Seid wachsam und bereit

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Mitten in der Corona-Zeit höre ich: Das ist das Zeichen. Es kommt das Ende. Jesus wird jetzt sehr bald wiederkommen. Manche machen den Hinweis auf die Endzeitreden von Jesus. Ist Corona aber das, was Jesus gemeint hat? Seine Aussage ist nicht: rechnet mit meinem baldmöglichsten Wiederkommen. Sondern: seid wachsam und bereit! Und wie das funktioniert, darum geht's in dieser Predigt.

Notes
Transcript

Einleitung

Was ich euch sage, gilt auch für alle anderen Menschen: Ihr müsst immer wachsam und und bereit sein! Markus 13,37 hfa
Wir sind in einer besonderen Zeit. Am 11. Januar 2020 ist in China offenbar der erste Mensch an den Folgen der Lungenkrankheit COVID-19 gestorben. Am 11. März - 2 Monate später - ruft die Weltgesundheitsorganisation eine weltweite Pandemie aus. Seit dem 16. März gilt in der Schweiz der Notstand, der erst seit dem letzten Montag, 27. April, langsam wieder gelockert werden kann. Was ist in dieser Zeit alles geschehen? Weltweit, europaweit, schweizweit? Wie heftig hat es einige Regionen erwischt, wieviele Menschen sind dort gestorben, wieviele Angehörige trauern? Ich habe noch die Bilder von diesen Militärlastwagen in Norditalien vor dem Augen, welche die Leichen zu den Krematorien abtransportierten.
Der Lockdown hat uns alle getroffen. Homeschooling, Homeoffice. Für einige wurde es ruhiger. Zeit zum Sein, zum Lesen, zum Aufarbeiten von längst Liegengebliebenem. Aber da war auch der Aufruf an die Senioren und Vorerkrankten: bleibt zu Hause. Unsicherheit. Angst. Neue Konfliktherde, wenn Familien und Paare jetzt viel näher aufeinander sind, als sonst. Vereinsamung, weil Besuche nicht mehr möglich sind. Nicht alle haben diese Einschränkungen kommentarlos geschluckt. “Die machen zuwenig”, sagten die einen. “Die übertreiben es total”, sagten die anderen. Und einige denken so: “Das ist alles eine inszenierte Sache. Da will jemand proben, wie man die ganze Menschheit kontrollieren kann.” Und andere finden: “Eine Seuche mit derartigen Auswirkungen gab es noch nie. Wir stehen kurz vor dem Ende der Welt. Jetzt, bald, ja, noch bälder als du denkst, wird Jesus wiederkommen.”
Diese Zeit hat uns als Christen auch geistlich herausgefordert. Ich stellte fest, dass nach dem 16. März ein Ruck durch unsere Reihen ging. Plötzlich war man dabei, wenn Gebetszeiten ausgerufen wurden - auch wenn es nur über Bildschirm funktionierte. Wir waren aufmerksam und gerne bereit, unseren Nachbarn oder Freunden von der Hoffnung zu erzählen, die wir in Jesus Christus haben. Aber diese geistliche Wachheit hat schnell einer neuen Normalität Platz gemacht. Wir haben es uns - jetzt halt mit den Einschränkungen - wieder möglichst bequem eingerichtet. Denn so funktioniert der Mensch: du möchtest nicht ständig in Alarmbereitschaft sein, nicht ständig dich selbst anpeitschen zu beten, die Bibel zu lesen, für Kranke zu beten, anderen Hilfe anzubieten, von deinem Glauben zu erzählen… Die 3-B-Krankheit hat auch mitten in der Corona-Phase wieder nach uns gegriffen: bekehrt - befriedigt - bequem eingerichtet.
Stell dir folgende Szene vor. Da hat jemand ein gut laufendes, feines Restaurant an einem schönen Ort, etwas abgelegen. Nun verlangt die Notordnung von ihm: mach deinen Laden dicht. Keine Gäste in deinem Saal. Auch kein Take away, denn in deiner Küche können die Abstände der Mitarbeiter nicht eingehalten werden. Der Besitzer denkt sich: “Nun, das mit der Notordnung mag ja schon stimmen für die Stadt. Aber hier bei uns nicht. Ausserdem möchte ich keine Kunden verlieren. Ich mache weiter.” Klar, irgendwann wird die Gewerbepolizei vorbei kommen. Aber das würde sich ja irgendwie wohl ankündigen. Das Gerücht würde sicher vorauslaufen, dass sie in der nächsten Stunde kommen würden. Dann hätte er sicher noch genug Zeit, alles so umzustellen und auszuschalten, dass es wie geschlossen aussieht. Was denkt ihr über einen solchen Restaurant-Besitzer? Wäre es nicht besser, er würde sich sofort an die Anweisungen halten?! Er kann ja wirklich nicht wissen, wann die Gewerbepolizei vorbeikommt… Und, ich meine, die Anweisungen haben doch einen Sinn - es geht doch nicht einfach darum, den Restaurantbesitzer zu schickanieren mit unsinnigen Auflagen...
Genau das ist die Aussage von Jesus an uns Christen: seid wachsam und bereit. Und zwar nicht erst, wenn ihr denkt, das Ende komme sicher ganz bald. Sondern die ganze Zeit. Jesus Christus hat uns in der Bibel auch Anweisungen gegeben. Er sagt uns: “Betet, liebt, und dient anderen - jeder mit der Gabe, die er bekommen hat!” (vgl. 1 Petrus 4,7-10). Er sagt uns: “Lasst nicht nach in eurem Eifer! Brennt im Geist! Dient dem Herrn!” (Römer 12,11) Aber er hat nicht gesagt: sucht nach den Zeichen, die darauf hinweisen, wann meine Wiederkunft sein wird. Nun, Jesus wird wiederkommen. Das ist eine klare Aussage der Bibel. Und das bekennen wir auch im Apostolischen Glaubensbekenntnis. Aber wie möchte Jesus, dass wir über seine Wiederkunft denken? Seid wachsam und bereit - egal zu welcher Zeit!

