Du gehörst hierher.

City Changers  •  Sermon  •  Submitted   •  Presented
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Gott stellt uns in diese Welt, um sie zu gestalten. Wir dürfen unser Umfeld zum Blühen bringen. Die Welt ist nicht unser Feind, sondern der Ort zu dem Gott uns beruft. Christen sind Menschen, die sich für ihre Stadt interessieren.

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Handout
Vor einigen Jahren war ich mit meinem Bruder und Schwager in einem großen Freizeitpark. Wir fuhren all mögliche Achterbahnen und liessen uns ordentlich durchschütteln. Dann standen wir vor einem 100m hohen Turm. Bei diesem Fahrgeschäft gab es 71m freien Fall. Die beiden drängten mich mitzufahren. “Komm, das ist überhaupt nicht schlimm.” Ich war so dumm und liess mich darauf ein.
Es ging also los. Wir setzen uns in Sitze bei denen unsere Beine frei in der Luft hingen und dann ging es hoch. Man muss wissen, dass ich es mit Höhe nicht so habe. Mir wird schon auf einer Haushaltsleiter ganz anders.
Und dann hing ich da in 80m Höhe. Ich kann es garnicht beschreiben, aber ich dachte, ich muss sterben. Mir ging es wirklich schlecht und ich dachte: “Hier gehöre ich nicht hin!”
Vielleicht kennst du dieses Gefühl, irgendwo zu sein, wo man empfindet, dass man eigentlich nicht dort hingehörst.
Nur der Vollständigkeit halber: Ich habe es überlebt, aber ich werde es nie wieder tun.
Wir starten heute in eine neue Predigtreihe. Sie trägt den Titel “City Changers” - Stadtgestalter. Wir werden uns gemeinsam auf den Weg machen, um zu entdecken, wo wir hingehören, wo Gott deinen Platz als Christ sieht. Deshalb trägt die erste Predigt den Titel “Du gehörst hierher”.
Um zu entdecken, was ich damit sagen will, müssen wir dem Gefühl nachgehen, dass ich mit meinem Erlebnis beschrieben habe.
Es gibt in der Bibel ein markantes Erlebnis, dass das Volk Israel nachhaltig geprägt hat. Im ersten Teil der Bibel, dem so genannten Alten Testament wird uns dies sehr ausführlich geschildert.
Uns wird berichtet, dass das Volk von Gott aus der Sklaverei aus Ägypten befreit wurde. Spektakulär, mit vielen Wundern. Ihnen wurde ein Ort versprochen, an dem Milch und Honig fließt, wo es ihnen also richtig gut gehen wird. Ein Ort, der ihr Platz von Gott ist.
So kommt es dann auch. Doch dann geschieht etwas sehr Dramatisches. Die Babylonier, die Supermacht der damaligen Zeit, nimmt Israel ein und verschleppt die Juden nach Babylon.
Das war ein zutiefst traumatisches Erlebnis. Sie wurde rausgerissen und an einen anderen Ort verfrachtet. Schrecklich, eine Erfahrung von der jeder Geflüchtete erzählen kann. Es geht einher mit Schmerz und dem Gefühl der Heimatlosigkeit.
Manchem von uns fällt es schon schwer umzuziehen, wenn man an einem Ort viele Jahre gewohnt hat. Wie mag es wohl den Juden ergangen sein?
Sie sassen nun in Babylonien und spürten: “Hier gehören wir nicht hin!”
Ziemlich schnell wurden Stimmen laut, die prophezeiten: In kürzester Zeit ist alles vorbei. Die Sehnsucht, nach möglichst schneller Normalisierung können wir momentan sicher alle gut nachvollziehen.
Irgendwie haben wir doch alle das Empfinden, dass wir so nicht weiterleben wollen. Eingeschränkt, mit Distanz, Mund-Nase-Schutz und fehlender Gemeinschaft. Wie schön wäre es, wenn wir einfach rufen könnten: “Ich bin ein Star holt mich hier raus.”
Babylon war für die Juden ein Bild für eine Umgebung, der sie entfliehen wollten.
Und dann kommt der Prophet Jeremia und schreibt den Juden einen Brief. Wir finden seine Worte in Jeremia 29,4-7:

Jeremia schrieb:

