Jes 30,15 - Abtauchen wie ein Pinguin

Sermon  •  Submitted
0 ratings
· 55 views
Notes
Transcript

Die Reise der Pinguine

Die Reise der Pinguine - Das war der erste Lieblings-Film unseres Sohnes Jonathan. Immer wieder wollte er ihn schauen, obwohl man scheinbar nicht viel mehr sieht als Pinguine, die durch die Antarktis watscheln. Wer aber genauer hinsieht, entdeckt viele kleine Wunder.
In einer Szene schleppt sich eines dieser Tiere mühsam über einen Eishügel. Er kommt nur langsam voran und es kostet ihn sichtlich viel Kraft. Dann endlich kommt er zu einem kleinen Loch in der Eisdecke. Er geht an den Rand und lässt sich einfach nach vorne in Wasser kippen. Und plötzlich ist alles anders. Aus dem kleinen Tolpatsch wurde ein eleganter Schwimmer. Was vorher mühevoll war, ist plötzlich spielend leicht. Er ist in seinem Element.

Keine Fehlkonstruktion

Eckart von Hirschhausen beschreibt in seinem Buch Glück eine ähnliche Beobachtung und schreibt:
“Ein Pinguin ist zehnmal windschnittiger als ein Porsche. Mit der Energie aus einem Liter Benzin käme er über 2500km weit. Pinguine sind hervorragend geeignet, zu schwimmen, zu jagen, zu spielen - und im Wasser Spaß zu haben. Sie sind besser als alles, was Menschen jemals gebaut haben. Und ich dachte: Fehlkonstruktion.”

Abtauchen wie ein Pinguin

Abtauchen wie ein Pinguin - Mit diesem Thema endet heute unsere Himmelwärts-Serie “tierisch menschlich”.
Natürlich klingt auch in diesem Thema auch der Abschied an, den wir bald nehmen. Wir springen ins kalte Wasser und wechseln die Eisscholle. Sie ist im großen Meer der Landeskirche ja gar nicht so weit weg, so dass man sich immer mal wieder zuwinken kann.
Worauf es aber in der ganzen Serie ankommt, ist die Frage: Was können wir für unseren Glauben und für unser Leben von den Tieren lernen? Und heute: vom Pinguin!

Fehlkonstruktion?

Es gibt tatsächlich Situationen, da fühlt sich unser Leben wie eine Fehlkonstruktion an.
Wir mühen uns ab und doch geht es nur schleppend voran.
Das Leben fordert etwas, was wir nicht haben und können.
Und das, was wir haben und können, interessiert niemanden.
Wir sind wie ein Pinguin auf dem Eis, der sich verzweifelt, unvorbereitet und unbeholfen gegen den kalten Wind stemmt.

Jerusalem in Not

Ganz ähnlich ging es dem Volk Israel vor über 2500 Jahren, obwohl sie eher in einem Wüstenklima lebten.
Doch es zogen feindliche Heere Richtung Jerusalem. Die Menschen waren auf diese Gefahr nicht vorbereitet. Sie fühlten sich diesem Sturm schutzlos ausgeliefert und bereiteten sich auf die Flucht vor.

Die Verheißung

In diese Situation hinein sprach Gott damals eine Verheißung:
“Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen. Durch Stillesein und Vertrauen würdet ihr stark sein.” (Jes 30,15)
Diese Worte richten sich auch heute noch an Menschen, die das Gefühl haben:
Alles stürmt auf mich ein.
Ich bin dem nicht gewachsen, was auch mich zukommt. Ich bin dafür nicht gemacht.
Ich will nur noch auf und davon.
Diesen Menschen, damals wie heute, sagt Gott:
“Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen. Durch Stillesein und Vertrauen würdet ihr stark sein.” (Jes 30,15)
Diese Worte erinnern mich daran:
Wie es für den Pinguin das Loch im Eis gibt, so gibt es auch für dich die Möglichkeit, abzutauchen - und in das Element einzutauchen, für das du geschaffen bist.
Gerade da, wo dein Leben Risse bekommt, ahnst du ja vielleicht, dass es in der Tiefe noch eine ganz andere Wirklichkeit geben muss.
Gott lädt dich ein, jetzt und immer wieder die Oberflächlichkeit deines Lebens zu verlassen und in diese Gegenwart einzutauchen.
Damit sind nicht alle Probleme über der Eisdecke gelöst. Doch Gott verheißt:
“Lass dich in meine Gegenwart fallen und dir wird geholfen, du wirst stark sein! Stark genug für den Sturm, der an der Oberfläche auf dich wartet.”
Wie geht das? Wie findet man den Einstieg? Der Vers zeigt uns die Richtung. Er nennt drei innere Haltungen: Umkehr, Stille und Vertrauen.
Jesaja sagt zuerst: “Wenn ihr umkehrtet...”

