Predigt (unbenannt)
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Ermutigung zur Ausdauer
Ermutigung zur Ausdauer
Es beginnt ein neuer und auch letzter thematischer Abschnitt im Hebräerbrief. Die Hebräer sollten sich nicht entmutigen lassen, sondern fest im Glauben stehen.
Nach der vorhergehenden starken Warnung vor den Folgen einer Abwendung von Gott, folgt jetzt ein ermutigender Aufruf. Der Verfasser möchte ihnen nicht den Mut nehmen, sondern ihren Glauben stärken.
Hebräerbrief ist ein erbauendes Muster für eine Predigt oder Bibelarbeit. Erst kommt Lehre, die Leser müssen Jesus besser kennenlernen. Dann kommt eine Ermahnung, das eigene Leben und das der Mitchristen immer wieder zu prüfen und sich gegenseitig auch zu helfen, auf einander Acht zu haben und dann die Ermutigung dran zu bleiben, sich nicht entmutigen zu lassen, auch wenn Steine auf dem Weg liegen.
Lesen Hebr 10, 32-39
Offensichtlich lief es bei den Hebräern früher besser, sie sollten sich an frühere Tage erinnern. Es waren Tage mit großen Widerständen, viel Leiden, viel Kampf. - Hört sich erst Mal nicht nach Tagen an, an die man sich geren erinnert.
Die einleitenden Worte “Gedenkt aber” versprechen Trost. Der Verfasser will die Gedanken der Leser in eine Zeit lenken, in der sich ihr Glaube bewährt hat.
Sie waren mutig gewesen, direkt nach ihrer Bekehrung (nachdem ihr erleuchtet wart - ähnliche Wortwahl wie in V. 26).
Offensichtlich gab es in dieser Zeit eine Verfolgungswelle - sie haben einen großen Leidenskampf erduldet. Den Ausdruck für Kampf, der hier verwendet wird, finden wir auch bei Paulus in 1Kor 9,24-27, wo er den Einsatz eines Sportlers beschreibt, im Wettlauf für das Evangelium.
Hier im Hebräerbrief liegt die Betonung auf den Leiden, die dieser Kampf, dieser Wettlauf für Jesus mit sich brachte und die die Leser des Briefs geduldig ertrugen.
Man gewinnt aber auch den Eindruck, dass der Eifer nachgelassen hat.
Um welchen Leidenskampf es sich handelte wissen wir leider nicht genau. Vielleicht war es der antisemitsiche Aufstand, der im Jahr 49 zur Vertreibung der Juden aus Rom führte.
Klar ist, die Judenchristen blieben standhaft, obwohl sie in aller Öffentlichkeit angepöbelt und beleidigt wurden oder von Mitchristen erfuhren, die das alles durchmachen mussten.
Sie haben mit den Gefangenen gelitten, sie versorgt, sowohl körperlich als auch seelisch (schon in Kap 6,10 gelesen). Und das obwohl sie sich damit ja selbst “verdächtig” gemacht haben.
Es war ihnen kein Problem, nein, sie haben sich sogar darüber gefreut, dass ihnen ihr Hab und Gut weggenommen wurde. Das erweckt den Anschein, dass das alles auf Grund einer behördlichen Anordnung geschah und somit die Angriffe und auch die Enteignung offiziell genehmigt bzw. angeordnet war.
Egal was genau es war, es wird betont, dass sie alle diese Widerwärtigkeiten “mit Freuden” über sich haben ergehen lassen.
Es war eine Freude für sie, würdig zu sein, um Jesu Namen willen diese ganzen Schmähungen und Enteignungen über sich ergehen lassen. (Dazu weitere Beispiele in Apg 5,41 und 1Ptr 4,13 und 16).
Sie haben eine Hoffnung über das irdische Leben hinaus und deshalb hängen sie nicht an irgendwelchen “irdischen Gütern”.
