Richtig Leben

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Adorno und Paulus

“Es gibt kein richtiges Leben im Falschen.” (Adorno, Minima Moralia) Diese Erkenntnis hat Adorno als er vor den Nazis im Exil in Amerika lebte. Es ist einfach unmöglich wirklich und wahrhaftig das eigene Leben zu leben, wenn ich mich den äußeren Umständen anpasse und nicht meinem inneren Antrieb folge.
Denn wenn ich mich immer für Andere verbiege; wenn ich meine eigenen Talente unterdrücke, dann führe ich ein falsches Leben. Das spüre ich auch. Ich bin traurig. Ich bin in meinem Handeln antriebslos. Das Lachen fehlt. Und auch Freunde und Bekannte spüren es, wenn ich nicht meiner wahren Bestimmung nachgehe. Kurzum: Ich kann kein richtiges Leben im Falschen Leben führen.
Auch der Apostel Paulus hat dies schon vor knapp 2000 Jahren der Gemeinde in Rom erklärt. Auch er sagt, dass es wichtig ist, seiner Bestimmung nachzugehen. Auch er fordert die Gemeinde auf den eigenen Talenten zu folgen. Er schreibt das seinen Geschwistern in diesen Worten:
Römer 12,1–8 BasisBibel
1 Brüder und Schwestern, bei der Barmherzigkeit Gottes bitte ich euch: Stellt euer ganzes Leben Gott zur Verfügung. Es soll wie ein lebendiges und heiliges Opfer sein, das ihm gefällt. Das wäre für euch die vernünftige Art, Gott zu dienen. 2 Und passt euch nicht dieser Zeit an. Gebraucht vielmehr euren Verstand in einer neuen Weise und lasst euch dadurch verwandeln. Dann könnt ihr beurteilen, was der Wille Gottes ist: Ob etwas gut ist, ob es Gott gefällt und ob es vollkommen ist. 3 Bei der Gnade, die Gott mir geschenkt hat, sage ich jedem Einzelnen von euch: Überschätzt euch nicht und traut euch nicht mehr zu, als angemessen ist. Strebt lieber nach nüchterner Selbsteinschätzung. Und zwar jeder so, wie Gott es für ihn bestimmt hat – und wie es dem Maßstab des Glaubens entspricht. 4 Es ist wie bei unserem Körper: Der eine Leib besteht aus vielen Körperteilen, aber nicht alle Teile haben dieselbe Aufgabe. 5 Genauso bilden wir vielen Menschen, die zu Christus gehören, miteinander einen Leib. Aber einzeln betrachtet sind wir wie unterschiedliche und doch zusammengehörende Körperteile. 6 Wir haben verschiedene Gaben, je nachdem, was Gott uns in seiner Gnade geschenkt hat: Wenn jemand die Gabe hat, als Prophet zu reden, soll er das in Übereinstimmung mit dem Glauben tun. 7 Wenn jemand die Gabe hat, der Gemeinde zu dienen, soll er ihr diesen Dienst leisten. Wenn jemand die Gabe hat zu lehren, soll er als Lehrer wirken. 8 Wenn jemand die Gabe hat zu ermutigen, soll er Mut machen. Wer etwas gibt, soll das ohne Hintergedanken tun. Wer für die Gemeinde sorgt, soll sich voll für sie einsetzen. Wer sich um die Notleidenden kümmert, soll Freude daran haben.
Für mich sind die Worte ein förmliches Flehen des Paulus. Er fleht seine Gemeinde an, dass sie das große Ganze im Blick behalten sollen und nicht einfach aktuellen Trends nachlaufen sollen. Denn die von Gott mitgegebenen Talente richtig und selbstlos einzusetzen, das ist das große Ziel. Und das erfordert auch das, was Paulus mit Opfer beschreibt.
Denn mit Opfer wird nichts anderes als eine Hingabe gemeint. Eine Hingabe, welche Jenseits von Gewinndenken ist. Ich folge dem von Gott mitgegebenen Talent unabhängig davon, ob es mir im Leben Ruhm und Ehre einbringen wird. Ich erhoffe mir durch den Einsatz meines Talentes keinen besonderen Stand bei den Menschen oder bei Gott selbst. Ich mache es einzig und allein, weil ich weiß, dass ich so Gott mit meinem Talent diene und somit in meinem Leben Gottesdienst betreibe. So hat zum Beispiel Bach viele seiner Werke unterzeichnet mit dem Kürzel S.D.G. Soli Deo Gloria oder zu Deutsch: Allein Gott sei die Ehre. Bach verstand damit seine Kompositionen und sein Talent für selbige als nicht etwas selbsterarbeitetes an, sondern als das Ergebnis des Talentes, welches Gott ihm ins Leben mitgegeben hat.
Wer seinen Talenten folgt, kann somit nicht im falschen Leben versuchen ein richtiges zu führen. Wer seinen Talenten, seiner inneren Stimme folgt, der oder die macht sich unabhängig von Trends und Bewegungen, welche heute kommen und morgen schon passé sind. Er oder Sie lebt dann sein richtiges Leben, weil er dem Weg Gottes vertraut.
Dadurch wird er oder Sie mehr als er selbst durch sein Talent. Denn wer seinem von Gott gegebenen Talent folgt, der nimmt wahr, dass er ein Teil eines größeren Ganzen ist. Im Zusammenspiel mit den Anderen arbeitet er dann als eine Einheit oder wir Paulus es nennen würde, als ein Leib zusammen. Ein Leib, der das Wirken Jesu in dieser Welt fortführt, weil Gottes Wirken durch die Fähigkeiten eines jeden Menschen immer wieder sichtbar gemacht wird und somit das Handeln in der Welt Geist gewirkt zum Wohle aller dient, selbst dann, wenn die unmittelbaren Auswirkungen nicht sofort sichtbar sind, sondern erst in Generationen sichtbar wird.
Ein Richtiges Leben führen heißt für Paulus also ein Leben aus dem Glauben heraus leben. Ein Leben, das darauf vertraut, dass Gott einem ein einmaliges Talent mitgegeben hat, welches anderen dienen will, ohne, dass ich in erster Linie davon mir Gewinn erhoffe. Ein solches Leben im Geist Gottes führen hilft dabei nicht dem Versuch zu erliegen ein richtiges Leben im Falschen zu führen.
Und der Friede Gottes...
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