Gewinne einen neuen Blick
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· 13 viewsGott ruft uns in die Welt. Wir müssen Menschen verstehen, bevor wir verlangen, verstanden zu werden. Wir zeigen den Menschen, wie Gott ist, wenn wir erst Gnade erweisen und dann die Wahrheit verkündigen.
Notes
Transcript
Handout
“Ich schicke dir dann eine SMS.” “Ich sprech dir eine Nachricht auf”. Das sind Sätze, den man heute sehr oft hört.
Ich liebe es ja besonders, wenn mir Leute minutenlange Sprachnachrichten schicken. Die muss man dann dreimal anhören, damit man sich merken kann worum es eigentlich ging.
So ist das in unserer Zeit. Wir senden Sprachnachrichten, weil wir keine Lust mehr haben zu Telefonieren. Ich habe sogar davon gehört, dass es junge Luete gibt, die regelrecht Angst vorm Telefonieren haben.
Die Autorin Kate Murphy hat sich intensiv damit beschäftigt, wie es heute um unsere Kommunikation bestellt ist. Sie kommt zu dem Schluß, dass wir das zuhören neu lernen müssen, weil wir eine moderen Epidemie der selbstsüchtigen Gespräche haben. Es geht mehr darum mich darzustellen als den anderen wahrnzunehmen.
Sie schreibt: “Ich habe viele Menschen gefragt: Was macht einen schlechten Zuhörer aus? Darauf weiß jeder eine Antwort, denn wir wenden diese vermeintlichen Tricks ständig an: Wir nicken, sagen dauernd „Ja, ja, verstehe“ und entlarven uns dabei selbst.”
Meine Predigt trägt heute den Titel “Gewinne einen neuen Blick”. Als Menschen, die verstanden haben, dass sie von Gott geliebt und angenommen sind, hat dass Auswirkungen auf den Umgang mit anderen. Den Nächsten zu lieben, meint ihn ernst zu nehmen.
Jesus hat das in eindrucksvoller Weise vorgelebt. Wie er Menschen begegnete ist für uns ein Vorbild. Eine solche Begegnung finden wir in Lukas 19,1-10.
Jesus kam nach Jericho; sein Weg führte ihn mitten durch die Stadt. Zachäus, der oberste Zolleinnehmer, ein reicher Mann, wollte unbedingt sehen, wer dieser Jesus war. Aber es gelang ihm nicht, weil er klein war und die vielen Leute ihm die Sicht versperrten. Da lief er voraus und kletterte auf einen Maulbeerfeigenbaum; Jesus musste dort vorbeikommen, und Zachäus hoffte, ihn dann sehen zu können. Als Jesus an dem Baum vorüberkam, schaute er hinauf und rief: »Zachäus, komm schnell herunter! Ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.« So schnell er konnte, stieg Zachäus vom Baum herab, und er nahm Jesus voller Freude bei sich auf. Die Leute waren alle empört, als sie das sahen. »Wie kann er sich nur von solch einem Sünder einladen lassen!«, sagten sie. Zachäus aber trat vor den Herrn und sagte zu ihm: »Herr, die Hälfte meines Besitzes will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand etwas erpresst habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.« Da sagte Jesus zu Zachäus: »Der heutige Tag hat diesem Haus Rettung gebracht. Denn«, fügte er hinzu, »dieser Mann ist doch auch ein Sohn Abrahams. Und der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.«
Vielen ist diese Geschichte sicher bekannt. Was Jesus hier tut ist bemerkenswert. Es beginnt damit, dass Jesus Zachäus überhaupt anspricht. Er gehörte nämlich zu einer Berufsgruppe, die bei den Leuten verhasst war. Als Zöllner galt er als Betrüger, Verräter und Dieb.
Keiner der Menschen war daran interessiert sich mit Zachäus abzugeben. Sie hatten ihre Schubladen und Zachäus gehörte in die unterste.
Leider ist das ein Tendenz, die wir bis heute sehr gut drauf haben. Wir alle haben unsere Schubladen. Das merken wir z.B. das wir mit bestimmten Namen bestimmte Eigenschaften und Bilder verbinden.
