Charakter Gottes - Teil 1: Konträre biblische Gottesbilder – Wie ist Gott wirklich?

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Gott war, ist und wird immer so sein, wie Jesus ihn offenbart hat. Was bedeutet dies für die schwierigen Gottesbilder im AT?

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Einführung
Liebe Gemeinde, jeder Mensch stellt sich Gott ja so ein bisschen anders vor. Der eine sieht in Gott ein kontrollierendes Elternteil, der andere sieht Gott als strengen Richter und wieder ein anderer denkt vielleicht an einen alten Mann irgendwo oben in den Wolken. Auch in der Bibel finden wir unterschiedliche Bilder mit denen Gott beschrieben wird. Heute soll es um konträre oder widersprüchliche biblische Gottesbilder gehen und wie wir gut damit umgehen können. Ich habe mal ein paar Beispiele mitgebracht:

Jer 13,14: Gott spricht: “Und ich werde sie (die Israeliten) zerschmettern, den einen am anderen, die Väter zusammen mit den Söhnen, spricht der HERR; ich will sie nicht verschonen; ich werde kein Mitleid mit ihnen haben, und kein Erbarmen soll mich davon abhalten, sie zu verderben!”

Denn der HERR ist gut, ewig währt seine Gnade und seine Treue von Generation zu Generation. (Ps 100,5 ZB)

Ist Gott jetzt ein Gott dessen Gnade ewig währt und nie aufhört oder ein Gott dem es irgendwann zu bunt wird und dann straft er ohne Mitleid und Erbarmen?

“Wohl dem, der Babylons Kindlein nimmt und sie zerschmettert am Felsen!” (Ps 137,9)

Gott will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. (1 Tim 2,4)

Segnet Gott jetzt die Leute die Babys von sündigen Eltern auf Felsen zerschmettern oder ist er ein Gott der jeden Menschen liebt und will, dass jeder Mensch gerettet wird? Woher können wir wissen wie Gott wirklich ist? Was ist der Maßstab mit dem wir unterschiedliche Gottesbilder der Bibel bewerten? Gibt es eine Offenbarung Gottes die alle anderen übertrumpft? Gibt es einen Weg sicher zu wissen wie Gott wirklich ist? All diese Fragen werde ich heute in der Predigt mit einer klaren Antwort beantworten.

Warum ist es wichtig über Gottes Charakter nachzudenken?

Aber bevor wir auf die Suche nach Antworten gehen können müssen wir zuerst überlegen warum es überhaupt wichtig ist Antworten auf die Fragen zu finden. Warum ist es wichtig über Gottes Charakter nachzudenken? Ich möchte kurz und knapp 4 Gründe nennen warum es wichtig ist, dass wir uns über Gottes Charakter Gedanken machen.

1) Ein falsches Gottesbild führt Leute dazu Gott abzulehnen

A. A. Milne, der Autor von Winnie Pu, hat gesagt: “Das Alte Testament hat mehr Atheisten, Agnostiker und Ungläubige hervorgebracht, als alle Bücher die jemals geschrieben wurden. Es macht mehr Kirchen leer als alle großen Gegenattraktionen wie das Kino, Motorräder und Golf, zusammen.”
Ich weiß nicht ob Milne mit seiner Aussage Recht hat oder nicht, aber ich denke es steckt viel Wahrheit darin, dass sich viele Menschen weltweit von Gott abwenden, weil sie mit vielen gewalttätigen Gottesbildern im Alten Testament nicht übereinstimmen können und so einen Gott nicht anbeten wollen. Selbst der berühmte Kirchenvater Origenes hat gesagt, dass es im AT viele Beschreibungen Gottes gibt die Gott nicht akkurat beschreiben und seiner nicht würdig sind. Berühmte Atheisten wie Richard Dawkins zitieren immer wieder Stellen aus dem AT um aufzuzeigen was Gott für ein Monster ist und um zu zeigen wie moralisch falsch es ist an Gott zu glauben. Millionen Menschen lesen ihre Bücher und glauben dem was darin geschrieben steht und lehnen deshalb Gott ab.

