Predigt(Bibelarbeit) (Apostelgeschichte)

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Bibelarbeit

Apostelgeschichte 21,27 bis Apostelgeschichte 23,11
Möchte meine Bibelarbeit unter einem Vers stellen:
Jesaja 41,10:Du sollst mein Knecht sein; ich erwähle dich und verwerfe dich nicht –,  fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.
Ein paar Hintergrundinformationen zur heutigen Bibelarbeit.
Ende der dritten Missionsreise
Paulus wird in Jerusalem verhaftet
Ereignis Nach einem dreijährigen Aufenthalt in Ephesus macht sich Paulus auf die Rückreise nach Jerusalem. Zügige Schiffsreisen, eindrückliche Schlussworte an die Verantwortlichen in Ephesus, Gemeindekontakte und bewegende Abschiedsszenen stehen auf dem Programm. Dabei wird durch den Geist immer deutlicher gezeigt, dass „Fesseln und Drangsale“ den Apostel erwarten. Alle Versuche, diesen Leidensweg für Paulus abzuwenden, scheitern an seiner Bereitschaft, für den Namen des Herrn Jesus auch zu sterben.
Paulus kommt schließlich nach Jerusalem und berichtet, was Gott unter den Nationen durch seinen Dienst getan hat. Als Geste, die deutlich machen soll, dass Paulus das jüdische Gesetz nicht missachtet, besucht er den Tempel. Dort entsteht seinetwegen ein heftiger Aufruhr. Er wird schließlich gefangen genommen und von den römischen Herrschern verwahrt. Paulus bleibt in Gewahrsam und wird von Jesus selber ermutigt.
TEIL 1: VERLEUMDET
Apg 21,27-40
Paulus hatte den Rat von Jakobus, dem leitenden Pastor der Jerusalemer Gemeinde, angenommen und war dementsprechend in den Tempel gegangen, um sich dort einem Reinigungsritual zu unterziehen.
Einige Christen hatten nämlich mit Sorge beobachtet, dass der Apostel auf seinen Missionsreisen mit Heiden in Kontakt war, und meinten, es sei nötig für ihn, sich den Gebräuchen folgend im Tempel zu reinigen.
Paulus tat es. Obwohl er wusste, dass wahre Reinigung nur durch Jesus Christus erfolgt, wollte er möglichst viele seiner Brüder für Jesus gewinnen.
Und so wurde er hier den Juden ein Jude.
Im Tempel entdeckten ihn einige Juden aus Kleinasien.
Sie erkannten ihn, weil Paulus lange in Ephesus und Umgebung unterwegs gewesen war und ihm diese Leute schon dort äußerst feindselig begegnet waren. Einige von ihnen waren nun auch zu den Festivitäten in Jerusalem gekommen und erkannten ihn dort. Sie fingen an zu schreien und brachten „die ganze Volksmenge in Aufruhr und legten Hand an ihn“ (V. 27). Das war eine lebensgefährliche Situation für den Apostel. Der Bericht liest sich dramatisch: „Sie ergriffen den Paulus und schleppten ihn zum Tempel hinaus, und sogleich wurden die Türen verschlossen“ (V. 30). Doch der Befehlshaber der römischen Soldaten schickte gerade noch rechtzeitig seine Leute, um Paulus das Leben zu retten. Wir wollen nun dem Verlauf des Textes folgen und schauen, welche Lektionen wir daraus lernen können.
Als Erstes sehen wir: Gehorsam schützt nicht vor Verfolgung
Diese dramatische Situation erinnert daran, dass die treue Nachfolge Jesu kein Schutz vor Verfolgung, Feindschaft und Problemen ist.
Ohne Frage war Paulus ein Mann Gottes, der nach bestem Wissen und Gewissen dem Herrn folgte.
Und trotzdem war sein Leben stets in Gefahr.
Auch die Jünger Jesu erlebten Ähnliches. Sie gehorchten ihrem Herrn, als Er ihnen befahl, auf den See hinauszufahren. Am Tag waren sie Zeugen der Speisung der 5000 und ganz erfüllt von dem, was sie sahen. Als ihr Meister sie dann aufforderte, ans andere Ufer überzusetzen, waren sie folgsam. Sie machten alles richtig. Doch draußen auf dem See gerieten auch sie in Lebensgefahr, denn ein schwerer Sturm war aufgezogen. Wenn wir meinen, Jesus zu folgen bedeute ein Leben in seichten Bahnen, dann sitzen wir einem Trugschluss auf. Jeder Versuch, Menschen mit falschen Versprechungen zu Nachfolgern Christi machen zu wollen, ist Betrug – nach dem Motto: „Komm zu Jesus, und du wirst reich und gesund“... Wenn wir aufrufen, Christus zu folgen, dann doch nicht mit dem Versprechen, dass alles besser wird. Nein, oft ist das Gegenteil der Fall. Wie sehr litt z. B. Josef, als er konsequent seinem Gott folgte und der Frau des Potiphar widerstand. Er landete im Gefängnis ohne Hoffnung auf Freilassung. Wie sehr litt auch Daniel, als er nicht aufhörte, seine Knie für alle sichtbar vor Gott zu beugen, obwohl es verboten war! Schlussendlich fand er sich in der Löwengrube wieder. Und als Sadrach, Mesach und Abednego sich weigerten, ihre Knie vor dem Götzenbild zu beugen, warf man sie in einen glühenden Feuerofen (Daniel 3,23). Unsere Pilgerreise zum himmlischen Jerusalem ist keine säuberlich asphaltierte Schnellstraße oder eine Kreuzfahrt über die Weltmeere, sondern ein Trampelpfad durch gefährliches Terrain. Jesus sagt selbst: „Wer mir nachkommen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach! Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird es retten“ (Markus 8,34-35).
