Gott redet - Man kann die Bibel doch nicht wörtlich nehmen

Was wir glauben   •  Sermon  •  Submitted
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Die Bibel ist im Blick auf Kanon und Inhalt zuverlässig. Sie will nicht immer wörtlich, aber immer beim Wort genommen werden. Deshalb sollten wir sie intensiv nachdenkend und betend aufnehmen und danach handeln.

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@1 Was wir glauben — das Thema haben wir uns für die nächsten Wochen für unsere Gottesdienste vorgenommen. Es soll gehen um die zentralen Punkte des christlichen Glaubens. Auf unserer Homepage haben wir sie in sieben Punkten zusammen gefasst. Verglichen mit anderen christlichen Bekenntnissen steht da nichts Außergewöhnliches drin — wir haben einfach versucht, es kurz und halbwegs verständlich auf den Punkt zu bringen.
@1 Was wir glauben — das Thema haben wir uns für die nächsten Wochen für unsere Gottesdienste vorgenommen. Es soll gehen um die zentralen Punkte des christlichen Glaubens. Auf unserer Homepage haben wir sie in sieben Punkten zusammen gefasst. Verglichen mit anderen christlichen Bekenntnissen steht da nichts Außergewöhnliches drin — wir haben einfach versucht, es kurz und halbwegs verständlich auf den Punkt zu bringen.
Letzte Woche ging es, darum dass Gott „ist“, dass er existiert; dass es gute Gründe gibt, das zu glauben. Die Frage war: „Und was soll das ändern?“, und ich habe versucht deutlich zu machen: Wenn Gott ist und dich geschaffen hat, hast du Würde, die dir niemand nehmen kann. Und wenn Gott ist, wenn es den Gott gibt, der sich uns in der Bibel vorstellt, dann sind wir nicht autonom. Dann redet er uns rein.
Redet Gott? Mir sagte mal jemand: „Es fällt mir schwer, dass du Gott so behandelst als wäre er eine Person — macht ihn das nicht zu klein?“ Wie können wir davon sprechen, dass Gott „redet“? Letzte Woche ging es kurz darum, dass unsere Persönlichkeit ein Hinweis auf Gott ist. Wie soll sich aus bloßer Materie Persönlichkeit entwickeln? Es gibt einen Gott, der Persönlichkeit in uns hinein gelegt hat, weil er selbst eine Persönlichkeit, ein inneres Wesen hat. Weil Gott selbst als der drei-eine Gott (Vater, Sohn und Heiliger Geist) immer schon Beziehung ist. Und in diese Beziehung wollte er uns Menschen integrieren. Er wollte uns Anteil geben an seiner Freude an dieser Beziehung in der Dreieinigkeit. Deshalb hat er Menschen geschaffen und deshalb redet er mit uns.
Er tut das auf viele verschiedene Arten. In den Psalmen heißt es, dass die ganze Schöpfung von Gott redet — durch ihre bloße Existenz, durch ihre Genialität weist sie auf ihn hin. Wir lesen aber auch davon, dass Gott immer wieder unmittelbar zu Menschen gesprochen hat und das auch weiter tun möchte: in Träumen, in Visionen, oder einfach durch einen leisen Impuls in uns drin. Und dann ist Gott Mensch geworden — im Johannesevangelium wird Jesus das „Wort Gottes“ genannt. Hier hat Gott geredet, hat sich uns vorgestellt, ist greifbar und hörbar geworden. Aber dann wurden eben auch über Jesus und über das, was Gott in dieser Welt tut, Bücher geschrieben und in der Bibel zusammengefasst.
„Der Gott, der sich uns in der Bibel vorstellt.“ Das setzt viel voraus: Dass Gott irgendwie die Bibel benutzt hat, sie immer noch benutzt, um sich vorzustellen. Dass wir da von ihm lesen können und dass er irgendwie daran beteiligt ist. Das glauben wir. Dass die Bibel “Gottes Buch” ist. Dass er ihre Entstehung angestoßen hat, begleitet und überwacht. Dass da nur das drin steht und genau das drin steht, was er uns sagen wollte.
