Andere Christen konkret unterstützen (Epheser-Brief 6,18-20)

Wie Christen Gefahren erkennen und abwehren (4/5)  •  Sermon  •  Submitted   •  26:54
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Epheser 6,18–20 LUT84
Betet allezeit mit Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit im Gebet für alle Heiligen und für mich, dass mir das Wort gegeben werde, wenn ich meinen Mund auftue, freimütig das Geheimnis des Evangeliums zu verkündigen, dessen Bote ich bin in Ketten, dass ich mit Freimut davon rede, wie ich es muss.
Andere Christen konkret unterstützen (Epheser-Brief 6,18-20)
Einleitende Gedanken
Als das Neue Testament geschrieben wurde, war die Weltbevölkerung wesentlich kleiner als heute. Ungefähr dreihundert Millionen Menschen lebten auf dieser Erde. Bis ins 19. Jahrhundert verdreifachte sich die Weltbevölkerung und in den letzten beiden Jahrhunderten explodierte das Bevölkerungswachstum. Bald werden wir die 8 Milliardengrenze überschreiten. Dieses starke Bevölkerungswachstum führte zu einschneidenden Veränderungen. Wir benötigen mehr Nahrung, mehr Platz, mehr Land, mehr Wasser usw. Hinzu kommt, dass das Leben durch die Industrialisierung und die rasanten technischen Entwicklungen schneller und hektischer geworden ist. Eine Strecke, für die Paulus Wochen benötigte und er viel Zeit zum Beten, Denken und Reflektieren hatte, überwinden wir heute in wenigen Stunden und wenn wir das Ziel erreicht haben, müssen wir schon bald zum nächsten Ort. Auch die Informationsflut, der wir ausgesetzt sind, ist gigantisch. Wir vergessen wie schnell sich in den letzten Jahres alles entwickelte. Erst seit 1920 verbreitete sich langsam das Radio in der Schweiz. Ich kann mich noch daran erinnern, dass wir uns als Familie vor das Radio setzten, um ein Hörspiel zu hören, denn Fernseher gab es damals in den Haushalten noch nicht. Das Fersehen begann seinen Siegeszug in den 1960er Jahren, aber nicht mit 24 Stunden Programmen. Die meisten Fernsehstationen strahlten gegen Abend Programme aus. Das Schweizer Fernsehen startete am 9. Mai 1960 mit der Tagesschau um 20.15 Uhr und endete um 22.00 Uhr mit einer Nachrichtensendung. Heute stehen uns rund um die Uhr unzählige Fernsehprogramme zur Verfügung. Die Telefonie entwickelte sich genauso rasant. Auf einem Fahrzeug, in der Taxifirma, bei der ich arbeitete, war ein Funktelefon fest installiert. Wenn die Funkzentrale nicht besetzt war, wurde der Anfruf auf dieses Auto umgeleitet. Die Sprechzeit war auf maximal drei Minuten beschränkt. Heute besitzen viele Leute ein Smarthphon. Telefonieren ist dabei nur noch eine Nebensache. Diese Entwicklungen haben unser Leben in den letzten 50 Jahren dramatisch verändert. Die Hektik, in der wir leben, ist gross. Die Welt scheint uns weit offen zu stehen. Wir könnten soviel machen, aber dazu reicht ein Leben nicht mehr. So leben viele Menschen mit der latenten Angst, sie könnten etwas scheinbar Wichtiges im Leben verpassen. Da muss uns das, was Paulus im Epheserbrief schreibt, mit voller Wucht treffen:
Betet allezeit mit allem Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit und Flehen für alle Heiligen. Betet auch für mich, dass mir das Wort gegeben werde, wenn ich meinen Mund auftue, freimütig das Geheimnis des Evangeliums zu verkündigen, dessen Bote ich bin in Ketten, dass ich unerschrocken davon rede, wie ich es muss. Eph.6,18-20.
Wer hat denn heute noch Zeit zum Beten und das – es muss uns der Atem stocken – allezeit. Mit „allezeit“ können wir höchsten noch unser Smatphone in Verbindung bringen. Jederzeit wollen wir damit online und erreichbar sein und wehe, wenn wir keinen Empfang mehr haben – aber allezeit beten! Nehmen wir uns trotzdem Zeit, uns darüber Gedanken zu machen, was Paulus hier im Epheserbrief schreibt.

