Identität: Wie unterscheidet Gott.
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April ´19 FeG Geisweid
Identität: Wie unterscheidet Gott.
Einleitung
Liebe BUler,
Es war ganz schön mutig von euch letzte Woche Samstag durch Bad Hersfeld zu laufen um fremde Menschen zu befragen.
Spannende Fragen habt ihr gestellt.
Wer sind Sie?
Nennen Sie uns nicht ihren Namen, erzählen Sie einfach mal wer Sie sind.
Viele interessante Antworten kamen dabei heraus.
Das habt ihr uns ja eben erzählt.
Spannend wäre jetzt aber auch zu gucken.
Wie denke die Menschen unserer Gemeinde über diese Fragen.
Wer bist du?
Was macht dich zu der Person die du bist?
Wenn ich dich bitten würde eine Seite über deine Persönlichkeit zu schreiben.
Was würdest aufschreiben?
Ich hab da mal eine Kleinigkeit vorbereitet.
Dieses Gefäß steht für deine Identität.
Und jeder dieser Tischtennisbälle steht für eine Sache die dich ausmacht oder prägt.
Was könnte dich ausmachen?
Dein Name.
Dein Familiestand.
Ledig, Verheiratet, Geschieden, vielleicht verwitwet.
Dein Beruf.
Selbstständig, Arbeitnehmer, Arbeitgeber.
Erfolge.
Misserfolge.
Dein Glaube.
Herkunft.
Alter.
Geschlecht.
Deine Werte und Prinzipien.
Deine Hobbys.
Bildung.
Dein Aussehen.
Deine Kleidung.
Deine Leidenschaften.
Die Bücher die du liest.
Vorbilder.
Selbstzweifel.
Gesundheit.
Schicksalsschläge.
Versagen.
Und noch vieles mehr.
Es gibt so viele Dinge die dich auszeichnen.
Die dich zu einem einzigartigen Menschen machen, mit seiner eigenen Geschichte.
Aber wenn man sich die ganzen Dinge anschaut, dann sind das auch die Dinge die uns von einander unterscheiden.
Vielleicht sogar manchmal von anderen Menschen abgrenzen.
Ob bewusst oder unbewusst das lasse ich mal dahingestellt.
In meiner Aufzählung habe ich ganz bewusst die positiven Elemente aber auch die negativen hineingenommen.
Denn beides macht uns zu der Person die wir sind.
Wer bist du?
Was würdest du aufschreiben, wenn du das beantworten müsstest?
Es wäre spannend mal all unsere Antworten nebeneinander zu legen und zu vergleichen.
Gucken welche Punkte unserer Persönlichkeit ähnlich sind und wo wir uns stark unterscheiden.
Es ist ja gut sich damit auseinanderzusetzen wer man ist.
Auch Paulus macht das in der Bibel immer wieder.
An einer Stelle im Philipperbrief reflektiert er sein Leben bevor er Christ geworden ist.
Es wird deutlich:
Viele Dinge die er getan hat, bereut er später in seinem Leben.
Wir denken an die Verfolgung von Christen.
Aber auch an seinen Stolz für das besonders Fromm sein.
Es fällt auf:
Immer wieder wenn Paulus über sein Leben in der jüdischen Kultur nachdenkt kommt er zum Thema Gesetz, also die Thora, die 5 Bücher Mose und alle die Gebote die dort drin stehen.
Und damit verbunden die Frage wie das Gesetz sein Leben geprägt hat.
Wo Unterschiede gemacht werden…
So geschieht es auch im Galaterbrief.
Ich lese aus Galater, Kapitel 3, die Verse 23 bis 25.
Doch bevor ´die Zeit` des Glaubens begann, wurden wir alle zusammen unter ´der Aufsicht` des Gesetzes in Gewahrsam gehalten; unsere Gefangenschaft sollte erst ein Ende haben, wenn Gott uns den Weg des Glaubens eröffnen würde. 24 Das Gesetz war also unser Aufseher, ´unter dessen strenge Hand Gott uns gestellt hatte,` bis Christus kam; denn es war Gottes Plan, uns auf der Grundlage des Glaubens für gerecht zu erklären. 25 Und jetzt, wo ´die Zeit` des Glaubens da ist, stehen wir nicht mehr unter ´der Kontrolle` jenes Aufsehers.
Das Gesetz als treibende Kraft im Leben.
Paulus verwendet hier zwei Bilder.
Mit beiden deutet er das Gesetz sehr negativ.
Zum einen ist es wie ein Gefängnis.
Rückblickend erkennt er das sein Leben war als würde er in einer Gefängniszelle sein.
Und das Gesetz ist der Aufseher von diesem Gefängnis.
