Am Ende des Lebens ist der Mensch tot - was dann?

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Am Ende des Lebens ist der Mensch tot - was dann?

Gibt es etwas nach dem Tod?

Gnade sei mit euch und Friede Von Gott unserem Vater und unserem Herrn und Heiland Jesus Christus.
Amen.
Liebe Gemeinde,
an fast jedem Sonntag gibt es im Gottesdienst einen Teil, an dem wir unseren Glauben bekennen. Meistens machen wir es mit dem Apostolischen Glaubensbekenntnis oder auch in letzter Zeit mit dem Glaubenslied “Ich glaube an den Vater”.
In beiden Glaubensbekenntnissen sprechen bzw singen wir von der »Gemeinschaft der Heiligen, der Vergebung der Sünden, der Auferstehung der Toten und vom und ewigen Leben, an das wir als Christen glauben.
»Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Doch tun wir das wirklich in so einer selbstverständlichen Weise? Wenn ja, wäre es gut. Auf jeden Fall ist es nicht selbstverständlich in einer solchen Weise an ein solches Leben nach dem Tod zu denken. Die Gesellschaft in der wir heute leben, denkt da viel anders als wir. Für viele ist mit dem Tod das Leben zu Ende. Eine Aufersteheung oder etwas ähnliches gibt es nicht. Selbst unter Christen ist das teilweise umstritten.
Auferstehung der Toten
Aber auch in der Bibel war dieser Glaube nicht von Anfang an da, sondern entwickelte sich durch ein langes Ringen, Suchen, Fragen und Hoffen.
und das ewige Leben.«
Darum möchte ich uns heute bewusst machen, wie wichtig dieser Glaube und diese Hoffnung auf das Leben nach dem Tod ist. Ja welches Vorrecht es ist, dass wir als Christen an einen Gott glauben, der die Toten lebendig macht und ruft das, was nicht ist, dass es sei.
»Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.«
Römer 5,17 LU
Denn wenn wegen der Sünde des Einen der Tod geherrscht hat durch den Einen, um wie viel mehr werden die, welche die Fülle der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, herrschen im Leben durch den Einen, Jesus Christus.
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Römer 4,17 LU
wie geschrieben steht : »Ich habe dich gesetzt zum Vater vieler Völker« – vor Gott, dem er geglaubt hat, der die Toten lebendig macht und ruft das, was nicht ist, dass es sei.
Unser Predigttext ist dazu so etwas wie ein Blütenknospe, die uns die Sehnsucht nach einem Leben nach dem Tod wieder begreifen lässt und uns bewusst macht, welches Vorrecht wir mit unserem Glauben haben.
Wir werden heute mit hineingenommen in das Buch Hiob. Das Buch Hiob ist ihnen sicher bekannt, als das Schicksalsbuch der Bibel, wo es in ganz besonderer Weise um die Frage des Leides geht.
Hiob, der durch Schicksalsschläge alles verloren hatte: Gut und Geld, der den Tod aller seiner Kinder verkraften musste, die beim Einsturz des Hauses, während einer Party ums Leben kam. Dazu kommt noch eine furchtbare Hautkrankheit. Und dann hatte sich seine Frau von ihm getrennt, nachdem sie ihm empfohlen hatte, dass er abkratzen soll. Vielleicht hätte sich mancher auch das Leben genommen, wäre er an Hiobs Stelle gewesen.
Das gute war, wenigstens am Anfang. Er hatte drei Freunde, die ihm beistanden und mit ihm trauerten. Doch nach einer Zeit des Schweigens kamen dann doch ihre unsäglichen Reden und oft unbegründeten Vorfwürfe.
Und nun hören wir von seiner Antwort auf die Rede seines Freundes Zophar:
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Hiob
Hiob 14,1–6 LU
Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und welkt, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht. Doch du tust deine Augen über einen solchen auf, dass du mich vor dir ins Gericht ziehst. Kann wohl ein Reiner kommen von Unreinen? Auch nicht einer! Sind seine Tage bestimmt, steht die Zahl seiner Monde bei dir und hast du ein Ziel gesetzt, das er nicht überschreiten kann: so blicke doch weg von ihm, damit er Ruhe hat, bis sein Tag kommt, auf den er sich wie ein Tagelöhner freut.
Hiob 14,1–6 LU
1 Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, 2 geht auf wie eine Blume und welkt, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht. 3 Doch du tust deine Augen über einen solchen auf, dass du mich vor dir ins Gericht ziehst. 4 Kann wohl ein Reiner kommen von Unreinen? Auch nicht einer! 5 Sind seine Tage bestimmt, steht die Zahl seiner Monde bei dir und hast du ein Ziel gesetzt, das er nicht überschreiten kann: 6 so blicke doch weg von ihm, damit er Ruhe hat, bis sein Tag kommt, auf den er sich wie ein Tagelöhner freut.