I.                  Lebt in der Gemeinschaft der Christen!

Es ist interessant, dass das Gebet bei der geistlichen Waffenrüstung, die wir im letzten Teil dieser Serie anschauten, nicht explizit erwähnt wird, weder als Schutzmassnahme noch als Angriffswaffe. Die einzige Angriffswaffe ist das Schwert: „Nehmt das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.“ Eph.6,17. Gottes Wort, die Bibel, ist das Schwert des Geistes und nicht das Gebet. Doch nun kommt Paulus umso direkter auf die Wichtigkeit des Gebets zu sprechen. „Betet allezeit mit allem Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit und Flehen für alle Heiligen.“ Eph.6,18. Eines muss auch Paulus klar gewesen sein, dass wir nicht ununterbrochen mit höchster Konzentration beten können. Das wird auch ihm nicht möglich gewesen sein, denn dann hätte Paulus auch nicht reisen, arbeiten und schreiben können. Ich denke man würde den Gedanken des Paulus besser treffen, wenn wir übersetzen würden, was meines Erachtens dem griechischen Grundtext mehr entsprechen würde, dass wir bei jeder Gelegenheit beten sollen. Paulus will damit sagen, dass das Gebet nicht an Zeiten und Orte gebunden ist. Es gab im Judentum, wie in anderen Religionen, bestimmte Gebetszeiten. So berichtet Lukas in der Apostelgeschichte: „Am Sabbat gingen wir vor das Tor an den Fluss. Wir vermuteten dort eine jüdische Gebetsstätte und fanden sie auch.“ Apg.16,13. Die Apostel kannten die Gebetszeiten, sie wussten, wann sie die Gebetsstätte aufsuchen mussten, um dort Gläubige anzutreffen. Solche Gebetszeiten sind wichtig und richtig, doch Paulus will hier zeigen, dass das Gebet weder an eine Zeit noch an einen Ort gebunden ist. Zu jeder Zeit, an jedem Ort können und sollen wir beten – mit Gott ins Gespräch kommen. Der Kontakt zu Gott ist immer und überall möglich. Bei Gott gibt es keine Funklöcher, kein Ort von dem aus wir ihn nicht erreichen könnten. Ist das nicht grossartig! Im Geist sollen wir beten. Jesus sagte einmal: „Gott ist Geist, und die, die ihn anbeten wollen, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ Joh.4,24. Bedeutet das, dass wir von Herzen beten sollten, also mit fester Überzeugung und grosser Hingabe? Nein, die Hingabe und Innigkeit des Gebets betont Paulus, wenn er sagt wir sollen ausdauernd Bitten und Flehen. Mit dem Hinweis auf den Geist, will Paulus vermutlich in Erinnerung rufen, dass wir einen ganz besonderen Zugang zu Gott haben. Oder anders gesagt, dass Gebete der Christen eine besondere Qualität haben. Gebet ist keine Leistung, die wir erbringen müssten. Es ist nicht die Frage, ob wir genug gebetet haben, ob wir die richtigen Gebetsrituale eingehalten haben. Christen und Menschen anderer Glaubensgemeinschaften kennen rituelle Gebete. Paulus will sich von diesen Gebeten, die sozusagen absolviert werden, distanzieren, denn Gebet ist für ihn kein Ritual, sondern eine Form der Gemeinschaft mit dem Schöpfer. Deshalb soll das Gebet im Geist Gottes geschehen, denn dieser Geist ermöglicht uns den Zugang zum Vater, wie Paulus bereits im zweiten Kapitel des Epheserbriefes sagte: „Dank Jesus Christus haben wir alle – Juden wie Nichtjuden – durch ein und denselben Geist freien Zutritt zum Vater.