Engagiert in dem, was zählt
Kirche bringt's - Storys und Farbtupfer ganz vom Anfang • Sermon • Submitted
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· 21 viewsIn 5 Predigten gehe ich durch das faszinierende Buch der Apostelgeschichte. Mit Farbtupfern und Storys ganz vom Anfang wird klar, warum die christliche Gemeinde eine wichtige Rolle in unserer Zeit spielt. Sie ist tragfähig, einflussreich, engagiert, motiviert und auftragsorientiert.
Notes
Transcript
Handout
Ein Satz, der mir in letzter Zeit oft in den Sinn kommt, ist der: “Im Eifer lasst nicht nach, seid brennend im Geist, dient dem Herrn!” Ich sage ihn vor mich her, wenn ich am Joggen bin. Vor allem, wenn’s bergauf geht. Wenn ich so ernsthaft am überlegen bin: “Lohnt es sich, bis zum Ziel durchzuhalten? Oder sollte ich nicht etwas gemütlicher unterwegs sein - und vielleicht auch eine Abkürzung nehmen?” Das hilft wirklich!
Dieser Satz steht in der Bibel. Und er steht in einem Brief, den der Apostel Paulus geschrieben hat. Und dieser Satz ist nicht an eine Einzelperson geschrieben, sondern an eine Gemeinde. Ihr, die ihr Gemeinde seid, lasst im Eifer nicht nach, seid brennend im Geist, dient dem Herrn! Gemeinde! Kirche bringt’s! Gemeinsam engagiert sein in dem, was zählt. Darum geht’s heute.
Das, was wirklich zählt...
Das, was wirklich zählt...
Alle sind vom Lockdown total überrascht worden. Auch die Freikirche, von der ich euch erzählen will. Sie hatten Ende März 20 eine evangelistische Vortragsreihe geplant. Alles war eingefädelt: Referent, Location, Flyer und Inserate… Eifrig hielten sie zunächst am Ziel fest, die Vorträge durchzuführen. Einfach mit den Bestimmungen des Lockdown. Aber irgendwann merkten sie: das passt jetzt einfach wirklich nicht. Reissleine! Stopp für die ganze Kampagne!
Parallel dazu gab es auch einen Stopp für die Aktion “Tischlein deck dich!” Ein super Angebot der Lebensmittel-Hilfe für Menschen in der Umgebung. Alle Standorte von Tischlein deck dich wurden eingestellt - wegen dem Lockdown. Auch bei dieser Freikirche. Aber da waren ja immer noch Menschen - und vielleicht gerade noch mehr als vorher - die auf Lebensmittelhilfe angewiesen wären?! Und so wurden sie selber aktiv. Begannen Lebenmitteltaschen zusammen zu stellen und machten Hauslieferungen damit. Gratis. Sie inserierten sogar für dieses Angebot - und viele nahmen diese Hilfe nun auch an.
Fazit vom Pastor dieser Gemeinde: Wir haben zwar die evangelistische Vortragsreihe abgesagt - aber die Lebensmittelhilfe wurde zu unserer Evangelisation… Wir sind so gespannt auf das, was Gott für uns noch vorbereitet hat.
Engagiert in dem, was zählt. Was zählt, muss nicht das sein, was man geplant hat. Aber es ist das, was Gott für uns vorbereitet hat. Was zählt, muss nicht das sein, was man als das Richtige erwarten würde. Aber es ist das, was zum Ziel führt. Und an diesem, ja an diesem wollen wir dran bleiben. Engagiert.
Lasst mich von einer anderen Gemeinde erzählen. So wie es die Bibel beschreibt: die erste Gemeinde, damals in Jerusalem, als es eine Erweckung gab und täglich neue Menschen zum Glauben an Jesus kamen. Die Gemeinde wuchs rassant- und weil all das etwas Neues war, musste man sich schon überlegen: was zählt nun wirklich?
Biblestory Apostelgeschichte 4,32-37
Biblestory Apostelgeschichte 4,32-37
Die ersten Christen entwickelten ein erstaunliches Wir-Gefühl. Sie waren ein Herz und eine Seele - und so teilten sie auch ihren Besitz miteinander.