2) Ein falsches Gottesbild kann uns davon abhalten Gott ganz zu vertrauen

Als Teenager fand ich einmal zufällig pornografisches Material bei einer Person Zuhause der ich vertraute und die mir wichtig war. In meinem kindlichen Kopf dachte ich, dass jeder der sich so etwas anschaut ein sehr böser Mensch sein muss. Deshalb konnte ich dieser Person viele Jahre lang nicht mehr richtig vertrauen. Ich glaube unzählige Christen haben unterbewusst Probleme Gott voll und ganz zu vertrauen, weil sie vielleicht Gott als kontrollierenden oder abwesenden Vater sehen oder vieles nicht nachvollziehen können was er im AT getan hat. Diese Leichen im Keller Gottes halten viele davon ab sich Gott ganz und gar hinzugeben.

3) Ein falsches Gottesbild kann dazu führen, dass wir uns selbst anbeten statt den wahren Gott

Wir Menschen neigen leider dazu uns unseren eigenen Gott zu basteln und diesen anzubeten. Sei das ein Gott der Trump berufen hat um Amerika wieder groß zu machen und zu retten oder ein Gott der alle unsere Probleme lösen will und zu einer persönlichen Wunschmaschiene mutiert oder ein Gott der Homosexuelle hasst oder ein Gott der eine Menschengruppe mehr liebt als andere Menschen. All diese Gottesbilder sind menschengemacht und ultimativ wenn wir einen menschengemachten Gott anbeten dann beten wir ein Stück weit uns selbst an, weil wir uns diesen Gott ausgedacht haben und er nicht wirklich existiert.

4) Ein falsches Gottesbild kann uns dazu bringen Dinge zu tun, die Gott hasst

Ein sehr enger Freund von mir hat einen sehr fundamentalistischen Vater. Dieser Vater ist der Meinung, dass jeder Vers in der Bibel Gottes Wort ist und deshalb gleichwertig von Bedeutung ist und wir deshalb jedem Vers gleichwertig gehorchen müssen. Dies ist aber eine sehr ungesunde Art und Weise die Bibel zu verstehen, weil die Bibel nicht dafür gedacht ist. Ich stimme zwar zu, dass jeder Vers Gottes Wort ist und wir ihn ernst nehmen müssen, aber ich lgaube keinesfalls dass alle Verse wörtlich und gleichwertig zu verstehen sind. Wäre jeder Vers in der Bibel wörlich und gleichwertig zu verstehen, dann hätte ich leider jetzt schon keine Kinder mehr weil ich sie alle hätte wegen Ungehorsam steinigen müssen laut Deut 21. Beim Bibellesen ist es wichtig Verse im gesamten biblischen Kontext und im historischen und kulturellen Hintergrund zu verstehen und nicht einfach alle Verse der Bibel als wörtliche Fakten zu verstehen. Dieser Vater sieht Gott als heiligen Gott der kein Erbarmen hat mit Menschen die nicht Buße tun. Deshalb sollen sich auch, seiner Meinung nach, Christen von allen Menschen fernhalten die nicht bereit sind Buße zu tun. Dieses enge Gottesbild hat dazu geführt, dass er heute von seinen 6 Kindern nur noch Kontakt mit 2 hat. Die anderen 4 hat er aus seinem Leben verbannt, weil sie nicht seine religiöse Engstirnigkeit geteilt haben. Sein enges Gottesbild hat ihn dazu geführt seine Familie zu zerstören und hat viele Verletzungen in das Leben seiner Kinder und anderer Menschen gebracht. Aber unser Gott ist ein Gott der das Herz der Kinder zu den Eltern wenden will und Versöhnung zwischen den Generationen schenken will. Er hat keine Freude daran wenn Religiösität gebraucht wird um Beziehungen zu zerstören.
Wir merken also, dass es sehr wichtig ist, dass wir uns Gedanken darüber machen wie Gott wirklich ist, weil unser Gottesbild kann entscheidend sein ob andere Menschen an Gott glauben oder nicht und es wird massiv unsere Beziehung zu Gott und unser eigenes Handeln beeinflussen.

Wie ist Gott?