Deine Bedrängnisse um Jesu willen sind also kein Zufall oder gar ein Hinweis darauf, dass Gott die Kontrolle verloren hätte. Nein, Er ist mit dir, wie Er auch mit den Jüngern im Sturm, mit Josef im Gefängnis, mit Daniel in der Löwengrube, mit den drei Männern im Feuerofen und mit Paulus vor dem wütenden Mob war. Deshalb: „Seid fröhlich in Hoffnung, in Bedrängnis haltet stand, seid beharrlich im Gebet!“ (Römer 12,12). Denn der Herr, dein Gott, ist mit dir! Gerüchten nicht glauben! Die Juden aus Ephesus klagten also Paulus an. Zwei Dinge warfen sie ihm vor. Erstens: „Das ist der Mensch, der überall jedermann lehrt gegen das Volk und das Gesetz und diese Stätte“ (Apostelgeschichte 21,28). Sie fühlten sich durch Paulus im Kern ihres Seins angegriffen und warfen ihm vor, gegen das Volk zu lehren und gegen das Gesetz, das ihr Leben regelte. Hinzukam, so sagten sie, dass er gegen den Tempel sprach, gegen das Symbol der Gegenwart Gottes. Dem Apostel, der sich der Reinigung unterzogen hatte, um den Tempel nicht zu verunreinigen, warf man nun vor, gegen den Tempel zu sein. Dabei hatten ihn die Juden genauso missverstanden, wie sie auch schon Stephanus und Jesus missverstanden hatten. Alle drei redeten nämlich nicht gegen den Tempel, sondern betonten, dass er mit seinen guten Aufgaben durch die Person Jesu erfüllt wurde. Denn ER ist das vollkommene Opfer, ER ist der wahre Hohepriester, und in IHM wohnt die ganze Herrlichkeit Gottes. Für all das stand bis dahin der Tempel, doch ist dieser nun in Jesus Christus erfüllt. Die Juden warfen Paulus noch etwas Zweites vor, nämlich dass er Griechen in den Tempel mitgebracht und damit den heiligen Ort verunreinigt hätte. Nach der Überlieferung des Geschichtsschreibers Josephus folgte die Todesstrafe, wenn ein Heide den inneren Tempelbereich betrat. Da gab es keine Kompromisse. Aber die Anklage gegen Paulus basierte auf einer falschen Annahme. Die Juden hatten den Apostel zwar mit Trophimus in der Stadt gesehen, aber nicht im Tempel. Vielleicht lag eine Verwechslung vor – vielleicht, dass sie einen der vier Männer, mit denen Paulus sich der Reinigung unterzogen hatte, fälschlicherweise für den Heiden Trophimus hielten. Lukas schreibt jedenfalls: „Sie meinten, Paulus habe ihn in den Tempel geführt“ (V. 29). Obwohl das nicht stimmte, verbreitete sich diese falsche Nachricht wie ein Lauffeuer und kostete den Apostel fast sein Leben. Wie schnell glauben auch wir Gerüchte und Halbwahrheiten! Wir sind besonders solchen Informationen gegenüber offen, die unsere Meinung unterstützen. Wenn wir eine Halb- oder Unwahrheit hören, neigen wir dazu, uns diese anzueignen, sofern sie unserer vorgefertigten Meinung entspricht. Im Zeitalter des Internets, in dem Nachrichten und Meinungen in Sekundenschnelle Verbreitung finden, ist es besonders gefährlich, Meldungen zu übernehmen, ohne über sie nachzudenken. Die moderne Technik und soziale Medien bergen die Gefahr, Dinge aus der Ferne zu beurteilen und voreilige Schlüsse zu ziehen. Das hat schon oft zu Rufschädigung geführt. Die Bibel nennt dies „Verleumdung“.1 Gott fordert uns auf, uns daran nicht zu beteiligen: „So legt nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle Verleumdungen“ (1. Petrus 2,1). Besonders innerhalb der Gemeinde dürfen wir diesem Geist keine Chance geben. Denn Jakobus schreibt: „Verleumdet einander nicht, ihr Brüder! Wer seinen Bruder verleumdet und seinen Bruder richtet, der verleumdet das Gesetz und richtet das Gesetz; ... wer bist du, dass du den anderen richtest?“ (Jakobus 4,11-12). Natürlich bedeutet das nicht, dass wir über jedes Fehlverhalten und jede Sünde den Deckmantel des Schweigens breiten sollen. Nein, die Bibel gibt uns eine klare Anleitung an die Hand, wie wir handeln sollen, wenn Geschwister Korrektur benötigen. Nach Matthäus 18, 15-17 sollen wir handeln – dies aber nicht online, sondern im persönlichen Gespräch. Daher lasst uns wachsam sein – nicht nur im Umgang mit den neuen Medien, sondern auch in persönlichen Begegnungen – und uns nicht an übler Nachrede und Verleumdungen beteiligen. 1 Buchempfehlung: „Wie dein Smartphone dich verändert“ von Tony Reinke, Kapitel 11: „Wir werden hart zueinander“ Paulus wurde verleumdet, und das kostete ihn fast das Leben. Denn die Menge schrie: „Hinweg mit diesem!“ (Apostelgeschichte 22,22). Das erinnert uns an Jesus, der auch verleumdet und zu Unrecht beschuldigt wurde, gegen Gott und Seine Gebote gehandelt zu haben. Paulus wurde rechtzeitig von den Römern in Sicherheit gebracht, und Jesus Christus hätte Legionen von Engeln rufen können, um Ihn zu befreien. Doch als die Menge schrie: „Kreuzige ihn, kreuzige ihn!“ (Lukas 23,21), da wusste Er, dass dies geschehen musste (Lukas 24,26). Es war Teil des guten und vollkommenen Planes Gottes. Christus wurde nicht befreit – weil Er nämlich bereit war, als unschuldiges Opfer für unsere Sünden zu sterben. Er ließ sich verleumden und sogar kreuzigen, um uns von unserer Sünde und Schuld zu befreien. Halleluja! Welch ein Retter!
