Charakter Gottes – Teil 2: Gott ist Liebe – Was bedeutet das überhaupt?

ich habe kurz darüber geredet warum es wichtig ist, dass wir über Gottes Charakter nachdenken. Ein falsches Gottesbild kann dazu führen, dass Menschen Gott ablehnen, dass wir Gott nicht wirklich vertrauen, dass wir nicht Gott anbeten, sondern einen Gott den wir uns selbst gebastelt haben und dass wir Dinge tun die Gott hasst. Hier möchte ich nur einen kurzen Punkt ergänzen: Ich glaube es war Luther der sinngemäß gesagt hat, dass wir so werden wie das was wir anbeten. Wenn unser Gott Gewalt gebraucht um Probleme zu lösen, dann können wir das auch. Wenn unser Gott Liebe ist, dann werden wir liebevoller. Wenn unser Gott Sünder hasst dann werden wir das auch tun. Unser Gottesbild wird unsere Identität beeinflussen, deshalb ist es wichtig, dass wir Gott so kennen wie er wirklich ist.

letzte Woche habe ich anhand mehrer Bibelstellen im NT aufgezeigt, dass die ersten Christen die feste Überzeugung hatten, dass Jesus die klarste Offenbarung Gottes ist und er allein klar offenbart wie Gott ist

Gott war, ist und wird immer wie Jesus sein, deshalb müssen wir jedes Gottesbild verwerfen was nicht Jesus-konform ist

Jesus allein zeigt uns wie Gott ist. Gott ist nie anders als Jesus.

Aber diese Wahrheit führt zu einer weiteren wichtigen Frage? Wie war denn Jesus? Wie hat uns Jesus denn offenbart, dass Gott ist? Und darum soll es heute gehen. Aber bevor wir zu Jesus kommen will ich eine interessante Bemerkung machen dazu wie im NT Gott beschrieben wird.

Ich werde heute sehr viele Punkte zusammenfassen die eigene Predigt verdienen. Könnte vermutlich 10-teilige Predigtreihe füllen. Bitte verzeiht Kürze mit der ich manches erwähne und zusammenfasse.

Nomen vs Adjektive.

Beim Beschreiben einer Person sind Nomen aussagekräftiger als Adjektive. Ich möchte das kurz demonstrieren.

Manuel ist lebendig. Manuel ist das Leben.

Manuel ist gerecht. Manuel ist Gerechtigkeit.

Manuel ist liebevoll. Manuel ist die Liebe.

Da ist ein großer Unterschied ob ein Charakter mit einem Adjektiv oder einem Nomen beschrieben wird. Nomen sind aussagekräftiger, weil sie das Wesen und die Essenz der Person beschreiben. Ich denke dasselbe gilt für Gott. Wir finden in der Bibel unzählige Adjektive die Gott beschreiben, aber im NT finden wir nur 3 Nomen die Gott beschreiben.

Licht (1 Johannes 1,5) Geist (Johannes 4,24) Liebe (1 Joh 4,8+16)

Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis.)

Geist (Johannes 4,24 Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.)

Liebe 2x 1 Joh 4,8+16

Gott ist in seiner Essenz Licht, Geist und Liebe. In ihm ist nie Dunkelheit. Was er tut ist immer von Agape-Liebe inspiriert, weil dies sein Wesen ist. Warum ist dies wichtig? Weil es einen entscheidenden Unterschied macht für unsere Theologie. Gottes Wesen beeinflusst all unsere Theologie.

Ich möchte versuchen dies zu veranschaulichen. Viele Christen die ich kenne würden die Frage nach Gottes Wesen mit den Worten heilig, gerecht und gnädig beschreiben. Und diese 3 Eigenschaften werden meistens als gleichwertig gesehen. Dies ist aber nicht ganz so einfach. Wenn Gott von seiner Essenz, von seinem Wesen her, Gerechtigkeit wäre, dann müsste alles was er tut gerecht sein. Gerechtigkeit beinhaltet aber per Definition, dass Gnade nicht möglich ist. Ein Richter, der den Kinderschänder, ohne Strafe gehen lässt ist nicht gerecht. Wäre Gott von seiner Essenz her Gerechtigkeit, dann könnte er uns nicht gnädig sein. Gnädig sein würde dann seinem Wesen der Gerechtigkeit widersprechen.

Die Bibel redet aber deutlich häufiger davon, dass Gott gnädig ist, als davon dass er gerecht ist. Und auch in Jesus sehen wir, dass er Menschen Sünden vergeben hat aus reiner Gnade, ohne dass sie etwas dafür getan haben, z.B. dem Gelähmten den die 4 Freunde vom Dach heruntergelassen haben. Ich glaube, dass Gott gerecht ist, aber ich glaube nicht, dass er von seinem Wesen her Gerechtigkeit ist. Das ist verwirrend, richtig? Ich habe versucht es zu illustrieren was ich sagen will.