Habe mich an die erste Predigt aus unserer Reihe Glaube und Arbeit erinnert. Haben im HK überlegt, dass es gar nicht so einfach ist, das Thema Geld aus unserem Leben auszublenden.
Seit der Gründung der ersten Gemeinde sind nun fast 2000 Jahre vergangen. Das was der Verfasser schreibt, ist aber heute noch genauso aktuell.
Der Vers 35 ist ein bekannter Vers, der sich auf so manchem “Trostkärtle” wiederfindet: Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.
Es waren einige Jahre seit der Gemeindegründung vergangen. Es gilt dran zu bleiben, weiterhin fest daran zu glauben, dass die Verheißungen Gottes ihre Gültigkeit nicht verlieren.
Standhaft sollten die Hebräer sein. Wohl war die Lage nun etwas ruhiger geworden und die Gefahr träge zu werden wuchs (Hebr. 5,11).
Was heißt das - das Vertrauen nicht wegwerfen? Das Wort, das hier verwendet wird: Parresia (es bedeutet: Unerschrockenheit, Offenheit, Freimut), ist uns im Hebräerbrief schon dreimal begegnet (3,6; 4,16; 10,19). Es handelt sich um die Freimütigkeit mit der wir als bekehrte Christen und somit begnadigte Sünder vor Gott treten dürfen.
Hier im V. 35 geht es nun besonders um die Standhaftigkeit in Zeiten von Anfechtungen und Versuchungen.
Der Glaube der Hebräer hatte sich zwar in schwierigen Zeiten bewährt, die Frage ist nun, wie sie die ruhigen Zeiten verkraften?
Sind sie immer noch in einer Haltung der dankbaren Haltung unterwegs, die sich aus der Gewissheit, dass Gott ihnen gnädig ist, speist? Oder verlassen sie sich auf ihr eigenes Können? Die Gefahr besteht.
Umso dringender also dieser Aufruf: Werft euer Vertrauen nicht weg! Das ist ein Befehl, eine Ermahnung und dieser folgt dann gleich eine schöne Zusage: Glaube hat etwas mit Belohnung zu tun. Die Freimütigkeit die wir als Christen haben, ist ja schon ein großes Geschenk, das m. E. jedoch schwer im Ganzen fassbar ist und die in uns wachsen muss.
Dazu kommt unser “Lohn” (misthapodosia - Vergeltung). Um Gott zu gefallen, muss man glauben, dass der wahre Gott existiert und dass er belohnt (11, 6).
Meistens wenn das Wort “Lohn” in der Bibel benutzt wird, geht es um den Lohn, den Gott gibt. Er belohnt das Gute und zwar nicht nach Abrechnung und Recht, sondern nach seiner Gerechtigkeit, die im Prinzip eins ist mit seiner Gnade. Daher teilt er auch den Lohn so aus, wie es ihm gefällt (Mt 20,1-16 - Arbeiter im Weinberg).
Es soll aber keiner denken, dass er zu kurz kommt. Denn Gott gibt reichlich. Schon in dieser Welt und völlig dann in der Ewigkeit (1Mo15,1 - Gott selbst, d.h. die Gemeinschaft mit ihm wird der Lohn sein).
Zahlreiche Stellen belegen, dass wir nur dann bei Gott Lohn erlangen, wenn wir den Lohn nicht bei den Menschen suchen. Lk 6,22: Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und euch ausstoßen und schmähen und verwerfen euren Namen als böse um des Menschensohnes willen.
Hand aufs Herz: Wie oft suchst du, den Lohn bei den Menschen? Das passt ganz gut auch zu unserer Predigtreihe Glaube und Arbeit.
Der Gedanke aus der ersten Predigt, bzw. dem was Tim Keller dazu in seinem Buch schreibt ist eigentlich sehr entspannend. Je mehr ich mir bewusst mache, dass ich meine Arbeit tue um damit meiner Bestimmung von Gott zu folgen und dieser Gedanke in meiner Arbeit Raum gewinnt, umso weniger wichtig wird der Lohn oder die Anerkennung von Menschen.
