Der große Auftrag (Impuls)
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Der große Auftrag
Der große Auftrag
Wir sind jetzt seit Juni in Spanien. Wir betreiben Mission. Und immer wieder hören wir die bohrende Frage: „Was tut ihr eigentlich?“; „Inwiefern seid ihr Missionare?“
Vielleicht denkst Du ja an große Evangelisationsveranstaltungen - Billy Graham, Ulrich Parzany oder Jesus House?
Wenn wir an Mission denken haben wir oft Bilder von großen Evangelisten im Kopf. Ulrich Parzany, der die Massen begeistert. Billy Graham, bei dem sich tausende zu Gott bekehren. Erfolg hatten diese Menschen in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Heute wirkt diese Missionsform ein bisschen aus der Zeit gefallen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine Missionsveranstaltung tausende Menschen in ein Stadion lockt, wie damals im April 1970 in die Westfalenhalle. Erst recht nicht hier in Spanien.
Oder Dir fallen sozial-missionarische Projekte ein: Missionare die Menschen von der Sraße zu holen, sie aus dem Drogensumpf befreien oder Brunnen in Afrika graben.
Die Frage ist doch aber, was ist es dann? Wie können wir Menschen im 21. Jahrhundert von Jesus begeistern? Wir wissen oft genug, was nicht funktioniert, aber uns fehlt der Kompass für das was funktioniert. Wie können wir aus Fehlern von damals lernen und dann fröhlich neue Fehler begehen, aus denen die Generation nach uns lernen kann?
Oder Dir fallen die unrühmlichen Kapitel der christlichen Mission ein: Die Mission mit dem Schwert: “Bekenne oder stirb!”
Seit vielen Jahren beschäftigt mich der Missionsbefehl in :
Das Wort Mission hat so unglaublich viele Facetten und jeder hat eine andere Vorstellung davon, was das jetzt konkret heißt.
19 Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und seid gewiss: Ich bin jeden Tag bei euch, bis zum Ende der Welt.« (NGÜ)
Im Missionsbefehl finden wir im Prinzip drei Aufträge: Jünger machen, taufen, lehren. Drei Aufträge die Jesus uns allen, seinen Nachfolgern gibt. Die Kurzzusammenfassung dessen, was wir hier auf der Erde machen sollen. Und so schlecht waren wir als Christen nicht:
Wir waren gut im Taufen, Missionare zogen durch die Lande und tauften ganze Völker. Heute sind rund 2,26 Milliarden Menschen Christen, d.h. getaufte Menschen. Bei gut 7,63 Milliarden Menschen auf der Welt eine beachtliche Zahl.
Wir waren auch gut im Lehren. Milliarden Menschen besuchten verschiedenste christliche Lehrkurse: von Religionsunterricht in der Schule, über Ehevorbereitungskursen, sonntäglichen Predigten und Konfirmationsunterricht.
Aber irgendwie beschleicht mich auch das Gefühl, dass diese Dinge in Europa immer mehr abnehmen. Es gibt immer weniger Taufen, in den Konfiunterricht kommen nicht mehr 40, sondern nur noch 10 Jugendliche usw. Ich möchte jetzt auch nicht sagen: „Früher war alles besser!“ Ich bin selber erst 28 und kenne daher dieses „früher“ nur aus Erzählungen und da erscheint fast alles besser, als es tatsächlich war.
Ich habe mehr und mehr das Gefühl, dass wir bei der Erfüllung unseres Auftrags einen Teil vergessen haben: Das „Jünger machen“. Das ist auch wenig verwunderlich. „Jünger machen“ Schon diese Beschreibung klingt im Deutschen irgendwie gekünstelt und schwer verdaulich. Was meint Jesus hier? Jünger. Wenn ich mir die Evangelien anschaue, dann sind Jünger so etwas wie Schüler Jesu. Menschen, die voller Begeisterung in seine Lehre gehen. Jesus opfert seine Zeit, seinen Einsatz, alles was er hat um diese Jünger zu unterweisen und zwar jeden einzelnen. Er kümmert sich um Thomas Zweifel, Petri Schwachheit und Judas Sünde. Dabei zählen aber nur sehr wenige zu seinen Jüngern, egal ob wir jetzt nur die 12 klassischen nehmen oder mehr. Weil Jüngerschaft Zeit kostet. Jahre: Jesus ist drei Jahre fast ununterbrochen mit seinen „Hauptjüngern“ unterwegs. Warum tut er das? Warum investiert er so viel in so wenige Menschen? Er könnte doch auch Tausende Menschen zur Umkehr aufrufen? Der große Unterschied zwischen einem Jünger und so einem „zur Umkehr bewegten“ ist: aus einem Jünger wird ein neuer Lehrer. Aber ein „zur Umkehr-bewegter“ steht erst ganz am Anfang. Spätestens mit dem Missionsbefehl werden aus den Jüngern Lehrer, die ebenfalls Jünger ausbilden. So verbreitet sich exponentiell die Frohe Botschaft: ein Jünger sucht sich zwei neue Jünger, die wiederum suchen sich jeweils neue Jünger. So wird aus einem Jünger schnell 2, 4, 8, 16, 32 , 64, 128, usw. „Hättest du lieber eine Million Euro oder täglich einen Cent verdoppelt für einen Monat lang?“ Viele würden sofort sagen: „Gib mir die Million Euro!“ Ein Cent verdoppelt täglich einen Monat lang ergibt jedoch 10.737.418,24€. Oft genug begnügen wir Christen uns darauf Menschen zu taufen und vielleicht zu lehren. Aber befähigen wir sie auch dasselbe zu tun? Wenn wir anfangen Mission so zu verstehen wird sich etwas verändern. Es wird nicht mehr den christlichen „Helden“, a la Billy Graham geben.
Ich bin selber auf so einer Veranstaltung zum Glauben gekommen. Mein Held auf der Bühne war Dimitri, ein brasilianischer Prediger. Und ganz selbstverständlich habe ich immer behauptet, er hätte mich zum Glauben geführt. Aber wenn ich mit diesen Gedanken neu darüber nachdenke hat er eigentlich nur die Lorbeeren für die Arbeit eingeheimst, die ein Freund von mir jahrelang in mich investiert hat und noch investieren wird. Nämlich derjenige, der mich immer wieder zum You-th-Service gebracht hat und mich immer wieder bewegt hat im Teenkreis dabei zu sein. Der aber nie auf der Bühne stand, sondern an meiner Seite saß und mir so klar machte, was es heißt Jünger zu sein. Er ist der eigentliche Missionar und er ist derjenige der mich zum Glauben gebracht hat. Aber ein Lehrer ist nur für die wenigen direkten Schüler ein Held. Um die Massen zu begeistern hat er überhaupt keine Zeit. Vielleicht merkst du gerade für welche Personen du der Missionar warst? Für diese Multiplikation braucht man etwas was Jesus im Übermaß hatte: Zeit, Zeit und Gelduld. Und oftmals haben wir das nicht in unserer Leistungsgesellschaft, erst recht nicht in Spanien. Daher wollen wir genau das für die Menschen hier sein.
Wenn du uns also fragst: „Was macht ihr da?“ „Wann können wir mit den ersten Bekehrungen rechnen?“ Dann möchte ich dich bitten: „Habe Geduld.“ Vielleicht wird es Jahre dauern bis wir „Erfolge“ vorweisen können, aber das ist auch nicht usner Ziel.
19 Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und seid gewiss: Ich bin jeden Tag bei euch, bis zum Ende der Welt.« (NGÜ)