Grenzüberschreitend

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Die syrophönizische Frau

Lutherbibel 1912 Das 7. Kapitel

Und er stand auf und ging von dannen in die Gegend von Tyrus und Sidon; und ging da in ein Haus und wollte es niemand wissen lassen, und konnte doch nicht verborgen sein.

25. Denn ein Weib hatte von ihm gehört, deren Töchterlein einen unsauberen Geist hatte, und sie kam und fiel nieder zu seinen Füßen

26. [und es war ein griechisches Weib aus Syrophönizien), und sie bat ihn, daß er den Teufel von ihrer Tochter austriebe.

27. Jesus aber sprach zu ihr: Laß zuvor die Kinder satt werden; es ist nicht fein, daß man der Kinder Brot nehme und werfe es vor die Hunde.

28. Sie antwortete aber und sprach zu ihm: Ja, HERR; aber doch essen die Hündlein unter dem Tisch von den Brosamen der Kinder.

29. Und er sprach zu ihr: Um des Wortes willen so gehe hin; der Teufel ist von deiner Tochter ausgefahren.

30. Und sie ging hin in ihr Haus und fand, daß der Teufel war ausgefahren und die Tochter auf dem Bette liegend.

Wie die Protagonisten dieser Erzählung führt uns auch der Text in die fernen Länder von Tyrus und Sidon. Wir wissen, dass Jesus sich der Ablehnung Israels gestellt hatte und in Ruhe sein wollte. Wir werden einer Frau vorgestellt, die wie Jesus aus Gründen der Notwendigkeit Grenzen überschritten hat, eine Tatsache, die viele Anwesende kennen.
Wir werden über die Prioritäten der einzelnen Charaktere in der Erzählung informiert: Jesus und die Kinder Israels, die syrisch-phönizische Frau und ihre eigene Tochter. Zwei Menschen, die andere vor sich haben. Was bedeutet das für sie?
Die Frau bittet Jesus in ihrer Stunde der Verzweiflung um Hilfe.
Aber etwas Unerwartetes passiert für uns Leser: Jesus sagt nein! Und rechtfertigen: meine Kinder zuerst. Was bedeutet das für uns? Denn anders als in den meisten Texten, die ich lese, identifiziere ich mich diesmal nicht mit Jesus, sondern mit der fremden Frau.
Als ich diese Geschichte zum ersten Mal las, fröstelte mein Magen. Ich möchte aufhören zu lesen, weg gehen. Die Enttäuschung siegte. Dies war nicht der Messias, den ich suchte. Ein Messias, der menschlich ist, parteiisch. Ein Messias, der seine eigene Agenda hat, und nicht meine. Wie Johannes der Täufer frage ich: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten? Ein gekreuzigter Messias? Dies war nicht der Messias, den das Volk Israel erwartet hatte. Dies ist nicht das erste Mal, dass Täuschung lauter spricht als der Glaube. Ich möchte einen Jesus, der mich als Sohn begrüßt und mir sagt, dass ich dazugehöre. Wem gehöre ich? Ihn, Gott.
Die syrisch-phönizische Frau hat aber auch ihre eigene Agenda. Sie konzentriert sich nicht auf Widrigkeiten. Sie konzentriert sich auf das Wunder, die Rettung ihres Hauses. Und so demütigt sie sich, anders als ich. Sie sagt ja, Herr. Ich bin keine Tochter, aber du bist Gott. Ich bin kein Jude, ich bin ein Hund, aber du bist Herr. Aber ein kleiner Hund, der weiß, dass sie essen wird, weil sie einen barmherzigen Herrn hat, einen Herrn, der ihr Essen geben wird, auch wenn es in Form von Krümeln kommt. Ich frage: Was sind Krümel? Schätzen wir das, was wir erhalten, angemessen? Denn für diese Frau stellten die "Krümel" die Erlösung dar.
Und diese Haltung der Demut erreicht das Herz Gottes. Gott gewährt Ihr das Verlangen ihres Herzens, das Heil seiner Tochter, die Wiederherstellung seiner Familie, und der verlorene Frieden wird wiederhergestellt.
Vielleicht ist es wichtig, dass wir darüber nachdenken, wer wir sind, auch wer wir glauben, dass Jesus ist.
Ich glaube, diese Erzählung lädt uns ein, genau das zu tun. Ich bin kein Jude, ich habe vor zweitausend Jahren nicht gelebt, ich bin kein Sohn des Hauses Israel. Ich bin nach damaliger Tradition ein Hund.
Gott bleibt jedoch Gott! Er ist gestern, heute und für immer derselbe. Und die "Krümel", die mich zweitausend Jahre später erreichen, sind "Krümel" des Heils, der Wiedergutmachung, der Versöhnung, die nicht vom Tisch gefallen sind, sondern vom Kreuz von Golgatha; "Krümel", die Grenzen überschreiten, um mich/uns zu erreichen.
Weil es noch Grenzen zu überschreiten gibt; geografisch, kulturell und spirituell. Die schwierigste Grenze zu überschreiten bleibt die des Glaubens.
Heute versammeln wir uns als Christen, als Brüder, als Kinder eines Gottes, der uns durch Barmherzigkeit belohnt, nicht durch Verdienste; durch Gnade und nicht durch Gerechtigkeit; ducrh die Liebe und nicht ducrh irdische Nachkommen.
Aber Jesus, dies ist immer noch der Messias, der der um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen ist. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.
Alle Ehre, Herrlichkeit und Erhöhung zu seinem Namen.
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