Wir nennen die Bibel das „Wort Gottes“ — da hat er geredet, da hat er uns etwas von sich gezeigt und es sogar schriftlich fixieren lassen. Er redet auch auf anderen Wegen. Aber in der Bibel begegnen wir Gott schwarz auf weiß — so glauben wir. Und um die Bibel soll es heute gehen.
Gott hat nicht nur
Er tut das auf viele verschiedene Arten. In den Psalmen heißt es, dass die ganze Schöpfung von Gott redet — durch ihre bloße Existenz, durch ihre Genialität weist sie auf ihn hin. Wir lesen aber auch davon, dass Gott immer wieder unmittelbar zu Menschen gesprochen hat und das auch weiter tun möchte: in Träumen, in Visionen, oder einfach durch einen leisen Impuls in uns drin. Und dann ist Gott Mensch geworden — im Johannesevangelium wird Jesus das „Wort Gottes“ genannt. Hier hat Gott geredet, hat sich uns vorgestellt, ist greifbar und hörbar geworden
Wir nennen die Bibel auch das „Wort Gottes“ — da hat er geredet, da hat er uns etwas von sich gezeigt und es sogar schriftlich fixieren lassen. Da begegnen wir Gott schwarz auf weiß — so glauben wir. Um die Bibel soll es heute gehen.
Bibel heißt eigentlich nur „Buch“, aber sie ist zum Inbegriff geworden für DAS Buch. Deshalb gibt es die @2 Grill-Bibel, die Strick-Bibel, die LowCarb-Bibel und unzählige andere. — Wenn man etwas wissen will über ein Thema, dann liest man die „Bibel“ zum entsprechenden Thema. Sie ist das Maß der Dinge, wenn man sich informieren möchte. Da steht drin, was man wirklich wissen muss — und was da drin steht, darauf kann man sich verlassen.
Kann man das? @3 Was ist die Bibel für ein Buch? Kann man sich wirklich darauf verlassen? Und wie ist sie zu verstehen?

Was ist das für ein Buch?

@4 Die Bibel ist eigentlich eine ganze Bibliothek. Die einzelnen Bücher darin wurden über einen Zeitraum 1500 Jahren von mehr als 40 Personen geschrieben. Unter den Autoren waren Könige, Fischer, ein Arzt, ein Bauer, sogar ein Theologe. Sie haben ganz unterschiedliche Texte beigetragen: Wir finden historische Berichte und lange Listen, wir finden Gesetze, wir finden Lieder, Briefe, Sprichwörter, wir finden Beispielgeschichten und… nennen wir es mal „Science Fiction“.
Die Bibel wird oft mit einem Brief Gottes an uns Menschen verglichen — und wenn man davon ausgeht, dass Gott an ihrer Entstehung beteiligt war, dann passt das ein Stück, weil er sich uns darin vorstellt. Aber weil die Bibel so viel Unterschiedliches enthält, gefällt mir der Vergleich mit einem Familien-Erinnerungsalbum viel besser.
Das hier ist mein Kinder-Fotoalbum. Da sind auch ganz unterschiedliche Sachen drin: Die Geburtsanzeige, erste Fotos, das Armband aus der Klinik. Aber für mich persönlich finde ich die Sache noch viel eindrücklicher im Blick auf meinen Vater:
Mein Vater starb, als ich zweieinhalb Jahre alt war. Ich habe keine eigene Erinnerung an ihn. Aber in den letzten Jahren habe ich mich auf den Weg gemacht, ihn kennenzulernen. Ich habe Menschen befragt, die mit ihm zu tun hatten: meine Großeltern, meine Mutter, seinen Chef. Ich habe mir Notizen dazu gemacht. Ich habe die Uni angeschrieben, an der er eingeschrieben war, habe Prüfungsergebnisse bekommen und seine Einschreibung. Er wollte Pfarrer werden und ich habe Predigten von ihm, in denen er sogar von mir erzählt. Ich habe Bücher von ihm geerbt. In einem fand ich kürzlich eine alte EC-Karte von ihm. Gerade für die Predigt habe ich in einem anderen geblättert. Da waren Notizen von ihm drin. 30 Jahre später lese ich dieses Buch und jetzt mache ich Notizen rein. Das war ein ganz merkwürdiges Gefühl.
