Predigt (unbenannt) (3)

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ICH BIN DAS LICHT DER WELT

Betrachten wir den Vers 12. Wir lesen da: „Da redete Jesus abermals zu ihnen.“ Wieder war Jesus mit Pharisäern konfrontiert. Vermutlich war es eine neue Gruppe von Pharisäern. (Die anderen waren vermutlich noch zu beschämt von ihrer letzten Niederlage). Und Jesus begann seinen Diskurs mit einer absolut erstaunlichen Aussage: „Ich bin das Licht der Welt.“ Diese Aussage wird umso bemerkenswerter, wenn wir uns mit dem historischen Kontext vertraut machen, wenn wir uns in die Lage der Menschen damals hineinversetzen. Zeitlich befinden wir uns einen Tag nach dem Laubhüttenfest. Räumlich befinden uns in Jerusalem, im Tempel, und genauer noch am Gotteskasten, der sich am Frauenvorhof des Tempels befand. Der Frauenvorhof hieß deswegen so, weil die Frauen bis zu jenem Bereich in den Tempel kommen durften. Darüber hinaus, war es nur männlichen Juden erlaubt, einzutreten. Die meisten Historiker gehen daher davon aus, dass der Vorfall mit der Ehebrecherin dort im Frauenvorhof stattgefunden hatte.
Während des Laubhüttenfestes wurden im Tempel riesige Leuchter angezündet. Es waren vier gewaltige Leuchter. Die Mischna, eine Zusammenfassung der wichtigsten Überlieferungen des rabbinischen Judentums, berichtet, dass jede dieser vier Leuchter vier goldene Schalen hatte. Diese Schalen konnte man nur mit einer Leiter erreichen. In diesen Schalen befanden sich Dochte, die dann nachts während dem Fest angezündet wurden. Das Licht, das diese Leuchter erzeugten, war so hell, dass es fast in der ganzen Stadt gesehen werden konnte. Vielleicht war das so ähnlich wie unsere Schlossbeleuchtung. Der beleuchtete Tempelberg war eine Erinnerung an Gottes Wolken- und Feuersäule bei der Wanderung der Israeliten in der Wüste. Es war ein großes Spektakel. Diese Leuchter befanden sich gerade im Frauenvorhof. Die Menschen, die Jesus sahen, müssen beim Anblick der Leuchter an die Tempelbeleuchtung gedacht haben. Was für eine eindrucksvolle Show! Und nun Jesus stand neben diesen Leuchtern und proklamierte: „Ich bin das Licht“ und zwar nicht nur das Licht von Jerusalem oder Israel, sondern das Licht der ganzen Welt. Welcher Mensch könnte so etwas von sich sagen? Welcher „guter Lehrer“ würde sich neben die Leuchter stellen und so etwas von sich behaupten? Und so gibt es wirklich nur zwei Möglichkeiten: entweder Jesus ist der größte Schwindler der Menschheitsgeschichte oder aber er sagt die Wahrheit. Jesu Aussage ist von solch einem Tiefgang, dass wir die Bedeutung nicht voll ausschöpfen können. Aber wir sollten uns ein paar Gedanken zu ihrer Bedeutung machen. Was bedeutet es, dass Jesus das Licht der Welt ist?
Zum einen, Licht ist Gottes Charaktereigenschaft. Als Jesus bekannte: „Ich bin das Licht der Welt“, hatten die Juden sehr wohl verstanden worauf Jesus hinaus wollte. Für sie war Licht das höchste Ideal. Sie hatten eine Sehnsucht nach Licht. Licht war das, wonach sie ihr ganzes Leben lang strebten. Ihr Motto war: „Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten?“ Und hier wird ganz deutlich, dass das wahre Licht vor allen anderen Dingen Gottes Charakter und Gottes Eigenschaft ist. Der Prophet Jesaja gebraucht ebenfalls das Wort Licht bei der Ankündigung des Messias. Jesaja 42,6: „zum Licht der Heiden.“ Und dann noch einmal in Jesaja 49,6: „ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, dass du seist mein Heil bis an die Enden der Erde.“ Als Jesus sagte, dass er das Licht der Welt ist, sagte er nichts anderes als: „Ich bin euer Messias.“ Als Jesus sagte, dass er das Licht der Welt ist, erhob er keinen geringeren Anspruch, als Gottes Sohn und Gott selbst zu sein.
Zweitens, wofür das Licht steht. Was symbolisiert das Licht? Licht steht einmal für das moralisch absolut Reine und für das absolut Heilige. In 1. Johannes 1,5 lesen wir: „Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis.“ In Gott ist keine Finsternis, weil er selbst frei von jeglicher Unreinheit, Unlauterkeit, Sünde, Verdorbenheit und Korruption ist. Nichts trübt seine Herrlichkeit, nichts befleckt seine Heiligkeit, nichts verunstaltet seine Schönheit, nichts kompromittiert seine Gerechtigkeit, nichts schwächt seine Stärke und nichts korrumpiert seine Güte und liebevolle Gnade.
Licht steht auch für Leben. Wenn heute die Sonne erlöschen würde, dann würde es nicht lange dauern, bis alles auf der Erde einfrieren und schließlich absterben würde. Die Sonne ist für biologisches Leben auf Erden unentbehrlich. Aber genau wie das Licht der Sonne biologisches Leben auf Erden erst möglich macht, ist Gottes Licht für unser geistliches Leben unverzichtbar. Psalm 36,10 sagt: „Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.“ Jesus selbst nannte sein Licht das Licht des Lebens. Ohne sein Licht gibt es kein geistliches Leben.
Wir könnten noch so vieles mehr sagen. Aber einen letzten Punkt, wofür Licht noch steht: Licht steht für Orientierung. Jesus sagte, dass wer im Licht wandelt, sich nicht stößt. Die Juden kannten den wundervollen Psalm 119, in welchem es heißt: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg.“ Wir brauchen Licht, um den richtigen Weg zu finden. Wir brauchen Licht, um die richtigen Entscheidungen in unserem Leben zu treffen. Wir brauchen Orientierung für unser Leben.
Drittens, nur wenn wir Jesus nachfolgen haben wir in ihm das Licht. Lesen wir noch einmal den Vers 12. „Jesus redete nun wieder zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Jesu Wort ist eine praktische Anwendung geknüpft. Wir brauchen Jesu Licht. Ohne sein Licht haben wir kein wahres Leben. Ohne sein Licht haben wir keine Orientierung für unser Leben. Ohne sein Licht leben wir in der Finsternis der Sünde, Finsternis dieser Welt, Finsternis des Todes, Finsternis der Sinnlosigkeit unseres Daseins.
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