“ Eph.2,18. Beim Geist geht es um den Zutritt, den wir zum Schöpfer haben. Gebet ist kein Leistungssport für besonders fromme religiöse Menschen. Gebet ist immer auch eine Audienz beim Vater, dem Schöpfer des Himmels und der Erde. Durch diesen Geist sind wir Christen zu einer Familie verbunden. Unabhängig von unserer Herkunft können wir vor Gott treten, Juden oder Heiden, es gibt diesbezüglich keine privilegierten Christen. Zu Ende gedacht, sind wir im Gebet mit allen anderen Christen verbunden. Wir treffen uns sozusagen im Thronsaal Gottes. So leben wir in Gemeinschaft mit allen Christen. Und weil wir eine Familie bilden, sind wir füreinander verantwortlich und sollen uns ihm Gebet unterstützen: „Betet bei jeder Gelegenheit und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit und Flehen für alle Heiligen.“ Eph.6,18. Wie wir für andere Christen ganz konkret beten sollen, sagt uns Paulus nicht. Ob wir Namenslisten durchbeten, ob wir für Gruppen, Gemeinden oder Missionare und Missionen beten sollen, das sagt Paulus nicht. Er spricht einfach von den Heiligen, für die wir beten sollen. Orientieren wir uns an den Gebeten von Paulus, die wir kennen, dann sehen wir, dass er vorwiegend für das Wachstum im Glauben betete, dafür, dass die Christen Jesus treu bleiben und in der Erkenntnis, Hingabe und Festigkeit wachsen. Ein Beispiel einer Bitte des Paulus für die Epheser: „Gott öffne euch die Augen des Herzens, damit ihr erkennt, was für eine Hoffnung Gott euch gegeben hat, als er euch berief, was für ein reiches und wunderbares Erbe er für die bereithält, die zu seinem heiligen Volk gehören.“ Eph.1,18. Die Gestaltung des Gebetslebens ist uns weitgehend überlassen. Paulus will uns mit der Dringlichkeit des Gebets zeigen, wie die Gemeinschaft mit Gott ganz praktisch aussieht, wie wir mit Gott in einer lebendigen Beziehung leben können. „Betet bei jeder Gelegenheit mit allem Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit und Flehen für alle Heiligen.“ Eph.6,18. Es würde mich sehr interessieren, wie Paulus uns heute schreiben würde, denn als er diese Zeilen schrieb, konnte er nicht erahnen, in welcher Welt wir heute leben, welcher Hektik und welchen Anforderungen wir ausgesetzt sind, wie wir in unseren Berufen und Familien gefordert sind. Er konnte sich nicht vorstellen, welche unendlichen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung wir haben und wie wir mit unseren Smartphones ständig erreichbar sind. Was würde Paulus uns heute schreiben? Würde er vielleicht sagen, wir sollten mit Gott in Verbindung bleiben und ständig auf Empfang sein, so wie wir das mit unseren Smartphones sind? Würde er uns darauf hinweisen, dass wir keine Angst haben sollten, im Leben etwas zu verpassen, vielmehr sollten wir darauf achten, dass wir Jesus nicht aus unserem Leben verdrängen? Würde er uns vielleicht sagen, dass manchmal weniger mehr ist und dass Langeweile zum Leben gehört und wir lernen sollten zur Ruhe zu kommen? Was Paulus heute auch immer schreiben würde, was er hier sagt, ist für uns eine grosse Herausforderung. „Betet bei jeder Gelegenheit mit allem Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit und Flehen für alle Heiligen.“ Eph.6,18.

