Psalm 77
Notes
Transcript
In dem Psalm 77 geht es heute darum, dass Asaf, der Psalmist, Gott in seiner momentanen Situation nicht sah, noch seine Werke in seinem Leben erkannte.
Asaf hat insgesamt 12 Psalmen geschrieben und er hat nie ein Blatt vor den Mund genommen.
Die Psalmen waren ein Spiegel von dem, was in seinem Herzen vor sich ging.
Wir können auch sagen, Asaf war ein schlechter Heuchler.
Man sah ihm an, man hörte von ihm, was in seinem Herzen vor sich geht.
Und so auch im Psalm 77.
Aus dem Psalm ist es schwer zu erkennen, ob es hier ganz Israel schlecht geht oder nur ihm alleine.
Aber es wird deutlich, dass Gott schon lange nicht mehr mit seinem starken Arm eingegriffen hat.
Es scheint so, dass Gott Asaph oder auch das ganze Volk verstoßen hat.
Es scheint so, als ob Gott ihnen die Treue nicht einhält und seine Verheißungen gebrochen hat.
Und das bewegt Asaph dazu ein Klagelied zu schreiben, welches er dem Vorsänger Jeduthun im Tempel zum Gesang weitergibt.
1 Dem Vorsänger. Für Jeduthun. Ein Psalm Asaphs.
2 Ich rufe zu Gott und will schreien; zu Gott rufe ich, und er wolle auf mich hören!
3 Zur Zeit meiner Not suche ich den Herrn; meine Hand ist bei Nacht ausgestreckt und ermüdet nicht, meine Seele will sich nicht trösten lassen.
4 Denke ich an Gott, so muß ich seufzen, sinne ich nach, so ermattet mein Geist. (Sela.)
5 Du hältst meine Augenlider offen; ich werfe mich hin und her und kann nicht reden.
6 Ich gedenke an die alte Zeit, an die Jahre der Urzeit;
7 ich gedenke an mein Saitenspiel in der Nacht, ich sinne in meinem Herzen nach, und es forscht mein Geist:
8 Wird denn der Herr auf ewig verstoßen und niemals wieder gnädig sein?
9 Ist’s denn ganz und gar aus mit seiner Gnade, und ist die Verheißung zunichte für alle Geschlechter?
10 Hat denn Gott vergessen, gnädig zu sein, und im Zorn seine Barmherzigkeit verschlossen? (Sela.)
11 Und ich sage: Ich will das erleiden, die Änderungen, welche die rechte Hand des Höchsten getroffen hat.
12 Ich will gedenken an die Taten des Herrn; ja, ich gedenke an deine Wunder aus alter Zeit,
13 und ich sinne nach über alle deine Werke und erwäge deine großen Taten:
14 O Gott, dein Weg ist heilig! Wer ist ein so großer Gott wie du, o Gott?
15 Du bist der Gott, der Wunder tut; du hast deine Macht erwiesen an den Völkern!
16 Du hast dein Volk erlöst mit deinem Arm, die Kinder Jakobs und Josephs. (Sela.)
17 Als dich, o Gott, die Wasser sahen, als dich die Wasser sahen, da brausten sie; ja, das Meer wurde aufgeregt.
18 Die Wolken gossen Wasser aus, es donnerte im Gewölk, und deine Pfeile fuhren daher.
19 Deine Donnerstimme erschallte im Wirbelwind, Blitze erhellten den Erdkreis; die Erde erbebte und zitterte.
20 Dein Weg führte durch das Meer und dein Pfad durch gewaltige Fluten, und deine Fußstapfen waren nicht zu erkennen.
21 Du führtest dein Volk wie eine Herde durch die Hand von Mose und Aaron.
Asaph hat uns schon vorgegeben, wie er den Psalm strukturiert.
4x fügt er ein Sela, ein Moment des Einhaltens ein.
Asaph beginnt damit, dass er beschreibt, dass er in einer großen Not ist.
Und hier lernen wir schon das Erste aus diesem Psalm: Er tut hier genau das richtige, er ruft zu dem Gott, von dem er weiß, dass er auf ihn hören wird.
Er beschreibt bis Vers 4, dass er sich stark nach Gott sehnt.
Er beschreibt es in dieser dichterischen Art und Weise, dass er sogar Nachts seine Hände zu Gott emporstreckt und sich von nichts trösten lassen will als nur von Gott allein.
