Ps 32,8 - Orientiert wie ein Kuh
Himmelwärts - Tierisch menschlich • Sermon • Submitted
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· 61 viewsGott führt und leitet uns auf verschiedene Arten, vor allem durch sein Wort, das der Heilige Geist an uns richtet: In der Stille, durch die Schrift, im Gewissen, durch andere Menschen, durch die Umstände
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Einstieg 1: Witz (alternativ)
Einstieg 1: Witz (alternativ)
Der Landwirtschaftsminister eines Bundeslandes besichtigt einen Vorzeige-Biobauernhof und lobt dabei die artgerechte Tierhaltung. Zum Abschied deutet sie jedoch auf eine Weide und fragt den Biobauern: "Sagen Sie mir doch bitte noch: Warum hat diese arme Kuh denn keine Hörner?"
Darauf der Bauer: "Nun, es gibt mehrere Möglichkeiten, warum eine Kuh keine Hörner hat. Es kann sich beispielsweise um einen Geburtsfehler handeln. Oder die Kuh hat sich die Hörner abgestoßen. Es ist natürlich auch möglich, dass der Besitzer der Kuh die Hörner abgesägt hat. Aber konkret in diesem speziellen Fall handelt es sich einfach nur um ein Pferd!"
Liebe Gemeinde
Es gibt noch eine andere Möglichkeit, Pferde und Kühe auseinander zu halten. Man muss nur darauf achten, in welche Himmelsrichtung das Tier steht.
Einstieg 2: Anknüpfung ans Anspiel (alternativ)
Einstieg 2: Anknüpfung ans Anspiel (alternativ)
Diese Orientierungsprobleme können nur Menschen haben. Tiere sind hier wesentlich schlauer als Menschen.
Wir wissen vielleicht von Zugvögeln oder Brieftauben, die die Himmelsrichtungen kennen. Sie haben magnetische Teilchen im Gehirn, die sich am Magnetfeld der Erde ausrichten.
Kühe sind orientiert
Kühe sind orientiert
Doch Wissenschaftler haben herausgefunden:
Auch Kühe können das. Sie stehen auf der Weide meistens Richtung Norden oder Süden, selten nach Osten oder Westen.
Als hätten sie einen inneren Kompass.
Warum das so ist hat bisher noch keiner herausgefunden. Ist dann die Sonneneinstrahlung besser? Haben Sie ein besonderes System, damit das Gras gleichmäßig abgefressen wird?
Unser Kompass
Unser Kompass
Wissenschaftler haben auch herausgefunden: Wir Menschen müssen jeden Tag 20.000 Entscheidungen treffen.
Es gibt kleine Entscheidungen im Alltag: “Welche Marmelade nehme ich zum Frühstück? Brauche ich heute einen Regenschirm?” Sie fallen uns in der Regel nicht schwer.
Es gibt die großen Entscheidungen des Leben: “Welchen Beruf ergreife ich? In welchen Beziehungen lebe ich? Wofür investiere ich meine Kraft, mein Geld und meine Lebenszeit?”
Es gibt langwierige Entscheidungen, die sich über Monate und Jahre hinziehen.
Aber auch schnelle Entscheidungen, auf die wir oft nur den Bruchteil einer Sekunde einwirken können: “Wie ich reagiere, wenn mich jemand verärgert?”
Manche Entscheidungen treffen wir spontan nach Bauchgefühl, andere nur nach langem Überlegen. Beides kann gut gehen und beides kann schief gehen.
Haben wir einen inneren Kompass – für unseren Bauch und für unseren Kopf? Oder sind lassen wir uns zufällig über die Weide treiben, immer gerade dorthin, wo das Gras gerade besonders grün erscheint?
3. Gott führt sein Volk: Feuer- und Wolkensäule
3. Gott führt sein Volk: Feuer- und Wolkensäule
Immer wieder erzählt die Bibel davon, wie Gott Menschen führt und ihnen den Weg zeigt. Ein bekanntes Beispiel ist die Wolken- und Feuersäule.
40 Jahre lang war das Volk Israel in der Wüste zwischen Ägypten und Israel zu Fuß unterwegs.
Daran könnte man immer mal wieder die eigenen Kinder erinnern, die schon nach 4 Minuten Wanderung jammern.