Jesus über das Ende - wovon?

Ich habe in den letzten Wochen alle Texte im Neuen Testament der Bibel durchgelesen, die ich über das Wiederkommen von Jesus gefunden habe. In den Evangelien, in den Briefen und auch im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung.
Lasst mich erzählen, wie Jesus selber darüber gesprochen hat. Ich habe dafür seine Endzeitrede ausgewählt, wie sie im Markus-Evangelium, Kapitel 13, erzählt wird. Diese Rede ist aufgebaut, wie ein Apfel. Schneiden wir einen Apfel durch, dann durchschneiden wir Schale, Fruchtfleisch und Kerngehäuse, dann wieder Fruchtfleisch und zuletzt Schale.
Apfel aufschneiden
Schale: Der Tempel in Jerusalem wird zerstört werden. Die Jünger fragen: wann? Und was ist das Zeichen dafür?
Fruchtfleisch: Jesus antwortet mit drei erschreckenden Ankündigungen, welche für die Jünger aber nicht neu waren. Sie sollen sich nicht irritieren lassen, weder erstens von falschen Propheten, noch zweitens von Kriegen, Hungersnöten oder Erdbeben, und auch nicht drittens von heftiger Christenverfolgung.
Kerngehäuse: Das alles wird nicht das Ende sein. Es wird dazu dienen, dass das Evangelium unter allen Völkern gepredigt werden kann.
Fruchtfleisch: in umgekehrter Reihenfolge führt Jesus die Ankündigungen erneut auf. Er führt sie weiter und hat zu jeder Ankündigung eine Aufforderung an seine Zuhörer.
Zur Christenverfolgung sagt er: sogar eigene Verwandte werden euch hassen um meinetwillen. Fürchtet euch aber nicht, wenn ihr vor Gericht kommt: der Heilige Geist wird euch die richtigen Worte geben. Und: “Doch diejenigen, die bis zum Ende durchhalten, werden gerettet werden.” (Mk 13,13)
Zu Kriegen, Hungersnöten und Erdbeben ergänzt Jesus: es kommt soweit, dass ein abscheuliches Götzenbild aufgestellt wird, wo es nicht stehen darf. Wenn ihr das seht, so flieht! Alle in Judäa, flieht in die Berge. Und zwar sofort. Für Schwangere und Stillende wird es sehr hart. Betet, dass das nicht im Winter geschieht. Und: “Doch um seiner Auserwählten willen hat er sie verkürzt.” (Mk 13,20)
Zu den falschen Propheten führt Jesus aus: sie werden sogar Wunder und Zeichen vollbringen, werden erzählen, sie seien selber der Christus. Achtet nicht auf das, was sie sagen. Wenn sie könnten, würden sie sogar die Auserwählten Gottes verführen. Und: “Seht euch vor! Ich habe euch gewarnt!” (Mk 13,23)
Schale: Wenn also der Tempel zerstört wird, dann wird auch die Sonne finster, der Mond verblasst und die Sterne fallen vom Himmel. Ihr seht dann den Menschensohn. Er kommt in Macht und Herrlichkeit, auf den Wolken. Seine Engel werden die Auswerwählten von der ganzen Erde sammeln. Bei einem Feigenbaum erkennt man ja auch an den Knospen, dass der Sommer nahe ist. Genauso erkennst du, wenn diese Dinge passieren, dass es nahe ist. So nahe, dass diese Generation nicht vergehen wird, bis das alles geschieht. Himmel und Erde vergehen, aber meine Worte vergehen nicht.
Der Stiel: seid wachsam und bereit! Denn ihr wisst nicht, wann es soweit ist. Ein Mann geht von seinem Herrschaftshaus für einige Zeit fort. Er beauftragt seine Diener. Jedem gibt er Aufgaben. Dem Türwärter sagt er besonders, dass er wachsam sein soll. Keiner weiss, wann der Mann zurückkommt. Ob das bereits am Abend ist, oder Mitternacht, im Morgengrauen oder nach Sonnenaufgang. Genauso seid auch ihr in jeder Stunde wachsam und bereit, dass ihr nicht am Schlafen seid, wenn er kommt.

