Gott rettet — Was ist mit den anderen Religionen?

Was wir glauben   •  Sermon  •  Submitted
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Das Evangelium ist eine Religion wie keine andere: Bitterer in ihrer Diagnose unserer Schuld und herrlicher in ihrem Angebot der Vergebung. Aber gerade durch diese Einzigartigkeit hat sie Kraft zum Frieden.

Notes
Transcript
Requisite: Eine Schachtel Tabletten / eine Flasche Penicillin
@1 In unseren Gottesdiensten geht es zur Zeit um das Glaubensbekenntnis unserer Gemeinde. Es kann auf unserer Homepage und im Gemeindeprofil nachgelesen werden. Im Vergleich zu anderen christlichen Bekenntnissen steht da nichts Außergewöhnliches drin — wir haben einfach versucht, es kurz und halbwegs verständlich auf den Punkt zu bringen.
@1 In unseren Gottesdiensten geht es zur Zeit um das Glaubensbekenntnis unserer Gemeinde. Es kann auf unserer Homepage und im Gemeindeprofil nachgelesen werden. Im Vergleich zu anderen christlichen Bekenntnissen steht da nichts Außergewöhnliches drin — wir haben einfach versucht, es kurz und halbwegs verständlich auf den Punkt zu bringen.
Wir haben zunächst gesprochen über die Existenz Gottes, die alles verändert: Weil Gott ist, sind wir nicht autonom. Dann ging es um die Bibel, Gottes Buch, in dem wir ihm und auch uns selbst begegnen. Letzte Woche gab es dann ein schweres Thema: Die Sünde. Sünde besteht nicht nur aus einzelnen Taten, sondern auch aus einer Haltung und einem Wesen, etwas tief in uns, das sich Gott widersetzt. Das ihn nicht als König akzeptiert, sondern sich selber auf den Thron setzen möchte, eben doch autonom sein.
Ich habe gesagt, dass unsere Sünde Gott Brechreiz verursacht, dass uns ewige Strafe erwartet und dass wir völlig, umfassend, zutiefst auf Gottes Vergebung angewiesen sind. Wir brauchen Gnade, unverdiente Zuwendung Gottes.
Das war die Diagnose. Aber es gibt eine Therapie. Sie klingt zunächst nach einer bitteren Pille. Aber diese „Pille“ hat im besten Sinne eine unvergleichlich herrliche, bewusstseinserweiternde Wirkung. Sünde ist nach Sören Kierkegaard die „Krankheit zum Tode“, aber Jesus ist „Heilmittel zum Leben“.
Jesus selbst ist das „Mittel“, das wir in uns „aufnehmen“ müssen. Das einzige Mittel, das hilft. Wir haben das in unserem Glaubensbekenntnis festgehalten, indem wir einen ziemlich steilen Bibelvers zitiert haben: @2 „Bei niemand anderem ist Rettung zu finden; unter dem ganzen Himmel ist uns Menschen kein anderer Name gegeben, durch den wir gerettet werden können“ (; NGÜ).
Wow! Sind denn „wir“ Christen die einzigen, die Recht haben? So viele glauben anders! So viele glauben anders und führen ein „gutes“ Leben. Was ist mit den anderen Religionen? Wieso sollte es nur mit Jesus gehen? Und liegt es nicht an solcher Engstirnigkeit, dass so viel Unfrieden herrscht auf dieser Welt? Darüber möchte ich heute mit euch nachdenken und zwar anhand von vier Punkten: @3 Keine Wahrheit ist auch keine Lösung. Eine ist wie keine andere. Eine bringt Frieden für alle. Eine für dich?!

Keine Wahrheit ist auch keine Lösung.

@4 Erstens: Keine Wahrheit ist auch keine Lösung. Man könnte ja sagen: Lass uns mal den Ball flach halten. Niemand sollte sich anmaßen, die Welt als Einziger richtig zu verstehen. Haben nicht alle Religionen einen gemeinsamen Kern? Haben nicht alle nur einen Teil der Wahrheit?
Das Problem ist, dass man sich immer nur mit einem Bruchteil wird einigen können, was denn nun dieser gemeinsame Kern ist. Wenn man die Religionen einfach eindampfen möchte auf einen gemeinsamen Kern, dann ist von keiner der Religionen viel übrig. Dann hat man nicht die Religionen zusammengefügt, sondern man hat sie alle massakriert.
