In Gott geborgen

Notes
Transcript

62 EIN PSALM DAVIDS, VORZUSINGEN, FÜR JEDUTUN.

2 Meine Seele ist stille

zu Gott, der mir hilft.

3 Denn er ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz,

dass ich gewiss nicht wanken werde.

4 Wie lange stellt ihr alle einem nach,

wollt alle ihn morden,

als wäre er eine hangende Wand

und eine rissige Mauer?

5 Sie denken nur, wie sie ihn von seiner Höhe stürzen,

sie haben Gefallen am Lügen;

mit dem Munde segnen sie,

aber im Herzen fluchen sie. SELA.

6 Aber sei nur stille zu Gott, meine Seele;

denn er ist meine Hoffnung.

7 Er ist mein Fels, meine Hilfe und mein Schutz,

dass ich nicht wanken werde.

8 Bei Gott ist mein Heil und meine Ehre, /

der Fels meiner Stärke,

meine Zuversicht ist bei Gott.

9 Hoffet auf ihn allezeit, liebe Leute, /

schüttet euer Herz vor ihm aus;

Gott ist unsre Zuversicht. SELA.

10 Aber Menschen sind ja nichts, große Leute täuschen auch;

sie wiegen weniger als nichts, so viel ihrer sind.

11 Verlasst euch nicht auf Gewalt

und setzt auf Raub nicht eitle Hoffnung;

fällt euch Reichtum zu,

so hängt euer Herz nicht daran.

12 Eines hat Gott geredet,

ein Zweifaches habe ich gehört:

Gott allein ist mächtig,

13 und du, Herr, bist gnädig;

denn du vergiltst einem jeden,

wie er’s verdient hat.

Wie kommt ein Verkündiger auf seinen Predigttext? Manchmal hat man einen Eindruck: Dieser Text könnte für die Gemeinde dran sein. Dieses Thema ist für uns wichtig. Manchmal hält man sich an einen Textplan. Da gibt es den Perikopenplan der evangelischen Kirche in Deutschland. Unser Verband hat auch einen Plan herausgegeben, der Predigttexte vorschlägt. Manchmal haben die Ältesten einer Gemeinde sich über die Frage: Was ist für uns dran Gedanken gemacht und Themenreihen überlegt, die den Text vorgeben. Bei mir heute war es die Ziehung der Jahreslose vor 14 Tagen. Für unsere Gemeinde hat Beate das Wort aus gezogen:

8 Bei Gott ist mein Heil und meine Ehre, /

der Fels meiner Stärke,

meine Zuversicht ist bei Gott.

Ich möchte diesen Vers gerne in den gesamten Zusammenhang des Psalmes stellen, aus dem er stammt, Psalm 62:
Dieser 62. Psalm ist wahrscheinlich in der Zeit entstanden, als David vor Absalom auf der Flucht war. Jedutun war einer seiner drei Chorleiter, die er zum Tempeldienst bestimmt hatte. Das waren neben Jedutun noch Asaf und Heman.
Es ist erstaunlich, wie David auch auf der Flucht mit Gott in Verbindung blieb und vor allem sein Vertrauen auf Gott setzte. Das konnte er nur aus einem einzigen Grund: Er wusste, dass er sich auf den allmächtigen verlassen konnte. Damit lädt David uns ein: Wenn ich es konnte, könnt auch ihr euch auf Gott verlassen. Es gibt keine Situation, der er nicht gewachsen ist, die er nicht im Griff hat, in der er durchträgt.
Und so, wie ich heute morgen von drei Scheinwerfern angestrahlt werde, so beleuchtet David in drei Strophen, warum er sich in Gott geborgen weiß:

