Aus der Fülle leben

Perikopenreihe 3  •  Sermon  •  Submitted
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“Haben wir auch an alles gedacht?” Die Frage, die sich ein Hochzeitspaar wohl kurz vor der Hochzeit öfter als einmal stellt. Immerhin soll es den Gästen an nichts mangeln. Gute Musik soll da sein, gutes Essen soll da sein und genug zu trinken. Denn wenn wir ein Fest feiern, dann soll es an nichts mangeln. Nichts soll zur Neige gehen. Feiern, das heißt im Überfluss schwelgen.
Wie schlimm, wenn dann irgendetwas ausgeht! Stellen wir uns doch nur einmal vor, der Wein würde an diesem Abend ausgehen. Für die meisten Feiern wäre dass der Endpunkt.
“Haben wir auch an alles gedacht?” Das ist auch die Frage, die sich das Hochzeitspaar in dem heutigen Bibelabschnitt aus dem Johannesevangelium gestellt hat. Nur das bei diesen beiden die Planungen etwas ausgiebiger sein mussten. Denn Hochzeiten zu Jesu Zeiten in Israel dauerten nicht einen Tag wie bei uns, sondern ganze sieben Tage. Immer wieder kamen neue Gäste und für alle sollte alles in Hülle und Fülle vorhanden sein. Was für ein Planungsstress. Und wie schwer ist es da vorher zu sehen, ob alles reicht. Sicher wurde jeden Morgen alles notwendige neugeliefert. Doch hört selbst was geschah:
John 2:1–11 BasisBibel
1 Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt. Auch die Mutter von Jesus nahm daran teil. 2 Jesus und seine Jünger waren ebenfalls zur Hochzeitsfeier eingeladen. 3 Während des Festes ging der Wein aus. Da sagte die Mutter von Jesus zu ihm: »Sie haben keinen Wein mehr!« 4 Jesus antwortete ihr: »Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.« 5 Doch seine Mutter sagte zu den Dienern: »Tut alles, was er euch sagt!« 6 Dort gab es auch sechs große Wasserkrüge aus Stein. Die Juden benötigten sie, um sich zu reinigen. Jeder Krug fasste zwei bis drei Eimer. 7 Jesus sagte zu den Dienern: »Füllt die Krüge mit Wasser.« Die füllten sie bis zum Rand. 8 Dann sagte er zu ihnen: »Schöpft jetzt etwas heraus und bringt es dem Festmeister.« Sie brachten es ihm. 9 Als der Festmeister einen Schluck davon trank, war das Wasser zu Wein geworden. Er wusste natürlich nicht, woher der Wein kam. Aber die Diener, die das Wasser geschöpft hatten, wussten Bescheid. Da rief der Festmeister den Bräutigam zu sich 10 und sagte zu ihm: »Jeder andere schenkt zuerst den guten Wein aus. Und wenn die Gäste dann angetrunken sind, folgt der weniger gute. Du hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.« 11 Das war das erste Zeichen. Jesus vollbrachte es in Kana in Galiläa. Er machte damit seine Herrlichkeit sichtbar und seine Jünger glaubten an ihn.
ca. 720 Liter bester Wein lässt Jesus da als Wunder entstehen. Wirklich ein Wunder der Überfülle. Ein reinstes Luxuswunder. Und das steht nach Johannes am Anfang von Jesu Wirken. Jesus rettet damit das Fest und hat eine Wein Menge erschaffen, welche für das Fest in jedem Fall reichen sollte.
Aber er will damit noch mehr anzeigen. Er will den Leuten anzeigen, dass mit ihm nun eine Zeit der Fülle angebrochen ist. An anderer Stelle weist er daraufhin, dass er selbst ein Bräutigam sei und deswegen die, die ihm Nachfolgen in Fülle leben sollen (vgl. Mk 2,18-20). So lange Jesus bei einen ist, gibt es keinen Mangel, dass ist die Botschaft.
Das klingt für viele von uns zynisch. Gerade in der anhaltenden Krise steht doch die Sorge um Mangel im Vordergrund. Immer mehr Menschen haben Angst um ihren Job oder haben ihn schon verloren. Damit einhergehend ist für sie die Frage, wie sie den Alltag finanziell bewältigen sollen. In Deutschland nimmt in den letzten Jahren die Anzahl der Obdachlosen immer mehr zu, da bezahlbarer Wohnraum immer knapper wird. Und dann erzählt uns das Weinwunder davon, dass wir keinen Mangel haben, solange Jesu bei uns ist.
Vielleicht hilft uns hier die Eingangs erwähnte Frage der Hochzeitspaare weiter: “Haben wir auch an alles gedacht?” Haben wir wirklich an alles gedacht, wenn wir nur den materiellen Besitz in den Vordergrund stellen? Haben wir an alles gedacht, wenn wir nur das Heute und Morgen vor Augen haben?
Ich glaube nicht, dass wir an alles gedacht haben und an alles denken. Wir vergessen immer viel zu viel. Das Brautpaar hatte vergessen genügend Wein zu besorgen. Sie haben sich kurz gesagt: verkalkuliert.
Eine Angewohnheit, die wir Menschen viel zu oft haben. Wir verkalkulieren uns gerne. Im Blick haben wir nur den schnellen Erfolg. Das schnelle Geld. Im Vordergrund steht das hedonistische Wohlgefühl, dass das Leben eine einzige große Party sein sollte.
Jesus stellt mit dem Wein dagegen, dass genug für alle da sein soll. Das Brautpaar wollte auch, dass genug für alle da ist. Dafür geben sie von ihrem Reichtum für das Fest einiges ab.
Wie wäre es daher, wenn wir das Leben auch als ein Hochzeitsfest zu Kanaa sehen würden: Für alle soll genug da sein. Die Güter, die wir haben stellen wir allen zur Verfügung. Jede und Jeder kann dazu kommen. Er und Sie können sich hinsetzen und satt werden. Denn die Ironie ist doch, dass vom Notwendigsten für das Leben: Essen und Trinken. Genug da ist. Es ist nur ungleichmäßig verteilt. So wie die 720 Liter Wein wohl für das restliche Hochzeitsfest gereicht haben, so könnten auch unsere Nahrungsmittel und Wasservorräte für alle reichen, wenn wir mit allen das Leben feiern wollen.
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