Die Apostel - als Augenzeugen von der Auferstehung - erzählten offen davon. Es war grosse Gnade bei ihnen.
Armut gab es bei ihnen nicht. Land- oder Hauseigentümer verkauften und stellten den Erlös den Aposteln zur Verfügung. Diese verteilten es an die, welche es nötig hatten.
Zum Beispiel ein gewisser Josef Barnabas. Sein Name bedeutet: Sohn des Trostes. Er war ein Levit aus Zypern. Er verkaufte seinen Acker und gab das Geld den Aposteln.
Aus diesem Farbtupfer ganz vom Anfang sehen wir eine engagierte Gemeinde. Was für sie zählte, war Gemeinschaft, Verkündigung und Helfen.
Gemeinschaft - dieses starke Wir-Gefühl, das sie zusammen schweisste. Und das sie mit Gott verband. Ein wichtiger Teil ihrer gemeinsam verbrachten Zeit war das gemeinsame Beten. Das war ein richtiger Motor für sie. Lasst uns eine Gemeinde sein, die engagiert Gemeinschaft lebt. Die auch dieses “Wir-Gefühl” pflegt: wir sind Gemeinde-Familie. Was uns verbindet, ist die Liebe zu Jesus - und dass wir gemeinsam Gott erfahren wollen.
Verkündigung - diese starke Botschaft von den Augenzeugen: wir haben gesehen, dass Jesus wirklich vom Tod auferstanden ist. Das ist auch unsere Message. Leute, lasst euch versöhnen mit Gott! Das verändert euer Leben. Gibt Hoffnung. Reinigt euer Leben. Und genau deswegen ist Jesus gestorben und auferstanden. Augenzeugen der Auferstehung gibt’s nicht mehr. Aber wir können bezeugen, dass wir glauben und erleben: Jesus lebt!
Helfen - diese Barmherzigkeit, diese Bereitschaft, zu verzichten, damit andere überleben können. Wow! Warum konnten sie soweit gehen und ihr Eigentum verkaufen, um anderen zu helfen? Sie hatten ein Haushalterisches Denken. Was heisst das? Alles, was sie hatten, betrachteten sie nicht als ihr Eigentum, sondern “es war ihnen alles gemeinsam”. Ja genau, eigentlich gehört alles, was wir haben, sowieso Gott. Geh einmal durch deine Wohnung, deine Garage, dein Bankkonto und sag bei allem, was dir wertvoll ist: “Es gehört dem Herrn.” Wenn es dem Herrn gehört, dann tragen wir noch einmal anders Sorge dazu. Und wir sind auch bereit, es loszulassen, wenn wir merken, dass es anderen mehr dient. Schauen wir uns hier im FEG-Begegnungszentrum um. Es gehört … dem Herrn! Wenn wir - als Gemeindefamilie - diese Räume mieten und gestalten, dann ist das für den Herrn. Und der Herr will damit … Helfen! Gott hat viel mehr Freude an Barmherzigkeit als an Opfer. Der beste Gottesdienst ist nicht eine Veranstaltung in diesen Räumen, sondern dass seine Gemeindefamilie in Aktion ist, im Helfen, engagiert in dem, was zählt. Hier treffen wir uns, um ausgerüstet zu werden, um Gemeinschaft zu leben und um wieder gesendet zu werden in unseren Alltag.
Wenn man so fokussiert ist, engagiert, zielorientiert und eifrig, dann gibt es auch Hindernisse und Widerstände. Da stellt sich - wie bei mir beim Joggen - die Frage: Lohnt es sich, durchzuhalten?
Lohnt es sich durchzuhalten?
Lohnt es sich durchzuhalten?
Die Apostelgeschichte erzählt von Paulus - und wie er von der Gemeinde angespornt wurde, an dem dranzubleiben, was zählt. Paulus ist von seinem Typ her ein sehr aktiver Mensch. Wir sind nicht alle gleich - und wir können uns nicht alle vergleichen mit der Art und Persönlichkeit von Paulus. Aber wir sehen an seinem Beispiel, dass es sich lohnt, durchzuhalten.
