Den wahren Feind erkennen (Epheser-Brief 6,12-13)

Wie Christen Gefahren erkennen und abwehren (2/5)  •  Sermon  •  Submitted   •  27:07
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Epheser 6,12–13 LUT84
Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten könnt.
Den wahren Feind erkennen (Epheser-Brief 6,12-13)
Einleitende Gedanken
Jesus fordert uns dazu auf, unsere Feinde zu lieben: „Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen.“ Mt.5,44. Vielleicht wünschte sich der eine oder andere in gewissen Situationen, Jesus hätte das nie gesagt. So könnte man sich ungehindert an seinen Feinden rächen. Doch Jesus meinte das sehr ernst, denn, um Missverständnisse auszuräumen, ergänzt er seine Forderung und sagt: „Wenn ihr nur die liebt, die euch Liebe erweisen, was für einen Lohn habt ihr dafür zu erwarten? Tun das nicht sogar Leute wie die Zolleinnehmer?“ Mt.5,46. Damit setzte Jesus einen hohen Massstab im Umgang und in der Begegnung mit Menschen, die sich uns entgegensetzen. Aber Jesus forderte das nicht nur, sondern hielt sich an seine eigenen Ansprüche. Selbst am Kreuz hängend, bat er für seine Peiniger: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Lk.23,34. Wir könnten denken, Jesus sei das möglich gewesen, schliesslich ist er der Sohn Gottes, aber für uns ganz normale Menschen ist dieses Verhalten unerreichbar. Kein normaler Mensch wird seine Feinde lieben können. Das stimmt, wenn wir Liebe als eine Gefühlsregung verstehen, die eine tiefe Zuneigung zu einem Menschen hervorruft. Wenn das unsere Vorstellung von Liebe ist, werden wir garantiert scheitern. Kein Mensch ist in der Lage jemanden so zu lieben, der ihm mutwillig grossen Schaden zufügte. Es werden sich zu einer solchen Person bestimmt keine Gefühle tiefster Zuneigung entwickeln. Wenn in der Bibel von Liebe gesprochen wird, dann stehen nicht Gefühle und innere Zuneingung zu einem Menschen im Vordergrund. Liebe wird als Tat verstanden. Die Bereitschaft auf eine gerechtfertigte Rache zu verzichten. Paulus sagte das einmal so: „Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege Böses mit Gutem.“ Röm.12,21. Statt sich zu rächen, sollen wir das Böse mit Gutem überwinden. Das ist die praktische Anwendung der Feindesliebe. Zugegeben, das ist auch nicht wirklich einfach, aber es ist realistischer. Jedenfalls können wir uns so vorstellen, dass echte Feindesliebe möglich ist. Heute werden wir uns mit einem Abschnitt beschäftigen, der uns helfen wird zu verstehen, warum wir Feinde lieben können. Bevor Paulus die Waffenrüstung beschreibt, will er klarstellen, wer unser Feind ist. Er will verhindern, dass wir an den falschen Fronten kämpfen und so unsere Energien verschleudern und ausbrennen – in ein geistliches Bornout laufen. Ich lese die Verse 12 und 13 im Kapitel 6, des Epheserbriefes:
Denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Wesen von Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte und Gewalten der Finsternis, die über die Erde herrschen, gegen das Heer der Geister in der unsichtbaren Welt, die hinter allem Bösen stehen. Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes! Wenn dann der Tag kommt, an dem die Mächte des Bösen angreifen, seid ihr gerüstet und könnt euch ihnen entgegenstellen. Ihr werdet erfolgreich kämpfen und am Ende als Sieger dastehen. Eph.6,12-13.

