In dir kann ich ruhig sein

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Sechs Tage schafft Gott. Aber einen Tag ruht er. Warum ruhen wir nicht? Warum meinen wir mehr als der Schöpfer zu sein? Es wird Zeit für ein Loblied auf die Ruhe!

Notes
Transcript

In dir kann ich ruhig sein

Der siebte Schöpfungstag

Genesis 2,1–4 LU
1 So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. 2 Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. 3 Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte. 4 Dies ist die Geschichte von Himmel und Erde, da sie geschaffen wurden. Es war zu der Zeit, da Gott der Herr Erde und Himmel machte.
Genesis 2,1–3 LU
1 So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. 2 Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. 3 Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.

Gott am siebten Tag

Und da saß er. In seiner Hollywoodschaukel schaukelte er gemächlich vor und zurück und lächelte. Was für ein genialer Einfall. Gerade als der Abend anfing kam ihn diese Idee. Warum nicht einen Tag der Ruhe schaffen. Ein Tag der geschenkten Verschwendung. Nicht weniger als ein Siebtel der Zeit sollte er lang sein, die er brauchte um das alles zu schaffen, was jetzt vor ihm lag. Ein Tag des Nichtschaffen müssens sollte es sein.
Zugegeben die von ihm geschaffenen Menschen waren sehr irritiert. Voller Tatendrang waren sie nach ihrer Schöpfung. Sie wollten sofort loslegen. Selbst schaffen und bilden. Seinem Auftrag nachkommen. Er aber hatte ihnen gesagt, dass bevor sie anfangen zu schaffen und gestalten Ruhen sollen.
Ruhen und die Schöpfung genießen. So wie er. Und so saß er in seiner Hollywoodschaukel. Nippte an seinem Malibu Sunset und beobachtete mit voller Freude seine gesamte Schöpfung. Die Blumen auf dem Feld, die Vögel am Himmel, die Tiere auf dem Festland und die majestätischen Fische im Wasser betrachtete er. Und seine Menschen betrachtete er, wie sie auf der Wiese lagen und die Wolken am Himmel beobachteten. Wie sie lachten und spielten. Sich küssten und liebten.
“Ja”, dachte er bei sich, “es ist alles sehr gut, was ich geschaffen habe. Und das beste was ich geschaffen habe war mein Geniestreich für den siebten Tag. Die Ruhe.”

Die Herrlichkeit der Ruhe

Die Ruhe, liebe Geschwister, ist doch etwas herrliches. Einfach mal nichts tun müssen, sondern nur machen dürfen. Einen Tag lang mal den Gang rausnehmen und nicht an die Arbeit denken müssen. Das ist Ruhe. Das ist Erholung. Das ist Medizin für die geschundene Seele. Einen Tag lang ohne schlechten Gewissen sich auf die Couch mit einem Buch legen dürfen. Im Schlafanzug, ungeduscht. Das ist Luxus. Das ist Erholung.
Einen Tag lang nicht ins Dienst-E-Mail-Fach schauen müssen. Einen Tag lang nicht zur Arbeit gehen. Das ist Ruhe. Kurzum einen Tag lang nicht schaffen müssen. Einen Tag lang sich nicht dem Diktat der Stechuhr und dem Leistungsdruck unserer Gesellschaft unterwerfen müssen.
Ist das nicht ein herrlicher Gedanke in unserer schnelllebigen Zeit? Ist das nicht eine traumhafte Vorstellung irgendein Tag in der Woche, der einem selbst gehört. Oder der Familie.
Ein Tag, wo mit der Familie rausgefahren wird. Irgendwohin ganz ungeplant. Dort wo es einem gefällt wird ausgestiegen und gewandert. oder gegessen oder einfach nur die Füße in den See gehalten. Ganz zweckfrei.
Herrlich ist die Ruhe. Sie ist wie eine Oase. Denn die Ruhe ist ein Tag oder eine Zeit des Müßiggangs. Eine Zeit, wo keiner von uns im Stechschritt zum nächsten Termin eilen muss, sondern wo er und sie sich in der Kunst des gemächlichen Herumschlurfens üben kann.