Der Apfel hilft uns zu verstehen…

… was der Zusammenhang der Endzeitrede von Jesus ist. Der Tempel, das Symbol von Gottes Gegenwart im Alten Bund mit Israel, wird zerstört werden. Diese Prophetie von Jesus hat sich 40 Jahre später erfüllt: die Römer haben im Jahr 70 nach Christus Jerusalem erobert, sie haben das römische Feldzeichen im heiligen Tempel aufgestellt und es angebetet, dann haben sie den Tempel zerstört. Die Christen, die damals in Judäa lebten, sind an einen Ort östlich des Jordan geflohen, nach Pella.
Nur: wenn die Schale von der Zerstörung des damaligen Tempels handelt, warum redet Jesus in diesem Zusammenhang davon, dass Sonne, Mond und Sterne verschwinden und er selber, Jesus, der Menschensohn, wiederkommt? Viele denken, dass Jesus hier einen Zeitsprung macht. Von 70 nach Christus bis ans Ende der Welt. Das kann sein. Aber es muss nicht sein. Jesus verwendet hier nämlich prophetische Symbolsprache. Die finden wir auch zum Beispiel beim Propheten Jesaja. Der redet über den Untergang des antiken Weltreiches der Babylonier und sagt dazu: Die Sterne werden sich verfinstern, die Sonne wird sich verdunkeln und der Mond wird nicht mehr scheinen. (Jesaja 13,10) Was bedeutet das? Es bedeutet das Ende von einem Reich mit seinen Führungspersonen, mit ihren Gottesvorstellungen, mit ihrer Wirtschaftsmacht. Jesus kann das also durchaus auch auf das Ende von Jerusalem und Judäa, auf das Ende des Tempels selber beziehen.
Auch sein Kommen? In den Wolken? Das Sammeln der Auserwählten? So wird es doch am Ende der Zeit sein. Ja, genau. Und doch gibt es auch immer wieder ein Kommen von Jesus - in Macht und Herrlichkeit - das noch nicht das endgültige Wiederkommen ist. Jesus kommt, um Menschen aufzuwecken. Jesus kommt, um Menschen zu retten. Jesus kommt, um gottleeren Systemen ein Ende zu bereiten. Und um Neues anzufangen. In Bezug auf das Ende des Alten Israel und Judäa spricht Jesus offenbar selbst von seinem Kommen - siehe Matthäus 10,23. Lies dazu auch einmal in der Offenbarung die Kapitel 2 und 3, die sogenannten Sendschreiben.
Jedenfalls: es geht Jesus eben gerade nicht darum, dass wir über Zeiten genau informiert sind. Sondern… was leuchtet aus seiner Rede heraus?
Der Apfel zeigt uns den Höhepunkt seiner Rede. Das Kerngehäuse, das, wofür sein Herz schlägt:
Die gute Botschaft muss zuerst allen Völkern verkündet werden. Markus 13,10
Ich glaube, das dürfen wir uns zu Herzen nehmen. In der neuen feg.ch-Zeitschrift gibt es einen lesenswerten Artikel von Beat Abri. Er fragt: wofür können wir beten in dieser Corona-Zeit? Und bestätigt: ja, es ist gut, für Bewahrung zu beten. Und für Weisheit für Entscheidungsträger. Und für die Erkrankten, für Angehörige von Verstorbenen, für das Personal in Spitälern usw. Aber wir sollten diese Zeit nutzen, um für einen geistlichen Aufbruch zu beten. Einen Hunger und Durst nach Gott.
Ich wünsche mir für mich selber, dass ich nicht in dieses 3-B Muster zurückfalle: ich bin ja bekehrt, ich bin jetzt befriedigt, ich kann es mir bequem einrichten. Es gibt doch mehr als das! Jesus spricht davon: sein Evangelium wird allen Völkern weitergegeben werden. Und eines der mit dem Evangelium am wenigsten erreichten Völker, das sind die Einwohner der Schweiz, von Italien, von Frankreich, von Österreich usw.