I.                  Menschen sind nicht die Feinde der Christen

Wenn wir diesen Saal im Volkshaus am Sonntagmorgen nicht mieten können, suchen wir meist andere Räumlichkeiten, um einen Gemeindetag zu gestalten, an dem wir auch zum Mittagessen zusammenbleiben. Viele Vermieter sagen uns gerne zu, wenn die gewünschten Räume frei sind. Es ist ihnen egal was wir in dieser Zeit machen. Es stört sie nicht, dass wir eine Freikirche sind und wir einen Gottesdienst feiern wollen. Sie wollen einfach ihren Raum vermieten und dabei etwas verdienen. Doch bin ich auch auf Vermieter gestossen, die ausdrücklich sagten, dass sie einer Freikirche die Räume nicht vermieten würden. Das begegnete mir bei einer öffentlichen Liegenschaft der Stadt Zürich, die durch eine gemeinnütze Organisation betrieben wird. Ich muss gestehen, dass mich das schon ärgert. Von der stets hochgelobten Glaubensfreiheit in unserem Land ist hier nichts zu spüren. Die Frage ist jetzt natürlich, wer hier unser Feind ist. Ist es die Person, die mir die Absage erteilt? Ist es das Team, das beschlossen hat, Freikirchen die Räume nicht zu vermieten? Nein – das sind nur vordergründig unsere Feinde. Unsere wirklichen Feinde sind nicht Menschen. Christen kämpfen nicht gegen Menschen. Paulus schreibt: „Unser Kampf richtet sich nicht gegen Wesen von Fleisch und Blut.“ Eph.6,12. Der Kampf des Glaubens, von dem Paulus hier spricht, findet auf einer anderen Ebene statt. Es ist sozusagen ein indirekter Kampf. Dieser Kampf richtet sich nicht gegen Menschen. Das bedeutet aber nicht, dass ich im Fall dieser Räumlichkeiten nicht hätte bei der Stadt Zürich intervenieren können und unser Recht geltend machen und die praktische Anwendung der Glaubensfreiheit hätte einfordern können. Ich wollte das nicht tun, weil mir der Aufwand zu gross war. Als Paulus in Philippi ohne rechtmässiges Urteil ins Gefängnis geworfen wurde, erschraken die Stadtrichter, als sie erfahren hatten, dass Paulus römischer Staatsbürger ist. Sie schickten einen Diener zum Gefängnis um mitzuteilen, sie sollten Paulus und seine Gefährten sofort freilassen. Man würde erwarten, dass Paulus glücklich und dankbar das Gefängnis verlassen hat. Doch er sagte den Überbringern der guten Botschaft: „Erst haben sie uns ohne jedes Gerichtsverfahren öffentlich schlagen lassen, obwohl wir das römische Bürgerrecht besitzen, dann haben sie uns ins Gefängnis geworfen, und jetzt wollen sie uns still und heimlich abschieben? Das kommt nicht in Frage! Sie sollen selbst hier erscheinen und uns persönlich aus dem Gefängnis herausführen!“ Apg.16,37. Tatsächlich kamen die Richter und führten sie persönlich aus dem Gefängnis! Doch selbst in dieser Situation war Paulus bewusst, dass er nicht gegen Menschen kämpft. Menschen sind nie unsere wahren Feinde. Unsere wahren Feinde sind in der unsichtbaren Welt. „Unser Kampf richtet sich nicht gegen Wesen von Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte und Gewalten der Finsternis, die über die Erde herrschen, gegen das Heer der Geister in der unsichtbaren Welt, die hinter allem Bösen stehen.“ Eph.6,12. Es ist der Widersacher Gottes, der mit seinem Gefolge in die sichtbare Welt hineinwirkt. Er beeinflusst Menschen und führt sie in die Irre. Menschen sind schlussendlich Opfer dieser Einflüsse. So sah es Paulus. Den Ephesern erklärte er bereits, dass sie genauso lebten, als Jesus ihnen noch nicht begegnete: „Ihr hattet euch nach den Massstäben dieser Welt gerichtet und wart dem gefolgt, der über die Mächte der unsichtbaren Welt zwischen Himmel und Erde herrscht, jenem Geist, der bis heute in denen am Werk ist, die nicht bereit sind, Gott zu gehorchen.