TEIL 2: EIN STARKES ZEUGNIS
Apg.22-1-22
Der Apostel Paulus wurde beschuldigt, gegen das Volk, das Gesetz und den Tempel gesprochen zu haben. Die Volksmenge glaubte auch dem Gerücht, er sei mit einem Heiden in den inneren Tempelbereich gegangen, worauf die Todesstrafe stand. Die Menschen waren so aufgebracht, dass sie ihn umbringen wollten. Als die Menge bereits damit begonnen hatte, den Apostel zu schlagen, kam gerade noch rechtzeitig eine Gruppe römischer Soldaten, die ihn in Ketten zur Burg Antonia führte, eine Kaserne im nordwestlichen Bereich des Tempelplatzes. An den Stufen des Gebäudes bedrängte das Volk die Soldaten und auch Paulus so sehr, dass man ihn tragen musste. Die Menge schrie: „Hinweg mit ihm!“ und forderte seinen Tod. Paulus haderte nicht mit der Situation. Er hatte Gott auf seiner Seite und wusste, dass nichts geschah, was der Herr nicht geplant hatte. Gleichzeitig blieb er aber nicht passiv, sondern nutzte trotz widriger Umstände jede Möglichkeit, um aktiv einzugreifen. So fragte er den Befehlshaber: „Darf ich etwas zu dir sagen?“ (Apostelgeschichte 21,37). Der Soldat war überrascht, hatte er doch geglaubt, Paulus sei ein ägyptischer Terrorist, der entlaufen war. Aber weil er Griechisch sprach, konnte es sich bei ihm nicht um diesen Aufständigen handeln. Dann bat Paulus ihn: „Bitte erlaube mir, zum Volk zu reden“ (V. 39). Hier auf den Stufen der Burg bekam er die Gelegenheit, sich zu verteidigen. Die Anklage des Volkes richtete sich nicht allein gegen ihn selbst, sondern gegen das Evangelium, da Paulus gewagt hatte zu predigen, dass es auch Rettung für die gab, die nie beschnitten worden waren oder ein Reinigungsritual im Tempel vollzogen hatten. Seine Botschaft lautete: „Jetzt aber ist außerhalb des Gesetzes die Gerechtigkeit Gottes offenbar gemacht worden, die von dem Gesetz und den Propheten bezeugt wird, nämlich die Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben an Jesus Christus, die zu allen und auf alle [kommt], die glauben. Denn es ist kein Unterschied; denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit, die sie vor Gott haben sollten, sodass sie ohne Verdienst gerechtfertigt werden durch seine Gnade aufgrund der Erlösung, die in Christus Jesus ist“ (Römer 3,21-24). Durch das Evangelium bekommen wir Vergebung der Sünden ganz ohne Werke des Gesetzes. Es schenkt denen, die an Jesus Christus glauben, Gnade absolut umsonst, für Juden und für Heiden. Die Rede des Paulus Da stand der Apostel nun – zerschunden und blutüberströmt einer feindseligen Menge gegenüber. Seine Kanzel waren die Stufen. Er gab der Menge ein Zeichen mit der Hand. „Und als es ganz still geworden war, redete er sie in hebräischer (aramäischer) Sprache an“ (Apostelgeschichte 21,40). Das war die Sprache der Straße, was einen starken Eindruck auf die Menge machte. Gott hatte den Apostel für diesen Moment mit dem ausgerüstet, was nötig war. Er hatte das Leben seines Dieners so geführt, dass er sowohl griechisch mit dem Befehlshaber als auch hebräisch mit dem Volk sprechen konnte. So bereitet Gott Seine Diener immer vor. Durch Seine Vorsehung war das Leben des Apostels so geformt worden, dass er in besonderen Momenten in der Lage war zu tun, was Gott ihm auftrug. Auf gleiche Weise arbeitet der Herr auch bei dir! Wir sind nicht Paulus. Nein, ganz gewiss nicht. Aber Gott hat auch deine Schritte geordnet, Er hat dich in deinem Elternhaus aufwachsen lassen und dich Einflüssen ausgesetzt, die Er zu Seiner Zeit nutzen wird. Er hat dir Privilegien und Bildung oder auch keine Privilegien und wenig Bildung gegeben. Wie es auch sein mag – du bist dadurch ein Instrument in Seiner Hand, ein Schraubenschlüssel, um die Muttern der passenden Größe zu lösen. Paulus beginnt in Vers 22: „Ihr Männer, Brüder und Väter, hört jetzt meine Verteidigung vor euch an!“ Die gleichen Worte benutzte Stephanus damals. „Brüder und Väter, hört mir zu!“ Und nun steht Paulus auf der anderen Seite, während Hass und Feindseligkeit ihm entgegenschlagen. Und was war seine Verteidigung? Er legte schlicht sein Zeugnis ab. Unser Zeugnis ist kraftvoll, wenn nicht wir, sondern Gott darin die Ehre bekommt. Die Bekehrungsgeschichte von Paulus ist an vielen Stellen in der Bibel zu finden, allein in der Apostelgeschichte dreimal (Kapitel 9, 22 + 26). Seine Rede kann in drei Abschnitte unterteilt werden: Zunächst sagte er seiner Zuhörerschaft in Kapitel 22, Verse 3-5, wer er einmal war. „Ich bin ein Jude und wurde in Tarsus geboren, aber aufgewachsen bin ich in Jerusalem.“ Das hatte Gewicht. „Ich wurde von Gamaliel unterwiesen.“ Paulus machte auch klar, was für ein Eiferer er war und dass er Gläubige gefangen nach Jerusalem geführt hatte, damit sie dort bestraft wurden. Er sagte quasi: „Ich weiß, dass ihr mich totschlagen wollt, denn einst empfand ich genauso wie ihr.