Zuerst erfahren wir von seinem falschen Eifer. Paulus war eifrig darin, die Jesus-Gläubigen ins Gefängnis zu werfen. Sein Motiv war, das Richtige tun, und die Falschen eliminieren. (Apg 8,3) Prüfen wir mal, wie unser Eifer ausgerichtetet ist? Was ist unser Motiv?
Dann erlebte er eine krasse Bekehrung zu Jesus. Und er bekam eine neue Berufung - ein neues Ziel, einen neuen Auftrag: ein Zeuge von Jesus zu sein bis ans Ende der Welt… (Apg 9,15-16) Jesus macht eine gewagte Wahl. Aber sie ist goldrichtig: Weil Paulus die Motive eines Christenvrfolgers kannte, konnte er jetzt auch durchhalten, wenn er extremen Widerstand erlebte - sogar dann, als ihn niemand mehr zu unterstützen schien… Schau, wir alle sind eine gewagte Wahl von Jesus. Aber er hat dich und mich erwählt, weil er weiss: diese Frau, dieser Mann wird mein Zeuge sein, genaus so, wie ihre Persönlichkeit ist.
Erste missionarische Einsätze folgten von Damaskus aus. 3 Jahre war Paulus in den arabischen Ländern unterwegs (Gal 1,17-18). Schliesslich verhalfen ihm die Gläubigen in Damaskus zu einer spaktakulären Flucht, weil er mittlerweile selber verfolgt wurde. (Apg 9,22-25) Bleiben wir nicht allein mit unseren Herausforderungen. Lassen wir uns helfen, dafür gibt’s die Gemeinde! Kirche bringt’s!
Er suchte Begegnungen mit den Aposteln in Jerusalem. Aber erlebtre Ablehnung und Angst bei den Christen… Lohnt es sich, dranzubleiben? Barnabas half ihm dabei, in der Jerusalemer-Gemeinde anzukommen. Wer ist dein Barnabas? Hast du einen Freund, eine Freundin im Glauben?
Es folgten 14 Jahre in Tarsus, der Geburtsstadt von Paulus. Wir haben keine Ahnung, was hier geschah. Und Paulus könnte sich fragen: was war mit seiner super Ausbildung? Jetzt arbeitete er als Zeltmacher… Lohnt es sich, dranzubleiben? Jemand sagte: “Ich weiss nicht, was mein Leben soll. Es sieht aus, als wäre ich im Landeanflug...” Andere sagen vielleicht: “Ich fühle mich, wie auf dem Abstellgleis. Wie in einer Sackgasse.” Auf dem Militärflugplatz in Emmen kann man die Flugzeuge im Landeanflug beobachten. Sie peilen die Landebahn an, setzen kurz auf, dann starten sie durch. Durchstarten zu etwas Neuem… das war dann auch bei Paulus der Fall.
Eines Tages kommt Barnabas bei Paulus in seiner Werkstatt an. Er nimmt ihn in eine neue Aufgabe hinein. Paulus begleitet ihn nach Antiochia, wo er in der Gemeinde im Leitungsteam mitarbeitet. (Apg 11,25-26) Setze auch du deine Gaben in der Gemeinde - und mit der Gemeinde für diese Welt ein. Engagiert - gemeinsam - als Gemeindefamilie mit Wir-Gefühl - engagiert, in dem, was zählt.
Die Geschichte geht weiter. Der Heilige Geist sagt: sondert mir Paulus und Barnabas aus… Die beiden werden von der Gemeinde in Antiochia weggenommen und als Missionare ausgesendet. (Apg 13,1-3) Die besten Leute schicken? Lohnt es sich noch… wenn die Gemeinde ihre besten Mitarbeiter verliert? Ja, sicher: es gibt Platz, damit neue ihr Potenzial ausfüllen können!
Widerstand 1: Uneinigkeit im Team, das führt zur Trennung von Barnabas und Paulus. Aber der Eifer und das Ziel bleibt - und später gibt’s wieder die Versöhnung.
Widerstand 2: Verfolgung, Steinigung, all das erlebt Paulus. Es gelingt ihm - mit der Gnade und Hilfe von Gott - einfach dran zu bleiben. Woran? Am Auftrag für den Herrn.
Widerstand 3: Naturgewalten, Stürme, Schiffbruch. Bei Paulus sehen wir diese Haltung: es wäre besser zu sterben und zum Herrn zu gehen, aber um euretwillen ist es besser, zu bleiben.