1. Scheinwerfer: V. 2-5

Psalter 62,2–5 LU
Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Denn er ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz, dass ich gewiss nicht wanken werde. Wie lange stellt ihr alle einem nach, wollt alle ihn morden, als wäre er eine hangende Wand und eine rissige Mauer? Sie denken nur, wie sie ihn von seiner Höhe stürzen, sie haben Gefallen am Lügen; mit dem Munde segnen sie, aber im Herzen fluchen sie. sela.
Mir ist bei der Vorbereitung etwas spannendes aufgefallen. Es taucht in diesem Psalm immer wieder ein kleines Beiwort, ein Adverb auf, Ach: Es wird am besten mit nur, doch, gewiß oder sicher übersetzt, … und Luther hat es hier am Anfang einfach weggelassen. “Nur im Blick auf Gott ist meine Seele still, meiner Rettung!” So beginnt der Psalm im Hebräischen. Und da das Wort für Seele, näfäsch, auch Durst, Verlangen, Atem, Sehnsucht bedeuten kann, kann ich auch lesen: “Nur im Blick auf Gott kommt meine Sehnsucht zur Ruhe, der meine Rettung ist.”
Wie aufgewühlt muss er gewesen sein, als er mit diesem Psalm gestartet hat. Und er kommt gleich auf den Punkt: Nur in Gott, nur wenn ich auf Gott schaue, nur dann finde ich mit all meinen Bedürfnissen, die toben und tosen können, wie ein Sturm auf dem Meer, zur Ruhe.
Mir kommt die eherne Schlange in den Sinn, wenn ich das so lese. Gefährliche Schlangen krochen durch das Lager der Israeliten. Wie Feuer brannte ihr Biss in den Adern. Innerhalb weniger Minuten waren die Menschen, die gebissen wurden, tot. Doch da war diese Schlange aus Metall, die sich über einen Stab wand. Und beim Blick darauf, und dem Glaube daran, dass Gott so helfen wollte, ebbte der Schmerz ab, verlor das Gift seine Wirkung.
Oder ich denke an die Jünger Jesu auf dem See Genezareth. Sie sahen auf die Wellen und das steigende Wasser im Boot und missverstanden den schlafenden Jesus. Sie konnten nicht fassen, dass er im Vertrauen auf Gott tief und fest schlafen konnte, sie dachten, er hätte sie vergessen, im Stich gelassen. Und wie erstaunlich und groß war dann das Wunder, als er sein: Schweig still und verstumme! sprach. Denn da wurde alles ganz ganz still.
Mein Blick auf Jesus bringt auch meine Seele zur Ruhe. Er erfüllt meine Sehnsucht nach Leben. Er gibt mir Frieden in den Stürmen meines Lebens durch die Zusage: Ich bin doch da! Du gehörst zu mir. Für dich habe ich mich umbringen lassen, damit du jetzt Leben hast. Du bist in mir geborgen.
Und dann kommt Anfang von V. 3 wieder dieses Ach: Nur er, Gott, ist mein Fels, meine Hilfe, mein Schutz, dass ich gewiss nicht wanken werde.
David weiß ganz genau, wem er sein Leben verdankt. Er vertraut seinem Gott blind. Deshalb ist er, bei allen Fehlern, die er begangen hat, ein Mann nach Gottes Herzen.
Und dann verwendet er einige Bilder, die diesen Beistand verdeutlichen. Gott ist für ihn wie ein freistehender Fels, hinter oder auf dem er Zuflucht finden kann. Vor 25 Jahren war ein Disney-Film im Kino, in dem dieser Zufluchtsfelsen richtig zur Geltung kommt, “Der König der Löwen”. Ein junger Löwe wartete in einer Schlucht auf seinen Papa, und sein böser Onkel hat zusammen mit einigen Hyänen eine riesige Gnuherde aufgeschreckt, so dass sie durch diese Schlucht gedonnert kamen. Und in dieser Schlucht war ein einzelner großer Findling, an dem die vor Angst wahnsinnigen Tiere vorbeigeströmt sind. Dort hätte der kleine Löwe auch warten sollen. Und dorthin hat ihn sein Papa auch wieder zurückgebracht, bevor er selbst von den Gnus zertrampelt wurde. Gott, du bist mein Fels. Wenn die Gnuherde vorüberdonnert, bei dir komme ich nicht einmal ins Wanken.
Gott ist meine Hilfe, oder mein Heil, meine Rettung. Wie ein Rettungsring oder ein großer Schild, das Kletterseil oder der Fallschirm, der Schutzhelm oder Sicherheitsgurt. So streckt Gott dir die Hand entgegen. Und er lädt dich ein: Verlass dich doch auf mich.
Und noch ein Bild hat David in diesen Vers gepackt: Gott ist mein Schutz. Vielleicht wäre das Wort “Zuflucht” die genauere Wiedergabe dessen, was hier gemeint ist.
Im Herrn der Ringe flüchtet ein ganzes Volk in so eine Zuflucht: Eine mächtige Burganlage, von links, rechts und hinten durch steile Felswände geschützt hinter einer mächtigen Wehranlage. Eine Zuflucht, leicht zu verteidigen, schwer und nur mit großen Verlusten anzugreifen. Die Schwachstelle lass ich jetzt weg. Die passt nicht ins Bild. Denn bei Gott findet sich keine Schwachstelle.
70 n. Chr. war Massada für die aufständischen Zeloten in Israel so eine Zuflucht. Die Römer haben viel Mühe, Zeit und Energie aufwenden müssen, um Massada schließlich doch noch einzunehmen. Sowohl die Festung als auch die Belagerungsanlagen sind beeindruckend.
Für David waren in seiner Jugend die Höhlen von Machpela auch so eine Zufluchtsstätte, in denen er vor Saul sicher war.
“Mit Gott bringt mich nichts ins Wanken! Es kann mich nichts erschüttern!” Das ist der erste Scheinwerfer, den David hier auf seinen Gott richtet.
Er bringt in dieser ersten Strophe auch Klage mit ein. Aber bei den starken Bildern, mit denen er Gott beschreibt, höre ich auch einen leisen Spott: Sagt mal, seid ihr eigentlich dumm? Da steht einer auf Gott, und ihr glaubt, ihr könnt ihn umstoßen und ermorden, als wäre er eine Wand, die schon hängt, oder eine Mauer, bei der der Zement aus allen Fugen bröckelt.
Aber das hat seinen Grund. Die Lebensphilosophie der Feinde Davids ist nämlich auch auf etwas ausgerichtet. Es taucht wieder das kleine Wörtchen Ach (= Nur, Doch, fürwahr) auf.
Das einzige Bestreben dieser Leute ist es, David zu stürzen und zu entmachten. Das sind ihre Pläne, das ist der Inhalt ihrer Beratungen. Ihre einzige Freude ist es, Lügen zu verbreiten. Wo sie äußerlich segnen meinen sie aber den Fluch.
So sehen die Menschen aus, so handeln die Menschen, bei denen das große Selbst an der Macht ist. Sie sind selbstverliebt, wollen sich selbst verwirklichen, sie können alles selbst machen. Sie schmieden ihre eigenen Pläne, frei nach dem Motto: “Wenn jeder an sich denkt, ist auch an jeden gedacht!” Und letztendlich ist jeder Mensch, der nicht so denkt, der einen Halt und eine Sicherheit im Leben außerhalb von sich selbst hat, eine Bedrohung.
Doch kommen wir zum zweiten Scheinwerfer:

2. Scheinwerfer: V. 6-9

Psalter 62,6–9 LU
Aber sei nur stille zu Gott, meine Seele; denn er ist meine Hoffnung. Er ist mein Fels, meine Hilfe und mein Schutz, dass ich nicht wanken werde. Bei Gott ist mein Heil und meine Ehre, der Fels meiner Stärke, meine Zuversicht ist bei Gott. Hoffet auf ihn allezeit, liebe Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus; Gott ist unsre Zuversicht. sela.
David greift die Verse vom Anfang quasi als Refrain noch einmal auf. Er befiehlt sich dem Schutz und Beistand seines Gottes an. Und dann formuliert er seine Antwort auf seine Feinde, die ihn als schwach und hilflos ansehen. Und diese Verse, von denen V 8 unser Jahreslos als Gemeinde ist, laden mich ein, es David gleich zu tun:
Bei Gott ist mein Heil, meine Hilfe, meine Rettung. Es steht hier das Wort Jescha, dass auch in Jeschua, der hebr. Form von Jesus, dem Heiland vorkommt. Jeschua ist dieser erste Satz in einem Wort zusammengefasst. Bei Jesus ist meine Ehre, der Fels meiner Stärke, meine Zuversicht ist bei Gott. David betet zu Jesus, obwohl er ihn noch gar nicht kannte.
In Gott, in Jesus findet David, und damit ich auch, meine Ehre. Doch bedeutet Kavod noch viel mehr. Es ist auch das Ansehen, der Reichtum, die Fülle und Pracht. Ich habe in Jesus alles, was ich zum Leben und Sterben brauche. Durchsucht mal das Neue Testament auf die Wortfolge: “in Jesus” oder “in Christus” oder “in ihm”. Es ist überwältigend, was Jesus seinen Leuten alles ist und verspricht. Das wäre tatsächlich einmal eine ganze Predigtreihe, wer wir in Jesus sind und was wir alles in ihm haben.
Das, was Satan uns im Paradies alles weggenommen hat, hat uns Jesus alles wiedergebracht.
Wir können wieder Gemeinschaft mit dem Vater haben. Wir sind KInder und Freunde Gottes. Er hat uns gerechtfertigt.
Wir sind für immer frei von aller Verdammnis.
Alles muss uns zum Besten dienen.
Der Vater verurteilt uns nicht mehr.
NICHTS kann uns von seiner Liebe trennen.
Wir sind Himmelsbürger.
Das neue Leben hat schon angefangen.
Wir sind Salz und Licht.
Wir sind Reben am Weinstock und dazu bestimmt, Frucht zu bringen.
Wir sind Gottes Tempel.
Wir sind Botschafter der Versöhnung
usw.
Und das alles durch Jesus, alles dadurch, dass wir in ihm sind, dass er unser Kavod, unsere Ehre, Reichtum, Macht, Herrlichkeit und Pracht ist.
Was für ein Wort für ein neues Jahr. Auf so einem Wort kann ich stehen. Darauf kann ich mein Leben bauen. Ja, David sagt es auch: Er ist der Fels meiner Stärke, meiner Zuflucht. Um es mit Jesu Worten zu sagen: Wenn hier der Regen fällt und eine Sturmflut droht, dann steht mein Lebenshaus sicher.
Ich verstehe, wenn David betet: Meine Zuversicht ist bei Gott. Ich liebe meinen Luther, aber hier ist er zu vorsichtig mit der Wortbedeutung. Es ist wieder die Zuflucht, der Zufluchtsort, “Helms Klamm”, den er in Gott gefunden hat. Der Ort, an dem ich mich ganz in Gottes Arme bergen kann und vertrauensvoll alles loslassen kann, was mich bedrückt und beschwert.
Deswegen dürfen wir unser Herz bei Gott ausschütten. Deshalb haben wir eine Hoffnung. Deshalb können wir vertrauen. Und vertrauen ist im griechischen gleichbedeutend mit glauben. Wir können Jesus glauben. Wir dürfen auf ihn all unser Vertrauen setzen. Wir haben die starke Zusage: Wir sind niemals allein. Gott, Jesus ist unsere Zuflucht.