Ich könnte ein Erinnerungsalbum erstellen. Mit ganz unterschiedlichen Elementen aus unterschiedlicher Perspektive, das mich viel entdecken lässt über meinen Vater: Fotos, Predigten, Zeitungsberichte, persönliche Erinnerungen. Es wäre SEINE Geschichte und sie hätte doch viel mit mir zu tun. Sie hat mich möglich gemacht. Sie hat mich geprägt, auch wenn ich mich nicht erinnern kann. Manches von ihm steckt in mir drin. Ich habe keinen Brief an mich, aber lerne ihn doch gut kennen, aus ganz unterschiedlichen Perspektiven.
So ist die Bibel: Sie ist nicht einfach eine fortlaufende Erzählung — und doch haben all die Bücher ein gemeinsames Thema, eine gemeinsame Geschichte: Sie wollen uns die Geschichte Gottes mit dieser Welt und seinen Menschen erzählen.
Denn auch wenn immer noch GrillBibeln etc. geschrieben werden: Das Image der echten Bibel hat ziemlich gelitten.
So weit könnte man sich wahrscheinlich mit fast jedem Menschen einigen — aber dann fangen die Fragen an. Denn auch wenn immer noch GrillBibeln etc. geschrieben werden: Das Image der echten Bibel hat ziemlich gelitten.

Ist die Bibel zuverlässig?

„Hat die Kirche nicht Bücher unter Verschluss gehalten, die eigentlich hinein gehört hätten?“
„Die Bibel ist doch einfach völlig überholt. Was da drin steht, passt einfach nicht in unsere Zeit!“
Oder auch: „Wir finden in der Bibel tiefe Einsichten über den Menschen und gute Gedanken über Gott — aber man sollte vielleicht nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.“
Natürlich gibt es mehr Themen. Und keinem kann ich heute früh wirklich gerecht werden. Mein Wunsch ist einfach: Zeigen, dass es gute Gründe gibt, die Bibel als die Bibel anzusehen, als das Standardwerk für die wirklich wichtigen Fragen.
@5 Hat die Kirche Bücher unter Verschluss gehalten, die ein ganz anderes Bild von Jesus zeichnen?
Natürlich gibt es antike Bücher, die ein ganz anderes Bild von Jesus zeichnen — vielleicht habt ihr vom Thomas-Evangelium gehört oder vom Judas-Evangelium. Hat der Papst die weg gesperrt? Nein!
Das Neue Testament war zunächst kein Buch. Es waren einzelne Briefe, einzelne Schriften. Und nicht jeder Christ hatte gleich alle davon. Wenn Paulus an die Christen in Korinthe einen Brief schreibt, dann gibt es diesen Brief zunächst nur in Korinth. Aber an die Christen in Koloss hat er zum Beispiel geschrieben: „Wenn dieser Brief bei euch vorgelesen worden ist, dann sorgt dafür, dass er auch in der Gemeinde von Laodizea vorgelesen wird. Und umgekehrt sollt ihr den Brief, den ich nach Laodizea geschickt habe, auch bei euch vorlesen“ (; NGÜ). So haben die ersten Gemeinden dann die Briefe von Paulus und die anderen Schriften abgeschrieben und untereinander weiter gegeben.
Und es gab auch andere christliche Bücher und Briefe, die man mit Gewinn gelesen hat, so wie heute. Aber es hat sich sehr schnell in der Kirche ein Konsens herausgebildet, noch bevor die Kirche wirkliche Machtstrukturen hatte, welche Schriften „heilige Schrift“ sind und welche nicht. Man nennt das den „Kanon“ — das heißt Maßstab: „Welche Bücher sind Maßstab des Glaubens, normieren den Glauben?“ Da gab es auch mal unscharfe Grenzen: Einige Gemeinden zählten eine Schrift dazu, andere nicht.
Seit dem Ende des zweiten Jahrhunderts stand der Kanon im Wesentlichen fest, über einzelne Bücher hat man sogar viel länger diskutiert. Aber das Judas- oder Thomas-Evangelium haben dabei nie eine Rolle gespielt. Als im vierten Jahrhundert dann mal von einem Bischof festgehalten wurde: “Das ist der Kanon”, da war das eine Feststellung dessen, was sich in den Gemeinden als Konsens herausgebildet hatte. Gott redet auch auf andere Weise und andere Bücher können eine Hilfe sein: Aber diese sind der Kanon, der “Maßstab”, an dem sich alles messen lassen muss, was man sonst für Gottes Reden hält.