Es schaut auf sein Leben und vereitelt jeden Versuch aus diesem Trott auszubrechen.
Ein Ausbruch war unmöglich.
Gehorsam wurde verlangt.
Fehlt der Gehorsam dann wurde man sofort bestraft.
Und wenn man sich außerhalb des Gefängnisses bewegte, dann jagte das Gesetz einem nach und nahm einem die Freiheit.
Wer in diesem Zustand lebte der war niemals frei.
—
Das zweite Bild.
Das Gesetz ist wie ein Aufseher.
Andere Übersetzungen schreiben von einem Zuchtmeister.
Im griechischen steht hier der Pädagoge.
Was aber herzlich wenig mit den Erziehern unserer Zeit zu tun hat.
Wer damals in der Griechischen oder Römischen Gesellschaft reich genug war der stellte einen Pädagogen für seine Kinder an.
Dieser hatte die Aufgabe die Kinder auf das soziale Leben vorzubereiten.
Mittel und Wege waren hier nicht so wichtig.
An den Ohren ziehen, auspeitschen und andere Strafen waren also an der Tagesordnung.
Hauptsache das Kind lernte sich zu benehmen.
Ob aus Angst vor dem Pädagogen oder aus persönlicher Überzeugung war nebensächlich.
Viele Kinder hatten also Angst vor den Pädagogen die sie von ihren Eltern bekommen haben.
Wir dürfen uns also einen Sklaventreiber vorstellen der mit einer Peitsche Disziplin fordert.
Dieses Bild malt uns Paulus vom Gesetz.
Nicht sehr positiv.
Und doch hat es seine Persönlichkeit mehr geprägt als alles andere.
Die Angst vor der Strafe führte zum Streben alles so gut zu machen wie irgendwie möglich.
Weil andere nicht heilig genug waren wurden sie von Paulus verfolgt.
Seine Motivation war Angst vor dem Gesetz.
Angst den Stempel zu bekommen:
Du bist nicht gut genug.
Denn beim Gesetz gibt es gut und böse.
Es kann klar unterschieden werden:
Guter Mensch - Schlechter Mensch.
Versager - Gewinner.
Heilig - Nicht heilig.
Es hat gedauert bis Paulus verstanden hat, dass Gott ganz anders denkt.
Das er in einem neuen Zeitalter lebt.
Er spricht jetzt von einer Zeit des Glaubens.
Paulus sagt zu den Galatern.
Schaut:
Vor 20 Jahren ist in Jerusalem etwas geschehen, dass den Verlauf der Geschichte fundamental verändert hat.
Jesus starb am Kreuz für euch.
Und dieser Mann hat uns aus dem Gefängnis befreit und gleichzeitig den Sklaventreiber verscheucht.
—
Jesus wurde hinein geboren in eine Gesellschaft wo das Gesetz alles war.
Aber im Gegensatz zu allen Menschen vor ihm hat er jedes Komma von diesem Regelkatalog befolgt und somit für uns erfüllt.
So dass jeder der an ihn glaubt nun frei ist und die Freiheit Gottes schmecken kann.
Weil er das Gesetz erfüllt hat und für uns und unsere Schuld am Kreuz gestorben ist.
Du bist frei.
—
Du lebst im Zeitalter des Glaubens.
—
Spürst du das?
Spürst du diese Freiheit?
Wenn nicht, dann die Frage:
Was nimmt dir deine persönliche Freiheit?
Was sind die Kräfte in deinem Leben die dich jagen?
—
Was für Paulus das Gesetz war, dass ist für dich…
Den Satz musst du für dich beenden.
Ich weiß nicht was dich gefangen nimmt.
Was dich und deine Persönlichkeit belastet, vielleicht sogar zerstören möchte.
Vielleicht sind es die Kollegen auf der Arbeit die dir zurufen:
Du machst deinen Job nicht gut genug.
Vielleicht sind es Menschen die dich im geistlichen Leben unter Druck setzen wollen und sagen:
Du bist fromm genug und lebst nicht so wie Gott es möchte.
Oder es sind gesellschaftlichen Zwänge die dich dazu zwingen anders zu leben als du willst.
Oder Schicksalsschläge die dich zerbrechen lassen.
Vielleicht das eigene Versagen, dass dazu führt das du denkst:
Du seist nicht gut genug.
—
Was macht deine Identität aus?
Wer bist du?
Paulus möchte uns heute sagen:
All das was du über dich denkst und all die Sachen die andere Menschen dir an den Kopf werden:
Die zählen nicht mehr.
Sie verlieren an Bedeutung.
Ich lese den Rest des Predigttextes vor.
Wo es keine Unterschiede mehr gibt
Ich lese ab Vers 26.