Wie können wir nun wissen wie Gott wirklich ist?
Im Johannesevangelium schreibt Johannes,

Niemand hat Gott je gesehen. (Johannes 1,18 NGÜ)

Und in Joh 5,37 drückt er es sogar noch deutlicher aus:

Ihr habt weder seine Stimme je gehört noch seine Gestalt gesehen. (Johannes 5,37 EÜ)

Johannes schreibt dies obwohl Mose mit Gott von Angesicht zu Angesicht geredet hat (Ex 33,11). Johannes kannte das AT gut und er wusste, dass es viele Berichte gab in denen Männer Gottes Gott begegnet sind und ihn gesehen haben. Johannes provoziert hier. Er will hier etwas wichtiges betonen. Und diesen Punkt kommuniziert er ganz klar, wenn wir den Vers weiterlesen:

Niemand hat Gott je gesehen. Der einzige Sohn hat ihn uns offenbart, er, der selbst Gott ist und an der Seite des Vaters sitzt. (Johannes 1,18 NGÜ)

Das gesamte AT lässt uns Gott nicht klar erkennen. Trotz all der Schriften im AT ist Gottes Charakter weiterhin unklar und Gottes wahre Gestalt noch nicht klar erkennbar. Das ist auch einer der Gründe, dass die Jünger Jesu nach 3 Jahren Intensivzeit mit Jesus trotzdem noch daran gezweifelt haben, dass Jesus der Messias ist. Was Johannes hier betonen will ist, dass Jesus allein uns Gott und seinen Charakter offenbart. Vor Jesus wussten die Israeliten nicht wie Gott wirklich ist, sie haben Gott nur bruchstückhaft erkannt. Aber Jesus hat uns Menschen offenbart wie Gott wirklich ist. Johannes betont in seinem Evangelium immer wieder, dass Jesus und der Vater eins sind und dass jeder der Jesus sieht, den Vater sieht (Joh 10,30; 12,45; 14,9). Somit entsteht beim Lesen des Johannesevangeliums die Erkenntnis, dass vor Jesus niemand klar Gottes Charakter erkannt hat, aber in und durch Jesu Wirken und Leben offenbart er Gottes wahren Charakter.
Wenn man Joh 1,18 in griechisch liest wird dies noch klarer. Das Wort „Exegese“ und das griechische Wort für „offenbart“ (ἐξηγέομαι exēgeomai) haben die gleiche griechische Wurzel.

Exegese = Auslegung eines Textes „offenbart“ (in Vers 18) = ἐξηγέομαι (exēgeomai)

Joh 1,18 beschreibt Jesus demnach als Gottes ultimative Auslegung und Beschreibung seiner selbst.
Und genau diese Erkenntnis, dass Jesus die perfekte Offenbarung und Auslegung Gottes ist, ist ein grundlegendes Bekenntnis der ersten Christen, welches wir im Neuen Testament immer und immer wieder entdecken, weil es so wichtig für die ersten Christen war.

Er ist das vollkommene Abbild von Gottes Herrlichkeit, der unverfälschte Ausdruck seines Wesens. (Hebräer 1,3 NGÜ)

Hebräer 1,1-3 bezeichnet Jesus als exaktes Abbild von Gottes Charakter. Die NKJV Studienbibel erklärt, dass der Begriff „Ausdruck seines Wesens“ so viel wie „exakte Charakter“ oder auch „exakte Repräsentation“ bedeutet und aus dem Bereich der Münzprägung kommt, bei der ein Prägestempel immer den exakt identischen Abdruck auf Münzen geprägt hat. Jesus ist das perfekte Spiegelbild Gottes, wenn wir Jesus anschauen, dann sehen wir wie Gott ist.
Denselben Gedanken finden wir in Kol 1,15.

Der Sohn ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes. (Kolosser 1,15 NGÜ)

Kol 1,15-20 ist sehr vermutlich eine Hymne der ersten Christen und damit ein Bekenntnis ihrer Christologie, also ihres Verständnis davon wer Jesus ist. Auch hier wird Jesus als Abbild des unsichtbaren Gottes verstanden. Das griechische Wort für „Ebenbild“ in Vers 15 ist εἰκών (eikōn) .

εἰκών (eikōn) = Ebenbild

Das Wort eikōn in diesem Vers kommuniziert, dass Jesus Gott sichtbar gemacht hat und ihn perfekt offenbart hat. Durch Jesus ist der unsichtbare Gott für Menschen sichtbar geworden. Aber hat Jesus uns Gott teilweise offenbart oder in seiner ganzen Fülle? Paulus beantwortet diese Frage:

Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. (Kolosser 2,9 EÜ)

Kol 1,19 und 2,9 ergänzen, dass Gott in seiner gesamten Fülle in Jesus gewohnt hat. Damit offenbart Jesus nicht nur einen Teil Gottes, sondern ihn in seiner ganzen Fülle.