In diesen Büchern, da war man sich sicher, hat Gott geredet und redet er noch. Gott redet auch auf andere Weise und andere Bücher können eine Hilfe sein: Aber diese sind der Kanon, der “Maßstab”, an dem sich alles messen lassen muss, was man sonst für Gottes Reden hält.
@6 Mit ihrer Weltsicht und ihrer Moral passt die Bibel doch nicht mehr in unsere Zeit Beispielsweise spricht die Bibel mit großer Selbstverständlichkeit über Dämonen und bezeichnet Sex nur da als Geschenk Gottes, wo er in einer Ehe zwischen einem Mann und einer Frau stattfindet.
Dämonen: Das klingt nach Spuk, nach vorwissenschaftlicher Welterklärung. Nun ist die Bibel kein Buch, das wie der Animismus in jedem Ding, quasi hinter jedem Busch irgendeinen Geist vermutet. Aber wenn es ein übernatürliches gutes Wesen gibt — kann es dann nicht auch ein übernatürliches böses Wesen geben? Wenn es vielleicht Engel gibt — kann es dann nicht auch Dämonen geben?
Um unsere Moralvorstellungen ging es vor zwei Wochen schon mal kurz. Sie ändern sich ständig. Manches in der Bibel ist für uns schwer zu verdauen. Aber das Spannende ist, dass unterschiedliche Kulturen sich an unterschiedlichen Geboten stoßen. Ich hatte schon mal erzählt, wie ein Bibelübersetzer mit seinem Helfer an der Geschichte vom „Verlorenen Sohn“ arbeitete: Der junge Mann, der seinen Vater behandelt wie tot, das Erbe verprasst und dann abgebrannt nach Hause kommt.
Da rennt ihm der Vater entgegen, breitet die Arme aus und… „Ah, ich weiß“, meint der Übersetzungshelfer: „Er WÜRGTE ihn“. Der Vater streckte die Arme aus und dann — so dachte der Helfer — wird er ihn wohl gewürgt haben. Das schien ihm von seiner Kultur ausgehend das einzig Richtige. Unvorstellbar, dass dem jungen Mann einfach vergeben wird, nachdem er den Namen seines Vaters so beschmutzt hat! Unterschiedliche Kulturen stoßen sich an gegensätzlichen Geboten. Sollte ein ewiger Gott seine Moralvorstellungen nach unserem Empfinden ändern?
Aber halt — da kommt gleich die nächste Frage: Was hat denn Gott wirklich mit der Bibel zu tun? @7 Ist sie nicht einfach ein von Menschen geschriebenes Buch über ihre religiösen Erlebnisse und Einsichten?
Gehen wir doch einfach mal davon aus. Lasst uns doch die Bibel zunächst mal als antike Schriftensammlung betrachten — nicht als Heilige Schrift sondern als Aufzeichnungen von verschiedensten Menschen. Dann lesen wir darin von diesem Wanderprediger Jesus, der sich mit den staatlichen Autoritäten anlegte und hingerichtet wurde. Und irgendwann kommen wir zur Auferstehung. Die ist der Knackpunkt. Das haben die Christen immer schon so gesehen. Paulus schreibt in : @8 „…wenn Christus nicht auferstanden ist, ist es sinnlos, dass wir das Evangelium verkünden, und sinnlos, dass ihr daran glaubt“ (; NGÜ). Dann wäre Jesus genauso tot wie jeder andere auch.
Ist Jesus auferstanden? Wir haben Ostern darüber gesprochen und ich kann heute nicht wieder die ganze Begründung liefern, aber für mich ergibt alles andere einfach keinen Sinn. Wenn es aber stimmt, dann sollten wir Jesus gut zuhören.
Können wir dem trauen, was über ihn aufgeschrieben wurde? Die Schriften des Neuen Testaments entstanden in wenigen Jahrzehnte. Da lebten noch viele, die Jesus selbst miterlebt hatten. Und die Jünger machen in der Tat den Eindruck, schonungslos ehrlich zu sein: Wir haben Mittwoch im Hauskreis wieder schwer gelacht über sie und ihre Begriffsstutzigkeit — auch wenn wir sie von uns selbst so kennen. Aber so reden sie von sich: Offen und ehrlich.