Aber sollte man vielleicht diese Lehrfragen, die Theologie, nicht so wichtig und sich einfach nach Gott ausstrecken? Das Problem ist: Hinter dieser Aufforderung steckt wieder eine ganz eigene Theologie: Sie vermutet einen Gott, dem egal ist, was wir über ihn denken, wenn wir nur nett zu einander sind. Das ist gleich wieder eine ganz neue Religion, die sich für richtiger hält als die anderen.
Aber müssten wir nicht einsehen, dass wir immer nur einen Teil der Wahrheit erkennen? Natürlich, wir sind alle nur Menschen! Aber heißt das, dass wir alle gleich richtig liegen? Vielleicht kennt ihr das Beispiel von den Blinden, @5 die auf einen Elefanten stoßen. Sie alle betasten ihn. „Dieses Tier ist so lang und geschmeidig wie eine Schlange“, erklärt… der Erste, der den Rüssel des Elefanten erwischt hat. „Nein, nein, es ist dick und rund wie ein großer Baumstamm“, sagt der Zweite, der ein Bein des Elefanten befühlt. „Nein, es ist groß und flach“, erwidert der dritte Blinde, der die Seite des Elefanten entlangfährt. Jeder … fühlt nur einen Teil des Elefanten; das ganze Tier vorstellen kann sich keiner.“
Wie dumm sie sind! Jeder meint, das große Ganze zu kennen, aber jeder kennt nur einen kleinen Teil. Ist das bei den Religionen nicht genauso? „Jede … erfasst… nur einen Teil der spirituellen Realität, aber keine darf behaupten, die ganze Wahrheit zu erkennen.“
Das klingt irgendwie charmant. Aber willst jetzt DU behaupten, dass DU den Elefanten siehst, das große Ganze? Dass du siehst, was alle anderen nicht sehen, dass die Religionen nämlich zusammen gehören? Dann tust du das Gleiche wie die Religionen (Keller, Warum Gott?, S. 34-35).
Es lässt sich in vielen Religionen vieles finden, was nachdenkenswert ist. Ich höre gerade ein Hörbuch, eine „Weltgeschichte für junge Leser“. Der Autor stellt auch die Religionen vor und er macht das sehr sympathisch. Bei jeder erklärt er, welchen positiven Beitrag sie geleistet hat: Der Buddhismus mit seiner großen Gelassenheit, der Konfuzianismus mit seinem Blick für die kleinen alltäglichen Dinge, der Islam mit seinem starken Gemeinschaftsgefühl. Lauter gute Ansätze, natürlich!
Aber am Ende meint jeder, meine ich, meinst du, den Elefanten zu sehen. Wir meinen sagen zu können, wie es wirklich ist, was an den anderen Weltanschauungen gut ist, was total daneben liegt. Und wenn es nur die Ausschließlichkeit ist, die wir für daneben halten.
Egal, was deine oder meine Sicht auf die Welt ist — sie beansprucht immer Ausschließlichkeit. Sie beansprucht immer, die eigentliche Wahrheit zu sein. Der eine hat mehr, der andere weniger Zweifel an seiner Sicht der Dinge. Aber egal, was du glaubst, immer widersprichst du anderen, weil du deine Meinung für richtiger hältst. Selbst, wenn du meinst, dass man das alles nicht so genau wissen kann. Deshalb: Keine Wahrheit ist auch keine Lösung.

Eine wie keine

Ich habe in den letzten Wochen immer wieder davon gesprochen, wieso der christliche Glaube für mich wirklich SINN ergibt, wieso mir seine Geschichte plausibel erscheint.
Heute würde ich gern auf einer anderen Ebene argumentieren. Ich möchte nicht davon sprechen, wieso der christliche Glaube „wahr“ ist, sondern wieso er grundlegend anders ist als alle anderen Religionen, @6 wieso er eine wie keine ist: Er ist bitterer und süßer. Er ist schwerer zu schlucken und herrlicher zu glauben.
Was ist Religion? Ich habe letztes Mal das Beispiel von einem EnergyDring gebraucht. Die anderen Religionen sind wie ein EnergyDrink. Sie geben den Menschen Wegweisung in ein besseres Jenseits. Sie sagen, was wir tun müssen, um mit Gott oder der Welt in Einklang zu leben und so den Übergang ins Paradies oder eine bessere Seinsform zu schaffen.