»So spricht der Herr, der allmächtige Gott Israels, zu allen Verbannten, die er von Jerusalem nach Babylonien wegführen ließ:

5 Baut euch Häuser und wohnt darin! Legt Gärten an und erntet ihre Früchte! 6 Heiratet und zeugt Kinder! Wählt für eure Söhne Frauen aus, und lasst eure Töchter heiraten, damit auch sie Kinder zur Welt bringen. Euer Volk soll wachsen und nicht kleiner werden. 7 Bemüht euch um das Wohl der Stadt, in die ich euch wegführen ließ, und betet für sie. Wenn es ihr gut geht, wird es auch euch gut gehen.

WAS?! Das kann doch nicht wahr sein. Gott hatte ganz andere Vorstellung. Er hatte nicht vor, sie so schnell wie möglich zu retten. Er hatte etwas anderes im Sinn.
Für die Juden war Babylon Inbegriff eine Umgebung, die mit ihrem Gott nichts zu tun haben will. Im Gegensatz zu ihrem verheißenen Land, empfanden sie den Ort, wo sie jetzt waren als feindliches Umfeld. Sie hätten sich am liebsten eingeigelt und abgewartet bis alles vorbei ist.
Es gab in der Geschichte immer wieder diese Tendenz in den Religionen, dass man sich zurückzog vor dem bösen weltlichen Einfluss.
Im 3. Jahrhundert gab es z.B. die so genannten Wüstenväter. Das waren Männer, die sich als Einsiedler zurückgezogen haben und asketisch lebten. Es ist bemerkenswert, dass es keine Wüstenmütter gab. Frauen kamen nicht auf solche Ideen. Mmh!
In dem Brief von Jeremia wird deutlich: Gott sieht das anders. Er sagt: Du gehörst hierher!
Jesus bestätigt das. In einem Gebet, dass Jesus kurz vor seiner Kreuzigung betete, sagt er in Johnnes 17,15:

Ich bitte dich nicht, sie aus der Welt herauszunehmen; aber ich bitte dich, sie vor dem Bösen zu bewahren.

Er bittet: Nimm sie nicht aus der Welt, ja bewahre sie, aber lass sie hier, denn hier gehören sie hin.
Es gibt eine Menge Christen - und an dieser Stelle müssen wir selbstkritisch sein - die sich ebenso wie die Juden in Babylonien und die Wüstenväter wünschen allem weltlichen entfliehen zu können. Nur den Himmel im Blick haben.
Einerseits ist es verständlich, weil es normal ist, dass es einen an den Ort zieht, wo man zuhause ist. Paulus beschreibt es in Philipper 3,20 so:

Wir dagegen sind Bürger des Himmels, und vom Himmel her erwarten wir auch unseren Retter – Jesus Christus, den Herrn.

Doch so wie die Juden eigentlich nicht nach Babylonien gehören und jeder Christ Bürger des Himmels, macht Gott doch ganz klare Ansagen: Baut, legt Gärten an, heiratet, bemüht euch um das Wohl der Stadt.
Deshalb betet Jesus in Johannes 17,18

So wie du mich in die Welt gesandt hast, habe ich auch sie in die Welt gesandt.

Du gehörst hierher. Leider wurde viel zu oft unter heilig und weltlich unterschieden, was bis heute dazuführt, dass wir einen Sonntagsglauben und einen Alltagsglauben vorfinden. Aber Jesus ist derselbse - egal ob es Dienstag oder Sonntag ist. Gott ist in seinem Wirken nicht auf einen Tag beschränkt. Er will jeden Tag zu uns reden und uns begegnen. Eine Tatsache, die wir alle während dieser Krise lernen dürfen.
Wir werden in dieser Predigtreihe noch mehr darüber sprechen, wie Gott sich in unserer Welt, unserem Umfeld zeigen möchte - dass es alle Bereiche unseres Lebens einschliesst und wenn er in uns lebt überall spürbar wird.
Wie wichtig Gott das Thema ist, wird in Johannes 3,16 deutlich. Dieser Vers ist jedem Bibelleser bekannt. Er stellt die Vision, die Gott bewegt dar:

Denn Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht.