“ In den Versen 6 bis 16 sprach er darüber, was danach geschah. Er erzählte die Geschichte seiner Begegnung mit Jesus. Einst kämpfte er gegen Ihn und war durch und durch gegen Christus eingestellt. Aber dann hatte er auf der Straße nach Damaskus eine einzigartige Begegnung mit Jesus. Seine Begleiter sahen ebenfalls das Licht, das Paulus umstrahlte, hörten aber nicht die Stimme Jesu. Daraufhin wurde Paulus in ein Haus geführt, weil er blind geworden war, und er wurde von Ananias besucht. Ananias war erstens ein gottesfürchtiger Mann nach dem Gesetz und hatte zweitens ein gutes Zeugnis von den Juden. Er hatte die rechten „Zutaten“, um die Juden zu beeindrucken. Vielleicht bist auch du ein Ananias für jemanden oder warst das schon – die Person, die Gott am exakt richtigen Ort zur exakt richtigen Zeit einsetzte. Auch wenn es darüber keine Aufzeichnungen gibt. Die Ewigkeit ist es ja, die zählt. Paulus sagte also: „So war ich. Und das ist mit mir geschehen. Ich glaubte an Jesus und entdeckte, dass Er der Messias ist. Ich wurde davon überführt, dass ich mich gegen Ihn gewandt hatte. All mein religiöser Eifer und meine Feindschaft waren falsch. Und ich verstand, dass ich mich nicht selbst retten oder das Gesetz halten kann. Dieser Jesus aber hat das Gesetz vollkommen gehalten und ist als Stellvertreter für uns gestorben. Er starb als ein Lamm an meiner Statt. Deshalb nahm ich Ihn als Herrn und Retter an und wurde getauft.“ Schließlich berichtet Paulus noch als dritten Punkt darüber, was er heute tut, Vers 21: „Und er sprach zu mir: Geh hin, denn ich will dich in die Ferne zu den Heiden senden!“ Er sagte damit quasi: „Jetzt gehorche ich Jesus. Deswegen erzähle ich auch den Heiden von Ihm. Ich weiß, dass ihr darüber sehr besorgt seid. Aber der Grund, warum ich das tue, ist, weil Gott einen Plan und eine Absicht mit mir hat.“ Vers 22: „Die Menge hörte ihm zu bis zu diesem Wort.“ Sobald Paulus die Heiden erwähnte, ging es wieder los. Sie schrien: „Hinweg mit einem solchen von der Erde! Denn es darf nicht sein, dass er am Leben bleibt!“ Viele warfen ihre Kleider von sich und schleuderten Staub in die Luft. Was für eine Rede! Hier haben wir ein Beispiel dafür, wie Gott im Leben von Männern und Frauen zu allen Zeiten wirkt. Erstens: Er veränderte das Leben des Paulus. Saulus von Tarsus wurde tatsächlich bekehrt. Einst schnaubte er gegen Stephanus, aber dann wechselte er die Seiten, bekehrte sich und wurde verändert. Das ist auch das Zeugnis von vielen unter uns. Wie hast du über deinen Ehepartner geschimpft, als er die Bibel las! Und du hast böse gelästert, als du zum ersten Mal in den Gottesdienst kamst. Heute liest du selbst in der Bibel, singst die Lieder mit und hast gerne Gemeinschaft mit den Menschen, die du zuvor verachtet hast. Was ist geschehen? Du wurdest verändert. Das kann Gott tun! Zweitens: Gott bewahrte ihn. Das Leben wurde nicht leichter für Paulus. Die Probleme begannen sogar erst. Es wurde gefährlich und sogar lebensbedrohlich für ihn. Aber der Herr bewahrte ihn. Ist das nicht auch ein Stück weit deine Geschichte?
Gott beschützt Seine Diener. Drittens: Gott lenkte sein Leben. Die Menge schrie: „Hinweg mit ihm!“ Aber Gott hat immer das letzte Wort. Die Menschen konnten so laut und ekstatisch wie möglich seinen Tod fordern. Aber da Gott mit Paulus etwas vorhatte, war alles Geschrei nutzlos. Gott lenkt auch dein Leben. Er hat deinen ersten und auch letzten Atemzug geplant. Ist das nicht auch dein Lebenslauf – bekehrt, beschützt, gelenkt? Oder bekämpfst du Gott, wie Paulus es einst tat? Wenn du erkennst, dass du wie Paulus vor Gott nicht weglaufen kannst – warum läufst du dann nicht zu Ihm hin? Es gibt nirgendwo eine Zuflucht vor Ihm, aber eine Zuflucht bei Ihm!
TEIL 3: SEI GETROST GOTT IST MIT DIR.
Apostelgeschichte 23,1–11 NGÜ NT+PS
Paulus blickte die Mitglieder des Hohen Rates fest und unerschrocken an. »Meine Brüder«, begann er, »ich habe Gott immer mit einem reinen Gewissen gedient, und daran hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert.« Empört fuhr der Hohepriester Hananias dazwischen. »Schlagt ihn auf den Mund!«, befahl er den Gerichtsdienern, die bei Paulus standen. Da wandte sich Paulus zu ihm und sagte: »Und dich wird Gott schlagen, du scheinheiliger Mensch, du weißgetünchte Wand! Im Namen des Gesetzes sitzt du über mich zu Gericht, doch du selbst missachtest das Gesetz, indem du mich schlagen lässt!?« – »Wie kannst du es wagen, den von Gott eingesetzten Hohenpriester zu beleidigen?«, fuhren ihn die Gerichtsdiener an. Paulus erwiderte: »Brüder, ich wusste nicht, dass er der Hohepriester ist. Denn mir ist natürlich bekannt, dass es in der Schrift heißt: ›Rede nicht abfällig über das Oberhaupt deines Volkes!‹« Paulus wusste, dass der Hohe Rat zum einen Teil aus Sadduzäern und zum anderen Teil aus Pharisäern bestand. Deshalb rief er jetzt in die Versammlung hinein: »Brüder, ich bin ein Pharisäer, und schon meine Vorfahren waren Pharisäer. Ich stehe hier vor Gericht, weil ich die feste Hoffnung habe, dass die Toten auferstehen!« Kaum hatte Paulus das gesagt, brach zwischen den Pharisäern und den Sadduzäern ein Streit los, und die Versammlung spaltete sich in zwei Lager. Die Sadduzäer leugnen nämlich die Auferstehung, und sie bestreiten auch die Existenz von Engeln und anderen übernatürlichen Wesen, während die Pharisäer sowohl das eine als auch das andere lehren. Lautstark redeten die Ratsmitglieder aufeinander ein, und einige Gesetzeslehrer von der Partei der Pharisäer sprangen auf und protestierten heftig gegen eine Verurteilung von Paulus. »Wir können an diesem Menschen nichts Unrechtes finden«, erklärten sie. »Wer weiß, vielleicht hat tatsächlich ein Geist oder ein Engel zu ihm gesprochen!« Der Tumult wurde so groß, dass der Kommandant fürchtete, die Ratsmitglieder könnten Paulus am Ende noch in Stücke reißen. Er ließ eine Abteilung Soldaten anrücken und befahl ihnen, Paulus aus dieser gefährlichen Lage zu befreien und in die Kaserne zurückzubringen. In dieser Nacht trat der Herr zu Paulus und sagte zu ihm: »Sei stark und mutig! Denn genauso, wie du in Jerusalem mein Zeuge warst und für mich eingetreten bist, sollst du auch in Rom mein Zeuge sein.«