Der christliche Glaube ist so anders, dass ich zögere, ihn eine Religion zu nennen. Der christliche Glaube sieht uns nicht als unterzuckert. Er beschreibt uns als „tot in unseren Sünden“ (), völlig unfähig, etwas an unserer Situation zu ändern, weil unsere Sünde so schwer wiegt. Letztes Mal habe ich gesagt: Wir brauchen keinen EnergyDrink, wir brauchen einen Defibrillator. Wenn wir beim Bild der Pille bleiben, dann brauchen wir keine Vitamintablette, sondern ein Antibiotikum.
Der christliche Glaube ist bitterer als die Religionen, weil seine Diagnose so viel vernichtender ist. Es reicht nicht aus, uns den Weg in den Himmel zu zeigen. Es reicht nicht aus, den achtfachen Pfad zu kennen oder die fünf zentralen Aufgaben. Wir brauchen keinen Lehrer, wir brauchen einen Erlöser. Wir brauchen keinen guten Rat, wir brauchen einen Retter. Wir brauchen keinen Schwimmlehrer, sondern einen Rettungsschwimmer.
Jesus wurde in der Krippe geboren, um am Kreuz zu sterben. Immer und immer wieder sprach er mit seinen Jüngern davon, dass das geschehen würde. Er lief sehenden Auges ins Messer. Wieso? Johannes der Täufer nennt ihn @7 „das Opferlamm Gottes, das die Sünde der ganzen Welt wegnimmt“ (; NGÜ).
Durch das ganze Alte Testament lesen wir von Tieropfern, die Gott gebracht werden mussten. Unmengen Blut flossen. So sahen die Menschen: Sünde bringt Tod. Und wenn ich leben will, dann muss jemand meinen Platz einnehmen, meine Sünde tragen und damit wegnehmen. Ich brauche ein Opfertier, einen Stellvertreter.
Das greift Johannes auf und sagt: Jesus ist das eigentliche, das endgültige Opferlamm. Da drängt sich für uns heute die Frage auf: Was ist das für ein Gott? Ist Gott irgendeine primitive Stammesgottheit, die Tieropfer und am Ende sogar ein Menschenopfer fordert? Wieso kann er nicht einfach so vergeben?
Zwei Dinge dazu. Erstens: Vergebung kostet. Es gibt sie nie umsonst. Schon einander können wir nicht „einfach so“ vergeben. Wenn du mir einen Blechschaden ins Auto fährst, dann muss jemand zahlen. Entweder zahlst du und der Schaden wird behoben. Das ist Wiedergutmachung. Oder ich zahle, indem ich den Schaden selbst reparieren lasse oder mit dem Wertverlust lebe. Das ist Vergebung — aber sie kostet mich etwas.
Wenn du mich verletzt hast, dann kann ich es dir heimzahlen. Dir oder deiner Familie oder Menschen, die ich mit dir in einen Topf werfe und fortan hasse, bekämpfe oder ignoriere. Das ist Rache. Oder ich sage: Das war falsch, aber ich lasse mein Recht auf Rache los. Ich sage nicht: „Das wirst du mir büßen“, sondern ich bleibe auf dem inneren Schaden sitzen. Das ist Vergebung — aber sie kostet mich etwas. (Nur am Rande: Vergebung heißt nicht unbedingt, den anderen ungestraft davon kommen zu lassen — weder vor Gott noch vor Menschen; es heißt aber, dass ich ihm gegenüber nicht aus Bitterkeit oder Rache handle.)
Vergebung kostet: Jemand muss bezahlen. Jemand muss ein Opfer bringen.
Aber wenn Jesus geopfert wird, dann muss man sich vor Augen halten: Christen glauben, dass Jesus nicht nur „Gottes Sohn“ ist, sondern dass Jesus Gott ist. Das heißt: Gott bezahlt selbst.
Ich habe für diese Predigt sehr viel aus einem Buch von Tim Keller übernommen, Warum Gott? Unter anderem schreibt er da: @8 „Der Gott der Bibel ist gerade nicht so wie die Götter primitiver Religionen, die zur Stillung ihres Zornes menschliches Blut forderten, sondern umgekehrt: Gott wird Mensch und vergießt, um der Gerechtigkeit und Gnade Genüge zu tun, sein eigenes Lebensblut…“ (Tim Keller, Warum Gott?, S. 230).
In seinem Roman Zwei Städte erzählt Charles Dickens die Geschichte eines Franzosen und eines Engländers. Sie sehen einander recht ähnlich. Sie lieben beide die gleiche Frau. Sie heiratet den Franzosen und bekommt ein Kind von ihm. Aber durch politische Umwälzungen landet ihr Mann im Gefängnis und wird zum Tode verurteilt.