Aber irgendetwas belastet ihn in seiner Beziehung zu Gott.
Denn wenn er an Gott denkt, kommt in ihm keine Freude und kein Trost von Gott auf.
Vielmehr seufzst und verzagt er, wenn er an Gott denkt.
Warum?
Asaph gibt uns hier eine Pause um darüber auch in unserem Leben nachzudenken.
All zu oft stecken auch wir in Schwierigkeiten und Problemen.
Beziehungen und Gegebenheiten des Lebens entwickeln sich nicht so, wie wir uns das eigentlich wünschten.
Wir haben vielleicht andere Drangsalszeiten und rufen ebenso zu Gott.
Aber irgendwie hört Gott scheinbar nicht.
In uns steigt dann eine Frage auf: Warum hört Gott bloß nicht auf unser Rufen?
Er beschreibt es so, dass er schlaflose Nächte hat und sich keinen Rat weiß.
Asaph denkt in den Versen 5-10 darüber nach, was Gott schon in der Vergangenheit alles getan hat.
Warum denn erweißt er sich denn nun nicht in seiner Schwierigkeit als Gott der Allmächtige?
Und dann beginnt Asaph ab Vers 8, 6 sehr ehrliche Fragen über Gott und seine Eigenschaften zu stellen.
Und an dieser Stelle merken wir, dass Asaph sein komplettes Gottesbild in Frage stellt.
Alles, was man ihm über Gott gesagt hatte und was er schon selber über Gott erfahren hatte, stellt er plötzlich in Frage:
Wird der Herr uns/mich nun auf ewig verstoßen?
Wird er uns/mir nie wieder Gnädig sein?
Ist seine Gnade erschöpft und zu Ende?
Ist die Verheißung mit den Menschen der Vergangeheit geschlossen hatte, ungültig?
Und wieder die Frage, ob Gott vergessen hat Gnädig zu sein?
Und zu Letzt die Frage, ob Gott in seinem Zorn die Barmherzigkeit den Menschen verschlossen hat?
6 sehr ehrliche und ernste Fragen, die sich Asaph über Gott stellt.
Wenn Menschen fragen stelle, ist das oft ein Fenster in ihr Herz.
Anhand von Fragen erkennen wir, was in ihnen ist.
Und so können wir Asaph dankbar sein, dass er seine Gefühle und seine Fragen nicht verborgen hat.
Und ich glaube, dass auch wir manchmal in diese Situationen kommen, dass wir unser Gottesbild in Frage stellen.
Jeser von uns hat sich im Laufe seines Lebens ein Gottesbild im Herzen erstellt.
Wir haben klare/manchmal vage Vorstellungen von Gott.
Aber besonders, wenn es im Leben mal nicht so läuft, wie wir es eigentlich erwartet haben oder wie wir es bei Gott erbeten haben, dann können auch wir in die Situation kommen, dass wir Gott und seine Eigenschaften hinterfragen.
Aber sehr wichtig ist es, dass Asaph an dieser Stelle nicht stehen bleibt.
Bisher hatte er immer auf sich geschaut.
In der ersten Hälfte des Psalms lesen wir immer wieder das er von ich, mir und mein schreibt.
Er schaute in seinem Problem auf sich und erwartete, dass Gott doch bitte ihm zu dienen habe.
Aber ab Vers 11 sehen wir plötzlich eine Wandlung in seinem Psalm.
Der Vers 11 ist für alle Bibelübersetzer schwer zu übersetzen und so ließt man in den verschiedensten Übersetzungen verschiedene Ansätze von einer Übersetzung.
Aber was die Verse von 11-21 kennzeichnet ist ein Schwenk seines Blicks von sich selbst und seinen Problemen zu Gott dem Allmächtigen.
Das wird dadurch deutlich, dass Asaph plötzlich an vergangene Zeiten denkt und wie Gott dort gehandelt hat.
Und dabei schaut er gar nicht nur ein Stück weit in seine Leben zurück, sondern in die Geschichte Israels.
Aber diesmal nicht in einer verbitterten Art und Weise, sondern mit einem klaren Blick auf Gott und seine Eigenschaften.
In den Versen 14-16 spricht Asaph ein Glaubensbekenntnis über Gott aus.
