Adventsaufforderungen
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Adventsaufforderungen
Die Adventszeit bringt viele Aufforderungen mit sich. „Machen sie Wünsche wahr!“
„Lassen Sie Kinderaugen leuchten!“
„Zaubern Sie Weihnachtsstimmung!“
„Überraschen sie Ihre Lieben!“.
Diese ganze Aufforderungen können richtig nerven. Denn sie sorgen dafür, dass ich mich gestresst fühle. Auch hier in der Gemeinde wird uns oft gesagt was wir im Advent machen sollen.
Eigentlich kein Wunder denn wir haben die ganze Sache mit Weihnachten ja auch noch angefangen. „Sagt an den fröhlichen Advent.“
„Freue dich Welt“
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.“
—
Wohin man blickt überall diese Aufforderungen und ganz viele Ausrufezeichen.
Für uns Christen ist es vielleicht noch schwerer:
Wir sind dem ganzen Weihnachtstrubel ausgesetzt und gleichzeitig müssen wir uns wirklich über das Wunder freuen, das Gott Mensch geworden ist.
Wobei das überhaupt nicht einfach ist, denn egal wohin wir blicken, das Leben rast nur so dahin. Einfachmal durchatmen und Pause machen. Schwierig.
Und jetzt bringe uns einen Predigttext mit, wo der Apostel Paulus uns noch paar weitere Adventsaufforderungen mit auf den Weg gibt.
Nehmt einander an.
Jubelt.
Lebt in Hoffnung.
Das sind die drei Aufforderungen die Paulus heute für uns hat.
Was diese drei Sachen miteinander zu tun haben, dass sehen wir in Römer 15.
Ich lese aus Römer 15, ab Vers 4 aus der Neuen evangelistischen Übersetzung.
4 Denn aus allem, was früher aufgeschrieben wurde, sollen wir lernen. Die heiligen Schriften geben uns Trost und ermutigen zum Durchhalten, bis sich unsere Hoffnung erfüllt. 5 Und der Gott, von dem Geduld und Ermutigung kommen, gebe euch die Einmütigkeit, wie sie Jesus Christus entspricht, 6 damit ihr ihn, den Vater unseres Herrn Jesus Christus, einmütig wie aus einem Mund preist.
7 Deshalb nehmt euch gegenseitig an, wie auch Christus euch angenommen hat, damit Gott geehrt wird! 8 Denn ich sage euch: Der Messias ist ein Diener der Juden geworden, um die Wahrhaftigkeit Gottes zu bezeugen. Er wollte die Zusagen bestätigen, die ihre Vätern erhalten hatten, 9 und wollte, dass die Nichtjuden Gott für seine Barmherzigkeit ehren, wie auch geschrieben steht: „Darum will ich dich preisen unter den Völkern. Zum Ruhm deines Namens will ich Loblieder singen.“ 10 An anderer Stelle heißt es: „Freut euch mit seinem Volk, ihr Völker alle!“ 11 Und weiter: „Lobt den Herrn, all ihr Völker, alle Nationen sollen ihn preisen!“ 12 Und Jesaja sagt: „Es kommt der Spross, der aus der Wurzel Isais hervorwächst. Er steht auf, um über die Völker zu herrschen. Auf ihn werden sie hoffen.“
13 Möge Gott, die Quelle der Hoffnung, euch im Glauben mit Freude und Frieden erfüllen, damit eure Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes immer stärker wird.
1. ... lebt in Einheit
Nehmt einander an.
Das ist das große Thema das den Text vom Anfang bis zum Ende durchzieht.
Einander annehmen, bedeutet den anderen so anzunehmen wie es Jesus getan hat.
Jesus hat uns durch sein Leben gelehrt, dass er alle Menschen annimmt.
Also mit allen Schwächen, Fehlern und Unterschieden. Einander annehmen bedeutet eben nicht, dass man immer zum gleichen Schluss kommt.
Sondern wir tun das all unseren Differenzen und Dingen die uns vom Anderen unterscheiden.
Wie ich finde ist dies ein sehr aktuelles Thema.
Denn den anderen annehmen, dass fällt heute oft nicht leicht.
Meinungsverschiedenheiten gibt es viele.
Wir leben in einem Zeitalter, wo es viel Schwarz - Weiß denken gibt.
Ein Blick in die Politik reicht.