“ Eph.2,2. Sie waren dem Teufel gefolgt. Sie sagten natürlich nicht wie glauben dem Teufel und folgen ihm nach. Sie wurden, ohne sich dessen bewusst zu sein, von ihm beeinflusst, um nicht zu sagen missbraucht. Christen können sich also nichts darauf einbilden, wenn sie heute anders leben können. Es ist nämlich nicht ihr persönliches Verdienst. Paulus sagt: „Wir alle haben früher so gelebt; wir liessen uns von den Begierden unserer eigenen Natur leiten und taten, wozu unsere selbstsüchtigen Gedanken uns drängten. So, wie wir unserem Wesen nach waren, hatten wir – genau wie alle anderen – nichts verdient als Gottes Zorn.“ Eph.2,3. Es gibt keinen Grund überheblich zu sein. Es ist ein Geschenk Gottes an uns, das jedem Menschen in Jesus Christus angeboten ist. Wir müssen dieses Geschenk einfach entgegennehmen. Und dann geschieht das Grossartigste, was in einem Leben geschehen kann: „Gott hat uns so sehr geliebt, dass er uns zusammen mit Christus lebendig gemacht hat. Ja, es ist nichts als Gnade, dass ihr gerettet seid! Zusammen mit Jesus Christus hat er uns vom Tod auferweckt, und zusammen mit ihm hat er uns schon jetzt einen Platz in der himmlischen Welt gegeben, weil wir mit Jesus Christus verbunden sind.“ Eph.2,4–6. Es ist ein Geschenk – reine Gnade! Damit wird klar, dass nicht die Menschen unsere Feinde sind, sondern die Einflüsse dieser finsteren Mächte. Wenn wir das verstehen, dann wissen wir: Hätte uns Jesus nicht erlöst, dann würden wir, wären wir an der Stelle unserer Feinde, dasselbe tun. Deshalb sind wir in der Lage Menschen zu lieben, die uns Böses zufügen. Wir verstehen, dass sie unter dem Einfluss des Widersachers Gottes stehen. Wir haben es einzig und allein Gott zu verdanken, dass wir anders Leben können. Paulus schreibt: „Der himmlische Vater hat uns aus der Gewalt der Finsternis befreit und hat uns in das Reich versetzt, in dem sein geliebter Sohn regiert.“ Kol.1,13. Gott hat uns dem direkten Einfluss des Bösen entzogen. Der Teufel kann uns nicht mehr lenken und treiben. Doch die Finsternis bleibt auf dieser Erde und der Widersacher Gottes ist nicht mehr unser Herr, sondern er ist jetzt zu unserem Feind geworden. Diese Mächte, von denen wir befreit worden sind, wurden zu unseren Feinden und versuchen die Macht über uns zurückzugewinnen. Oft versucht uns der Widersacher Gottes durch Menschen anzugreifen. Menschen sind aber nie unsere wahren Feinde.

II.               Wir können dem listigen Feind erfolgreich widerstehen

Paulus forderte schon einmal dazu auf, die Waffenrüstung anzuziehen. „Legt die Waffenrüstung an, die Gott euch gibt, dann können euch die Methoden des Teufels nichts anhaben.“ Eph.6,11. Und nachdem er jetzt erklärte, wer der wahre Feind der Christen ist, wiederholt er die Aufforderung eindringlich: „Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gott!“ Eph.6,13. Ohne diese Waffenrüstung Gottes, wären wir dem Feind schutzlos ausgeliefert. Wir hätten keine ernsthafte Chance Widerstand zu leisten. Aber mit ihr sind wir bestens ausgerüstet, denn Paulus ist überzeugt: „Wenn dann der Tag kommt, an dem die Mächte des Bösen angreifen, seid ihr gerüstet und könnt euch ihnen entgegenstellen.“ Eph.6,13. Wir sollen die Waffenrüstung jetzt anziehen, damit wir im Fall eines Angriffs geschützt sind. Paulus ist nicht der Meinung, dass wir ständig in einem intensiven Kampf stehen, was ich tröstlich finde. Es wäre doch eine schreckliche Vorstellung, wenn wir jede Minute unseres Leben in einer akuten Kampfsituation wären. Das würde kein Mensch auf die Dauer aushalten. Die geistliche Waffenrüstung soll zur Standardausrüstung eines Christen gehören, damit er für den Fall der Fälle bereit sein wird. Sie wird ihm helfen, die Methoden des Teufels zu durchschauen. Es wird im Leben eines Christen schwierigere Abschnitt geben. Paulus spricht – so sehe ich das – nicht von einem bestimmten Tag in der Heilsgeschichte, sondern einfach von schwierigen und schlimmen Tagen, die auf uns zukommen können. So wie die Einschüchterungsversuche, von denen Jesus gegenüber den Christen in Smyrna spricht. Er sagte ihnen: „Der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, um euch auf die Probe zu stellen. Zehn Tage lang werden sie euch verfolgen. Haltet in Treue durch, auch wenn es euch das Leben kostet. Dann werde ich euch als Siegespreis ewiges Leben schenken.