Apostelgeschichte 23,1–11 NGÜ NT+PS
Paulus blickte die Mitglieder des Hohen Rates fest und unerschrocken an. »Meine Brüder«, begann er, »ich habe Gott immer mit einem reinen Gewissen gedient, und daran hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert.« Empört fuhr der Hohepriester Hananias dazwischen. »Schlagt ihn auf den Mund!«, befahl er den Gerichtsdienern, die bei Paulus standen. Da wandte sich Paulus zu ihm und sagte: »Und dich wird Gott schlagen, du scheinheiliger Mensch, du weißgetünchte Wand! Im Namen des Gesetzes sitzt du über mich zu Gericht, doch du selbst missachtest das Gesetz, indem du mich schlagen lässt!?« – »Wie kannst du es wagen, den von Gott eingesetzten Hohenpriester zu beleidigen?«, fuhren ihn die Gerichtsdiener an. Paulus erwiderte: »Brüder, ich wusste nicht, dass er der Hohepriester ist. Denn mir ist natürlich bekannt, dass es in der Schrift heißt: ›Rede nicht abfällig über das Oberhaupt deines Volkes!‹« Paulus wusste, dass der Hohe Rat zum einen Teil aus Sadduzäern und zum anderen Teil aus Pharisäern bestand. Deshalb rief er jetzt in die Versammlung hinein: »Brüder, ich bin ein Pharisäer, und schon meine Vorfahren waren Pharisäer. Ich stehe hier vor Gericht, weil ich die feste Hoffnung habe, dass die Toten auferstehen!« Kaum hatte Paulus das gesagt, brach zwischen den Pharisäern und den Sadduzäern ein Streit los, und die Versammlung spaltete sich in zwei Lager. Die Sadduzäer leugnen nämlich die Auferstehung, und sie bestreiten auch die Existenz von Engeln und anderen übernatürlichen Wesen, während die Pharisäer sowohl das eine als auch das andere lehren. Lautstark redeten die Ratsmitglieder aufeinander ein, und einige Gesetzeslehrer von der Partei der Pharisäer sprangen auf und protestierten heftig gegen eine Verurteilung von Paulus. »Wir können an diesem Menschen nichts Unrechtes finden«, erklärten sie. »Wer weiß, vielleicht hat tatsächlich ein Geist oder ein Engel zu ihm gesprochen!« Der Tumult wurde so groß, dass der Kommandant fürchtete, die Ratsmitglieder könnten Paulus am Ende noch in Stücke reißen. Er ließ eine Abteilung Soldaten anrücken und befahl ihnen, Paulus aus dieser gefährlichen Lage zu befreien und in die Kaserne zurückzubringen. In dieser Nacht trat der Herr zu Paulus und sagte zu ihm: »Sei stark und mutig! Denn genauso, wie du in Jerusalem mein Zeuge warst und für mich eingetreten bist, sollst du auch in Rom mein Zeuge sein.«
Um uns ein bisschen an den Kontext zu erinnern, nochmal eine kurze Zusammenfassung dessen, was bisher geschehen ist: Paulus ist das letzte Mal in Jerusalem und wird dort gefangen genommen. Der Grund hierfür war, dass man ihn im Tempel erkannt hatte und die aufgebrachte Juden ihn lynchen wollten. Doch kurz bevor das geschehen konnte, kamen die Römer und haben ihn aus dem Tumult befreit und in die Burg Antonia, eine Kaserne in der Nähe des Tempelbezirks, gebracht. Und nun war da der römische Befehlshaber, der sich die Frage stellte: „Was mache ich mit diesem Gefangenen?“ Um herauszubekommen, was denn die Juden dem Apostel Paulus vorwarfen, hat dieser Befehlshaber den Hohen Rat zusammengerufen –das oberste Gericht der Juden. Und dort nun finden wir den Apostel Paulus in der Apostelgeschichte 23, wie er sich verantwortet vor dem Hohen Rat. Und ich denke, wir lesen einmal die Verse 1 bis 11, um dann tiefer in das Thema einzusteigen: „Da sah Paulus den Hohen Rat eindringlich an und sprach: Ihr Männer und Brüder, ich habe mein Leben mit allem guten Gewissen vor Gott geführt bis zu diesem Tag. Aber der Hohepriester Ananias befahl den Umstehenden, ihn auf den Mund zu schlagen. Da sprach Paulus zu ihm: Gott wird dich schlagen, du getünchte Wand! Du sitzt da, um mich zu richten nach dem Gesetz, und befiehlst, mich zu schlagen gegen das Gesetz? Die Umstehenden aber sprachen: Schmähst du den Hohenpriester Gottes? Da sprach Paulus: Ich wusste nicht, ihr Brüder, dass er Hoherpriester ist, denn es steht geschrieben: »Über einen Obersten deines Volkes sollst du nichts Böses reden«. Da aber Paulus wusste, dass der eine Teil aus Sadduzäern, der andere aus Pharisäern bestand, rief er in die Ratsversammlung hinein: Ihr Männer und Brüder, ich bin ein Pharisäer und der Sohn eines Pharisäers; wegen der Hoffnung auf die Auferstehung der Toten werde ich gerichtet! Als er aber dies sagte, entstand ein Streit zwischen den Pharisäern und den Sadduzäern, und die Versammlung spaltete sich. Die Sadduzäer sagen nämlich, es gebe keine Auferstehung, auch weder Engel noch Geist; die Pharisäer aber bekennen sich zu beidem. Es entstand aber ein großes Geschrei, und die Schriftgelehrten von der Partei der Pharisäer standen auf, stritten heftig und sprachen: Wir finden nichts Böses an diesem Menschen; wenn aber ein Geist zu ihm geredet hat oder ein Engel, so wollen wir nicht gegen Gott kämpfen! Da aber ein großer Aufruhr entstand, befürchtete der Befehlshaber, Paulus könnte von ihnen zerrissen werden, und er befahl der Truppe, herabzukommen und ihn rasch aus ihrer Mitte herauszuführen und in die Kaserne zu bringen. Aber in der folgenden Nacht trat der Herr zu ihm und sprach: Sei getrost, Paulus! Denn wie du in Jerusalem von mir Zeugnis abgelegt hast, so sollst du auch in Rom Zeugnis ablegen.