26 Ihr alle seid also Söhne und Töchter Gottes, weil ihr an Jesus Christus glaubt und mit ihm verbunden seid. 27 Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft worden seid, habt ein neues Gewand angezogen – Christus selbst. 28 Hier gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Juden und Griechen, zwischen Sklaven und freien Menschen, zwischen Mann und Frau. Denn durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle zusammen ein neuer Mensch geworden. 29 Wenn ihr aber zu Christus gehört, seid ihr auch Nachkommen Abrahams und seid damit – entsprechend der Zusage, ´die Gott ihm gegeben hat` – Abrahams ´rechtmäßige` Erben.
Hier in diesem Abschnitt wird das Zeitalter des Glaubens näher bestimmt.
Was dieses Zeitalter ausmacht ist der Glaube an Jesus und dessen Auswirkungen.
Was neu ist, ist die Grundlage des Lebens.
Ihr habt Jesus angezogen.
Das heißt für Paulus:
Alles was ihn früher getrieben hat kann ihn jetzt nicht mehr die Freiheit nehmen.
Das Gesetz steht nun nicht mehr mit der Peitsche hinter ihm.
Denn er lebt mit Jesus.
Er ist getauft und weiß dadurch sicher:
Er gehört Jesus und niemandem sonst.
Paulus und viele andere haben Jesus angezogen.
Bis zu ihrer Bekehrung haben sie ihr Leben auf vieles gebaut, doch nichts davon hatte bestand.
Nun haben sie Jesus wie einen Mantel angezogen.
Wichtig ist:
Dieser Mantel nimmt uns nicht unsere einzigartigen Identitäten.
Aber er zeigt uns ganz deutlich wie Gott uns unterscheidet.
Paulus startet nun eine kleine Aufzählung.
Die Punkte die er aufzählt sind die fundamentalen sozialen Unterscheidungen seiner Zeit.
Den Juden werden die Griechen gegenüber gestellt.
Die Juden sind das alte Gottesvolk.
Die Griechen stehen stellvertretend für alle Heiden.
Für den Rest der Menschheit.
Während früher durchaus stark differenziert wurde zwischen Juden und Heiden, so hebt Paulus das hier vollkommen auf.
Sowohl ihr Juden, als auch ihr Heiden seid durch den Glauben Kinder Gottes.
Dieser Punkt reicht Paulus aber noch nicht.
Er setzt noch einen oben drauf.
Er hebt die Unterscheidung zwischen Freien Menschen und Sklaven auf.
Damals waren im Römischen Reich knapp 25% der Menschen Sklaven.
Doch auch diese Gesellschaftsordnung wird durch Jesus aufgehoben.
Alle haben den gleichen Status vor Gott.
Diese Worten gleichen einer Revolution.
Natürlich haben Sklaven diese Sätze damals gerne gehört, doch erstaunlicherweise haben auch Freie Menschen diese Worte aufgegriffen.
Der Kampf gegen die Sklaverei findet hier einen Anfang.
Das Evangelium steht mehr als alles andere für Freiheit.
Noch ein drittes Beispiel nennt Paulus.
Keine Unterscheidung mehr zwischen Mann und Frau.
In Christus gilt nicht Mann, nicht Frau.
Vor Gott sind alle Gleich.
Ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass Paulus an irgendeinem Punkt seines Leben Gott dafür gedankt hat, dass er ein Jude ist, dass er kein Sklave ist und das er ein Mann ist.
Denn dadurch war er privilegiert.
Im Gegensatz zu den anderen drei Gruppierungen wurde er an keiner Stelle der Gesellschaft ausgegrenzt.
Mit jeder Faser seines Lebens konnte er die Vorzüge seines Lebens genießen.
Und dankbar sein das die Gesellschaft unterscheidet.
Doch nun als Kind Gottes bemerkt er, dass diese Unterscheidungen absoluter Käse sind.
Gott unterscheidet nicht.
Bei uns Menschen ist das natürlich völlig anders.
Und ich würde auch behaupten das wir als Christen das was Paulus hier schreibt noch lange nicht verinnerlicht haben.
Wir denken in Schubladen.
Wie bewerten unsere Mitmenschen.
Gewinnertyp - Verlierer.
Geschäftsmann - Arbeitssuchend.
Deutscher - Ausländer.
Mensch mit einem zu Hause - Mensch der seine Heimat verlassen musste.
Zum Flüchtling wurde.
Arm - Reich.
Auch zwischen den Christen wird unterschieden.
FeG - Katholische Kirche.
Generation Lobpreis - Generation Choräle.
Ich glaub richtig - Du nicht.
Nur so wie ich mein Leben leben, nur so ist es richtig.
Es gibt ja diese Menschen die müssen alles und jeden Abwerten.
Egal was man macht, es ist einfach nie gut genug.