Schauen wir uns Debatten vom Bundestag an, dann können wir oft beobachten, dass Hass und Zwietracht geschürt wird, weil nicht mehr sauber argumentiert wird, sondern weil die Welt durch Schwarz - Weiß - Denken vereinfacht wird.
Politischer Populismus ist nur möglich weil nicht differenziert wird.
Und für „einander annehmen“ ist im Schwarz - Weiß - Denken leider kein Platz.
So etwas darf es in Gemeinden nicht geben.
Aber leider gibt es das.
Das ist eine bittere Realität.
Und das macht dieses Thema zu einer sehr persönlichen Sache.
—
Aber:
- und damit kann ich euch ein wenig beruhigen -
Dies ist natürlich kein neues Thema.
Paulus schreibt diesen Text ja an eine Gemeinde. Und für die Gemeinde in Rom war das ein Thema das tatsächlich ihre Existenz bedroht hat.
Deshalb wird das hier so stark betont.
Nehmt einander an.
Paulus wiederholt damit nur einen Befehl den er auch schon an anderer Stelle gemacht hat.
Doch hier ändert sich etwas.
Paulus gibt uns einen Schlüssel mit auf den Weg. Dieser Schlüssel ist die Lösung des Problems.
Denn einander annehmen ist nichts was man befiehlt und dann direkt umgesetzt werden kann.
Was an anderer Stelle ein bloßer Befehl ist, dass wird hier zum... Gebetsanliegen.
Vers 5: Und der Gott, von dem Geduld und Ermutigung kommen, gebe euch die Einmütigkeit, wie sie Jesus Christus entspricht, 6 damit ihr ihn, den Vater unseres
Herrn Jesus Christus, einmütig wie aus einem Mund preist.
Hier lernen wir wie man biblische Imperative umsetzen kann.
Das geschieht nicht aus eigener Kraft, sondern aus dem Gebet heraus.
Da wo wir mit jemanden aus der Gemeinde nicht in Eintracht leben, da können wir miteinander beten. Und im Gebet werden wir merken:
„wow, so verschieden unsere Standpunkte auch sein mögen, so beten wir doch den gleichen Jesus an.“ Und wenn der Gegenüber nicht da ist, dann bete für diese Person immer wieder.
Es ist schwer über jemanden schlecht zu denken, wenn man regelmäßig für ihn betet.
Gott wird unsere Gesinnung ändern.
Das ist es was es bedeutet aneinander anzunehmen wie Christus es getan.
Mit ihm beten. Einander begegnen.
Dies ist ein wichtiges Thema in der Adventszeit, weil der Advent uns zeigt, dass Gott jeden von uns annimmt.
Die Aufforderung „Nehmt einander an!“ ist keine der gewöhnlichen Aufforderungen.
Sie hetzt uns nicht.
Sie stresst uns nicht.
Sondern sie lenkt unseren Blick auf uns selbst und auf Jesus, der jeden von uns angenommen hat, obwohl keiner von uns so perfekt ist, das er es verdient hat. —
Es ist ein schönes Gefühl zu wissen das wir angenommen sind.
Und das wir deshalb die Freiheit haben auch unser Gegenüber anzunehmen.
Kinder, die keine Annahme erfahren, werden niemals ihre ganze Persönlichkeit entfalten können.
Der Erwachsene, der zu oft die Erfahrung macht, nicht angenommen zu sein, sei es im Beruf, in der
Partnerschaft oder in der Familie, der wird sich irgendwann enttäuscht und verbittert zurückziehen.
—
Das zeigt uns wie wichtig dieses Thema ist.
Auch in der Gemeinde leben wir davon, dass wir als die, die schon angenommen sind, andere annehmen. Das ist unsere Stärke, unsere Anziehungskraft.
Es erfüllt mich mit großer Freude, dass wir einander mit all unseren Differenzen und Unterschieden annehmen können.
2. ... lobt Gott.
Und von hier aus gehen wir gemeinsam einen Schritt. Wir nehmen einander nicht nur an, sondern wir fangen an gemeinsam unserem Gott Lieder zu singen.
Es geht ums Jubeln.
In den Versen 10 und 11 zitiert Paulus paar Verse aus dem Alten Testament.
Ländern, die früher verfeindet waren, sollen nur gemeinsam Gott Lieder singen.
Eigentlich unvorstellbar, aber doch wird es eines Tages Realität sein.