“ (Apostelgeschichte 23,1-11) Was für eine Ermutigung! Gott spricht ganz direkt und persönlich zu dem Apostel. Er gibt ihm Mut, Er gibt ihm Weisheit, und Er gibt ihm Zuversicht. Andy, inwiefern gibt Gott dem Paulus Mut? Andy Mertin: Ja, Paulus war ja jetzt ein Gefangener der Römer. Er war ganz auf sich alleine gestellt. Das war alles gar nicht so einfach für ihn. Auch hatte er möglicherweise den Tod vor Augen. Aber an einer anderen Stelle hatte er den Philippern geschrieben: „Denn für mich ist Christus das Leben, und das Sterben ein Gewinn“ (Philipper 1,21). Das deutet darauf hin, dass Paulus sich in seinem Gott absolut geborgen wusste, dass er ermutigt war, weil er wusste: Gott ist bei ihm! Interessant ist, dass er den Hohen Rat auf ganz besondere Weise begrüßt. In Apostelgeschichte Kapitel 4, Vers 8 lesen wir, dass folgende Anrede üblich gewesen ist: „Ihr Obersten des Volkes und ihr Ältesten Israels“. So hat Paulus aber nicht mit ihnen geredet, sondern er sprach sie an mit: „Meine lieben Brüder“. Er hat sich auf eine Stufe mit ihnen gestellt. Gut, er kam ja selber aus dieser Riege von Pharisäern. Das waren noch seine alten Kollegen. Mit ihnen hat er zusammen studiert und zu Füßen dieses berühmten Professors Gamaliel gesessen. Dann hat unser Text gesagt, dass er sie eindringlich angesehen hat. Vom griechischen Urtext kann man fast sagen: „Er hat sie angestarrt.“ Er hat sie fixiert, hat gekuckt. Alles deutet daraufhin, dass er eben nicht ängstlich war, zurückhalternd, sondern schon wusste, wer er in Christus war und, dass er mutig voranging, indem er sich diesem Hohen Rat stellte. Neben diesen beiden Aspekten, die dem Hohen Rat gar nicht gefielen, kommt noch hinzu, dass er gesagt hat: „Ich habe mein Leben mit allem guten Gewissen vor Gott geführt bis zu diesem Tag“ (Apostelgeschichte 23,1). Das war für sie ja fast eine Beleidigung. Das soll nicht heißen, dass Paulus sich nicht auch seiner Schuld bewusst war. Er hat ja auch einmal gesagt, dass er der größte Sünder sei (nach 1. Timotheus 1,15). Aber er meint: „Ich habe ein reines Gewissen. Mein ganzes bisheriges bürgerliches Leben habe ich nach bestem Wissen und Gewissen geführt“ – sogar bis hin zu der Verfolgung der Christen. Das ist für ihn damals ja eine gefährliche Sekte gewesen. Eigentlich könnte man sagen: Er denkt, dass diese ganze Zusammensetzung eigentlich gar nicht nötig war. „Was macht ihr eigentlich mit mir? Ich bin doch unschuldig.“ Aber es hilft alles nichts: er steht nun dort vor dem Hohen Rat. Christian Wegert: Die erste Reaktion des Hohenpriesters nach Paulus’ Eingangsstatement war, dass er gleich befahl, Paulus auf den Mund zu schlagen, um diesem zu signalisieren, dass er still sein solle. Das ist natürlich auch ein Eröffnungsstatement. Wie war die Reaktion von Paulus darauf? Wolfgang Wegert: Ja, das ist echt eine Geschichte hier. Wir sehen den Paulus, der von Gott errettet und auch nicht mehr Saulus ist. Und doch ist er nur ein Mensch. Er hat ja auch mal gesagt: „Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?“ (Römer 7,24). Und ein bisschen kommt das hier so durch. Paulus wollte sich das nicht gefallen lassen, dass man ihn da jetzt schlagen wollte. Darum gibt er gleich zurück in Vers 3: „Gott wird dich schlagen, du getünchte Wand! Du sitzt da, um mich zu richten nach dem Gesetz, und befiehlst, mich zu schlagen gegen das Gesetz?“ Wow, ich will mir jetzt ersparen nun einen zeitgemäßen Satz ähnlicher Art zu sagen. Also Paulus hat hier schon fast einen Kraftausdruck gebraucht und den Hohenpriester als „getünchte Wand“ bezeichnet. Da stellt man sich natürlich die Frage: „Ist das die rechte Art, wie ein Gotteskind mit so einem Gremium umgeht?“ Und ich glaube, dass wir hier beides sehen müssen. Einmal müssen wir sagen: „Ja“ und andererseits auch „Nein“. „Ja“ würde ich in dem Sinn betonen, dass Christen nicht Fußabtreter der ganzen Welt sind. Christen müssen sich nicht alles gefallen lassen, sondern sie treten auch für Recht ein, für Gerechtigkeit und benennen auch Dinge, die nicht in Ordnung sind, und sprechen Wahrheit geradlinig aus. Und in dieser Situation ist wirklich etwas falsch gelaufen! Hier wäre zum Beispiel auch das Wort Jesu fehl am Platz: „Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, biete auch die andere dar“ (Lukas 6,29). Jesus hat damit nicht gemeint, dass wir immerwährend durch die Gegend laufen sollen und bei jeder Provokation und jedem Unrecht, das uns widerfährt, sagen sollen: „Tue erneut ein Unrecht und tue noch mal was Böses mit mir.“ Nein, Jesus selbst fragte, als ein Diener des Hohenpriesters ihn beim Verhör ebenfalls geschlagen hatte: „Was schlägst du mich?