Gott liebt diese Welt, er liebt jeden Menschen, der über diesen Planeten geht. Er macht sich auf die Suche nach jedem Einzelnen von uns. Mit und durch Jesus Christus wird es klar: Gott fragt nach dir! Du bist ihm nicht egal!
Das möchte ich vor allem dir zusprechen, wenn du heute zuschaust und meinst, dass Gott dich vergessen hat oder du denkst, du seist es nicht wert gerettet zu werden. Gott hat sich für dich entschieden und er streckt seine Hand nach dir aus!
Das Wohlwollen Gottes gegenüber dieser Welt soll im Leben jedes Christen zum Ausdruck kommen. Deshalb schreibt Jeremia seinen Landsleuten ins Stammbuch: Bemüht euch um das Wohl der Stadt!
Christen sind Menschen, die in ihren Städten und Dörfern mitgestalten und die nicht durch schräge Parolen, sondern durch Wohlwollen auffallen. Das Wort, dass im deutschen mit Wohl übersetzt wird, meint im hebräischen (der Originalsprache des Alten Testaments) Schalom. Schalom ist ein Wort, dass sehr viel enthält. Es meint Wohlergeben, Segen, Frieden, Überfluß in allem und allumfassendes Gutgehen. Es ist unglaublich tief und schließt alles mit ein.
Ob du nun Schlosser, Verkäuferin beim Discounter, Manager, Pilot, Zeitarbeiter, Fachverkäufer/in im Lebensmittelhandwerk, Ökotropholgin, Hausfrau, Lehrer, Dozent an der Uni, Chirurg, Ordnungsamtmitarbeiterin, Eheberaterin, Zahnarzt, Sologitarristin, Veranstaltungstechniker, arbeitslos, Hartz4 Empfänger, Mitarbeiterin im Call Center oder selbstständig bist. Jeder ist in den Schalom eingeschlossen.
Wenn du dein Leben mit Jesus gestaltest, dann kannst du in allen Bereichen jemand sein, der Gutes bewirkt und Einfluss nimmt. Gott möchte mit dir gemeinsam etwas in deinem Umfeld bewirken und dadurch kannst du einen Beitrag zum Gemeinwohl deiner Stadt, deines Ortes leisten.
Vielleicht denkst du: “Lieber Pastor, ist das nicht ein bisschen fett aufgetragen, was soll ich schon bewegen?” Ja, vielleicht klingt es groß. Aber es beginnt damit, dass wir annehmen, dass hier unser Platz ist.
Wir hatten als Familie in dieser Woche ein Erlebnis, wo wir uns mit der Aussage “Ihr gehört hierher” beschäftigt haben. Einer unserer Nachbarn fing in der Reihe der Garagen an seine Garage farbig zu streichen. Weil soviel Farbe übrig war, stieg einer nach dem anderen mit ein. Der Farbton war eigentlich nicht unser Favorit. Wir haben gesagt: Wir wollen keine Garage in dieser Farbe. Es dauerte nicht lange und wir waren die Einzigen, die keine Farbe an der Garage hatten. Mmh, ich habe mich geärgert, weil ich mich eigentlich garnicht damit befassen wollte. Doch wir haben uns gefragt: Welches Bild wollen wir vermitteln?
Wir hatten die Frage noch nicht fertig beantwortet, da sass ich an meinem Schreibtisch und nahm unser Buch zur Hand. Ich schlug vorn auf und dies auf einen Satz, den ich mir notiert hatte. “Einfluß gewinnt man nicht durch Opposition, sondern durch Gestalten.” Das war für mich die Antwort.
Und ratet mal: Jetzt haben wir eine gelbe Garage - ulkigerweise - genau der Farbton dieses Buches. Für dich und meine Nachbarn mag diese Geschichte banal und albern klingen.
Für uns war es das Statement: Wir gehören hierher.
Ich glaube, dass Gott uns gerne behilflich ist und uns zeigen möchte, wie es praktisch aussehen kann das Wohl der Stadt bzw. unseres Umfeldes zu suchen. Genau das, wollen wir in den kommenden Wochen entdecken. Ich würde mich freuen, wenn du dich mit auf den Weg machst.
Wie wäre es, wenn wir heute gemeinsam den ersten Schritt gehen und annehmen, dass unser Umfeld, der Ort ist zu dem Gott sagt: Du gehörst hierher?
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