Damit sie sich nicht verirren, führte Gott das Volk. Und zwar so:
21 Und der Herr zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht wandern konnten.
22 Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tage noch die Feuersäule bei Nacht.
Das ganze Volk hatte somit ständig vor Augen: Gott zieht mit uns. Wir gehen unsere Wege nicht allein. Er führt uns, auch wenn uns unser Weg manchmal wie ein Irrweg vorkommt.
4. Gott wirbt um unser Vertrauen
4. Gott wirbt um unser Vertrauen
Manchmal wünschen wir uns so eine klare Richtungsanweisung. Eine kleine Wolken- oder Feuersäule im Alltag, die uns bei Entscheidungen hilft. Ich persönlich habe sie noch nicht entdeckt, vielleicht aber auch übersehen.
Aber: Gott gibt uns in der Bibel tatsächlich das Versprechen, uns zu führen und uns den guten Weg zu zeigen.
In unserem Psalm am Anfang des Gottesdienstes haben wir folgende Worte gebetet:
8 Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten.
9 Seid nicht wie Rosse und Maultiere, die ohne Verstand sind, denen man Zaum und Gebiss anlegen muss; sie werden sonst nicht zu dir kommen.
a. Ich will - Will ich?
a. Ich will - Will ich?
Der erste Vers beginnt mit “ich will” - gesprochen von Gott selbst. Es ist also Gottes Anliegen, uns zu leiten.
Er hat den Überblick über alle möglichen Entwicklungen, die unser Leben nehmen kann.
Er will unser Bestes, ein Leben in Fülle. Es ist ihm selbst eine Freude, unser Leben auf einen gesegneten Weg zu führen.
Darum sagt er: “ich will” dir den Weg zeigen.
Nun ist das so, wie bei einer Hochzeit. Wenn die Frau sagt: “ich will” und der Mann antwortet “hm, das überlege ich mich noch” oder “ich will, solange es mir in den Kram passt” - dann funktiniert das mit der Ehe nicht so gut.
Gottes Versprechen “ich will dir den Weg zeigen” greift nur dann, wenn wir darauf antworten “Ich will mir den Weg zeigen lassen - und ihn dann auch gehen”.
Die Frage ist also:
“Will ich das wirklich? Bin ich bereit, mir von Gott nicht nur den Weg aus dem Schlamassel zeigen zu lassen, das ich selbst verursacht habe,
sondern ihm ganz nachzufolgen. Und auch die Wege gehen, die mir selbst nicht ausgesucht hätte?”
Ich stehe manchmal in der Gefahr, mit Gott so wie mit meiner Navigations-App umzugehen. Da folge ich den Anweisungen immer nur in zwei Situationen:
1. Dann, wenn ich mir schon vorher dachte, dass es dort hingeht. Dann lasse ich mich gerne bestätigen - nach dem Motto: Ich habs ja gleich gewusst.
2. Dann, wenn ich mich völlig verfahren habe und gar nicht mehr weiterweiß.
Gott will uns führen. Aber nur wenn auch wir selbst von ganzem Herzen “ich will” sagen, werden wir den Weg zum vollen Segen finden.
Nur wenn wir die Bereitschaft haben, auch unbequeme oder unbekannte Wege zeigen zu lassen und sie auch zu gehen, kann er uns dorthin führen, wo unser Leben sich mit all seinen Gaben entfalten kann.
Es gibt keine Führung durch Gott ohne die Bereitschaft, sich führen zu lassen.
Ein schönes Beispiel ist Maria, die Mutter Jesu. Der Engel kommt zu ihr und zeigt ihr einen kleinen Teil von Gottes Plan, die Welt durch ihr Kind zu retten. Maria sagt:
38 Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.
b. Gott kommt zum Ziel - die Frage ist nur wie?
b. Gott kommt zum Ziel - die Frage ist nur wie?
Wir sehen: Gott wirbt im ersten Vers um unser Vertrauen, um unsere Bereitschaft, auf ihn zu hören und ihm zu folgen. “Ich will - willst du auch?”
Der nächste Vers macht einen interessanten Vergleich
9 Seid nicht wie Rosse und Maultiere, die ohne Verstand sind, denen man Zaum und Gebiss anlegen muss; sie werden sonst nicht zu dir kommen.
Die Pferde und Esel, die der Psalmbeter vor Augen hat, waren wohl nicht so gut erzogen, wie Fury oder Black Beauty (falls die jemand noch kennt). Ihnen muss man Zaumzeug anlegen und sie mit Druck dorthin führen, wo man will.