II.               Kämpft mit mir für das Evangelium!

Der grosse Apostel Paulus, der mit Vollmachten und grossartigen Gaben ausgestattet war und scheinbar unerschrocken durch das römische Reich reiste, um das Evangelium von Jesus Christus zu verkündigen, bittet nun die Christen auch für ihn zu beten. „Betet auch für mich.“ Eph.6,19. Obwohl Paulus während er den Ephesern schrieb, im Gefängnis sass, bat er die Christen nicht darum, dafür zu beten, dass er bald freigelassen würde oder zumindest die Haftbedingungen sich verbessern würden. Dafür würden wir vermutlich bitten und beten, was auch nicht falsch wäre. Doch Paulus beschäftigte nicht die Verbesserung seiner Haftbedingungen. Er wollte, dass die Gemeinde für etwas viel Wichtigeres betet: „Betet für mich, dass mir das Wort gegeben werde, wenn ich meinen Mund auftue, freimütig das Geheimnis des Evangeliums zu verkündigen.“ Eph.6,19. Im Gefängnis sass er, weil er das Evangelium verkündigte. Die Versuchung wäre gross gewesen, diese Botschaft etwas zu relativieren, um so möglichst schnell das Gefängnis verlassen zu können. Doch Paulus wollte bei der Verkündigung des Evangelium keine Abstriche machen. Deshalb bat er die Gemeinde, für ihn zu beten, dass er das Geheimnis des Evangeliums weiterhin verkündigt – egal welche Folgen das nach sich ziehen würde. Das ist Paulus nicht immer leicht gefallen. Oft musste er sich überwinden, das Evangelium zu verkündigen im Wissen, dass er dafür bestraft und geschlagen werden könnte. Den Christen in Thessalonich schrieb er: „Wie ihr wisst, hatten wir zuvor in Philippi viel ausstehen müssen und waren misshandelt worden. Trotzdem fassten wir im Vertrauen auf unseren Gott den Mut, euch seine Gute Nachricht zu verkünden, und liessen uns nicht davon abbringen, als es auch bei euch zu harten Auseinandersetzungen kam.“ 1.Thess.2,2. Das Geheimnis des Evangeliums muss verkündigt werden! Egal wo hoch der Preis ist. Die Menschen müssen hören, dass Jesus der Sohn Gottes ist, der für unsere Schuld am Kreuz starb und nach drei Tagen auferstanden ist und damit der Tod überwunden ist. Die Menschen müssen hören, dass sie durch den Glauben an Jesus in den Himmel kommen und nicht verloren gehen. Jesus sagte selbst: „Alle, die auf mein Wort hören und dem glauben, der mich gesandt hat, haben das ewige Leben. Sie kommen nicht mehr vor Gottes Gericht; sie haben den Tod schon hinter sich gelassen und das unvergängliche Leben erreicht.“ Joh.5,24. Hast du diesen Schritt schon getan? Hast du das Geheimnis des Evangeliums erkannt? Folgst du Jesus nach? Hast du unvergängliches Leben? Diese Rettung war Paulus so wichtig, dass er bereit war, dafür zu leiden. Es war sein Wunsch, dass noch viele Menschen gerettet werden. Deshalb war ihm die Fürbitte der Gemeinde so wichtig: „Betet auch für mich, dass mir das Wort gegeben werde, wenn ich meinen Mund auftue, freimütig das Geheimnis des Evangeliums zu verkündigen, dessen Bote ich bin in Ketten, dass ich unerschrocken davon rede, wie ich es muss.“ Eph.6,19-20. Wenn der grosse Apostel Paulus diese Gebetsunterstützung brauchte und sie ihm so wichtig war, dann sind bestimmt auch wir auf Gebetsunterstützung angewiesen. Die Frage, die sich uns vielleicht stellt, ist, ob es uns überhaupt wichtig ist, dass das Evangelium verbreitet wird. Wenn es uns wichtig ist und wir uns an der Verkündigung beteiligen, dann brauchen wir die Unterstützung im Gebet. Paulus schrieb den Christen in Philippi: „Denn ich weiss, dass am Ende von allem, was ich jetzt durchmache, meine Rettung stehen wird, weil ihr für mich betet und weil Jesus Christus mir durch seinen Geist beisteht.“ Phil.1,19.
Schlussgedanke
Was würde uns Paulus wohl heute schreiben? Bestimmt würde er uns zum Gebet ermutigen, denn das Gebet ist der Ausdruck einer intakten Beziehung zu Gott. Das Gebet ist keine Pflichtübung, die wir in verschiedenen Ritualen abarbeiten müssten. Das Gebet, von dem Paulus spricht, geschieht im Geist Gottes – wir treten mit Gott in Verbindung, wir haben Zutritt zu ihm. Paulus würde uns bestimmt ermutigen, alles daran zu setzen, damit wir das Gebet und somit die Gemeinschaft mit Gott nicht vernachlässigen. Den Christen in Rom schrieb er: „Freut euch über die Hoffnung, die ihr habt. Wenn Nöte kommen, haltet durch. Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen.“ Röm.12,12. Vielleicht würde Paulus uns heute sagen: Wenn ihr von Informationen überflutet werdet, dann haltet durch. Lasst euch nicht ablenken und in keinen Fall vom Gebet abbringen!
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