Am Abend vor der Hinrichtung besucht der Engländer den Franzosen im Gefängnis. Er bietet ihm an, seinen Platz einzunehmen — sie sehen einander ja ähnlich. Der Franzose weigert sich, aber der Engländer betäubt ihn. Er lässt ihn fortschaffen und später gelingt dem Franzosen mit seiner Familie die Flucht. Der Engländer aber stirbt an seiner Stelle.
Solche Szenen der Stellvertretung gibt es ständig in Literatur und Film. Sie bewegen uns, sie motivieren uns, hingegebener, bewusster, liebevoller zu leben. Aber das Evangelium, die gute Nachricht von der Liebe Jesu für dich und mich, ist so viel packender! Denn sie ist nicht nur eine ausgedachte Geschichte über jemand anderen, sondern die wahre Geschichte über dich und mich. Jesus starb, damit du leben kannst.
Es geht mir nicht darum, den christlichen Glauben zu „belegen“, sondern ich möchte ihn dir ans Herz legen. Ist der Gott, von dem ich spreche nicht genau der Gott, den wir brauchen in dieser Welt? „John Stott schreibt: @9 ‚Ich könnte niemals an Gott glauben, wenn das Kreuz nicht wäre. [Wieso?] Wie kann man in dieser Welt des Schmerzes und Elends einen Gott anbeten, der immun gegen das Elend ist’?“ (zitiert bei Tim Keller, Warum Gott?, S. 233). Der quasi, während wir Ertrinken, nur am Rand steht und Tipps gibt.
Der christliche Glaube ist eine Religion wie keine andere. Er stellt uns eine schlechtere Diagnose aus: Rat hilft nicht, wir brauchen einen Retter. Wir sind so verloren, dass wir uns nicht selber helfen können. (Und sehen wir das nicht auch überall in dieser Welt, dass die richtigen Tipps nicht reichen für ein gutes Zusammenleben?)
Aber der christliche Glaube präsentiert uns auch einen Gott, der so viel mehr investiert für uns. Er steht nicht am Ufer und gibt Tipps, sondern er springt rein und zieht uns raus — auch wenn er selbst daran zugrunde geht. Die bittere Pille, die er uns verabreicht, die hat ihn selbst das Leben gekostet. Aber er war bereit, es zu investieren. Das findest du in keiner anderen Religion. Aber das ist die „Medizin“, die wir brauchen für unsere Schuld vor Gott — und für unseren Umgang mit einander.

Eine bringt Frieden für alle

Denn natürlich bleibt die Frage: Wenn man eine Religion so heraushebt, führt das nicht zu Unfrieden? Aber gerade diese Einzigartigkeit des christlichen Glaubens, über die wir gerade gesprochen haben, enthält eine enorme @10 Kraft zum Frieden.
Der christliche Glaube ist bitterer und süßer, schwerer zu schlucken und herrlicher zu glauben. Er ist bitterer: Mit all meiner gutbürgerlichen Moral, mit all meiner weltoffenen Toleranz, mit all meiner hingegebenen Suche nach Wahrheit, bin ich ohne Retter doch verloren.
Ich mag frömmer sein als andere, moralischer als andere, toleranter, konsequenter —aber ich brauche immer noch einen Retter. Ob ich 20km vor der Küste oder 2km vor der Küste ertrinke: Ich ertrinke. Wenn Gott nicht selbst mein Retter wird, dann bin ich verloren. Will ich im Todeskampf den auslachen, der es nicht so weit geschafft hat wie ich?
Meine guten Taten, mein voller Einsatz, meine Weltoffenheit, die sind wie Sport: Sie helfen mir, fit zu sein und etwas bewegen zu können. Und vielleicht bin ich fitter als andere. Aber egal wie fit ich bin: Die Sünde hat mich infiziert und mein Blut vergiftet. Es kriecht ein roter Streifen meinen Arm entlang und ohne Medizin gehe ich daran zugrunde. Ob Spitzensportler oder Sesselsurfer, in Gottes Augen sind wir dem Tod geweiht, weil unser Herz vergiftet ist. Will ich dann den anderen verachten, weil er dick gestorben ist und ich durchtrainiert?