“ Offb.2,10. Was die Christen in Smyrna erleben mussten, das waren wirklich schlimme Tage. Wenn sie das durchstehen wollen, dann müssen sie die schützende Waffenrüstung bereits vorher tragen, ansonsten werden sie diesen Angriff nicht überstehen. Ihr Glaube würde Schiffbruch erleiden. Aber eines ist für Paulus sicher: Wenn wir diese Waffenrüstung angezogen haben, werden wir widerstehen können und wir werden siegen: „Ihr werdet erfolgreich kämpfen und am Ende als Sieger dastehen.“ Eph.6,13. Wie diese Waffenrüstung funktioniert, werden wir im nächsten Teil dieser Serie anschauen. Wir werden auch sehen, dass Christen nicht direkt mit diesen Mächten kämpfen. Geistlicher Kampf bedeutet nicht, dass wir die Geister und Mächte in der unsichtbaren Welt direkt bekämpfen müssten. Davon würde ich dringend abraten. Diesen Kampf hat Jesus bereits gekämpft. Am Kreuz hatte er die Macht des Teufels gebrochen, wie Paulus eindrücklich beschreibt: „Gott hat die gottfeindlichen Mächte und Gewalten entwaffnet und ihre Ohnmacht vor aller Welt zur Schau gestellt; durch Christus hat er einen triumphalen Sieg über sie errungen.“ Kol.2,15. Der Sieger steht fest: Jesus Christus! Wir müssen uns nur an Jesus klammern, uns ganz und gar auf die Seite des Siegers stellen und wir werden den Angriffen des Teufels standhalten können. Paulus sagte den Ephesern etwas ganz Erstaunliches, nämlich, dass die Gemeinde durch ihr Zusammenleben und die Hingabe an Jesus eine Botschaft an die Mächte und Gewalten sendet. Er meint: „Jetzt sollen die Mächte und Gewalten in der unsichtbaren Welt durch die Gemeinde die ganze Tiefe und Weite von Gottes Weisheit erkennen.“ Eph.3,10. Sie sollen verstehen, dass Jesus ihre Macht gebrochen hat und durch seinen Tod und seine Auferstehung, Menschen zu neuem und ewigem Leben erweckt hat.
Schlussgedanke
Die wahren Feinde der Christen sind nicht Menschen, sondern es sind die bösen Mächte, die aus der unsichtbaren Welt in die sichtbare Welt hineinwirken. Wenn uns das bewusst ist, hilft uns das, die Menschen, die uns feindlich gesinnt sind, zu lieben. Feindesliebe wird auf diesem Hintergrund möglich, denn wir haben verstanden, dass Menschen, ohne sich dessen bewusst zu sein, vom Wiedersacher Gottes missbraucht werden und in die Irre geführt sind. Der wahre Feind ist der Teufel mit seinem Gefolge, der im Hintergrund die Fäden zieht und Menschen verblendet. Paulus bezeichnet ihn auch als Gott dieser Welt und schreibt den Christen in Korinth: „Der Gott dieser Welt hat sie mit Blindheit geschlagen, sodass ihr Verständnis verfinstert ist und sie den strahlenden Glanz des Evangeliums nicht sehen, den Glanz der Botschaft von der Herrlichkeit dessen, der Gottes Ebenbild ist – Christus.“ 2.Kor.4,4. Das ist der Hauptangriff des Teufels. Er will verhindern, dass Menschen erkennen wer Jesus Christus ist und was er für uns getan hat. Wer hingegen Jesus nachfolgt und sich an ihm festhält, über den kann der Teufel keine Macht mehr ausüben. Er kann uns nicht aus Gottes Hand zerren. Wenn wir die Waffenrüstung Gottes angezogen haben, sind wir geschützt, selbst dann, wenn es ganz schwierig wird. Paulus ist sicher: „Ihr werdet erfolgreich kämpfen und am Ende als Sieger dastehen.“ Eph.6,13.
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