „Trotz allem, was die Menschen über Gott wussten, erwiesen sie ihm nicht die Ehre, die ihm zukommt, und blieben ihm den Dank schuldig. Sie verloren sich in sinnlosen Gedankengängen, und in ihren Herzen, denen jede Einsicht fehlte, wurde es finster.“ Rö.1,21. Wenn wir uns nicht auf unseren Verstand verlassen sollen, heisst das, dass wir den von Menschen erdachten Lebenskonzepten und Philosophien nicht vertrauen sollen. Sie werden uns in die Irre führen.

II.               Die offenbarte Wirklichkeit

Wenn wir nun unsere erdachten Lebenskonzepte verlassen, dann muss die dadurch entstehende Lücke unbedingt gefüllt werden, denn ohne eine sinnstiftende Idee können wir nicht leben. Und hier gibt uns Salomo einen eindeutigen und überzeugenden Rat: „Verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern setze dein Vertrauen ungeteilt auf den HERRN!“ Spr.3,5. Vertraue dem HERRN, Jahwe, dem Gott Israels, denn er hat nicht nur die Welt, sondern das ganze Universum erschaffen. Er ist der Ursprungen allen Lebens und deshalb ist er der Einzige, der zuverlässig weiss, wie das Leben und die Welt funktioniert. Und das Grossartige ist, dass sich dieser Gott den Menschen zu erkennen gab. Er erklärt uns das Leben und gibt uns dadurch Orientierung. Das kann jeder Mensch in der Bibel nachlesen und erforschen. Schon zu Zeiten als die Bibel noch nicht vollständig war, erlebten Menschen, die bis dahin bekannten Offenbarungen Gottes als eine unbeschreiblich grosse Hilfe für die Lebensgestaltung. So bezeugt ein Psalmschreiber: „Dein Wort leuchtet mir dort, wo ich gehe; es ist ein Licht auf meinem Weg.“ Ps.119,105. Offenbarungen von Gott sind deshalb so wichtig, weil wir das Leben nicht ergründen können. In den wenigen Jahren, die wir auf dieser Erde leben, ist es nicht möglich die grossen Zusammenhänge zu entdecken. Uns fehlt die Gesamtsicht. Wir sind ein wintzig kleines Rädchen im ganzen Weltgefüge. Hiob meinte, er hätte die Welt und das Leben verstanden, doch Gott fragte ihn: „Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sage mir’s, wenn du so klug bist!“ Hiob 38,4. Erkläre mir die Welt, wenn du meinst, du würdest alles ergründen können. Daraufhin offenbarte sich Gott dem Hiob und da verstand Hiob wie wenig Ahnung er bis dahin hatte. Erstaunt und beschämt sagte er zu Gott: „Ich kannte dich ja nur vom Hörensagen; jetzt aber hat mein Auge dich geschaut.“ Hiob 42,5. Er begriff wie eingebildet er über seine Philosophie war. Das beschämte ihn. Er sagte: „Ich schäme mich für alles, was ich sagte; in Staub und Asche nehm ich es zurück.“ Hiob 42,6. Wer ein sinnvolles und sinnerfülltes Leben führen will, der wird nicht darum herumkommen, sein Vertrauen voll und ganz dem Gott Israels zu schenken. Dieser Gott hat sich in der Bibel offenbart. Er erklärt uns die Welt und das Leben, er offenbart uns die Wirklichkeit. Dazu müssen wir unseren Verstand nicht abgeben, wir brauchen ihn unbedingt. Wir müssen nur die von Menschen erdachten Ideen über das Leben abgeben und einzig und allein dem Vertrauen, was Gott uns offenbart hat. Wenn wir uns auf Gott verlassen, erweitert sich unser Horizont. Unsere Gedanken bekommen zusätzliche Faktoren, die unsere Entscheidungen beeinflussen. Wir wissen dann, dass Jesus wiederkommen wird und wir uns auf eine neue Welt freuen können. Wir wissen dann um die Kraft des Kreuzes, dass Jesus dort für unsere Schuld starb. Ich könnte noch vieles aufzählen, das nun unser Leben und unsere Entscheidungen beinflusst. Wer sich von ganzen Herzen auf Gott verlässt, der muss seinen Verstand nicht abgeben – im Gegenteil – sein Verstand wird erweitert. Er bekommt einen geistlichen Verstand.