Ich fühle mich zwischen zwei Wünschen hin- und hergerissen: Ich sehne mich danach, zu sterben und bei Christus zu sein, denn das wäre bei Weitem das Beste. Doch für euch ist es besser, wenn ich lebe. Philipper 1,23-24 nlb
Gemeinde: eifrig und zielorientiert
Gemeinde: eifrig und zielorientiert
Das bringt mich zurüch zu meinem Satz, der mir immer wieder in den Sinn kommt. Römer 12,11 - hier steht
“Im Eifer lasst nicht nach, seid brennend im Geist, dient dem Herrn!”
Ich bleibe beim ersten Teil - die beiden anderen Teile sind für die nächsten beiden Sonntage vorgesehen. Im Eifer lasst nicht nach.
Was für ein Eifer ist gemeint? Nicht der falsche Eifer. Nicht Eifersucht und Neid. Logisch. Auch nicht eifig immer aktiv sein, ist gemeint. Sondern es ist der Eifer, der gerne das Beste gibt. Sich engagiert, in dem, was zählt. Was zählt? Was haben wir gelernt? Gemeinschaft, Verkündigung und Helfen. Wir-Gefühl, Jesus bezeugen und grosszügige Barmherzigkeit.
Und in diesem Eifer sollen wir nicht nachlassen. Nicht lustlos werden, unmotiviert. Nicht zur Haltung kommen: “Das ist mir jetzt aber zuwider!” Schaut, es gibt zwei Arten von “müde”. Die Müdigkeit, weil eine Pause dran ist. Das ist eine äussere Müdigkeit. Es gibt aber auch eine innere Müdigkeit. Das ist die Müdigkeit, mutlos zu sein. Alles fallen zu lassen. Und diese Müdigkeit muss nicht sein, denn - und da ist der Paulus wieder ein gutes Beispiel, wenn er sagt:
“Deshalb gegen wir nie auf. Unser Körper mag sterben, doch unser innerer Mensch wird jeden Tag erneuert.” 2 Korinther 4,16 nlb (Fussnote)
Was heisst also “Im Eifer lasst nicht nach”? Bleib motiviert in deinem Engagement. Setz dich nicht lustlos ein, sondern gib dein Bestes.
Ich sage jeweils zu unseren Mitarbeitern: wir müssen unsere Arbeit nicht perfekt machen, aber excellent. Was ist der Unterschied? Perfekt heisst: du erreichst ein Level, einen Massstab. Einen perfekten Gottesdienst mit perfektem Livestream und perekter Seelsorge im Angebot - das lässt sich messen und vergleichen. Man merkt, wenn einige Punkte fehlen. Die Fehler sind Mangelpunkte - weil es dann nicht mehr perfekt ist.
Excellent heisst etwas anderes: du und ich, wir gemeinsam, geben unser Bestes - mit unseren Möglichkeiten. Mit unseren Gaben. Und wir tun das für Jesus. Und wir tun es für unsere Mitmenschen. Fehler gehören dazu, weil wir ja unterwegs sind. Es sind keine Mangelpunkte, sondern genau die Punkte, wo Gott noch mehr durch uns wirken kann.
Perfektion will ein schönes Bild abgeben. Excellenz will das Beste geben für Seine Excellenz, den König der Könige und unseren himmlischen Vater.
Fazit
Fazit
In dem Sinn: was zählt ist Gemeinschaft, das Evangelium und Helfen, also gelebte Liebe. Durchhalten - ja, gemeinsam. Und im Willen, unser Bestes zu geben - weil Gott uns mit Jesus selbst sein Bestes gegeben hat (Römer 8,32)
Fragen zum Vertiefen
Fragen zum Vertiefen
Was gefällt dir an der Geschichte in Apostelgeschichte 4,32-37?
Was bedeutet dir der Satz: “Im Eifer lasst nicht nach” aus Römer 12,11?
Lohnt es sich durchzuhalten? Wenn ja, warum? Und was hilft dabei?
Erlebst du deine Kirche / Gemeinschaft als eifrig und zielführend? Wo gibt sie ihr Bestes? Für welche Ziele engagiert sie sich?