Umkehr

Damals vor über 2500 Jahren haben sich die Menschen innerlich weit von Gott entfernt. Der Glaube war nur noch ein oberflächliches Bekenntnis. Das Herz hing an anderen Göttern. Oder es war ganz eingenommen von dem, was das sichtbare Leben so bietet.
Heute ist es wenig anders. Wie so oft nimmt der Mensch gerne die Gaben und vergisst dabei den Geber.
Diese Menshen, damals wie heute, ruft Gott zur Umkehr. Immer wieder klingt diese Einladung durch das ganze Jesajabuch: “Kommt zurück zu mir”.
So ruft ein Gott, der jeden Menschen liebt und sich um ihn sorgt. Ein Gott, der will, dass niemand oberflächlich durchs Leben geht und gott-los bleibt.

Stille

Nach der Umkehr kommt die Stille. Zweimal lädt Jesaja dazu ein: “Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen. Durch Stillesein… würdet ihr stark sein.”
Immer wieder finden wir in der Bibel den Hinweis, dass Gott nicht im Lärm des Lebens zu finden ist. Gott wird nie so laut schreien, bis er alles andere übertönt. Er ruft uns in die Stille, ins Gebet, auch ohne Worte.
Vielleicht könnte man seine Einladung so verstehen:
“Komm in die Stille. Lass die Unruhe mal für ein paar Augenblicke hinter dir und tauche ab. Vielleicht ist das für dich wie ein Sprung ins kalte Wasser - und ungewohnt am Anfang.
Doch bald wirst du merken: Ich bin da. Und die Gemeinschaft mit mir ist das Element, für das ich dich geschaffen habe. Hier findest du die Hilfe und die Kraft, die du an der Oberfläche deines Lebens vergeblich suchen wirst.”

Vertrauen

“Durch Stillesein und Vertrauen würdet ihr stark sein.” Aus der tiefen Begegnung mit Gott wächst das Vertrauen. Je öfter wir in die Stille abtauche, desto stärker wird es.
Immer wieder schenkt uns Gott dann die Gewissheit: Mein Leben ist kein Konstruktionsfehler, auch wenn es manchmal mühsam ist und ich mich dazu noch tolpatschig anstelle. Gott weiß genau, welcher Sturm in unserem Leben gerade tobt. Aus der Verbindung mit Gott bekomme ich Hilfe und die Kraft, die ich brauche, um meinen Weg zu gehen.

Aber ihr habt nicht gewollt

Wer in der Schule gut aufgepasst hat, der hat gemerkt: Dieser Vers ist im Konjunktiv geschrieben: “Euch würde geholfen, ihr würdet stark sein, wenn ihr umgehrtet und stille bliebet.” Und wie erwartet folgt darauf das “ABER”: “Aber ihr habt nicht gewollt”.
Ich liebe diese Klarheit der Bibel. Denn genau so ist es. Wir Menschen wollen es nicht, auch dann wenn wir schon lange an Gott Glauben. Unser Herz treibt uns immer wieder in eine andere Richtung.
Wir wollen lieber stur so weiterleben anstatt umkehren.
Wir wollen uns lieber berieseln lassen, als in die Stille zu gehen.
Wir wollen lieber auf uns selbst vertrauen anstatt auf Gott.

Gott hält das Eisloch offen

Wie gut, dass Gott sich damit nicht zufrieden gibt.
Er erträgt unsere Unwilligkeit mit großer Geduld.
Wenige Verse weiter lesen wir:
“Darum harrt der Herr darauf, dass er euch gnädig ist.”
Gott beharrt auf seiner Gnade!
Er hält das Eisloch offen, bis wir uns endlich am Pinguin ein Beispiel nehmen, den Weg dorthin suchen und uns in das Element fallen lassen, für das er uns geschaffen hat.
Amen.
Related Media
See more
Related Sermons
See more
Earn an accredited degree from Redemption Seminary with Logos.