4 ...durch die Verkündigung des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, der Gottes Ebenbild ist. 6… der hat es auch in unseren Herzen hell werden lassen, sodass wir in der Person von Jesus Christus den vollen Glanz von Gottes Herrlichkeit erkennen. (2 Korinther 4,4+6)

In 2 Kor 4,4 ist die Rede davon, dass der Gott dieser Welt den Ungläubigen den Sinn verblendet hat, damit diese „den Lichtglanz des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus, der Gottes Bild ist“ (Schlachter) nicht sehen können. Auch hier wird Jesus von Paulus als Ebenbild (εἰκών eikōn) Gottes verstanden. In Vers 6 macht Paulus es noch deutlicher, indem er verkündet, dass wir den vollen Glanz von Gottes Herrlichkeit in Jesu erkennen.

Warum ist allein Jesus die höchste und klarste Offenbarung Gottes?

In 1 Joh 4,8 definiert Johannes Gott als Liebe. Das gr. Wort für Liebe ist Agape. (ἀγάπη agapē)

Gott ist Liebe (griechisch: ἀγάπη agapē). (1 Johannes 4,8)

Diese Agape-Liebe ist Gottes Wesen. Liebe ist nun ein Wort welches viele Menschen sehr unterschiedlich verstehen und definieren. Jeder Mensch hier in diesem Gottesdienst hat ein anderes Verständnis von Liebe und so können beschreibende Worte schnell in die Irre führen. Worte allein können Gott nicht beschreiben, weil sie nicht ausreichend sind und zu sehr dazu neigen falsch verstanden zu werden. Aber wir müssen nicht raten wie Gott das Wort Liebe füllt. Gott hat seine Agape-Liebe und damit sein Wesen, uns Menschen offenbart in seinem Sohn Jesus. Aber nicht nur generell durch das Leben Jesu, sondern ganz besonders durch das Kreuz wird Gottes Charakter sichtbar. Am Kreuz wird Gottes Wesen, sein Charakter, seine Liebe sichtbar, für alle Menschen zum Sehen.

Ist Jesus die höchste Offenbarung Gottes?

Jesus hat uns Gottes Wesen offenbart. Aber inwiefern ist seine Offenbarung höher oder wichtiger als das was im Alten Testament von Gott offenbart worden ist? Ist nicht alles in der Bibel gleichwertig wichtig?

Ich aber habe das Zeugnis, das größer ist als das des Johannes. (Johannes 5,36)

In Joh 5,36 sagt Jesus, dass sein Zeugnis größer ist als das von Johannes dem Täufer.

Wahrlich, ich sage euch: Unter denen, die von Frauen geboren sind, ist kein Größerer aufgetreten als Johannes der Täufer. (Matthäus 11,11)

In Mt 11,11 wird Johannes als der Größte aller bisher geborenen Menschen bezeichnet. Damit ist Johannes größer als alle anderen Propheten des Alten Testaments, aber das Zeugnis Jesu ist größer als das des Johannes. Dieselbe Idee ist in der Verklärung Jesu auf dem Berg zu finden (Lk 9,28-36). Mose, der für das alttestamentliche Gesetz steht und Elija, der für die Propheten steht, erscheinen auf dem Berg und Gott spricht zu den Jüngern und gebietet ihnen auf Jesus, seinen Sohn, zu hören (V.35). Damit erhebt Gott seinen Sohn Jesus über das Gesetz und die Propheten des Alten Testaments.

Ihr erforscht die Schriften, weil ihr meint, in ihnen das ewige Leben zu haben; und sie sind es, die von mir Zeugnis geben. (Johannes 5,39)

Jesus erklärt, dass das AT auf ihn verweist und erhebt sich damit über das AT. Derselbe Gedanke wird im Hebräerbrief kommuniziert in dem Jesus mit der Torah, Mose, Melchisedek und den Opfern verglichen wird und gezeigt wird, dass er über sie alle erhaben ist und sie alle übertrifft.
Und auch Jesus bestätigte dass er alleine Gott offenbart, denn in Mt 11,27 verkündetJesus, dass niemand den Vater kennt außer dem Sohn und diejenigen denen der Sohn den Vater offenbart (Mt 11,27).