Ein schöner Gedanke! Ich will daran arbeiten, dass meine Gottesfurcht wächst und damit die Menschenfurcht kleiner wird.
V. 36 Geduld ist nötig! Letzte Woche hatte ich Urlaub und somit etwas Zeit um mich um eine Person zu kümmern. U.a. bin ich mit der Person einkaufen gegangen und da wurde mir bewusst, wie kurz mein Geduldsfaden tatsächlich ist.
Genauso wie die Trägheit eine große Gefahr sein kann, kann auch übermäßige Eile eine Gefahr darstellen.
Geduld hat hier etwas mit Durchhaltevermögen, Ausdauer und Beharrlichkeit zu tun. Nur diejenigen die durchhalten, so wie z. B. Abraham, werden am Ende auch das bekommen, was Gott ihnen versprochen hat.
Im griech. Urtext steht: … damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung erwerbt.
Jesus ist gekommen, um den Willen Gottes zu tun (10,7.9). Geduldig ist er seinen Leidensweg gegangen. Ihm nachzufolgen ist unsere hohe Berufung. Deshalb brauchen wir eine ähnliche Geduld. (12,1ff - mit Ausdauer laufen). Das ist mit dem Blick auf den Himmel und unserem Erbe, möglich.
V. 37-38 Es könnte sein, dass die Hebräer befürchtet haben, dass die Verheißung nicht in Erfüllung geht oder sich in die Länge zieht. Doch der Verfasser möchte dies Bedenken zerschlagen und zwar mit einem Schriftbeweis aus Habakuk 2,3f in V. 38.
Unserem Ausharren als Christen sind Grenzen gesetzt. Selig sind die, die ausharren.
Die Weissagung in Hab. 2 ist zum einen ein Trost und zum anderen auch eine Warnung. Der Gerechte wird in Glauben leben, doch der der zurückweicht soll sich in acht nehmen.
Aus Glauben leben heißt sich an die Verheißungen Gottes zu halten, ihnen zu vertrauen. Der der im Glauben und Vertrauen an Gott festhält, wird leben.
Sowohl bei Paulus also auch hier beim Verfasser der Hebräerbriefs ist das Heil als Gabe Gottes zu verstehen, die im Glauben empfangen wird. Und dieser Glaube bewährt sich im Warten auf Gott.
Wenn aber ein Mensch zurückweicht (zurückzieht, unterlassen) vom Glauben und sich nicht bewährt, dann hat Gott “keinen Gefallen an ihm”. Das bedeutet: Verurteilung (10, 27.30-31). “Weichen” meint, dass ein vorher vertretender Standpunkt aufgegeben wird, ist also in diesem Zusammenhang identisch mit Abfall.
V. 39 Wir aber sind nicht von denen, die zurückweichen und verdammt werden, sondern von denen, die glauben und die Seele erretten.
Durch die Worte “wir aber” wird aus der harten Ermahnung eine Ermutigung. Der Verfasser ist davon überzeugt, dass seine Leser nicht zu den “Zurückweichern” gehören und verdammt werden.
Was er geschrieben hatte, stellt zwar eine Gefahr dar, aber für die Leser ist der Schreiber voller Zuversicht. Schließlich darf das Positive aus ihrer Vergangen nicht übersehen werden. Es soll eine Anregung sein, der ersten Liebe treu zu bleiben.
Unser Weg führt durch Anfechtungen hindurch. Die Wellen schlagen mal mehr, mal weniger hoch um uns, doch unser Glaube ist die Brücke, die über die Wellen führt und es gilt, dass wir uns daran erinnern, dass wir auf dieser Brücke schon viele Schritte gehen konnten. Unser Glaube, unsere Nachfolge bewährt sich dort, wo die Brücke umspült wird. Wenn unser Glaube fest gegründet ist, können uns die Wellen nicht wirklich etwas anhaben.