Einen Hauch davon dürfen wir schon heute erleben. Was wir uns völlig selbstverständlich ist, aber für den ursprünglichen Leser, war das tatsächlich eine schockierende Nachricht.
Juden und Heiden dürfen gemeinsam Gott anbeten. Gab es zurzeit von Jesus für Heiden noch einen eigenen Bereich im Tempel um Gott anzubeten, so ist das heute natürlich ganz anders.
Menschen aus allen Nationen und Generationen jubeln gemeinsam Gott zu.
Das geht weil Jesus verbindet.
Wie geschieht dieses Gott loben?
Das passiert auf unterschiedlichen Wegen.
Oder :
Lobt den Herrn, all ihr Völker, alle Nationen sollen ihn
preisen.
Aus 5. Mose: Freut euch mit seinem Volk, ihr Völker
alle.
Aber im Kern ist es sicherlich durch Musik.
Das sage ich als Person die nun wirklich nicht gerne singt.
Aber ich bin trotzdem davon überzeugt das gemeinsames Singen unsere Gemeinschaft stärken wird.
Ich habe vor kurzem ein Buch über die „Generation Lobpreis“ gelesen.
Das ist eine Studie die der Frage nachgeht, wie junge Christen heute ihren Glauben leben.
Innerhalb dieser Studie werden natürlich viele Punkte deutlich, aber eine Sache will ich gerne aufgriffen und das ist die Frage, warum ist Lobpreis für junge Christen heute so entscheidend?
Weil dort Gemeinschaft erlebt wird.
Ich breche das jetzt natürlich komplett runter, aber die Beobachtung ist:
Im Zeitalter der sozialen Medien sind viele Menschen einsam.
Diese Einsamkeit kann durch Musik überwunden werden.
Musik verbindet.
In der Gemeinde bedeutet das also:
Das wir nebeneinander stehen und gemeinsam singen. Wir singen gemeinsam zum gleichen Gott.
Das schafft Einheit und Gemeinschaft.
Mein Nebenmann, meine Nebenfrau - wir alle miteinander die hier sind reden durch unsere Musik mit Jesus.
Das gibt uns einen Vorgeschmack auf den Himmel. Grundsätzlich geschieht dieses Gott zu jubeln auch unabhängig von der eigenen Stimmung.
Was eine gute Sache ist.
Denn egal wie ich mich fühle.
Egal, was für Lasten ich heute morgen mit mir trage. Gott ist der gleiche wie auch gestern.
Auch an schlechten Tagen verdient Gott mein Lob. Und in der Gruppe zu singen fällt an schlechten Tagen sicher leichter, als wenn man alleine ist.
Gut, dass wir als Christen nicht alleine sind.
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Viele Menschen empfinden die Adventszeit als schön, aber auch als besonders stressig.
Man muss unbedingt Geschenke kaufen.
Man hat Weihnachtsfeiern.
Man muss Zeit mit der Familie verbringen.
—
Es gibt einfach eine Terminflut in der Weihnachtszeit. Um dem ein wenig zu entkommen möchte dich einladen in deinem Alltag bewusst Zeit einzubauen, wo du Gott zu jubelst.
Ich möchte behaupten:
Dadurch entsteht eine Entschleunigung in unserem Leben.
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Diese Momente wo wir innehalten und Gott zu jubeln sollen Oasen werden, wo wir zur Ruhe kommen.
Das kann uns viel Stress nehmen und lässt uns entspannter leben.
Denn in dem Moment wo wir uns daran erinnern, wer Gott ist, werden immer wieder merken, dass Gott all unsere Sorgen und unseren Stress kennt und das er uns trägt.
Unsere Freude, unser Jubeln kann uns niemand nehmen.
Keine Person, keine Umstände:
Nichts kann verhindern, dass wir einen Grund zum Jubeln haben.
Das hängt mit unser Hoffnung zusammen. Die auch eng mit dem Advent verbunden ist.
3. ... lebt in Hoffnung.
Advent meint die Ankunft von Jesus.
Was Paulus an dieser Stelle macht ist genial.
Er nimmt zentrale Bibelverse aus dem Alte Testament und verknüpft sie mit dem was Jesus auf der Erde gemacht hat.
Damit zeigt er:
„Guckt, alles was im Alte Testament über Jesus gesagt wird, hat sich erfüllt.“
Es gibt keinen Grund an den Zusagen Gottes zu zweifeln.
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Das schenkt doch echte Hoffnung auf ein besseres morgen.