Niemand kennt den Sohn, nur der Vater kennt ihn; und auch den Vater kennt niemand, nur der Sohn – und die, denen der Sohn es offenbaren will. (Matthäus 11,27)

Es ist zu vermuten, dass Jesus hier hyperbolisch redet, wenn er sagt, dass niemand, was alle Personen des Alten Testaments einschließt, den Vater kennt. Vermutlich deutet er damit an, dass er Gott viel besser kennt als alle Menschen, die Gott nur bruchstückhaft erkennen können und er allein deshalb den Vater voll und ganz offenbaren kann.  
Fazit: Gott war immer wie Jesus, er ist wie Jesus und wird immer wie Jesus, ihn offenbart hat, sein. Gott ist immer wie Jesus, in ihm gibt es nichts was Jesu Charakter widerspricht.

Die Essenz Gottes ist Liebe

Wenn Jesus wirklich die höchste Offenbarung des Wesens Gottes ist, dann müssen wir uns fragen wie Jesus uns Gottes Charakter offenbart hat.
Jesus hat in seiner Lehre und in seinem Leben die Liebe in den Mittelpunkt gestellt, was wir am Doppelgebot der Liebe (Mt 22,36-40) erkennen. Dies passt dazu, dass Johannes Gott als Agape-Liebe beschreibt (1 Joh 4,8). Bonhoeffer hat es so formuliert:

“Liebe…ist Gottes Offenbarung. Und die Offenbarung Gottes ist Jesus.” (Dietrich Bonhoeffer)

Wenn Agape-Liebe wirklich die Essenz Gottes und damit auch von Jesus ist, dann muss alles Wirken Jesu aus dieser Liebe heraus geboren und von ihr motiviert sein. Damit lebt Jesus uns vor wie Agape-Liebe praktisch im Leben aussieht und gibt uns damit ein Vorbild dem wir nachfolgen können.
Jesus hat Gottes Liebe demonstriert indem er Feindesliebe gelehrt (Mt 5,44) und vorgelebt hat (Lk 23,34). Er hat seine Jünger gelehrt jederzeit zu vergeben (Mt 18,21-22) und ihnen vergeben, wenn sie versagt haben (Joh 21,15-17). Er war demütig (Mk 10,45; Joh 13,2-7; Phil 2,5-11), hat Gewalt abgelehnt (Mt 5,9+38f; 26,52-54; Joh 18,36) und war voller Erbarmen (Mk 6,34). Jesus hatte keine großen Besitztümer (Lk 9,58) und hat dadurch gelehrt und vorgelebt, dass es nicht gut ist sich mit dem Herzen an Gegenstände und Geld zu hängen (Lk 12,15). Jesus hat uns Gott als den Gott der Agape-Liebe offenbart. Wenn wir wissen wollen wie Gott ist, dann müssen wir auf Jesus schauen! Jesus allein offenbart uns wie Gott wirklich ist.

Was bedeutet dies für die schwierigen Gottesbilder im AT?