“ (Johannes 18,23) Und wir wissen auch, wie Paulus und Silas reagierten, als sie aus dem Gefängnis zu Philippi frei kamen. Die Hauptleute wollten sie nach diesem erschütternden Erdbeben still und heimlich entlassen. Und dann hat Paulus gesagt: „Nein, ich werde mich nicht klammheimlich wegschicken lassen“, sondern Paulus sprach zu ihnen: „Sie haben uns, die wir Römer sind, ohne Urteil öffentlich geschlagen und ins Gefängnis geworfen, und jetzt schicken sie uns heimlich fort? Nicht so; sondern sie mögen selbst kommen und uns hinausführen! Da verkündigten die Gerichtsdiener diese Worte den Hauptleuten; und diese fürchteten sich, als sie hörten, dass sie Römer seien“ (Apostelgeschichte 16,37-38). Also Paulus und Silas haben sich beide auf ihr römisches Bürgerrecht berufen. Und das steht auch Christen zu. Und ich glaube, hier haben wir eine ähnliche Situation, als Paulus sagt: „Liebe Leute des Hohen Rates, mich hier einfach zu schlagen – das ist nicht in Ordnung!“ Dass er nun gleich mit so einem Kraftausdruck kommt: „Du getünchte Wand!“, das lassen wir mal dahingestellt. Auf jeden Fall: Paulus ist mutig und stark! Christian Wegert: Obwohl auch Jesus in Matthäus 23,27 den Pharisäern ins Stammbuch geschrieben hat, dass sie getünchten Gräbern gleichen. Also von außen schicke Gräber, aber innen befinden sich nur Totengebeine. Da ist Paulus also in der Gesellschaft von Jesus. Aber ich verstehe, dass sich natürlich die Frage stellt: Ist das wirklich so in Ordnung, wie Paulus sich vor diesem Hohen Rat ausdrückt? Andy Mertin: Du hast es ja schon angedeutet: Ja und Nein. Also natürlich hätte er da auch anders reagieren sollen – und er erkennt es ja auch. Als sie ihm sagten: „Schmähst du den Hohenpriester Gottes?“ (Apostelgeschichte 23,4), da geht er dann schon in sich. Denn er weiß, dass er einer von Gott eingesetzten Autorität anders begegnen muss, als es gerade eben geschehen ist. „Da sprach Paulus: Ich wusste nicht, ihr Brüder, dass er Hoherpriester ist, denn es steht geschrieben: »Über einen Obersten deines Volkes sollst du nichts Böses reden«“ (Apostelgeschichte 23,5). Paulus gesteht also sein Fehlverhalten gleich ein. Und das finde ich wirklich gut. Das verdient auch Respekt, dass er sich jetzt nicht irgendwie rechtfertigt oder sich rauslaviert, sondern dass er eingesteht: „Ja, ich habe mich hier falsch verhalten. Tut mir leid!“ Was auch noch hinzukommt bei dieser ganzen Geschichte ist, dass Paulus den Hohenpriester möglicherweise auch gar nicht kannte. Also ich will Paulus jetzt nicht ganz in Schutz nehmen, denn das war schon recht drastisch, was er da gesagt hat. Nur hatte dieser Hohepriester offensichtlich keine Dienstkleidung an, sodass Paulus gar nicht genau wusste, wer das da eigentlich ist. Und auch so, war er lange nicht in diesen Kreisen gewesen und kannte sich in der Ämterverteilung nicht mehr aus. Wolfgang Wegert: Sagt man nicht auch, Andy, dass Paulus möglicherweise schlechte Augen gehabt hat und er auch deshalb nicht richtig erkannte, dass er es jetzt direkt mit dem Hohenpriester zu tun hatte? Andy Mertin: Ja, das wäre auch möglich. Anfangs haben wir ja auch gelesen, wie er sie alle genau anstarrte. Vielleicht hat das auch damit zu tun gehabt. Wer weiß. Auf jeden Fall, um auch auf uns zu kommen: Wir können von lernen. Wenn wir merken: Wir sind übers Ziel hinausgeschossen, vielleicht mit einem Vorgesetzten, mit irgendwelchen Autoritäten, dann sollten wir auch schnell bereit sein, uns zu entschuldigen und die Dinge in Ordnung zu bringen. Christian Wegert: Ja, wir sehen Paulus, der einen Schritt zurückgeht und sagt: „Ich wusste nicht, dass es sich hier um den Hohenpriester handelt. Es ist nicht recht, wenn ich so über ihn rede.“ Was wir bisher besprochen haben, ist also der Mut, den Gott dem Paulus vor dem Hohen Rat gegeben hat. Jetzt haben wir den zweiten Aspekt der Hilfe Gottes für ihn – nämlich dass er auch Weisheit bekommen hat, mit diesen Leuten umzugehen. Wir müssen uns daran erinnern: Es sind 71 hohe Personen, die dort zusammensitzen – Schriftgelehrte, Priester, der Hohepriester, Älteste. Und es gab im Wesentlichen zwei Lager: einmal die größere Gruppe der Pharisäer und dann die Sadduzäer, die zwar weniger waren, aber die den priesterlichen Dienst bestückt haben. Diese beiden Gruppen haben sich in einigen Kernfragen grundsätzlich unterschieden, z.B. wenn es um die Frage der Auferstehung am letzten Tag geht. Das war eigentlich immer ihr Streitpunkt. Die Pharisäer glaubten an eine Auferstehung, die Sadduzäer hingegen nicht. Jetzt kommt Paulus und ist weise, denn er sagt einen gewissen Satz hinsichtlich dieser Auferstehung. Wolfgang Wegert: Ja, er geht hier in der Tat mit Klugheit vor. Es gibt ja dieses wunderbare Wort: „Seid klug wie die Schlangen, aber ohne Falsch wie die Tauben“ (Matthäus 10,16). Und das hat Paulus hier brillant umgesetzt. In den Versen 6 und 7 lesen wir: „Da aber Paulus wusste, dass der eine Teil aus Sadduzäern, der andere aus Pharisäern bestand, rief er in die Ratsversammlung hinein: Ihr Männer und Brüder, ich bin ein Pharisäer und der Sohn eines Pharisäers; wegen der Hoffnung auf die Auferstehung der Toten werde ich gerichtet! Als er aber dies sagte, entstand ein Streit zwischen den Pharisäern und Sadduzäern, und die Versammlung spaltete sich.