Der Vers deutet an: Gott könnte so auch mit uns Menschen umgehen. Und wenn es sein muss, macht er das auch.
Doch es ist nicht seine erste Wahl. Es ist Plan B.
Gott hätte den Menschen ja als Marionette erschaffen können. Gott müsste nur die richtigen Fäden ziehen. Doch Gott schuf den Menschen als freies Wesen, als sein Ebenbild, das zur Liebe fähig ist. Denn Liebe ohne Freiheit ist keine echte Liebe.
Der Mensch soll sich daher auch nicht so verhalten, als wäre er ein störrischer Esel. Sonst muss Gott zu Plan B greifen - zu unserem eigenen Schutz.
Ein schönes Beispiel dafür ist die Geschichte von Bileam. Er war ein Prophet, der sich von einem heidnischen König bestechen ließ, das Volk Isarel zu verfluchen.
Er ist gerade unterwegs zu dem Ort, von dem er Israel verfluchen will, da versperrt ihm Gott den Weg. Er stellt vor ihn einen Engel mit einem gezückten Schwert.
Zuerst sieht nur der Esel den Engel. Dann öffnet Gott Bileam die Augen, damit er ihn auch bemerkt.
Die ironische Botschaft ist klar: Menschen können also noch blinder und störrischer für Gottes Führung sein, als ein Esel.
Gott kommt zum Ziel. Die Frage ist nur, wie.
Für Bileam wurde der Plan B sehr unangenehm. Und genau davor will Gott uns bewahren und uns lieber durch Plan A leiten: durch Vertrauen und innere Zustimmung.
5. Gottes allgemeiner und spezieller Wille (Fakultativ)
5. Gottes allgemeiner und spezieller Wille (Fakultativ)
Wie genau Gott nach Plan A führt und leitet, ist sehr unterschiedlich. Schon in der Bibel gibt es hier viele Möglichkeiten. Sie zeigen, dass jeder Mensch hat einen anderen Zugang, durch den er für Gott ansprechbar ist.
Bei wichtigen Entscheidungen nimmt Gott oft mehrere Möglichkeiten in Anspruch, um seinen Willen ganz deutlich zu machen.
Grundsätzlich muss man zwischen zwei Arten der Führung unterscheiden:
a. Gottes allgemeiner Wille
a. Gottes allgemeiner Wille
Es gibt zum einen den allgemeinen Willen Gottes. Er ist für alle Menschen zu allen Zeiten in allen Situationen gleich. Diesen Willen hat Gott zum Beispiel in den zehn Geboten formuliert.
Keiner muss sich nicht mit einer Pistole in der Hand vor die Bank stellen und beten: “Gott, zeige mir, ob ich diese oder eine andere Bank überfallen soll.”
In meinem Jugendkreis - ich kann mich gut erinnern -
suchten wir für eine Veranstaltung dringend noch viele Helfer. Einer sagte:
“Ich weiß noch nicht, ob ich helfen kann. Ich muss warten, wie der Herr mich führt.”
Das klingt fromm und könnte doch versteckte Bequemlichkeit sein. Ich muss nicht, ja ich darf nicht auf eine Wolkensäule warten, wenn andere Menschen oder die Gemeinde meine Hilfe braucht.
b. Gottes spezieller Wille.
b. Gottes spezieller Wille.
Neben diesem allgemeinen Willen Gottes gibt es aber auch den speziellen Willen Gottes für einen einzelnen Menschen zu einer bestimmten Zeit oder Situation.
Soll ich dieses Jobangebot annehmen?
Auf welche Schule sollen meine Kinder gehen?
In welche Freundschaft soll ich investieren?
Diesen speziellen Willen finden wir aber nicht so einfach in der Bibel. Und dennoch kann Gott uns eine Bibelstelle wichtig werden lassen, die uns hilft zu entscheiden.
6. Auf Gottes Geist hören
6. Auf Gottes Geist hören
Tiere haben magnetische Anteile im Gehirn. Unser Kompass ist der Heilige Geist. Er wohnt in unserem Herzen und leitet uns – von innen heraus. Er ist die innere Wolken- und Feuersäule.
Die Frage ist also: Wie können wir auf die Stimme des Heiligen Geistes in uns hören und uns so von Gott führen lassen?