Wenn Gott immer so ist wie Jesus ihn offenbart hat, was bedeutet das für die schwierigen Gottesbilder die wir teilweise im AT finden? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Ich will versuchen es anhand eines Beispiels zu erklären
Beispiel: was anderes muss los sein (meiner Kids)
Kids lieben Eis: wenn Kids kein Eis wollen, dann entweder Bauchschmerzen oder Angst vor Karries
Philip, der Dieb: In Thailand ist es üblich Freunden kleine Geschenke mitzubringen, wenn man sie besucht. Eine Freundin hatte uns verschiedene frisch gepresste Fruchtsäfte mitgebracht und wir haben sie ungeöffnet in den Kühlschrank gestellt um sie am nächsten Morgen zu trinken. Am nächsten Morgen habe ich voller Erstaunen festgestellt, dass eine Flasche nur noch halb gefüllt war. Also habe ich natürlich sofort meine Familie befragt um den Schuldigen zu finden der heimlich nachts von dem Saft getrunken hat. Aber jeder hat mir glaubhaft versichert unschuldig gewesen zu sein. Dann blieb nur eine Möglichkeit: es war Philip. Philip ist ein enger Freund der eineinhalb Jahre bei uns im Haus gelebt hat. Deshalb kenne ich Philip sehr gut. Philip würde nie etwas von uns nehmen ohne vorher zu fragen. Als er runterkam erwähnte er auch nichts, dass er gestern plötzlich ein unstillbares Verlangen nach frisch gepresstem Fruchtsaft bekommen hatte und sich nicht zurückhalten konnte. Als ich ihn nach dem Saft fragte antwortete er, dass er nichts damit zu tun habe. Jetzt blieben mir 2 Optionen:
Option 1: Entweder ich ignoriere alles was ich über Philip weiß und erkläre ihn zu dem Saftdieb und stelle damit seinen Charakter, wie ich ihn bisher erlebt habe, in Frage.
Option 2: Ich vertraue Philips Charakter und beschließe deshalb, dass irgendetwas anderes passiert sein muss.
Weil ich Philip kenne und weiß, dass er einen guten Charakter hat und so etwas nicht tun würde, entschied ich mich für Option 2. Etwas anderes musste geschehen sein. Also fing ich an zu überlegen. Ist jemand in mein Haus eingebrochen und hat Saft getrunken? Unwahrscheinlich. Hat eines meiner Kinder oder Miriam mich angelogen? Unwahrscheinlich. Wurde die Hälfte des Saftes entrückt? Unwahrscheinlich, Gott macht ja keine halben Sachen. Was war passiert? Als wir den Saft genauer untersuchten stellten wir fest, dass die Flasche immer noch ganz voll war allerdings hatte sich das bunte Fruchtfleisch in der unteren Hälfte der Flasche abgesetzt und die obere Hälfte war nur noch gefüllt mit klarer Flüssigkeit, so dass es so aussah als ob die Flasche nur halb voll war. Sobald wir die Flasche schüttelten hatten wir wieder eine volle Flasche. Niemand hatte mich bestohlen.
Sehr ähnlich verstehe ich das mit schwierigen Gottesbildern in der Bibel und in unserer Theologie. Wenn uns ein Gottesbild begegnet, dass dem widerspricht wie Jesus uns Gott offenbart hat, dann bleiben uns mehrere Optionen.
Option 1: Wir ignorieren die gegensätzlichen Gottesbilder und denken einfach nicht über das Problem nach.
Option 2: Wir ignorieren was Jesus uns über Gott offenbart hat und basteln uns einen eigenen Gott der dem widerspricht wie Jesus Gott offenbart hat.
Option 3: Wir vertrauen darauf, dass Gott so ist wie Jesus ihn offenbart hat und verwerfen Gottesbilder die nicht zu Jesus passen. Wir erkennen dass in der Bibelstelle etwas anderes los sein muss und versuchen zu verstehen was das sein könnte.
Ich denke wann immer wir in der Bibel oder auch in unserer Theologie ein Gottesbild entdecken, dass dem Charakter Jesu widerspricht, müssen wir dieses Gottesbild ablehnen und davon ausgehen dass etwas anderes vor sich geht in dieser Bibelstelle. Gott ist wie Jesus. Dies steht fest und darauf ist Verlass.
Diese möchte ich an unserem Vers vom Anfang noch einmal verdeutlichen.

“Wohl dem, der deine (Babylons) Kindlein nimmt und sie zerschmettert am Felsen!” (Ps 137,9 Schlachter)