Das ist bitter. Ich glaube, für viele ist das letzten Endes der Punkt, an dem sie den christlichen Glauben ablehnen: „So schlecht bin ich jetzt auch nicht.“ Aber wir haben letzte Woche über die Sünde gesprochen und ein zentraler Satz war: „Sünde ist mehr als Taten, sie ist Rebellion.“ Sünde zeigt sich in Taten, aber ihrem Wesen nach ist sie ein Aufbegehren gegen Gott, den König. Sie setzt sich selbst die Krone auf.
Das können wir mit einem bösartigen Leben tun, in dem wir uns Gott egal sein lassen. Aber das können wir auch mit einem „guten“ Leben tun. Tim Keller schreibt: „Es gibt zwei Methoden, mein eigener Heiland und Herr zu sein. Die erste sagt: ‚Ich will so leben, wie ich das will.‘ Die zweite wird treffend von der Schriftstellerin Flannery O’Connor geschildert, die über eine ihrer Romanpersonen, Hazel Notes, schreibt: @11 ‚Er wusste, dass die beste Methode, Jesus aus dem Weg zu gehen, darin bestand, der Sünde aus dem Weg zu gehen.‘“ Keller, S. 213.
Wenn ich der Sünde aus dem Weg gehe, dann brauche ich Jesus nicht. Dann kann ich sagen: „So schlecht bin ich nicht.“ Aber diese Beurteilung steht uns nicht zu. Da ziehen wir uns die Richterrobe an, da setzen wir uns die Krone auf. Wir wollen uns frei sprechen. Aber das ist in sich schon wieder Rebellion gegen Gott, dem allein dieses Urteil über uns gebührt. „Sünde ist mehr als Taten, sie ist Rebellion. Deshalb braucht es mehr als Taten, es braucht Kapitulation.“
Der christliche Glaube ist bitterer als die Religionen. Er sagt: Du brauchst nicht nur einen Lehrer, sondern einen Erlöser. Nicht nur guten Rat, sondern einen Retter. Aber wenn das für jeden gilt, dann kann ich niemanden mehr verachten. Egal wie er lebt, egal was er glaubt: Jesus musste für uns beide sterben, für uns beide Opferlamm sein, für uns beide Medizin werden, sonst wären wir verloren.
Aber der christliche Glaube ist auch süßer als die Religionen: Mit meinen Fehlern, mit meinem Versagen, mit meinem Zurückbleiben hinter Gottes Erwartungen und hinter meinen Erwartungen, kann ich Frieden finden. Jesus WOLLTE für mich Opferlamm sein. Ich darf Heilung erleben, nach Hause kommen, aufatmen, muss mich nicht beweisen, bin angenommen. Wieder Keller: @12 „Dass Jesus für mich sterben musste, war der Todesstoß für meinen Stolz. Dass Jesus für mich sterben wollte, befreite mich von meiner Angst“ (Warum Gott?, S. 238). Was tut das gut! Und was ist das für ein Potenzial im Umgang mit Menschen, die anders glauben und anders leben als ich: Ich kann sie nicht verachten, ich brauche sie nicht zu fürchten. Gerade WEIL der christliche Glaube so einzigartig bitter und so einzigartig herrlich ist.

Eine für dich?!

Unsere Sünde ist eine Krankheit zum Tode: Sie setzt uns Gottes Strafe aus. Jesus selbst ist das eine Heilmittel, das wir brauchen. Glaubst du das?
Pille nehmen. Ein Theologe schreibt: @13 „Ich kann glauben, dass es diese [Medizin] gibt. Ich mag sogar an ihre Fähigkeit glauben, mich zu heilen. Doch nichts wird geschehen, bevor ich diese Arznei nicht hinunterschlucke“ (Alister McGrath, Die Sache mit dem Kreuz, S. 99).
Du kannst glauben, dass Jesus am Kreuz gestorben ist. Du kannst sogar glauben, dass er das tat, um deine Schuld zu vergeben. Die Frage ist: Lässt du dich auf ihn ein? Bist du über deine Schuld verzweifelt genug, von Jesus begeistert genug, um die “Pille zu schlucken”?
Wie das aussieht?
Das kann ein einfaches Gebet sein, indem du die Rebellion beendest, die Kapitulation einreichst, Jesus um Vergebung bittest und dich ihm auslieferst. Ja, dich ihm auslieferst. Jesus sagt, wir sollen “die Kosten überschlagen” bevor wir uns auf ihn einlassen.
