Von Angesicht zu Angesicht

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Einblick und Ausblick

Und Jesaja erschrak. Von jetzt auf einmal geschah es. Von Angesicht zu Angesicht, wendete sich Gott ihm zu und Jesajas Leben nahm eine radikale Wendung. Keine Vorwarnung. Wie ein Tsunami fegten die Worte Gottes über ihn. Ohne Vorwarnung wurde er ergriffen von den Bildern. Und Gott hat klare Bilder und Worte gewählt, die jeder in der Zeit versteht, wenn er sagt:
Jesaja 1,10–17 LU
10 Höret des Herrn Wort, ihr Herren von Sodom! Nimm zu Ohren die Weisung unsres Gottes, du Volk von Gomorra! 11 Was soll mir die Menge eurer Opfer?, spricht der Herr. Ich bin satt der Brandopfer von Widdern und des Fettes von Mastkälbern und habe kein Gefallen am Blut der Stiere, der Lämmer und Böcke. 12 Wenn ihr kommt, zu erscheinen vor meinem Angesicht – wer fordert denn von euch, dass ihr meine Vorhöfe zertretet? 13 Bringt nicht mehr dar so vergebliche Speisopfer! Das Räucherwerk ist mir ein Gräuel! Neumond und Sabbat, den Ruf zur Versammlung – Frevel und Festversammlung – ich mag es nicht! 14 Meine Seele ist feind euren Neumonden und Jahresfesten; sie sind mir eine Last, ich bin’s müde, sie zu tragen. 15 Und wenn ihr auch eure Hände ausbreitet, verberge ich doch meine Augen vor euch; und wenn ihr auch viel betet, höre ich euch doch nicht; denn eure Hände sind voll Blut. 16 Wascht euch, reinigt euch, tut eure bösen Taten aus meinen Augen. Lasst ab vom Bösen, 17 lernt Gutes tun! Trachtet nach Recht, helft den Unterdrückten, schafft den Waisen Recht, führt der Witwen Sache!
Nein, das sind keine leichten Worte. Nein, das hört keiner gerne. Gott erklärt die Glaubenspraxis der damaligen Zeit für Bankrott.
Und zeitgleich erschüttern diese Worte umso mehr, weil sie von Gott so emotional gesprochen werden. Im inneren Auge erscheint er mir in Rage während er diese Worte spricht, nein schon schäumend raunt.
Es ist erschreckend, wie Gott sich genau den Menschen zugewendet hat. Er hat hinter die Masken der Veranstaltungen geschaut. Er hat nicht nur geschaut, ob die Veranstaltung stattfindet, sondern ob sie auch mit vollem Herzen gestaltet wird.
Und da ist die Bilanz vorsichtig gesagt ernüchternd.
Denn Gott kommt es nicht darauf an, dass Feste gefeiert wird und Leute sich in Massen versammeln, weil man es halt so macht. Ihm ist wichtig, dass jeder und jede von uns in sich hineinschaut. Auf sich achtet und schaut, was für die Menschen gut ist. Er sagt es sogar ganz genau. Den Unterdrückten helfen, Waisen Recht schaffen und sich um Hinterbliebene zu kümmern.
Doch dafür müssen wir eins. Wir müssen unsere Masken abreißen. Und ich meine nicht die Masken, die wir tragen um uns gegenseitig zu schützen, sondern die Masken, die wir im Alltag so oft tragen. Unsere wahren Alltagsmasken.
Diese sind es nämlich die auch Gott nicht leiden kann. Denn Gott kann hinter unsere Alltagsmasken blicken und möchte, dass wir uns davon abwenden, diese jeden Morgen nach dem Aufstehen aufzusetzen.
Es sind die Alltagsmasken mit denen wir unsere wahren Bedürfnisse verschleiern, anstatt klar zu benennen, was wir wirklich brauchen. Und was brauchen wir am Dringendsten. Sicherheit und Gesundheit. Freiheit und Recht.
Und schauen wir doch daher auf unser Jahr zurück. Dieses Jahr, wo so vieles so anders war. Jede und Jeder für sich. Auch in diesem Jahr gibt es Momente, wo wir unsere Masken aufgesetzt haben und nicht ehrlich zueinander waren.
Wie oft hatten wir da den Moment, dass wir über Einschränkungen geschimpft haben ohne unsere wirkliche dahinter stehende Angst zu haben.
Wie oft haben wir gemeckert, dass eine Veranstaltung wieder abgesagt wurde, anstatt ehrlich zu sagen: “Ich finde es schade, dass diese Veranstaltung abgesagt wurde. Ich hatte mich so sehr darauf gefreut, weil ich dann nicht wieder einen Abend alleine zuhause bin.”
Ja, es ist schmerzhaft mit sich selbst ins Gericht zu gehen. Aber es ist nötig! Ja, es ist nicht schön sein Angesicht vor den Spiegel zu begeben und mutig und ehrlich die Maske, die man Gesicht nennt runter zu nehmen und genau hinzuschauen. Und sich ehrlich zu fragen: “Was von dem allen was ich so im Jahr mache, mache ich nur vordergründig und was mache ich von Herzen.”
Denn das ist die Frage, die Gott dir stellt. Gott stellt dir nicht die Frage: Wie oft warst du im Gottesdienst. Gott stellt dir die Frage, wie oft hast du in deinem Herzen wirklich Gottesdienst gefeiert. Egal wo! Gott stellt dir nicht die Frage, wie oft hast du einem Menschen geholfen. Gott stellt dir die Frage: Wie oft hast du einem Menschen wirklich von Herzen geholfen? Gott fragt nicht, wann bist du das letzte Mal zu einem Menschen gegangen, der jemanden verloren hat. Gott fragt: Wann bist du mit ganzem Herzen das letzte Mal zu einem solchen Menschen gegangen.
Denn Gott geht es nicht um die Maske, die so oft in der Öffentlichkeit geachtet und geschätzt wird. Gott mag es, wenn du und ich uns ganz nackt machen. Wenn wir vor ihm, aber auch uns gegenüber stehen, wie es vor dem Sündenfall war. Nicht mit einem Feigenblatt bedeckt, sondern nackt, so wie er uns als sein Ebenbild geschaffen hat.
Und wenn wir so voreinander stehen, wie Gott uns geschaffen hat, ganz ohne unsere Masken und Feigenblätter die uns nur gefühlt, aber nie tatsächlich Schützen. Wenn wir auf diese Weise in unseren Herzen umkehren, dann werden wir wohl feststellen, welche Feste und Veranstaltungen wir wirklich brauchen. Wir werden merken, wie es uns wirklich gut tut einander zu begegnen. Wir werden merken, wie gut es tut die Wahrheit zu sprechen. Wir werden merken, wie schlecht es ist, wenn wir uns gegenüber Anderen auf Dauer verstellen. Denn wenn wir unsere Masken und Feigenblätter abgeben, dann können wir wahrlich aneinander erkennen, was gut und böse im göttlichen Sinn ist. Und Gott wird lächelnd bei uns sitzen und mit uns lachen und uns sagen, dass er gegenüber uns so geschnaubt hat, weil er wie ein guter Vater möchte, dass wir ehrlich sind und wir selbst sind gegenüber allem und jeden.
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