3. Scheinwerfer: V. 10-13

Psalter 62,10–13 LU
Aber Menschen sind ja nichts, große Leute täuschen auch; sie wiegen weniger als nichts, so viel ihrer sind. Verlasst euch nicht auf Gewalt und setzt auf Raub nicht eitle Hoffnung; fällt euch Reichtum zu, so hängt euer Herz nicht daran. Eines hat Gott geredet, ein Zweifaches habe ich gehört: Gott allein ist mächtig, und du, Herr, bist gnädig; denn du vergiltst einem jeden, wie er’s verdient hat.
Häufig geht es uns Menschen ja so, dass wir denken: Ich bin doch selber groß! Warum soll ich mich auf Gott verlassen? Den sehe ich nicht, mit dem habe ich noch kein Bier getrunken. Wenn ich mich nur genügend anstrenge, wenn ich mir einen Namen mache, wenn ich zu Ruhm und Ansehen komme, wenn ich mal reich bin, dann muss mir Gott doch helfen. So ganz nach dem Motto: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!
Deswegen beleuchtet David jetzt noch einmal genau diese Sorte Menschen: Und er kommt zu einem einzigen Schluss: Geistlich gesehen bleibt da nix übrig. Große Namen sind zwar für uns Menschen etwas besonderes. Aber wie ein Windhauch fliegen sie davon. Und zu Davids Zeit gab es noch kein “Deutschland sucht den Superstar” oder das “Dschungelcamp”. Gut, mich persönlich interessieren diese Formate eh nicht, deshalb wüsste ich mit Sicherheit nicht, wer da die letzten fünf Jahre gewonnen hat. Aber ich möchte darauf wetten, dass das hier heute Abend ohne Dr. Google die wenigsten hinbekommen.
Ein paar hundert Jahre später musste das ein großer babylonischer König über sich bei einem rauschenden Fest erfahren: “Gemessen, Gewogen und für zu leicht befunden” und noch in der gleichen Nacht lag er in seinem Blut und das persische Großreich hat Babylon abgelöst.
Macht und Kohle, also Geld, geben keine Sicherheit. Auch wenn sie im Volksmund beruhigen sollen. Aber wer Macht hat, lebt in ständiger Angst, sie zu verlieren, wenn er sein Leben darauf baut, genauso, wer Geld hat. Deshalb ruft es David seinen Mitbetern zu: Wenn ihr zu Geld kommt, hängt euer Herz nicht daran.
Und jetzt noch einmal der Blick auf das Wesentliche:
Gott hat gesprochen, doppelt hat David zugehört:
Gott ist mächtig,
Gott ist gnädig.
Da, wo Menschen versagen und sang- und klanglos untergehen, da steht Gott wie der Fels in der Brandung. Auf ihn kann ich mich verlassen. An ihm kann ich festhalten. Er lässt mich nicht los und nicht allein.
G
Würde mir Gott nach meinem Tun vergelten, dann hätte ich die Verdammnis verdient. Aber ich glaube Jesus, an Jesus! Sein Opfer gilt für mich. Er ist der, der den Preis bezahlt hat. Deshalb lebe ich aus der Gnade.
Was kein Mensch schafft, Gott hat es getan. In ihm bin ich geborgen!
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