Die heilsame Familie
Weihnachtspredigten • Sermon • Submitted
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Die heilsame Familie
Die heilsame Familie
Eine ungewöhnliche Familie
Eine ungewöhnliche Familie
Liebe Geschwister,
ich möchte mit Ihnen eine Familie besuchen gehen. Um ehrlich zu sein, ist es eine ziemlich ungewöhnliche Familie. Manches dieser Familie werden sie befremdlich empfinden. Manches wird ihnen bekannt vorkommen.
Die Familie die ich ihnen vorstellen will ist ein einziger Skandal. Denn die Frau ist gerade einmal zarte 14 Jahre alt (vgl. ). Ihr Verlobter ist ein paar Jahre älter. Wenn das nicht schon heutzutage genügend Redestoff bietet. Aber dort wo die Familie lebt, ist das ganz normal, dass die Frauen bei der Verlobung so jung sind.
Doch damit für unser gutes Gewissen noch nicht genug. Diese junge Frau hat ein Kind. Doch dieses Kind ist nicht von ihrem Verlobten (; ). Von wem das Kind ist, das ist ein großes Rätsel und sie selbst sagt, dass es wie ein Wunder sei. Das Kind abtreiben, kam zu keiner Zeit für sie in Frage. Sie freut sich auf das Kind. Und ihr Verlobter? Zugegeben, der Verlobte hatte überlegt sich aus den Staub zu machen. Das war dann doch etwas zu viel für ihn. Aber am Ende blieb er doch bei seiner jungen Verlobten. Gemeinsam mit ihr durchlebte er die Schwangerschaftsmonate und hielt gemeinsam mit ihr so manche Schmähungen durch, die von den Schmähungen mal hinter vorgehaltener Hand und manchmal ganz offen ausgesprochen wurden.
Als das Kind geboren wurde, war die Familie gerade auf Reise. Gerade am Reiseziel angekommen, kam das Kind zur Welt. Ohne Hebamme und auch noch in einem Stall. Und kaum war das Kind auf der Welt und hatte seinen ersten Besuch bekommen, musste die Familie fliehen und das Kind musste als Flüchtlingskind in seinen ersten Jahren erleben, was für Schmähungen man erleben kann, weil man nicht so aussieht wie die Anderen.
Was für eine Familie. Das Kind ist das Kind einer Affäre. Der Vater macht sich erst davon, kommt dann aber zurück und die Mutter ist innerlich bestimmt zerrissen gewesen. Hier in Deutschland. Hier im Jahr 2019 würde man schnell sagen, dass diese Familie ein Fall für das Jugendamt sei. Aber diese Familie hier, die nennen wir die heilige Familie. Die Familie Jesu Christi. Was für eine Skandal-Familie!
Die heilsame Skandal-Familie
Die heilsame Skandal-Familie
Aber wie gut tut das unserer Seele, dass die Familie Jesu alles andere als eine Mustergültige Familie ist. Denn Jesus kennt dadurch das Gefühl der Gebrochenheit. Gott zeigt mit der Geburt Jesu, dass er die Gebrochenheit deiner und meiner Seele kennt und nicht verurteilt.
Denn Jesus kennt das Gefühl auf fremden Boden zu sein. Er selbst hat die ersten Jahre seiner Kindheit in fremden Sand gespielt. Er kennt die Sprüche und Schmähungen. Er weiß wie sehr der Satz Ausländer raus schmerzen kann. Er kennt die hässliche Fratze des Rassismus.
Jesus kennt den Schmerz der Stiefväter. Er hat ihn oft genug in den Augen seines irdischen Vaters gesehen. Oft genug die Tränen seines Vaters erlebt, weil er dieses Kind liebt, aber mit jedem “Papa” ruf auch daran erinnert wird, dass er der Papa und auch nicht der Papa ist. Und Jesus nimmt diesen gebrochenen Vater, den er liebt, in den Arm. Er weiß um die Gebrochenheit Josephs. Er nimmt Joseph in den Arm, weil er ihn liebt.
Jesus kennt die Gebrochenheit seiner Mutter. Die heimliche Sorge der Mutter: “Was, wenn Joseph mich doch verlässt? Schaffe ich es als Alleinerziehende Mutter?” Und er liebt seine Mutter. Er liebt sie, nicht weil sie vollkommen und rein ist, sondern weil sie ein Mensch ist gebrochen und ganz.
Jesus liebt bestimmt auch später seine Halbgeschwister, welche von Joseph und Maria in Liebe gezeugt haben, weil das gebrochene zwischen Maria und Joseph wieder zusammengewachsen ist. Man sieht zwar den Riss, aber er liegt nicht mehr auseinander.
Jesus sieht und kennt das Gebrochene. Gott er- und durchlebt die Gebrochenheit die durch Menschen, durch Familien, durch Völker gehen. Denn Gott erlebt durch Jesus, was es für einen Menschen heißt, ein Flüchtling zu sein. Er fühlt, wie es sich anfühlt ein uneheliches Kind einer Affäre zu sein.
Jesus
Er kennt die Gebrochenheit der Menschen von klein auf. Er erlebt die Gebrochenheit der Menschen mit denen er sich in seinem Leben umgab. Er schaute genau hin und sah: Egal ob arm oder reich; Klug oder Einfältig; Männlich oder Weiblich; Innerhalb oder außerhalb der Gesellschaft stehend, jeder seine Gebrochenheit(en) mit sich trägt.
Gott trägt unsere Gebrochenheiten
Gott trägt unsere Gebrochenheiten
Und so trägt durch diese Erlebnisse auch Gott unsere Gebrochenheiten. Denn er schaut in deine Seele hinein. Er hat erlebt, wie hart es sein kann Mensch zu sein. Er ist auf die Welt gekommen, nicht dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet wird (). Denn Gott will uns durch seine Menschwerdung zu rufen, dass es Ok ist, dass wir nicht perfekt sind. Es ist in Ordnung, dass in unserem Leben nicht alles so läuft, wie es für die Gesellschaft “normal” ist. Denn jede und jeder von uns hat Gebrochenheiten in sich. Erlebnisse, welche nicht der sogenannten Norm entsprechen. Was für ein Balsam ist da ein Kind, dass auch nicht aus einer heilen Familie kommt. Was für ein Balsam ist da ein Gott, der nicht in einer perfekten Umwelt zur Welt kommt.
Das Balsam liegt da zwischen Heu und Stroh. Es schreit, es plärrt. Und um ihn herum ist nichts perfekt. Nichts in Ordnung. Keine stille Nacht. Keine heilige Nacht. Da waren Sorgen: Schaffen wir das? Können wir das? Werden wir die Flucht überleben? Kann ich eine gute Mutter sein? Kann ich ein guter Vater sein? Kurzum: Es war der ganz normale menschliche Wahnsinn, so wie wir ihn heute auch noch erleben. Und dazwischen liegt Gott als Jesus offenbart.
Mitten in menschlicher Gebrochenheit und Sorge. Mitten in menschlicher Angst. Erlebt Gott, was es heißt Mensch zu sein. Mitten in diesem menschlichen Leben wird Gott menschlich und will zu dir und zu mir sagen: “Es ist gut so wie du bist. Ja, du bist gebrochen. Ja, du hast Angst, Ja, du bist verzweifelt. Aber: Ich bin bei dir. Ich bin bei denen die dir wichtig sind. Ich bin mitten unter euch und lass euch nie alleine.”