Das macht mir Mut davon auszugehen, dass ich zumindest mal nicht bewusst belogen werde. Aber wenn ich so weit bin, dann wird deutlich, dass die Bibel mehr ist als nur eine menschlich zuverlässige Quelle.
Dann lese ich nämlich auch davon, dass Jesus das Alte Testament für ein göttliches Buch hielt. Er nimmt in Anspruch, dass das es — obwohl es Jahrhunderte vorher geschrieben wurde — auf ihn hingewiesen hat (; ). Er stellt fest, dass das Alte Testament ohne Fehler ist (); dass der Heilige Geist daran mitwirkte (). Und er warnt davor, auch nur den kleinsten Teil leichtfertig beiseite zu schieben ().
Was ist dann aber mit dem Neuen Testament? Jesus versprach seinen Jüngern: @9 “Der... Heilige Geist... wird euch alles Weitere lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe” (; NGÜ; vgl. und ).
26 Der Helfer, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, wird euch alles ´Weitere` lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. (; vgl. und ).
Und so haben sie offensichtlich auch ihre Schriften und auch die ihrer Apostelkollegen verstanden. Petrus muss zugeben, dass in Paulus’ Briefen einiges schwer zu verstehen ist, aber stellt er doch fest: Wer ihren Inhalt verdreht, nimmt schweren geistlichen Schaden (2 Pet 3,16; vgl. mit Bezug auf das vielleicht schon schriftlich vorliegende ). Johannes warnt am Ende der Offenbarung: @10 „Wer dieser Botschaft etwas hinzufügt, dem wird Gott die Plagen zufügen, die in diesem Buch beschrieben sind. 19 Und wer von der prophetischen Botschaft dieses Buches etwas wegnimmt, dem wird Gott wegnehmen, was ihm in diesem Buch als sein Anteil zugesprochen ist…“ (; NGÜ; vgl. 2 Pet 3,2; u.a.).
Papier ist geduldig. Jeder kann ein Buch schreiben und behaupten, es komme direkt von Gott. Aber wenn wir dem Neuen Testament mal als menschliche Quelle Vertrauen schenken, dann lesen wir: Jesus sah das Alte Testament als ein göttliches Buch an. Und er versprach das für die Schriften seiner Apostel. So haben es dann auch die ersten Christen empfunden: Die Apostel sprachen und handelten ganz im Geist Jesu; sie schrieben „Wort Gottes“.

Wie soll ich sie verstehen?

@11 Aber wie verstehe ich die Bibel richtig? Muss man sie jetzt also wörtlich nehmen?
Ich finde „wörtlich“ einen ganz unpassenden Begriff. Dafür ist die Bibel viel zu vielschichtig. Was ist sie für ein Buch? Anders als die Grill-Bibel ist sie kein reines Sachbuch; sie enthält ganz unterschiedliche Texttypen, die man unterschiedlich verstehen muss.
Wenn in einem Buch ein Text beginnt mit „Es war einmal…“, dann weiß man: Jetzt kommt ein Märchen. Das soll man nicht wörtlich verstehen, sondern man soll daraus lernen. Wenn ein Text beginnt: „Es ist 20 Uhr. Willkommen zur Tagesschau“, dann weiß man: Jetzt kommen (hoffentlich) harte Fakten.
In der Bibel ist das genauso: Die Psalmen sind Lieder und verwenden bildhafte Sprache. Da ist Gott eine Burg und besteht doch nicht aus Stein (). Da sind wir Gottes Schafe und fressen doch kein Gras (). Das sollen wir nicht wörtlich nehmen.
Aber Lukas beginnt seinen Bericht über Jesus mit dem Hinweis auf Augenzeugen und berichtet von seinen eigenen Nachforschungen (). Wenn er dann davon spricht, dass die Jungfrau zum Kinde kam () — dann erwartet er offensichtlich, dass wir das als Wunder annehmen.
Die entscheidende Frage ist also: Wie wollte der Autor verstanden werden? Was wollte er sagen? Das wirft schon mal Fragen auf, da ist man sich nicht immer einig, was jetzt bildlich zu verstehen ist und was nicht. Aber das ist der Bibel „treu“.