Diesen Menschen kann man gar nicht gefallen.
Ich bin so froh und dankbar das Gott niemals abwertet, sondern mich immer nur aufwertet.
Gut, dass Gott anders denkt.
Bei Gott verlieren alle Unterschiede ihre Bedeutung.
Es ist nicht relevant was du geleistet hast.
Nicht wichtig wo du versagt hast.
Dein Kultureller Hintergrund und dein soziales Umfeld, all das mag für dich und für deine Mitmenschen wichtig zu sein, aber bei Gott läuft alles hinaus auf die Frage:
Bist du ein Kind Gottes oder bist kein Kind Gottes?
Lebst du mit Jesus oder eben nicht.
Fazit
Am Anfang habe ich die Frage gestellt, wer du bist.
Eine unfassbar wichtige Frage.
Worauf baust du dein Leben?
Woher beziehst du deinen Wert?
Ich glaub, wer als Kind Gottes lebt der schaut neu auf sein Leben.
Vielleicht ist es daher noch wichtiger darüber nachzudenken was für eine Meinung du über dich selber hast.
—
Nicht was die anderen über dich denken, sonder einzig und allein:
Wie siehst du dich?
Denkst du positiv oder negativ über dich?
Bist du voller Arroganz oder zerfressen dich deine Selbstzweifel?
Bist du verbittert wegen deiner Schicksalsschläge oder schaust du dankbar auf dein Leben?
Wie siehst du dich?
Vielleicht ist es an der Zeit so auf dein Leben zu schauen, wie es Paulus gemacht hat.
Wo menschliche Unterscheidungen ihren Wert verlieren.
Ich habs am Anfang mal angedeutet, Paulus schaut sehr kritisch auf seine Geschichte.
Viele seiner Taten bereut später.
Doch seitdem er Christ ist hat er eine neue Perspektive auf sein Leben.
Die Kind-Gottes-Perspektive.
Denn es ist neuer Faktor in sein Leben gekommen.
Ich komme nochmal zurück zu unseren Tischtennisbällen.
Indem Moment wo Paulus Jesus sein Leben gegeben hat, da kam Jesus in sein Leben.
[Wasser gießen]
Und damit verändert sich auch seine Perspektive auf alles.
Der alte Paulus bemühte sich mit aller Kraft gut genug zu sein.
Sein ganzes Leben setzte er ein, damit seine Mitmenschen und Gott ihn akzeptieren.
Doch Jesus ändert das.
Er zeigt:
Du bist Kind Gottes.
Er nimmt falsche Identitäten weg.
Macht Unterscheidungen zu Nichte.
Die Masken dürfen abfallen.
Er zeigt wer du wirklich bist.
Kind Gottes, das macht dich mehr aus als alles andere.
Das bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, dass die anderen Sachen keine Bedeutung mehr für deine Identität haben.
Wir werden durch Jesus nicht vereinheitlicht.
Jeder von uns ist und bleibt ein einzigartiges Kind Gottes.
Doch ändert sich der Blickpunkt.
Dein Scheitern im Leben, aber auch deine persönlichen Erfolge siehst du nun als Kind Gottes.
Sie bestimmen nicht mehr deinen Selbstwert.
Dein Hobbys machst du nun nicht mehr um dich darüber zu definieren, sondern weil Gott dir diese Gaben und Leidenschaften gegeben hast.
Du gehst durchs Leben als Kind Gottes.
Selbstzweifel und Selbstverachtung zählen nicht mehr.
Auch nicht die Aussagen anderer Menschen über dich.
Du brauchst dich nicht mehr zu verbiegen.
Weder für dich, noch für andere Menschen, und am allerwenigsten für Gott.
Gott möchte dich so haben wie du bist.
Als sein Kind.
Du kannst dir sicher sein in deiner Identität.
Wir wollen gleich ein Lied hören, wo es genau darum geht.
You say - Du sagst.
Darin heißt es auf Englisch:
„Ich bekämpfe die Stimmen in meinem Kopf die sagen ich sei nicht gut genug.
Jede einzelne Lüge die mir sagt ich würde nicht an den Rest heranreichen.
Bin ich mehr als die Summe meiner Hoch- und Tiefpunkte?
Erinnere mich daran wer ich bin, denn das muss ich wissen.
Du sagst ich bin geliebt wenn ich nichts fühle.
Du sagst ich bin stark wenn ich mach schwach fühle.
Du sagst das du mich hälst wenn ich zu kurz komme.
Wenn ich nicht dazugehöre, dann sagst du mir das ich dein bin.
Und ich glaube an das was du über mich sagst.
Das einzige was zählt ist was du über mich denkst.
In dir erfahre ich meinen Wert und in dir finde ich meine Identität.
You say!