Die Schwierigkeit des Ruhens

Aber gemächlich herumschlurfen, das ist nicht so leicht wie man denkt. Ich glaube sogar, dass früher das gemächliche herumschlurfen leichter war. Es war leichter, weil der Chef einen noch nicht überall erreichen konnte. Denn das Telefon war noch am Kabel gefesselt und im Garten konnte es nicht gehört werden. Die Post kam einmal am Tag und nicht im fünf Minuten Takt per E-Mail. Im Wald pfiff noch nicht das Smartphone, sondern nur die Vögel.
Verstehen sie mich nicht falsch. Ich will damit nicht sagen, dass früher alles besser war. Ich denke sogar, dass die heutige Zeit mehr Möglichkeiten bietet zur Ruhe zu finden. Aber wenn einer von uns früher rausgegangen ist um Ruhe zu haben, dann hatte er Ruhe. Heute plagt uns schnell das schlechte Gewissen, wenn wir das summen des Smartphones in der Hosentasche ignorieren. Denn es könnte ja eine wichtige E-Mail des Chefs sein. Es könnte eine dringende WhatsApp von Freunden sein. Es könnte. Es könnte. Es könnte. Wir unterwerfen uns dem Takt des Arbeitsalltags dadurch sogar in unserer Freizeit. Immer auf Betriebsbereitschaft seltens wirklich im Erholungsmodus. Und warum auch. Die Welt schläft nicht. Die Finanzmärkte sind immer wach und so sollten wir es auch sein um ja nicht den optimalen Punkt für ein Geschäft zu verpassen.
Jedoch verpassen wir dabei den wichtigen Punkt des Hier und Jetzt. Den Punkt des zur Ruhe kommen. Selbst an unserem freien Tag. Da quält uns dann schnell das schlechte Gewissen, weil auf dem Schreibtisch ja noch etwas liegt, was abgearbeitet werden muss. Wir vergessen dabei, dass das auch noch morgen abgearbeitet werden kann. Wir vergessen dabei, dass Ruhe finden unsere Kreativität und Produktivität steigert. Wir vergessen die göttliche Ästhetik der Ruhe.

Die Ästhetik der Ruhe

Denn die Schönheit der Ruhe ist doch, dass was den Schaffensprozess erst antreibt. Stellen wir uns doch das Leben als Musik vor. Alles was wir machen. Alles was wir schaffen sind Noten kleine Dinge Achtelnoten, große Ding ganze Noten. Manche höher, andere tiefer. Zusammen ergeben Sie die Melodie unseres Lebens immer mit der Gewissheit, dass es ein unvollendetes Werk werden wird. Aber was wäre das Werk ohne die Pausenzeichen? Sie wäre ein gehetztes Werk. Sie würde sich von Note zu Note hangeln ohne einen Moment der Ruhe und der Spannung. Ohne Zeit zum Luft holen für die Sänger. Die Instrumente dürften nie absetzen und es gäbe nur ein chaotisches crescendo.
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Die Schönheit der Ruhe bildet den Takt des Lebens. Sie sorgt dafür, dass schönes geschaffen wird. Vielen Schriftstellern ist daher die Ruhe sehr wichtig. Thomas Mann war zum Beispiel für seine Schreibdisziplin berühmt und berüchtigt. Jeden Morgen setzte er sich hin. Schrieb vier Seiten und ruhte den restlichen Tag vom schreiben. Das Ergebnis ist ein bewundernswertes Opus, welches er geschaffen hat.
Die Ruhe lässt die Schönheit des Werkes und der Welt erst erkennen. Denn wer immer nur von Termin zu Termin hetzt, der erkennt nicht die Schönheit der Schöpfung am Straßenrand. Die feinen Blätter des Gänseblümchens. Die zarten Flügel des Schmetterlings der sich auf einem Blatt erholt. Die leisen Liebesschwüre des jungen Paares auf der Parkbank. All das und noch viel mehr geht verloren, wenn wir nur die Tage des Schaffens beachten und nicht den Tag der Ruhe.

Der Tag der Ruhe

Denn der Tag der Ruhe ist Gottes verschwenderische Geschenk an ihn selbst und an seine Schöpfung. Sechs Tage wird geschafft. Und einen Tag wird das Schaffen aus der Hand gelegt. Es wird betrachtet und es wird gesehen, dass es gut ist. Ein Siebtel der Zeit wird als Reichtum betrachtet. Als Reichtum an Zeit für anderes als für ständiges schaffen.
Ein Tag der Ruhe. Was für ein verschwenderischer Luxus in einer rastlosen Zeit. Was für eine wunderbare Entdeckung. Gerne als Gesetz betrachtet und selten als Evangelium erkannt.
Der siebte Tag als die frohe Nachricht. Als Tag wo alles zu einem Ende kommt, weil Gott alles vollendet. Der siebte Tag als frohe Nachricht, weil an dem Tag alles anfängt und das Grab leer ist.
Der siebte Tag als Tag der in, aber auch vollkommen außerhalb der Zeit steht. Ein Tag der uns wohltuend irritiert, weil wir nichts mit ihm anfangen können. Er aber viel mit uns anfängt. Er fängt mit uns viel an, weil er uns in die Schöpfung einsortiert. Denn er flüstert uns heimlich still und leise zu: “Du bist ein Teil der Schöpfung. Gott hat sechs Tage geschaffen, warum sollst du mehr schaffen? Bist du etwa mehr als Gott? Lehne dich zurück und traue darauf, dass Gott und nicht du vollendet!”
Und vielleicht. Vielleicht erkennen wir, wenn wir einen Tag der Woche Ruhe halten noch ein viel größeres Geheimnis. Vielleicht erkennen wir das Geheimnis, dass nicht wir die Krone der göttlichen Schöpfung sind, sondern die Ruhe die Krone der Schöpfung ist und wir nur den lieben Gott walten lassen müssen und auf ihn allezeit hoffen dürfen.
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