Gott verspricht das er bei uns sein wird.
Woher wissen das es stimmt?
Weil Jesus alles erfüllt was in den alten Schriften über ihn gesagt wird.
Dieser Gott der das alles verheißen hat macht uns die Verheißung das eines Tages alles gut sein wird.
Jesus wird wiederkommen.
Das ist keine Drohung, sondern dieses Versprechen ist ein Hoffnungsschimmer für uns.
Gott ist der Ursprung aller Hoffnung.
Paulus betet:
„Möge Gott, die Quelle der Hoffnung, euch im Glauben mit Freude und Frieden erfüllen, damit eure Hoffnung
durch die Kraft des Heiligen Geistes immer stärker wird.“
Als Christen sind wir Menschen der Hoffnung.
Das wird selten deutlicher als in der Weihnachtszeit. Weil wir durch das was an Weihnachten passiert ist lernen, dass Gott zu uns kommt.
Er lässt sich auf uns ein.
Er bringt Licht in unser Leben.
Und dieses Licht wird durch das Wirken des Heiligen Geistes immer größer.
Diese Hoffnung ist keine gefühlte, sondern eine wahrhaftige, authentische Hoffnung.
Denn der Ursprung dieser Hoffnung liegt bei Gott. Das zeigt uns auch wie wir zu dieser Hoffnung kommen können.
Wiederum geschieht das durchs Gebet.
Wie gesagt:
Paulus betet das hier für die Gemeinde in Rom.
Er weiß, dass wir diese Hoffnung nicht durch Gefühle oder Manipulation bekommen können, sondern nur durch Jesus Christus.
Bestätigt wird das durch die Gegenwart des Heiligen Geistes in unserem Leben.
Nur so kann Hoffnung in unserem Alltag Realität werden.
Und es macht einen wirklichen Unterschied, ob man mit oder ohne dieser Hoffnung lebt.
Das heißt:
Ich habe etwas davon mit Jesus zu leben.
Nicht nur im Jenseits, sondern schon im Hier und Jetzt.
Unsere Gewissheit darauf, dass Jesus eingreifen wird, führt zu einem tiefen Frieden und einer überfließenden Freude.
Paulus wünscht sich das wir in diesen Punkten wachsen.
Aber wie gesagt:
Das können wir nicht bewirken.
Was ist dann unsere Rolle, ja unsere Verantwortung in diesem Punkt?
Wir müssen uns in eine Position des Gebets bringen. Unser Leben sollte von einer Gebetshaltung geprägt sein.
Wir brauchen in unserem Leben einen Raum, wo wir Gott begegnen können.
4. Fazit
Ich glaube, das ist das Stichwort, wo unsere drei Punkte heute Morgen zusammenfließen.
Lebt in Einheit.
Lobt Gott.
Lebt Hoffnungsvoll.
Es ist schwer Gott zu loben, wenn wir nicht in Einheit leben.
Und es ist schwer hoffnungsvoll zu leben, wenn wir Gott nicht loben.
Ich sag euch was ich nicht möchte.
Ich möchte euch heute nicht drei weitere Befehle für die Adventszeit mit auf den Weg geben.
Nach dem Motto:
Los, leb in Einheit.
Los, lob deinen Gott.
Als ob man das überhaupt befehlen könnte.
Jemand der Gott keine Lieder singen möchte, der wird es auch nicht tun.
Ich werbe für einen entspannten Advent.
Lasst uns auf das schauen was wirklich wichtig ist.
Es geht an Weihnachten darum, dass wir uns neu an das Wunder erinnern, dass Gott Mensch geworden ist. Die Adventszeit soll uns darauf vorbereiten und uns helfen zu verstehen was an Weihnachten passiert ist. Und jeder der versteht was an Weihnachten passiert ist, der wird nicht anders können als Gott zu loben. Denn wenn das wirklich wahr ist was wir an Weihnachten feiern, dann verliert alles andere an Bedeutung.
Unsere Antwort darauf kann doch eigentlich nur sein das wir in Einheit hoffnungsvoll vor Gott treten und ihn loben.
Weil Jesus auf die Erde gekommen ist lässt der Advent keine Spaltung zu.
Weil Jesus Mensch geworden ist können wir nicht als im Advent Gott zu loben.
Und weil das alles wirklich passiert können wir im Advent mit einer Hoffnung leben die uns niemand nehmen kann.
- Amen.