Die Bibel will nicht immer “wörtlich” genommen werden. Sie will auch nicht nur „ernst“ genommen werden, wenn das heißt: “Da steckt viel drin, ich denke mal darüber nach.”
Die Bibel will beim Wort genommen werden. Sie will uns glauben machen, dass Gott in Raum und Zeit gehandelt hat. Und dass er für uns ein Buch hat schreiben lassen, in dem Gott selbst sich uns vorstellt. Und das wir deshalb nicht ohne Schaden belächeln oder liegen lassen.
Das heißt nicht, dass ich keine Fragen an die Bibel habe. Die habe ich — ans Alte Testament und ans Neue, Verständnisfragen und… Anfragen. Es heißt aber, dass ich eine grundsätzliche Entscheidung getroffen habe: Ich lese in der Bibel nicht nur religiöse Berichte; sondern in der Bibel begegnet mir Gott.
Die Bibel ist ein altes Buch aus einer anderen Zeit: Wenn du etwas nicht verstehst, dann denk intensiv nach. Wälz Bücher. Frag andere. Und halte dir dabei vor Augen: Die Bibel ist Gottes Buch für heute. Du kannst jedes Detail über sie wissen und doch keine Ahnung von ihr haben. Wirklich verstanden wird sie da, wo wir entdecken, dass Gott durch sie redet. Hör ihm wirklich zu. Und was du verstehst, das tu!
Die Bibel will nicht immer wörtlich verstanden werden — aber sie will beim Wort genommen werden.
Ich muss nicht jede Frage klären. Ich glaube nicht an die Bibel, weil mir alles klar ist. Sondern ich glaube an die Bibel, weil Gott durch sie spricht: Er hat das Familien-Erinnerungsalbum selbst für mich zusammen gestellt, um sich mir vorzustellen. Sie ist die Gott-Bibel, die Jesus-Bibel, die Sinn-des-Lebens-Bibel — das Standardwerk zum Thema. Was ich dazu wissen, steht hier drin. Was hier drin steht, darauf kann ich bauen. Da ist ein Grundvertrauen da.
Weil Gott durch die Bibel redet, kann ich Fragen auch mal ungeklärt stehen lassen — ich vertraue ihm. Weil Gott durch die Bibel redet, will ich intensiv über sie nachdenken — ich möchte ihn besser kennenlernen.
Jesus verspricht es, die Kirche bezeugt es, ich erlebe es: Die Bibel ist mehr als ein Buch. Sie ist mehr als große Literatur und weiser Rat, mehr als die Ilias und Grimms Märchen — hier ist etwas, das mich zutiefst angeht.
Sie ist das Erinnerungsalbum für Gottes Familie: In Berichten und Liedern, in Briefen und Sinnsprüchen begegne ich Gott, meiner „Familie“ und sogar mir: Ich entdecke mich wieder, wenn ich von den Entscheidungen meiner „Vorfahren“ lese: Ich kann aus ihren Fehlern lernen und erschrecken darüber, was ich alles von ihnen übernommen habe. Ich finde Trost, weil ich entdecke, wie gnädig Gott ihnen war, ich erfahre, „was für ein Typ er ist“.
Aber der entscheidende Unterschied ist: Gott ist nicht tot. Er ist immer noch. Er handelt immer noch. Deshalb wir sitzen nicht nur da mit einem toten Buch, sondern er redet heute noch. Gott hat geredet — so entstand die Bibel. Und Gott redet — deshalb ist die Bibel ein „lebendiges“ Buch. Der Heilige Geist setzt sich quasi zu uns in den Sessel: Er schaut uns über die Schulter. Er liest uns vor. Er weist uns auf diesen oder jenen Vers explizit hin, weil er etwas in uns anstoßen will. Er hilft uns verstehen.
Er löst vielleicht nicht jedes Detail. Aber das muss er auch nicht. Denn er will nicht informieren, sondern transformieren. Er will nicht Wissen vermehren, sondern Leben verändern.
