Sehnsucht nach Frieden

Perikopenreihe 3  •  Sermon  •  Submitted
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Jesajas Vision

Jesaja 11,1–10 LU
1 Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. 2 Auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn. 3 Und Wohlgefallen wird er haben an der Furcht des Herrn. Er wird nicht richten nach dem, was seine Augen sehen, noch Urteil sprechen nach dem, was seine Ohren hören, 4 sondern wird mit Gerechtigkeit richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande, und er wird mit dem Stabe seines Mundes den Gewalttätigen schlagen und mit dem Odem seiner Lippen den Gottlosen töten. 5 Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und die Treue der Gurt seiner Hüften. 6 Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten. 7 Kuh und Bärin werden zusammen weiden, ihre Jungen beieinanderliegen, und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind. 8 Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein kleines Kind wird seine Hand ausstrecken zur Höhle der Natter. 9 Man wird weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge; denn das Land ist voll Erkenntnis des Herrn, wie Wasser das Meer bedeckt. 10 Und es wird geschehen zu der Zeit, dass die Wurzel Isais dasteht als Zeichen für die Völker. Nach ihm werden die Völker fragen, und die Stätte, da er wohnt, wird herrlich sein.
Und die Welt Jesajas hoffte. Denn nichts war gut in Jesajas Zeit. Die Kinder hungerten und das Land wurde zwischen den Großmächten Persien und Ägypten zerrieben. Die Könige waren nicht mächtig und Krankheiten schwächten und töteten die Menschen.
Ja, da war viel Angst in den Zeiten, dass der kleine und schwache wie ein Lamm vom Wolf zerrissen wird. Doch statt zu verzagen, vertraute Jesaja Gottes Wort und das gab ihn Hoffnung. Hoffnung auf eine Welt nach den großen Katastrophen. Hoffnung auf ein nach dem Leid und der Unsicherheit. Hoffnung auf ein Morgen der Freiheit.
Und die Welt hoffte aufgrund der Worte immer weiter, dass Gottes Erlösung kommt. Und an einem Abend ging dann ein Reis aus dem Stamm Isais hervor. Doch ganz anders als Jesaja es wohl gedacht hat. Nicht mit herrschaftlichem Glanz. Nicht mit starken Bildern die eines Königs würdig sind. Sondern vollkommen anders.
In das Elend hinein. In das dunkle hinein wurde der Reis Isais geboren. Zerbrechlich, zart und verletzlich liegt er da im Dreck der nun einmal in einer Futterkrippe ist. Es riecht streng, wie es es nun einmal in einem Stall riecht. Und auf einmal ist da die Erkenntnis. In der Bedrohtheit des Lebens, ist das Licht der Hoffnung eingekehrt. In das Dunkel der Nacht bahnt sich die Hoffnung Gottes seinen Weg. Angreifbar durch Raubtiere, die um ihre Macht bangen. Bedroht von Viren und Bakterien, von Dreck und Kälte, von Hunger, Krieg und Pestilenz. Und dennoch bahnt sich diese Hoffnung den Weg des Lebens. Die Wurzel aus dem Stamm Isais wächst und gedeiht und wird ein Zeichen für die Völker und die Orte die er betreten hat, werden verherrlicht. Doch Krieg, Hunger, Leid und Pestilenz bleiben. Nein, auch das Kind in der Krippe erschafft auf Erden nicht, dass der Wolf beim Lamm liegt. Und dennoch gibt er den Menschen die Hoffnung auf diesen Frieden.
Und wir, sehnen uns auch nach diesem Frieden. Den Frieden, dass die Streitigkeiten aufhören. Den Frieden für unsere in diesem Jahr noch mehr als sonst geplagten Seelen. Wir sehnen uns danach, dass all dieses Dunkel der Welt verschwindet und stattdessen der Stamm Isais wieder ersprießt und Kalb und Löwe miteinander grasen.
Und das wäre doch eine wirklich schöne Vorstellung. Wir wachen morgens auf und der Friedefürst wäre da. Wir könnten unsere Kinder ohne Angst rausschicken, weil wir wissen würden. Es kann einfach nichts passieren. All die Ängste und Zukunftssorgen, die uns die Sorgenfalten ins Gesicht malen, würden nicht mehr existieren. Stattdessen nur Liebe und Frieden und so. Aber wir haben die Sorgenfalten im Gesicht. Wir haben die Unsicherheiten. Doch wir dürfen auch eins Haben: Die träumende Sehnsucht, welche den Propheten zur Vision der Wurzel Isais brachte. Es ist die träumende Unschuld, des Gläubigen, der sich trotzig der Realität stellt und dem Dunkel der Welt entgegen lacht, dass das Kind in der Krippe immer wieder alles auf den Kopf stellen kann, weil es mir und dir sagt, dass in den Bedrohungen der Welt Gottes Liebe letztendlich siegen wird. Sie wird siegen, wenn wir den Mut haben uns in voller Größe und Wahrheit darauf einzulassen. Gottes Liebe in der Krippe wird obsiegen, wenn wir bereit sind uns von unseren Tellerrändern unseres Denkens zu befreien. Gottes Liebe offenbart sich uns, wenn wir uns frei mach von dem Egoismus, dass wir die Herrscher*innen der Welt seien und stattdessen anerkennen, dass wir dem Kind in der Krippe dienen.
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