Da wohnt ein Sehnen tief in mir
Tagesandachten in Zeiten von Corona • Sermon • Submitted
0 ratings
· 6 viewsNotes
Transcript
Da wohnt ein Sehnen tief in mir
Da wohnt ein Sehnen tief in mir
Votum
Votum
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen!
Tagespsalm
Tagespsalm
1 Am Gedenktag der Tempelzerstörung
An den Kanälen von Babylon:
Dort saßen wir und weinten,
wenn wir an den Zion dachten.
2 Unsere Leiern hatten wir weggehängt
an die Pappeln mitten in der Stadt.
3 Denn dort verlangten unsere Bewacher:
Wir Kriegsgefangenen sollten singen.
Unsere Peiniger zwangen uns zur Fröhlichkeit:
»Singt uns eines von euren Zionliedern!«
4 Doch wie könnten wir für den Herrn singen
in einem Land, das fremden Göttern dient?
5 Wenn ich dich je vergesse, Jerusalem,
soll meine Hand das Saitenspiel verlernen!
6 Meine Zunge soll am Gaumen kleben,
wenn ich mich nicht an dich erinnere –
wenn ich nicht in mir wachrufe,
dass Jerusalem der Gipfel meiner Freude ist!
7 Erinnere dich, Herr, was die Edomiter taten,
an dem Tag, als Jerusalem erobert wurde!
Sie riefen: »Reißt sie nieder, die Stadt!
Reißt sie nieder, bis auf die Grundmauern!«
8 Tochter Babylon, du Zerstörerin!
Glücklich sei, wer es dir heimzahlt –
die Gewalt, die du uns angetan hast.
9 Glücklich sei, wer deine Kinder packt
und sie am Felsen zerschmettert.
Sehnsucht
Sehnsucht
Was mir fehlt: Eine Umarmung. Liebe Menschen zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange geben. Freunde einladen zum Grillen. Durch die Nacht tanzen, als wenn es kein Morgen gäbe. Gemeinsam Gottesdienste feiern. Der Geruch von Geburtstagskaffee bei einem Geburtstagskind, welches ich besuche. Auf einen Kaffee bei meinen Eltern spontan vorbeifahren. Mein Großmutter drücken. Ich könnte noch viele weitere Dinge aufzählen. Mit jedem Tag des “social distancing” fallen mir mehr Dinge ein, die mir fehlen, nach denen ich mich verzehre. Und nein, Face-Time; Zoom-Meeting, WhatsApp und was auch immer sind nicht das Gleiche. Ja ich bleibe in Kontakt, aber der Mensch ist ein Kontaktwesen im eigentlichen Sinne. Je intensiver der Kontakt, desto näher steht man sich. Es ist schon ein Unterschied, ob ich einem Menschen zu winke, ihm die Hand gebe, ihn umarme, oder zur Begrüßung küsse.
Je länger social-distancing stattfindet, desto mehr wächst die Sehnsucht in mir. Dieses unbändige Gefühl etwas machen zu wollen, was aber zur Zeit nicht möglich ist. Das feststellen von tausenden kleinen Gesten, die einem fehlen. Zu merken, wie sehr sich der Alltag geändert hat und wie vieles was man so macht nicht selbstverständlich ist.
Und was mache ich mit dem Gefühl jetzt? Verdrießlich in die Ecke gehen und weinen? Ja, manchmal, wenn es zu schlimm ist, mache ich das und das ist auch in Ordnung. Denn Trauer, Frust, Wut, das sind Emotionen die sein dürfen. Immer und vor allem jetzt in diesen Zeiten. Aber was ich auch mache und viel lieber mache: Ich träume. Ich träume wie Joseph geträumt hat. Von einer Zukunft die noch nicht ist, aber kommen wird. Ich träume davon, wie Gott es geschehen lässt, dass ich alle die mir so fehlen umarmen kann. Ich träume davon, wie wir gemeinsam im Eiscafé sitzen und mit der Sonne um die Wette lachen und die Zeit gemeinsam genießen, die uns so verdrießlich gerade verloren geht. Ich träume vom Unterrichten; ich träume von all den Großen und Kleinen Dingen, die gerade nicht möglich sind. Und so gebe ich meiner Sehnsucht Raum. Ich bringe meine Sehnsucht vor Gott und stelle fest, wie sehr ich doch selbst die Kleinsten Dinge Liebe, die mir Gott schenkt, selbst wenn sie mich sonst manchmal gestört haben. Denn auch danach sehne ich mich. Ich sehne mich nach dem vorwitzigen Kommentar meiner Schüler*innen. Ich sehne mich nach meinen mal mehr, mal weniger motivierten Konfirmand*innen.
Und ich sehne mich vor allem nach eins: Nach einem Ende dieser Zeit. Ich sehne mich danach, mit euch zusammenzusitzen und darüber auszutauschen, wonach sich ein jeder von uns in dieser Zeit am Meisten gesehnt hat. Denn die größte Erkenntnis dieser Tage ist doch immer wieder, dass es nicht gut ist, dass der Mensch alleine ist (), sondern die Nähe eines anderen Menschen braucht.
Gebet
Gebet
Gott,
ich sehne mich nach so vielen Dingen. Eine Berührung, ein gemeinsames Lachen. Mit vielen Leuten mich zu treffen und tausend anderen Dingen.
Gott,
Horche in mir hinein. Höre mein Sehnen. Sieh, was mir alles fehlt. All das was meinen Alltag so endlos viel schöner macht, ohne dass ich es oft wirklich wahrnehme.
Gott,
lass mich träumen. Träumen von dem Tag wo all das wieder geht, wo nach mein Herz sich gerade so sehr sehnt. Gib mir dann das Bewusstsein, dies voll zu genießen.
Segen
Segen
Gott, fülle dein Herz mit Liebe.
Gott, fülle dein Herz mit Zuversicht.
Gott, fülle dein Herz mit Hoffnung.