Es gibt Vorurteile, die sich oft in unserem Denken festgesetzt haben, wie z.B. die Behauptung Versicherungsvertreter wollen einen nur übers Ohr hauen. Die Schubladen können nach Berufen, Verhaltensweisen, Einkommen, Automarke und ja, leider auch nach Hautfarbe geordnet sein. Deshalb ist es wichtig, dass wir lautstark darauf aufmerksam machen. Wir brauchen einen neuen Blick.
Jesus sprengt die Schubladen. Er sagt: Ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein. Jesus durchbricht die Festlegungen. Ich muss betont die Entschlossenheit, die Gott an den Tag legt. Seine Liebe zu Menschen ist aufrichtig, leidenschaftlich und bedingungslos.
Paulus bringt das zum Ausdruck, wenn er in Epheser 2,17 schreibt:
Neues Testament Psalmen: Neue Genfer Übersetzung Kapitel 2
Er ist ´in diese Welt` gekommen und hat Frieden verkündet – Frieden für euch, die ihr fern von Gott wart, und Frieden für die, die das Vorrecht hatten, in seiner Nähe zu sein.
Wenn du dein Leben Jesus anvertraut hast, dann weißt du doch genau, was hier gemeint ist. Du durftest zu Jesus so kommen, wie du warst. Da gab es keine Bedingungen. Nein, es war wie bei Zachäus. “Ich muss in deinem Haus sein.”
Leider stelle ich fest, dass bei manchem Christen, diese Erfahrung etwas verblast ist und dann an Menschen ein Maßstab angelegt wird. Dann muss sich erst dies oder das am Leben ändern, als könnte man Gnade verdienen. Jesus nahm die Menschen so an, wie sie waren: Sünder, Betrüger, Zöllner.
Ein Wunder, dass bis heute zum Staunen einlädt und dir sagen will, dass die Hand Gottes nach dir ausgestreckt ist. Egal wer du bist, Jesus will auch in dein Haus kommen.
Ich liebe es, wie Zachäus reagiert. Wir lesen davon in Vers 6 So schnell er konnte, stieg Zachäus vom Baum herab, und er nahm Jesus voller Freude bei sich auf.
Zachäus konnte es nicht schnell genug gehen. Freude machte sich breit. Die Aufmerksamkeit, die Jesus ihm schenkte, tat ihm so gut. Er wurde gesehen. Alle haben versucht ihn zu ignorieren, aber Jesus nahm in wahr. Jesus hörte ihm zu und behandelte ihn mit Respekt. Ein Gefühl von Glück stellte sich ein.
Sprüche 20,12 erinnern uns an etwas Wichtiges:
Hoffnung für Alle 2015 Kapitel 20
Der Herr hat uns Augen gegeben, um zu sehen, und Ohren, um zu hören.
Hier geht es nicht darum, uns zu erklären welche Organe wir haben, sonden dass wir sie gebrauchen, um zu sehen und zu hören. Gewinne einen neuen Blick!
Zuhören und das er gesehen wurde, veränderten für Zachäus alles. Der Theologe Paul Tillich formuliert deshalb: „Erste Pflicht der Liebe ist es, zuzuhören."
Die Reaktion der Leute, die die Szene beobachteten, war ganz anders und wird uns in Vers 7 beschrieben:
Neues Testament Psalmen: Neue Genfer Übersetzung Kapitel 19
Die Leute waren alle empört, als sie das sahen.
Empörung ist etwas, was wir heute nur zu gut kennen. Mit dem Smartphone in der Tasche ist jedem von uns die Gelegenheit gegeben seine Empörung über die sozialen Medien kundzutun. Ich platziere meine Meinung. Egal wie reflektiert sie ist. Darum geht es, um mehr nicht. Jeder, der widerspricht wird beleidigt. Leute, die sich noch nie gesehen haben, meinen den anderen durchschaut zu haben, weil er/sie zwei Sätze geschrieben hat. Die Empörung kocht hoch bis hin zu Morddrohungen.
Die sozialen Medien werden zu einem asozialen Medium, weil wir einander nicht mehr zuhören, unsere Schubladen bedienen und dadurch den Kontakt zueinander verlieren und uns entzweien. Das ist traurig!