III.             Der notwendige Paradigmenwechsel

Es gibt also zwei Systeme in denen ein Mensch leben kann. Er kann sein Leben aufgrund menschlicher Idee gestalten, die durchaus starke religiöse Aspekte beinhalten können. Oder ein Mensch kann sein Leben in vollem Vertrauen auf den Schöpfer des Himmels und der Erde gestalten. Das sind zwei grundlegend verschiedene Lebensentwürfe oder wir können auch von Paradigmen sprechen. Ein Paradimga ist ein Grundkonstrukt, auf dem alles aufgebaut wird, wie eine Art Fundament. Will man ein Paradigma ändern, fällt das ganze Gebäude in sich zusammen. Ein Paradigma kann man in der Regel nicht ändern, aber wir können das Paradigma wechseln. In der Wissenschaft spricht man von einem Paradigmenwechsel. Genau das sollten wir tun, wenn wir das Paradigma nicht schon gewechselt haben. Wollen wir, dass unser Leben eine positive Zukunft hat und nicht auf einem unzuverlässigen Fundament steht, ist der Paradigmenwechseln im wahrsten Sinne des Wortes not-wendig. Wir nennen das auch Bekehrung. Ich verabschiede mich von den Philosophien und Lebensentwürfen, von denen ich oft gar nicht weiss woher sie kommen und wie zuverlässig sie sind, dafür schenke ich dem Schöpfer des Himmel und der Erde mein volles Vertrauen. Lukas beschreibt das einmal kurz und knapp, um was es im Grunde geht: „Alle, die Johannes zuhörten – das ganze Volk und sogar die Zolleinnehmer –, gaben Gott in seinem Urteil Recht; sie haben sich von Johannes taufen lassen.“ Lk.7,29. Diese Menschen haben eingesehen, dass ihre Überzeugungen falsch waren. Sie gaben nun Gott recht. Sie sagten: Was wir bis jetzt geglaubt haben, auf was wir uns bis heute verlassen hatten, ist falsch. Jetzt vertrauen wir Gott. Er hat recht. So wechselten sie das Paradigma. Als Petrus an Pfingsten gefragt wurde, wie man das macht, sagte er: „Ändert eure Gesinnung und jeder von euch lasse sich auf den Namen von Jesus Christus taufen! Dann wird Gott euch eure Sünden vergeben, und ihr werdet seine Gabe, den Heiligen Geist, bekommen.“ Apg.2,38. Diese Veränderung ist so radikal, dass Paulus schreibt: „Gott hat uns aus der Gewalt der Finsternis befreit und hat uns in das Reich versetzt, in dem sein geliebter Sohn regiert.“ Kol.1,13. Dieser Wechsel ist ganz einfach. Das einzige, was uns schwerfällt ist, dass wir uns vor Gott beugen müssen. Aber ansonsten bist du, wenn du diesen Wechsel noch nicht vollzogen hast, nur ein Gebet von diesem neuen Leben entfernt. Paulus sagt das so: „Wenn du mit deinem Mund bekennst, dass Jesus der Herr ist, und mit deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet werden.“ Rö.10,9. Und dann sagt er wie einfach das eigentlich ist: „Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.“ Rö.10,13. Damit dieser Wechsel möglich ist, starb Jesus für unsere Schuld am Kreuz. Jesus sagte einmal: „Wer auf mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben. Auf ihn kommt keine Verurteilung mehr zu; er hat den Schritt vom Tod ins Leben getan.“ Joh.5,24.
Schlussgedanke
In den Sprüchen werden wir nicht dazu angehalten unseren Verstand abzugeben. „Verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern setze dein Vertrauen ungeteilt auf den HERRN!“ Spr.3,5. Wir werden hier ermahnt das Leben nicht selber erklären zu wollen, sondern Gott zu vertrauen, denn nur er weiss, wie das Leben funktioniert. Deshalb können wir seinen Anweisungen ganz und gar vertrauen. Salomo führt dann den Gedanken noch weiter, indem er schreibt: „Denk an den HERRN bei allem, was du tust; er wird dir den richtigen Weg zeigen. Halte dich nicht selbst für klug und erfahren, sondern nimm den HERRN ernst und bleib allem Unrecht fern! Das ist eine Medizin, die dich rundum gesund erhält und deinen Körper erfrischt.“ Spr.3,6-8. Freuen wir uns darüber, dass wir den Schöpfer des Universums kennen, dem wir voll und ganz vertrauen können!
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