Im Film Matrix gibt es auch eine Pille, zwei sogar. Es geht in dem Film darum, dass die Welt, in der wir leben, eine Illusion ist. Eigentlich hängen wir an Maschinen, die unsere Lebensenergie absaugen. Was wir als Welt wahrnehmen, ist nur ein Computerprogramm. Es lässt uns aktiv sein, damit die Maschinen unsere Energie klauen können. Aber es gibt eine Gruppe von Rebellen. Und wer entdeckt, dass die Welt nur Simulation, nur eine Matrix ist, der bekommt zwei Pillen angeboten. Die blaue lässt dich alles vergessen, was du erkannt hast. Die rote öffnet dir dauerhaft die Augen — aber das hat seinen Preis, denn dann gehörst du zum Widerstand gegen das System. Und das sollte man sich gut überlegen.
Die blaue lässt dich alles vergessen, was du gehört hast. Die rote öffnet dir dauerhaft die Augen — aber das hat seinen Preis.
Auch ein Leben mit Jesus hat seinen Preis. Eine Frau sagte mal zu Tim Keller, die Gnade mache ihr Angst. Dass Jesus sie unverdient liebt und sein Leben für sie gelassen hat, das mache ihr Angst. Wieso das? “Wenn Jesus alles für mich gegeben hat, dann kann er alles von mir verlangen” (Keller, Warum Gott?, S. ??).
Christ sein, das heißt: die Rebellion beenden, die Kapitulation einreichen. Jesus um Vergebung bitten und sich ihm AUSLIEFERN: Ihn als KÖNIG anerkennen, der in jeden Winkel deines Lebens hinein regieren darf. Auch das ist bitter, weil du nicht mehr das Sagen hast, sondern ein “Untertan” bist. Aber auch das ist unvorstellbar herrlich, weil dein König dann Jesus heißt.
Das kann ein einfaches Gebet sein, indem du die Rebellion beendest, die Kapitulation einreichst, Jesus um Vergebung bittest und dich ihm auslieferst. Ja, dich ihm auslieferst. Jesus sagt, wir sollen “die Kosten überschlagen” bevor wir uns auf ihn einlassen.
Hast du diesen Schritt schon getan? Hast du ihm das schon so gesagt, dass du das möchtest? Die wirklich wichtigen Dinge im Leben, tut man mit jemandem gemeinsam. Vielleicht gehst du auch dafür auf jemanden zu, von dem du weißt: Der gehört schon zu Jesus. Das könnte eine Hilfe sein. Und wenn du diesen Schritt schon getan hast: Gibt es Punkte, durch die seine Herrschaft in deinem Leben in Frage gestellt wird? Dann sprich doch auch darüber mit jemandem.
Aber das wurde in der Kirche immer schon sehr bildhaft ausgedrückt mit der Taufe.
Taufe, das war im Neuen Testament und ist in vielen Kirche bis heute nicht ein paar Tropfen auf den Kopf eines Säuglings, sondern ein völliges Untertauchen im Wasser durch diejenigen, die mit Jesus ganze Sache machen wollten.
Taufe heißt anerkennen: Die Geschichte über Jesus am Kreuz ist nicht die erfundene Geschichte über jemand anderen, sondern es ist die wahre Geschichte über mich. Er hing dort wegen meiner Schuld. Er starb dort, damit ich leben kann.
Taufe heißt aufgeben: Der Täufling verschwindet im Wasser und damit bildhaft im Tod. Er erkennt an: Meine Sünde ist mir über den Kopf gewachsen, ich habe das göttliche Todesurteil verdient. Aber dieses bisherige Leben, indem ich mich als letzte Instanz fühlte, das soll beendet sein.
Taufe heißt aber auch angenommen werden: Ich werde wieder hoch geholt zu einem neuen Leben mit Gott als meinem Vater und meinem König. Er nennt mich sein Kind und für mich soll gelten, was er sagt.
Bist du verzweifelt genug, um aufzugeben? Die bittere Pille zu schlucken, dass du einen Retter brauchst?
„Das christliche Evangelium sagt, dass ich ein so hoffnungsloser Fall bin, dass Jesus für mich sterben musste — und dass ich so wertvoll und geliebt bin, dass Jesus für mich sterben wollte (Keller, Warum Gott, S. 217).
Die Medizin des Evangeliums ist bitter, denn ich akzeptiere damit: Ich bin zu krank, um mich selbst zu heilen, und die Medizin kostet mich die Herrschaft über mein Leben. Aber die Medizin des Evangeliums ist auch herrlich süß, weil ich wissen darf: Jesus gab sein Leben, um mir diese Medizin zugänglich zu machen — und seine Herrschaft ist gut!
Amen.
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