14 O Gott, dein Weg ist heilig! Wer ist ein so großer Gott wie du, o Gott?
15 Du bist der Gott, der Wunder tut; du hast deine Macht erwiesen an den Völkern!
16 Du hast dein Volk erlöst mit deinem Arm, die Kinder Jakobs und Josephs. (Sela.)
Ab Vers 17 gehen seine Gedanken an die Befreiung Israels aus Ägypten und er gibt sie in poetischer Form wieder, wie Gott doch damals das Wasser geteilt hat und seine Macht an den Ägyptern gezeigt hat.
Asaph erkennt plötzlich an, mit welch einem großen Gott er es eigentlich zu tun hat.
Er erkennt, wie klein und unscheinbar er doch eigentlich ist.
Und mit Vers 21 schließt so abrupt, dass wir meinen könnten, dass Asaph doch wenigsten einen vernünftigen Schluss hätte wählen können:
21 Du führtest dein Volk wie eine Herde durch die Hand von Mose und Aaron.
Aspah schließt hier diesen Psalm vielleicht so abrupt, weil ihm diese eine Wahrheit ausreicht, um in seiner jetzigen leidvollen Situation wieder klar und vertrauensvoll sehen zu können.
Gott war damals der Hirte des Volkes und führte das riesige Volk unbeschadet aus Ägypten heraus und seine Kraft und Macht hat sich nicht verändert.
Ihm reicht diese Wahrheit aus zu wissen, dass dieser Gott auch jetzt in seiner Situation die gleiche Macht hat sich herrlich zu erweisen.
Und das beruhigt ihn und er kann seine Situation aus Gottes Händen annehmen.
Er vertraut darauf, dass Gott zu rechten Zeit auch in seinem Leben machtvoll wirken wird.
Vielleicht bist auch du heute in einer ähnliche Situation und schreist in deinem Herzen bei Gott um Hilfe.
Vielleicht tut sich aber scheinbar nichts.
Vielleicht kommst du sogar an den Punkt, dass dein bisheriges Gottesbild ins Wanken gerät.
In unserer Gesellschaft und sogar in christlichen Kreisen ist so eine Phase des Lebens nicht gern gesehen und ein stück weit verpöhnt.
Man darf heute scheinbar keine Macken und Schwächen des Lebens zeigen.
Man darf diese Tiefphasen des Lebens nicht öffentlich ansprechen.
Bei Gott bist du aber immer richtig.
Dann geh genau den Weg wie Asaph in gegangen ist und justiere dein Denken über Gott anhand des Wortes Gottes neu nach.
Asaph kam in seinem Nachdenken über Gott an die Stelle des AT, als Gott Israel herrlich errettete.
Und daraus konnte er sein Gottesbild neu ordnen.
Er konnte sein Glaubensbekenntnis neu Aussprechen.
Erinnere dich daran, was er in deinem Leben schon alles getan hat.
Erinnere dich, wie er dich mit starker Hand aus der Hand des Satans gerissen und in ein helles Licht gestellt hat.
Erinnere dich, wie Gott dich in Versuchungen gestärkt und mit seiner Hand beschützt hat. und dir auch schon Zeiten Ruhe gegeben hat.
Erinnere dich, wer Gott ist.
Ließ in der Bibel, wie Gott sich in Leben anderer Menschen als Mächtig erwiesen hat und dann darfst du glauben, dass er es genauso auch in deinem Leben wirken kann.
Momente des Lebens, wo uns keine Menschen helfen können und wir uns sogar von Gott verlassen fühlen, sind Momente, in denen unser Vertrauen in unseren Gott geprüft wird.
Und Gott hat unzählige Mal gezeigt, dass ER allein Vertrauenswürdig ist.
Also, laßt uns diese Wahrheiten aus dem Psalm mitnehmen:
Gott ist immer Vertrauenswürdig.
Er ist es, der zu jeder Zeit Mächtig war und es auch heute noch ist.
Gott ist kein alter Mann, dem die Kräfte langsam schwinden.
Denn er führte sein Volk wie ein Hirte seine Herde.
Und genauso führt er auch heute noch seine Kinder in die Herrlichkeit.
Immer mit dem einen Ziel, Seine Herde, jedes einzelne Schaf gut zu versorgen und sicher an das Ziel zu bringen.