In Jakobus 1,19-20 lesen wir etwas, was scheinbar genau für unsere Zeit geschrieben ist:
Denkt daran, meine lieben Geschwister: Jeder sei schnell bereit zu hören, aber jeder lasse sich Zeit, ehe er redet, und erst recht, ehe er zornig wird. Denn der Zorn des Menschen bewirkt nicht, was vor Gott recht ist.
Zuhören und das Gespräch suchen verbindet. Wenn Männern ihren Frauen zuhören, Eltern ihren Kindern, wir unseren Nachbarn, Chefs ihren Mitarbeitern, Weißen den Schwarzen, dann kann dadurch eine Verbindung entstehen, die etwas verändert. Zornige Empörung bewirkt nur, dass wir uns gegenseitig Unrecht tun und nicht so handeln, wie Jesus uns es vormacht. Er möchte, dass wir einen neuen Blick gewinnen.
Wenn wir nochmal in unseren Ausgangstext schauen, dann ist es bemerkenswert, dass Jesus selbst überhaupt nicht viel sagt. Nachdem er sich in das Haus von Zachäus eingeladen hat, hören wir erstmal nichts von ihm. Er scheint sich nicht an den Tisch gesetzt zu haben und eine seiner großen Reden gehalten zu haben. Er stellte Zachäus nicht den Heilsplan gottes vor, um ihm deutlich zu machen, welchen Platz er darin hat. Er erzählte ihm nicht von allen den großen Wundern, die er vollbracht hatte.
Es ist tatsächlich eine sehr unangenehme Sache mit jemand ein Gespräch zu führen, der stundelang von sich selbst redet. So ein Monlog ist nicht nur ermüdend, sondern stellt auch vor die Herausforderung gekonnt das Gähnen zu unterdrücken, weil man ja höflich bleiben will.
Der Psychologe Dr. Henry Cloud stellt fest, dass Menschen, die ständig nur über sich selbst und ihre Nöte und Sorgen reden, selten starke Beziehungen zu anderen entwickeln. Irgendwie nicht verwunderlich.
Jesus verwendet mehrfach den Satz Wer Ohren hat, der höre und genau das tut er hier bei Zachäus. Er zeigt damit echte Interesse an ihm. Echtes Zuhören und Verstehen geschieht nur dann, wenn der andere versteht, dass ich ihn verstehe.
Genau das führt bei Zachäus zu der wundersamen Aussage in Lukas 19,8, die niemand von ihm erwartet hätte.
Neues Testament Psalmen: Neue Genfer Übersetzung Kapitel 19
»Herr, die Hälfte meines Besitzes will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand etwas erpresst habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.«
Zachäus hat verstanden, dass Jesus ihn verstanden hat und das veränderte sein Leben. Die Reichtümer, die ihm vorher Anerkennung geschenkt haben, brauchte er nun nicht mehr. Ein Wunder! Die Leuten hatten sich empört, aber Jesus tat, was sein Ziel war. Er ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.
Zachäus war gefunden.
Wenn wir Menschen Gnade erweisen wollen, müssen wir ihnen begegnen, da wo sie stehen. Wir müssen sie verstehen, bevor wir verlangen, verstanden zu werden. Denn Gnade ist ein Umfeld, in dem Menschen sich angenommen und wertvoll fühlen und nicht verurteilt werden. Und wir als Christen sind Träger dieser Gnade Gottes. Lasst uns einen neuen Blick gewinnen!
D.h. die Zurückhaltenden werden daran arbeiten müssen, im Leben bestimmter und energischer zu werden, und die Schreihälse werden lernen müssen, auch einmal den Mund zu halten und zuzuhören.
Wie wäre es, wenn wir ganz bewußt anfangen mit diesem neuen Blick zu leben?
Dadurch könnten wir in unserem Umfeld damit beginnen, die Versöhnung zu bringen nach der momentan alle Welt schreit.
Ich verstehe meine Predigt als eine Einladung. Die Einladung sich darauf einzulassen von Jesus zu lernen und einen neuen Blick füreinander zu gewinnen. Das ist nicht mit einer Predigt getan, sondern es braucht die Entscheidung sich verändern zu lassen, damit unsere Augen und Ohren berührt werden.