Was sagt uns das heute?

Seid wachsam und bereit.
Wachsam - wenn du wiedergeboren bist, wenn Jesus Christus durch den Glauben in deinem Herzen wohnt, dann gehörst du zu den Auserwählten. Wachsam sein heisst: sei dir bewusst, dass du von Gott auserwählt bist. Und wegen Leuten wie du, werden die Tage verkürzt. Leute wie du, möchten falsche Propheten verführen, wenn es ihnen möglich wäre. Leute wie du wurden für Jesus gesammelt. Auserwählt heisst: er will dich. Auserwählt: das ist unsere Identität als Nachfolger von Jesus. Eigentlich hast nicht du Jesus ausgewählt - so dass du sagen könntest: “Ich habe mich bekehrt, ich habe alles geprüft und mich dann für den Glauben an Jesus entschieden.” Eigentlich hat Jesus dich ausgewählt: mit seiner vorauslaufenden Liebe, mit seiner Gnade für dich, mit seinem Leben und Sterben am Kreuz für deine Sünden. Mit seiner Auferstehung. Er hat dich berufen, er hat dich angesprochen. Er hat dir seinen Geist gegeben. Er ist es, der uns auserwählt hat.
Bereit - das heisst nicht, wie eine Katze auf der Lauer. Nicht wie ein Erdmännchen in Tonis Zoo, das sich auf einen Felsen stellt und still und starr beobachtet. Sondern bereit, wie der Restaurant-Besitzer, der den Anweisungen gehorcht. Bereit, wie die Diener von diesem Hausherrn, der verreist ist - und jeder macht seine Aufgabe. Bereit sein heisst: dran sein. Dran sein mit deinem Auftrag als Nachfolger von Jesus. Dran sein, zu glauben, zu lieben, zu hoffen. Bete! Liebe! Diene! (vgl 1 Petrus 4,7-10)

Fazit

Letzte Woche sind wir von Hans Wüst ermutigt worden, das Atemgebet anzuwenden. Beim Ausatmen: “Jesus”. Beim Einatmen: “Christus”. Beim Ausatmen: “Ich in dir.” Beim Einatmen: “Du in mir”. Ich habe das auch beim Joggen ausprobiert - es funktioniert!
Buchzeichen
Ich will heute an uns VIP-Gebet erinnern. Ihr findet es auf unseren Buchzeichen zum Motto “stärken und entfalten”. Wir notieren uns einen, zwei oder drei Namen von Mitmenschen, die Jesus noch nicht persönlich kennen gelernt haben. Menschen, die auch bald zu den Auserwählten Gottes gehören dürften. Und beten für sie: “Jesus, segne meine VIP’s Stärke sie. Entfalte deine Gnade in ihrem Leben. Begegne ihnen!”
Während du für jemanden betest, verändert sich deine Sicht für diese Person. Du lernst sie, mit den Augen von Jesus zu sehen. Mit seiner Liebe, Annahme und Vergebung. Sicher bekommst du eine Gelegenheit, nicht nur für sie zu beten, sondern ihnen auch wertschätzend zu begegnen.
Und wer weiss, vielleicht möchtest du bald einen oder mehrere von deinen VIP’s zu einem Anlass einladen, wo sie mehr von Jesus erfahren können? Da gibt es einige “Save the Date”-Möglichkeiten. Zum Beispiel werden wir einen Talkgottesdienst mit einem Marathonläufer haben - am Samstagabend, 24. Oktober. Das ist am Vorabend zum Swiss City Marathon in Luzern. Da lohnt es sich auf alle Fälle, dabei zu sein.
Nimm diese Fragen mit zur Vertiefung:
Seid wachsam: bin ich mir bewusst, was für ein Privileg es ist, ein/e Auserwählte/r Gottes zu sein?
Seid bereit: in welcher Haltung findet mich Jesus in diesen Corona-Tagen? Bereit oder Bequem?
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