Die Bibel ist ein altes Buch aus einer anderen Zeit — und sie ist Gottes Buch für heute. @12 Zwei Dinge sind deshalb wichtig: Ein intensives Nachdenken über das, was ich lese: Was für eine Art von Text habe ich hier vor mir? In welche Situation hinein wurde er geschrieben? Und gleichzeitig: Gott hat es für mich aufschreiben lassen — was möchte er mir heute sagen?
@12 Zwei Dinge sind deshalb wichtig: Ein intensives Nachdenken über das, was ich lese: Was für eine Art von Text habe ich hier vor mir? In welche Situation hinein wurde er geschrieben? Und gleichzeitig: Gott hat es für mich aufschreiben lassen — was möchte er mir heute sagen?
Die Bibel ist ein altes Buch aus einer anderen Zeit: Wenn du etwas nicht verstehst, dann denk intensiv nach. Wälz Bücher. Frag andere. Auch, um einen Menschen wirklich kennenzulernen, musst du Zeit investieren.
Aber halte dir dabei vor Augen: Die Bibel ist Gottes Buch für heute. Du kannst jedes Detail über sie wissen und doch keine Ahnung von ihr haben. Wirklich verstanden wird sie da, wo wir entdecken, dass Gott durch sie redet. Hör ihm wirklich zu. Und was du verstehst, das tu!
Mir ist dabei immer wieder Luthers @ “Gebetsgirlande” eine Hilfe: Vier Fragen, um einen Bibeltext nachdenkend und betend aufzunehmen. Lies ihn. Mehrmals. Und dann halte die vor Augen: Die Bibel ist für uns Lehrbuch, Gesangbuch, Beichtspiegel und Gebetbuch.
Jeder Text der Bibel kann uns Lehrbuch sein: Was lerne ich? Was begreife ich?
Jeder Text der Bibel kann uns Gesangbuch sein: Wofür kann ich Gott loben? Was kann ich besingen?,
kann uns Beichtspiegel sein: Wofür sollte ich Buße tun? Was sollte ich bekennen?,
kann uns Gebetbuch sein: Worum sollte ich bitten?
Ich muss nicht jede Frage klären. Ich glaube nicht an die Bibel, weil mir alles klar ist. Sondern ich glaube an die Bibel, weil Gott durch sie spricht: Er hat das Familien-Erinnerungsalbum selbst für mich zusammen gestellt, um sich mir vorzustellen. Sie ist die Gott-Bibel, die Jesus-Bibel, die Sinn-des-Lebens-Bibel — das Standardwerk zum Thema. Was ich dazu wissen, steht hier drin. Was hier drin steht, darauf kann ich bauen. Da ist ein Grundvertrauen da.
Ich glaube nicht an die Bibel, weil mir alles klar ist. Sondern ich glaube an die Bibel, weil Gott durch sie spricht: Er hat das Familien-Erinnerungsalbum selbst für mich zusammen gestellt, um sich mir vorzustellen. Sie ist die Gott-Bibel, die Jesus-Bibel, die Sinn-des-Lebens-Bibel — das Standardwerk zum Thema. Was ich dazu wissen muss, steht hier drin. Was hier drin steht, darauf kann ich bauen.
Ich glaube nicht an die Bibel, weil mir alles klar ist. Sondern ich glaube an die Bibel, weil Gott durch sie spricht: Er hat das Familien-Erinnerungsalbum selbst für mich zusammen gestellt, um sich mir vorzustellen. Sie ist die Gott-Bibel, die Jesus-Bibel, die Sinn-des-Lebens-Bibel — das Standardwerk zum Thema. Was ich dazu wissen muss, steht hier drin. Was hier drin steht, darauf kann ich bauen.
Weil Gott durch die Bibel redet, kann ich Fragen auch mal ungeklärt stehen lassen — ich vertraue ihm. Weil Gott durch die Bibel redet, will ich intensiv über sie nachdenken — ich möchte ihn besser kennenlernen.
Gebetsgirlande / einen Satz aufschreiben.
Die Bibel will nicht immer wörtlich verstanden werden — aber sie will beim Wort genommen werden.
Er löst vielleicht nicht jedes Detail. Aber das muss er auch nicht. Denn er will nicht informieren, sondern transformieren. Er will nicht Wissen vermehren, sondern Leben verändern. Er ist — das ändert alles. Und er redet — hörst du zu?
Gebetsgirlande / einen Satz aufschreiben.
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