Grundsätzlich ist es wohl so:
Hören kann man nur in der Stille. Wenn ich mich pausenlos Geräuschen und Lärm aussetze, wie soll ich da ein inneres Ohr für Gottes Führung haben?
Gottes Geist brüllt in der Regel nicht wie ein Löwe. Er wird nicht versuchen, das Radio, den Fernseher oder das Handy zu übertönen.
Gottes Geist flüstert. Elia hörte Gottes Stimme als “stilles, sanftes Sausen” - so in der Lutherbibel - in der Übersetzung von Buber wird Gottes Reden wiedergegeben als “eine Stimme verschwebenden Schweigens”.
Wer sich von Gott führen lassen will, sollte sich also auf echte Stille einlassen.
Wir müssen uns immer wieder fragen: Wieviel Raum hat die Stille in meinem Tag?
Die Antwort auf diese Frage beantwortet auch die Frage, wie viel ich mich Gottes Führung und Leitung überlassen.
Ist die Stille ein fester Bestandteil meines Betens? Rede ich nur oder höre ich auch?
Ein Mensch geht zum Arzt und sagt: “Ich habe Fußpilz, ständig Bauchschmerzen, meine Augen jucken, ich leide unter Schmerzen im Kniegelenk und habe seit meinem Urlaub in Mailand Husten.“
Kaum hat der Mensch seine Liste abgearbeitet, schaut er auf die Uhr und sagt: “Ach, wie schnell vergeht die Zeit, ich muss schnell weiter. Danke fürs Zuhören.“
Der Arzt würde sich nur wundern: „Moment, wollen Sie nicht hören, was ich zu sagen habe.“
Gleicht unser Gebet diesem Arztbesuch?
Søren Kierkegaard hat mal wunderbare Zeilen über das Gebet geschrieben
Als mein Gebet
immer andächtiger und innerlicher wurde,
da hatte ich immer weniger zu sagen.
Zuletzt wurde ich ganz still.
Ich wurde,
was womöglich noch ein größerer Gegensatz
zum Reden ist,
ich wurde ein Hörer.
Ich meinte erst, Beten sei Reden.
Ich lernte aber,
dass Beten nicht bloß Schweigen ist,
sondern hören.
So ist es:
Beten heißt nicht, sich selbst reden hören.
Beten heißt:
Still werden und still sein und warten,
bis der Betende Gott hört.
Meine persönliche Erfahrung ist, dass Gott in der Stille oft durch Bibelworte zu mir spricht.
Manchmal sind das Worte, die ich kurz zuvor gelesen habe.
Manchmal aber auch Worte, die ich auswendig gelernt habe.
Auswendiggelernte Bibelverse können wie eine Schatzkiste sein, aus die der Heilige Geist dann die herausführen und aufleuchten lassen kann, was jetzt gerade wichtig ist.
Wenn man mit dem Wochen- oder Monatsspruch anfängt, hat man schon recht schnell eine kleine Sammlung.
Es ist wie beim Scrabble. Je mehr Buchstaben ich habe, desto leichter kann ich Worte bilden. Je mehr Bibelworte ich in mir habe, desto leichter kann ich durch sie auf Gottes Stimme hören und mich von ihr leiten lassen.
6 Gott kann Irrwege korrigieren
6 Gott kann Irrwege korrigieren
Vielleicht denkt mancher: Es ist zu spät. Ich habe so oft in meinem Leben selbst entschieden, ohne Gott zu fragen. Jetzt habe ich mich in eine Richtung bewegt, aus der mich niemand rausbringt.
Eine kleine Beispielgeschichte zum Schluss kann uns trösten:
In einem Hotel in Norwegen klimpert ein kleines Mädchen etwas auf dem Klavier. Es ist einfach nur schrecklich, nervtötend und schief.
Ein Hotelgast will sich gerade beschweren, da kommt ein Mann, setzt sich neben das Mädchen und improvisiert eine wunderschöne Melodie zum Geklimper. Auf einmal klang das Ganze wunderschön.
Später stellte sich heraus: Der Mann war ein berühmter Komponist und der Vater des Mädchens.
Gott unsere manchmal schiefe Lebensmelodie in eine wunderbare Gesamtkomposition einbetten und uns auf krummen Wegen gerade führen.
Wir müssen ihm nur Platz machen.
Amen.