“ Ich gehe fest davon aus, dass Paulus das vorsätzlich so angegangen ist. Denn es heißt ja: „Da aber Paulus wusste, dass der eine Teil aus Sadduzäern, der andere aus Pharisäern bestand“, hat er das ewige Streitthema dieser beiden Parteien hervorgeholt und gesagt: „Ich bin ein Pharisäer, und ich glaube an die Auferstehung! Und deswegen werde ich hier an den Pranger gestellt.“ Und ich glaube, es gibt eine Weisheit von Gott, die überrascht die Menschen, die Böses gegen Ihn im Sinn haben und Unrecht vorhaben. Und das ist was ich hier sehe: Es ist eine enorme Klugheit ohne Falsch – klug wie die Schlangen, aber ohne Falsch wie die Tauben. Christian Wegert: Und so eine Weisheit gibt Gott auch heute noch? Andy Mertin: Absolut! Wir haben den Heiligen Geist als Beistand an unserer Seite, der uns hilft und uns auch Weisheit schenkt. Es gibt ja das Bibelwort: „Wenn sie euch nun überantworten werden, so sorgt nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es wird euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet“ (Matthäus 10,19-20). Das habe ich häufig erlebt. Und so steht uns Gott in allen Situationen zur Seite. Christian Wegert: Und wir wissen doch auch bis heute, wie Gott auch gerade Christen hilft, die verfolgt werden und sich buchstäblich auch vor solchen Gremien zu verantworten haben. Wie er ihnen beisteht und ihnen auch die richtigen Worte zur richtigen Zeit schenkt. Also Paulus wurde hier von Gott unterstützt, indem Er ihm Mut und auch Weisheit schenkt. Und zum Schluss sehen wir auch, wie Er ihm eine besondere Zuversicht und einen ganz besonderen Trost gibt. Paulus hatte ja eigentlich schon mit seinem Leben abgeschlossen. Wir wissen, dass er sich von den Ältesten in Ephesus mit den Worten verabschiedet hatte: „Und nun siehe, ich weiß, dass ihr mein Angesicht nicht mehr sehen werdet“ (Apostelgeschichte 20,25). Und nun ist er dort in Jerusalem, wird fast gelyncht, wird festgenommen, in die Kaserne eingesperrt, vor den Hohen Rat gestellt, wieder entlassen, und kommt zurück in der kalten Zelle. Und da ist es natürlich schon so, dass einem die Gedanken im Kopf kreisen und man wahrscheinlich auch manch schlaflose Nacht hat. Solche schlaflosen Nächte, in denen man sich fragt, was wohl aus all dem werden wird, kennt wahrscheinlich jeder auf die eine oder andere Weise. Gibt es nicht auch heute noch Situationen, die uns ähnlich herausfordern? Wolfgang Wegert: Ja, natürlich! Aber wir sehen, wie Gott hier wirkt. Jetzt ist der Prozess also zunächst mal unterbrochen und Paulus ist wieder in dieser kalten Zelle. Es ist Nacht und er ist ganz allein. Und dann kommt dieser wunderbare Vers: „Aber in der folgenden Nacht trat der Herr zu ihm und sprach: Sei getrost, Paulus! Denn wie du in Jerusalem von mir Zeugnis abgelegt hast, so sollst du auch in Rom Zeugnis ablegen“ (Apostelgeschichte 23,11). Was hier ganz wichtig ist: Es ist Jesus selbst, der ihn besucht. In dieser Notlage und Verzweiflung schickt Gott nicht einen Engel, sondern Jesus kommt selbst. Paulus war ja seinem Herrn auf dem Wege nach Damaskus damals begegnet – da hat Jesus ihn schon mal besucht. Und hier bekommt er wieder Besuch von Jesus: „In der Nacht trat der Herr zu ihm.“ Und was spricht sein Meister? „Sei getrost, Paulus! Denn wie du in Jerusalem von mir Zeugnis abgelegt hast, so sollst du auch in Rom Zeugnis ablegen.“ Wir sehen, dass Jesus ihn nicht tadelt und sagt: „Wie konntest du den Hohenpriester nur eine ‚getünchte Wand‘ nennen? Und wie konntest du bloß dich so verhalten? Das hat mir keine Ehre gemacht!“ Nein! Er lobt den Paulus und sagt: „Paulus, sei getrost! Du hast in Jerusalem Zeugnis von mir abgelegt!“ Das war, was Jesus ihm sagte! Jesus ist ein wunderbarer Pädagoge. Wir haben es gut bei Jesus! Er baut uns auf. Er weiß, dass wir schwach sind. Er weiß, dass wir Fehler machen und sündigen. Aber Er kommt selber zu uns, wie zu Paulus, und sagt: „Du hast es gut gemacht! Es war so prima zu sehen, wie du dich für mich verwandt hast! Wie du meinen Namen bekannt hast! Und nicht zurückgeschreckt bist. Gut so, mein Jünger! Und jetzt mach dir keine Sorgen – es geht noch weiter!“ Christian Wegert: Preis dem Herrn! Letzte Frage: wie übertragen wir das auf uns heute? Andy Mertin: Das Wort: „Sei getrost!“ gilt auch jedem von uns. Wir sitzen auch manchmal in übertragenem Sinn in Gefängnissen und wissen nicht, wie es weitergeht. Aber der Herr kommt auch zu uns, ganz persönlich, und sagt: „Sei getrost! Kopf hoch! Es geht weiter.“ „Wenn Gott für uns ist, wer kann gegen uns sein?“ (Römer 8,31). Ein wunderbares Wort. Also wir brauchen uns keine Sorgen zu machen – mit den Kindern Gottes ist der Herr! Christian Wegert: Ich finde, wir beten noch, oder? Der eine oder andere wird vielleicht sagen: „Hey, das war für mich!“ Lasst uns noch beten: „Vater im Himmel, wir danken Dir für die Ermutigung, die wir von Dir selbst durch dein Wort bekommen. Du hast Paulus geholfen vor dem Hohen Rat und als er dann allein in der Zelle war, da hast Du ihn besucht. Und das ist unser Gebet für alle deine Kinder, die zuschauen, die Dir vertrauen und Dir glauben: Herr, besuche sie, gerade jetzt, auch durch diese Sendung. Sprich zu ihnen in ihre Not hinein, bau sie auf, schenk Du ihnen Glaubensmut und Zuversicht – das, was nur von Dir kommen kann. Das erbitten wir im Namen Jesu.
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