Der Mensch, von der Frau geboren, lebt kurze Zeit und ist mit Unruhe gesättigt. - Hiob sieht sich jetzt durch seinen Schicksalsschlag desillusioniert, als ein Realist und analysiert das Leben und den Tod und sein Verhältnis zu Gott. Er weiß das Leben ist begrenzt. Es hat einen klaren Anfang - die Geburt - und ein klares Ende - den Tod. Dazwischen bewegt sich das menschliche Leben.
Im Konfirmandenuntericht verwende ich manchmal ein etwas krasses Video, dass eigentlich die X-Box von Microsoft bewirbt. In dem Video sieht man, wie eine Frau ein Kind zur Weltbringt, wie das Leben des Menschen im Fluge vorbeigeht und er immer älter wird und er dann am Ander im Grab in der Sargkiste landet. Man kann sagen, es ist die moderne visuelle Darstellung dessen , was Hiob hier sagt.
Mancher von Euch hat vielleicht im vergangenen Jahr liebe Menschen verloren, aus der Familie, Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen, wen auch immer. Wir möchten ihr Gedenken bewahren. Wir sehen auf ihr Leben zurück. Wir haben unsere Erinnerungen. Doch auch die verblassen, vielleicht nicht heute und nicht morgen. Aber in ein paar Jahren. Umso weiter entfernt man war, desto schneller.
Und doch lebt der Mensch in seiner Vergänglichkeit unter den Augen Gottes. Und genau hier setzt Hiob ein: Gott, wenn ich schon vergänglich bin, warum kümmert es dich überhaupt, dass ich sündige? Lass mich doch in Ruhe meine paar Jahre irdisches Leben leben! Es vergeht doch alles eh ganz schnell!
Hiob akzeptiert, dass das Leben des Menschen begrenzt ist, aber er will eine Ruhepause vor Gott, wie der Tagelöhner nach getaner Arbeit am Feierabend.
Der vom Schicksal gebeutelte Hiob wünscht sich den Tod, er wünscht sich vor allem Ruhe von seinen Schmerzen und Ruhe von dieser quälenden Unruhe, weil er in Gott den Auslöser seiner Leiden sieht. Doch er beendet sein Leben nicht selbst, denn Gott ist und bleibt sein Schöpfer. Und weil Gott Hiob nicht aus den Augen lässt, interessiert er sich doch für ihn. Weil Gott ihn nicht, aus seinen Gesichtskreis verstoßen hat, hat Hiob Hoffnung.
Doch sehr groß scheint aber die Hoffnung erst einmal nicht gewesen zu sein, denn er sag dann weiter:
Hiob 14,7–12 LU
7 Denn ein Baum hat Hoffnung, auch wenn er abgehauen ist; er kann wieder ausschlagen, und seine Schösslinge bleiben nicht aus. 8 Ob seine Wurzel in der Erde alt wird und sein Stumpf im Staub erstirbt, 9 so grünt er doch wieder vom Geruch des Wassers und treibt Zweige wie eine junge Pflanze. 10 Stirbt aber ein Mann, so ist er dahin; kommt ein Mensch um – wo ist er? 11 Wie Wasser ausläuft aus dem See, und wie ein Strom versiegt und vertrocknet, 12 so ist ein Mensch, wenn er sich niederlegt, er wird nicht wieder aufstehen; er wird nicht aufwachen, solange der Himmel bleibt, noch von seinem Schlaf erweckt werden.
Hiob, 14,
Das Bild vom Baumstumpf, der wieder eine Sproß treibt. Ein altes biblisches Bild, welches uns z.B. auch beim Propheten Jesaja für das Volk Israel begegnet.
Für Hiob hat es ein abgehauener Baum besser als er selber, weil aus dessen Wurzeln bei entsprechenden klimatischen Bedingungen (sprich genügend Wasser) wieder ein neuer Sproß wachsen kann.
Wie zäh Baumstümpfe sind, erlebe ich in meinem eigenen Garten. Ich habe da ein paar alte Baumstümpfe von Holunder und einem wilden Pflaumenbaum, die treiben jedes Jahr immerwieder neue aus.
Also für einen Baum gibt es immer Hoffnung, dass wieder aus einem Stumpf neues Leben kommen kann. Ja das kann sogar noch nach vielen Jahren passieren, solange immer noch etwas in der Wurzel grün ist.
Für uns Menschen gilt das nicht. Da trifft uns die Härte des Todes ohne die Hoffnung auf eine Auferstehung oder eine Hoffnung auf irgend eine andere Existenz nach dem Tod. Man kann sagen, tot ist tot. Und Hiob beschreibt es dann mit einem krassen Bild. Für ihn ist es ein Bild äußerster Verzweiflung. Die Auflösung des Menschen, wenn er stirbt, ausgegossen und ohne erkennbare Identität und ohne Zusammenhang und -halt.
Nebei das gibt es heute sogar schon als Bestattungsform - die sogenannte Resomation oder Alkalische Hydrolyse - die Auflösung des Leichnams. Damit wird sozusagen die Endgüldigkeit des Todes symbolisiert.
