Verständliche Worte

Perikopenreihe II  •  Sermon  •  Submitted
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Nur ein Wort

"Oh bitte gib mir nur ein Wort
bitte gib mir nur ein Oh,
bitte gib mir nur ein
bitte gib mir nur ein Wort.” (Nur ein Wort, Wir sind Helden, 2005)
So sang es 2005 Judith Holofernes mit ihrer Band “Wir sind Helden”. Mit ihren Worten berührte sie damals alle, die im Liebestaumel auf die Reaktion der Angebeteten Person hofften. Und wie so oft, würde manchmal nur ein Wort den Unterschied schlechthin machen.
Denn ein Wort ist mächtig. Es kann vernichten wie ein scharfes Schwert und adeln wie ein Ritterschlag. Es kann dich heben in die Himmel, Engelsflügel gleich und auf den Boden prallen lassen, dass du die harte Realität fest spürst.
Mit einem Wort kannst du alles gewinnen und alles verlieren und manchmal, wenn es wichtig ist, dann, ja dann, fehlen einem glatt die Worte oder gar das eine Wort. Und ein andermal ringt man um jedes Wort, weil einem die Worte des Gegenübers so schockieren.
Ja ohne Worte, keine Sprache, sondern nur Sprachlosigkeit und ohne Worte auch kein Miteinander. Denn ohne Worte könnte ich mein Gegenüber nicht auf meine Bedürfnisse aufmerksam machen und er könnte mich nicht auf seine Bedürfnisse aufmerksam machen.
Ohne Worte könnten mein Gegenüber und ich nicht in Dialog treten und schauen, wie wir gemeinsame Regeln finden könnten. Ja für Gemeinschaft ist das wichtig, was der Schreiber des Johannesevangeliums einmal niederschrieb gültig: “Im Anfang war das Wort.”

Der Anfang aller Gemeinschaft

Und so ist der Anfang aller Gemeinschaften ebenfalls das Wort. Das Wort, dass man sich gegenseitig gibt. Das Wort, dass einem Versprechen gleich kommt. Das Wort, dass man sich gemeinsam an die Regeln hält, die untereinander abgesprochen wurden.
Denn so unangenehm es auch klingt. Ohne Regeln gäbe es kein friedliches miteinander. Ohne Regeln hätte das Wort des Anderen keinen Wert. Ohne Regeln gäbe es nur Willkür und Anarchie. Ohne Worte keine Regeln. Ohne Regeln hat das Wort keinen Wert.
Und so verwundert es nicht, dass Mose die Gesetze Gottes das Wort nennt. Denn als Wort und Worte hatte er das Gesetz empfangen. Es sollte das Wort werden, dass Gemeinschaft zwischen JHWH und seinem auserwählten Volk stiftet. Aber kein abgehobenes und fernes Wort. Nein, es sollten Worte sein, die den Menschen ganz nahe gehen. Worte die man sich merken kann. Das wichtigste Gebot soll sein, dass die Worte, die das Volk gehört hat, nicht zu hoch und nicht zu fern sind. Sie sollten nicht so fern sein wie der Himmel, sondern ganz nahe bei dir. Diese Gebote, die Mose dem Volk verkündet sollen auch nicht fern sein, wie andere Kontinente, für die man übers Meer fahren muss.
Nein Gottes Wort und Gottes Gebot soll ganz nah sein. Gott will ganz nah sein. Denn nah sein, das heißt Gemeinschaft haben. Denn wenn ich nahe bei einem Menschen bin. Emotional und geistig ihn berühren kann, ja dann bin ich mit ihm oder ihr in einer Gemeinschaft. Dann verstehe ich seine tiefsten Wünsche und Bedürfnisse.

Gottes Wünsche und Bedürfnis

Und so ist es auch mit JHWH. JHWH will den Menschen nahe sein. Immerhin hat er uns alle geschaffen. Als sein Ebenbild hat er uns geschaffen (Gen 1,27). Wir sind also kein abstraktes Kunstwerk von JHWH. Sondern wir sind etwas mit dem er sich identifizieren kann. Und so ist es JHWHs Bedürfnis und Wunsch seiner Schöpfung nahe zu sein.
Aber wie das immer so ist. Damit man jemanden nahe sein kann, braucht man Gebote und Regeln. Linien und Punkte, an denen sich beide orientieren können. Grenzen, welche für beide Seiten Freiheiten schaffen, die dadurch begrenzt werden, wo der andere verletzt werden könnte.
Wir kennen das. Jeder und Jede von uns, der schon einmal mit einem anderen Menschen zusammengelebt hat, kennt das. Da müssen auch Gebote für ein friedliches Miteinander aufgestellt werden. Da muss geregelt werden, wer wann, was putzt und wer wann den Müll herausbringt und so weiter.
Und so hat auch JHWH seine Wünsche. Vor allem immer wieder den Wunsch, dass das Volk friedlich zusammenleben kann und sich immer wieder darauf besinnt, dass all der Segen von ihm herkommt.
Nicht, weil der Mensch für das Gesetz geschaffen ist, sondern weil das Gesetz für den Menschen geschaffen ist. Es ist sein Versprechen, sein Wort an den Menschen, dass er für jeden von ihnen da ist und sein Bedürfnis, dass so auch jeder Mensch für den anderen Menschen da ist.
Doch das geht nur, so weiß er, wenn das Gesetz im Herzen der Menschen ist. Denn was nützt es, wenn irgendwo steht du sollst nicht morden, aber in deinem Herzen kein Verständnis und kein Platz für dieses Gebot ist. Was nützt es, wenn da steht, du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst, aber in deinem Herzen das Gebot der Nächstenliebe keinen Platz findet.
Daher ist es JHWH wichtig, dass wir sein Gesetz nicht als fern ansehen, sondern als etwas ansehen, das in unserem Mund ist und das wir von Herzen gerne tun. Nicht, weil er uns damit drangsalieren will, sondern weil das Wort eines Menschen einen Wert hat, wenn es mit den werten des Herzens übereinstimmt.
Und so befahl er Mose dem Volk sein Wort in ihr Herz zu schreiben, so dass es bis in alle Ewigkeit weitergegeben würde. Und Mose saß auf seinem Berg, alt und Lebenssatt. Und sehnte sich zu JHWH einzukehren. Da lehrte er am letzten Tag seines Lebens noch ein letztes Mal das Volk JHWHs die Gebote, welche JHWH aufgestellt hat und sprach letzten Endes zu Ihnen:

11 Denn das Gebot, das ich dir heute gebiete, ist dir nicht zu hoch und nicht zu fern. 12 Es ist nicht im Himmel, dass du sagen müsstest: aWer will für uns in den Himmel fahren und es uns holen, dass wir’s hören und tun? 13 Es ist auch nicht jenseits des Meeres, dass du sagen müsstest: Wer will für uns über das Meer fahren und es uns holen, dass wir’s hören und tun? 14 Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.

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