Dieser Vers findet sich auf vielen atheistischen Internetseiten mit dem Kommentar, dass die Bibel und damit der Gott der Bibel ein moralisches Monster ist, weil er das zerschmettern von Kindern auf dem Felsen gutheißt. Wenn wir auf Jesus schauen, dann wissen wir, dass Gott kein Monster ist und keine Freude daran hat, wenn Babies, egal von wem, zerschmettert werden. Jesus hat uns Gott als guten Vater offenbart und kein guter Vater hat Freude daran, wenn seine Kinder auf Felsen zerschmettert werden. Und so etwas segnet er auch nicht. Also muss hier etwas anderes los sein. Was ist hier los? Poesie ist hier los. Die Psalmen sind poetische Texte. Sie sind poetische Gebete. Sie sind nicht gedacht um theologische Grundsätze darauf aufzubauen, sondern viel mehr dazu um dem Beter zu helfen sich selbst Gott gegenüber auszudrücken, um das Herz des Beters zu berühren und dadurch den Verstand zum Nachdenken anzuregen.
Ps 137 wurde vermutlich geschrieben kurz nachdem die Babylonier Jerusalem zerstört hatten und die Israeliten als Gefangene nach Babylon transportiert hatten. Die Israeliten waren hochgradig traumatisiert von dem was geschehen war. Sie hatten erlebt wie unzählige Freunde und Bekannte getötet worden waren, ihr Zuhause in einen Trümmerhaufen verwandelt wurde und nun fanden sie sich in einem Land mit einer anderen Kultur und Sprache, ohne irgendeinen Besitz und ohne zu wissen wie lange sie hier sein würden. Dieses Leid, diesen Kummer versucht der Psalmist in Ps 137 zum Ausdruck zu bringen. Er bringt das große Leid Israels zu Gott und das ist gut und das ist gesund. Gott hält das aus. Wir müssen unsere Gebete nicht nett formulieren, er hält das aus, wenn wir ehrlich mit ihm sind und ihm unser Leid klagen und wir uns bei ihm auskotzen.
Wenn überhaupt dann waren es die Israeliten die sich gewünscht haben, dass die Babies der Babylonier auf Felsen zerschmettert werden und nicht Gott. Und selbst ob dies der wahre Herzenswunsch der Israeliten war, möchte ich offenlassen, eben gerade weil die Psalmen poetische Texte sind und auch als solche gelesen werden sollten. Die Psalmen nutzen oft offensichtlich übertriebene Sprache um dem Gesagten Ausdruckskraft zu verleihen. Und das ist okay, weil sie eben gemacht sind um das Herz zu berühren und sie keine dogmatische Aussagen, also unumstößliche theologische Grundsätze, sind.
Jeder der so einen Vers nimmt und versucht daraus etwas Negatives über Gottes Charakter abzuleiten ignoriert großzügig eines der grundlegendsten Gebote beim Interpretieren von Texten jeglicher Art: die Literaturgattung muss bei der Interpretation beachtet werden. Ich denke das Beachten dieser einfachen Regel bewahrt bereits vor vielen falschen Gottesbildern.

Gott: “Und ich werde sie (die Israeliten) zerschmettern, den einen am anderen, die Väter zusammen mit den Söhnen, spricht der HERR; ich will sie nicht verschonen; ich werde kein Mitleid mit ihnen haben, und kein Erbarmen soll mich davon abhalten, sie zu verderben!” (Jer 13,14 Schlachter)

Jesus stellt in der Bergpredigt seinen Weg der Liebe vor. Der Weg Jesu, und damit der Weg Gottes, ist Vergebung, Feinde lieben, die extra Meile mitgehen und die andere Wange hinhalten. Gott ist nicht rachsüchtig. Gott ist nicht erbarmungslos und zerschmettert sein Volk, seine Kinder, nicht. Hier muss also etwas anderes los sein. Was das ist, was da los ist, da muss jeder sich selbst Gedanken machen und damit ringen. Ich habe eine Antwort für mich gefunden und die teile ich auch gerne Leuten die mich fragen im persönlichen Gespräch mit. Aber diese Antwort ist nur das Ergebnis zu dem ich gekommen bin, nachdem ich mit diesem Problem gerungen habe. Es ist mein Verständnis und keineswegs ein Dogma, also eine unumstößliche Wahrheit. Und weil mein Verständnis von dem was da los ist eben kein Dogma ist, deshalb werde ich es hier nicht predigen, sondern nur im privaten Gespräch erzählen, wo es die Möglichkeit für Rückfragen gibt. Aber ein Dogma, eine unumstößliche Wahrheit, ist felsenfest in der Bibel verankert und an diesem Dogma dürfen wir uns festhalten und unser Gottesbild ausrichten: Gott war, ist und wird immer wie Jesus sein. Gott ist nie anders als Jesus. Wenn wir Jesus anschauen, dann sehen wir wie Gott ist. Und darauf dürfen wir uns verlassen.
Amen
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