Sicher sagt das auch Hiob ()
Hiob 14,12 LU
12 so ist ein Mensch, wenn er sich niederlegt, er wird nicht wieder aufstehen; er wird nicht aufwachen, solange der Himmel bleibt, noch von seinem Schlaf erweckt werden.
Aber es gibt zwischen vielen von Heute und Hiob einen großen Unterschied. Bei beiden sind die Menschen mit dem Tod am Ende des Lebens, aber bei Hiob ist Gott noch nicht am Ende. Er räumt die Möglichkeit ein, dass Gott doch den Menschen aus dem Todesschlaf wieder hervorrufen kann.
Hiob 14,13–17 LU
13 Ach dass du mich im Totenreich verwahren und verbergen wolltest, bis dein Zorn sich legt, und mir eine Frist setzen und dann an mich denken wolltest! 14 Meinst du, einer stirbt und kann wieder leben? Alle Tage meines Dienstes wollte ich harren, bis meine Ablösung kommt. 15 Du würdest rufen und ich dir antworten; es würde dich verlangen nach dem Werk deiner Hände. 16 Dann würdest du meine Schritte zählen und nicht achtgeben auf meine Sünde. 17 Du würdest meine Übertretung in ein Bündlein versiegeln und meine Schuld übertünchen.
Hiob 14,13-17
Wir merken, dass sich Hiob nicht mit der Endgültigkeit des Todes abfinden will. Darum richtet er an Gott die Bitte um Verwahrung, dass sein Sterben nicht endgültig ist und nicht ein Folge des Gerichtes und der Strafe Gottes wegen seiner Sünden ist.
Menschlich gesehen, wenn einer stirbt, ist er tot und kann nicht wieder leben. Für uns Menschen gibt es keinen Weg aus dem Tod. Doch Hiob traut Gott diesen Weg zu, weil dieser Gott als Schöpfer eine Schwäche hat für seine Geschöpfe und er sich für die Menschen interessiert. So kann er es nicht zulassen, dass der Tod diese Beziehung ändert. Darum wagt es Hiob zu hoffen, dass Beziehungslosigkeit aufhört, dass zeronnenes Leben wieder Gestalt gewinnt, dass Gott Verfahlungen ignoriert, ja dass Schuld übertüncht wird. Dass Gott sich des Problems der Schuld und des Todes annimmt.
Ja und Gott hat sich dieses Problems angenommen. Er hat die Menschen, »die Geschöpfe seiner Hände«, nicht vergessen und dem Tod überlassen. Der Weg von Hiob führt zum Kreuz und von dort zum leeren Grab. Was Hiob erträumte, hat Gott verwirklicht. Weil Gott eine Schwäche für seine Kinder hat. Weil er sich von ihnen bitten, ja sogar umstimmen lässt. Das haben wir nicht verdient. Darauf haben wir kein Anrecht. Das ist nichts, was wir selbst in die Wege leiten können. Aber wir können uns auf diesen Weg, den Gott von sich zu uns gebahnt hat, einlassen: Wir können den Weg vom Kreuz zum leeren Grab ins Leben gehen!
Dass Gott sich des Problems der Schuld und des Todes annimmt. n die
Die meisten Menschen sorgen sich zwar um ihr Altwerden und Sterben, das möglichst schmerz- und umstandsfrei für alle Beteiligten geschehen soll, aber sie machen sich wenig bis gar keine Sorgen über das, was nach dem Tod kommen könnte. Entweder, weil alles danach als so irreal angesehen wird, dass es sich nicht lohnt, darüber nachzudenken, oder – m. E. wahrscheinlicher – weil die Mehrzahl zumindest derer, die zur Kirche gehören, sich sicher ist, dass, wenn überhaupt, nur etwas Positives kommt.
Dieser Umschlag von Verzweiflung zu Hoffnung wird in V. 15–17 in einer zarten, poetischen Weise als eine Liebesgeschichte beschrieben, die nach einem bösen Streit neu beginnt: »du würdest rufen und ich dir antworten« – die Initiative geht von Gott aus, er allein hat die Macht, sein Geschöpf auch im Totenreich anzusprechen.
Hiob wagt es, von Gottes Sehnsucht nach dem Menschen, den er mit seinen Händen gemacht hat, zu träumen (das ist noch kein begründetes Hoffen!).
Das dafür gebrauchte Verb ksf (aus derselben Wurzel ist auch das Nomen kæsæf gebildet, das »Silber« bzw. »Geld« bedeutet) kommt außer hier nur noch vier Mal im AT vor und bezeichnet in allen Fällen ein starkes Begehren oder Sehnen:
Johnnes 5,26
Johannes 5,26 LU
26 Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber;
Johannes 11,25–26 LU
25 Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; 26 und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?
15,26
Amen.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus unserem Herrn. Amen
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