Agape Grafik (Teilaspekte von Agape)

Ich glaube, dass Gott heilig und gerecht ist. Ich glaube auch dass er zornig über gewisse Dinge ist. Das ist alles wahr und biblisch. Allerdings sind dies Ausdrücke seines Wesens. Ausdrücke seiner Agape-Liebe. Weil Gott Liebe ist hasst er Ungerechtigkeit. Weil Gott Liebe ist, wird er zornig über alles was seine geliebte Schöpfung zerstört, uns schadet und Leid anrichtet. Weil er Licht ist und nie Dunkelheit in ihm ist ist alles was aus seiner Hand kommt gut. Er gibt seinen Kindern sie eine Schlange wenn wir ihn um Gutes bitten. Was er uns schenkt dient immer ultimativ zu unserem Besten, auch wenn wir dies in dem Moment nicht erkennen. Gottes Wesen, seine Essenz, ist Liebe, Licht und Geist und alles andere sind sekundäre Ausdrücke dieser 3 Wesenzüge Gottes. Gottes Wesen ist unveränderlich gleich und er ist diesem Wesen immer treu. Alle anderen Eigenschaften Gottes sind punktuelle Ausdrücke und Manifestationen seines Wesen. Gott ist nicht immer zornig. Er ist nicht immer gerecht. Er ist nicht immer gnädig. Aber alles was er tut ist angetrieben von Agape-Liebe und ein Ausdruck seiner Agape-Liebe.

Warum betone ich beim Predigen so oft Agape? Weil dies meiner Meinung nach das ist was die Bibel tut. Gott als Licht und Geist wird nur selten erwähnt, aber Liebe ist in fast jedem Buch der Bibel zentrales Thema. Weiterhin ist zu bedenken, dass Gottes Wesen als Licht, Geist und Liebe keine konträren Wesenszüge, sind, sondern die 3 sich ergänzen. Jedes der 3 Nomen verdient eine eigene Predigt, aber heute will ich mich auf Agape beschränken, weil Agape-Liebe absolut zentral im NT ist.

Matthäus 22,35-40 Das Doppelgebot der Liebe Nun versuchte einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, Jesus eine Falle zu stellen. Er fragte ihn: 36 »Meister, welches ist das wichtigste Gebot im Gesetz?« 37 Jesus antwortete: »›Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand!‹ 38 Dies ist das größte und wichtigste Gebot. 39 Ein zweites ist ebenso wichtig: ›Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst!‹ 40 Mit diesen beiden Geboten ist alles gesagt, was das Gesetz und die Propheten fordern.«

Johannes 13,35 Ich gebe euch ein neues Gebot: Liebt einander! Ihr sollt einander lieben, wie ich euch geliebt habe. 35 An eurer Liebe zueinander werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid. unser Markenzeichen sollte die Liebe sein

1 Tim 1,5 das Endziel der Lehre der Heiligen Schrift ist Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben.

1 Kor 13,13 Was für immer bleibt, sind Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei. Aber am größten von ihnen ist die Liebe.

3 Dinge bleiben ewiglich bestehen, aber die Liebe ist davon das Größte.

Die Bibel betont Agape, deshalb betone ich Agape!

Problem mit dem Wort Liebe! Viele Menschen setzen Liebe gleich mit freundlich und nett sein. Was heute viele Menschen unter dem Begriff Liebe verstehen ist der alte Butter-Werbeslogan “Ich darf so bleiben wie ich bin”. Viele Menschen denken, dass Liebe bedeutet, dass man alles und jeden immer akzeptiert und so lässt wie er oder sie ist, aber dieses Verständnis ist eine Perversion von wahrer Liebe, was wir erkennen können wenn wir auf Jesus schauen. Das werden wir uns später noch genauer anschauen.

Geschichte des Wort Agape.

Paulus hatte ein ähnliches Problem. Im Griechischen seiner Zeit gab es unzählige Worte für Liebe, aber sie alle beschrieben nicht wie wahre Liebe ist. Deshalb nahm er ein eher selten genutztes Wort für Liebe und definierte es neu mit den Eigenschaften die er in der Liebe Gottes sah. Wir müssen nicht raten wie Agape ist. Paulus hat Agape-Liebe und damit Gottes Wesen, für uns definiert. Aber bevor wir eintauchen können in diese wunderschönen Verse in 1 Kor 13,4-8 muss ich eine Vorbemerkung machen zum Thema Bibelübersetzungen. Die Bibel zu übersetzen ist nicht leicht. Weil oft Worte in einer Sprache existieren, die kein Äquivalent in der Zielsprache haben. Ich möchte das an einem Beispiel illustrieren aus meiner eigenen Erfahrung.

In Thailand habe ich ebenfalls ein Bibelübersetzungsprogram initiiert. Dafür musste ich die finale Entscheidung treffen wie ein paar der Schlüsselwörter unserer Bibel übersetzt werden sollen. Ein schwieriges Wort war das Wort Himmel. In der buddhistischen Kosmologie gibt es über der Erde mehrere Level an Himmel und unter der Erde mehrere Level an Hölle. All diese Level sind temporär. Das bedeutet man kann aufsteigen oder absteigen je nachdem wie man sich verhält. Das Wort welches die Thai Christen verwenden ist Sawan. Sawan ist einer der vielen Himmel. Das bedeutet wenn man dorthinkommt kann man von dort direkt in die Hölle fallen, wenn man sich daneben benimmt. Allerdings ist es auch der Ort wo die meisten Buddhisten hinzukommen wenn sie sterben. Nirvana hingegen ist der Ort an dem es kein Leid mehr gibt per Definition. Also ein viel treffenderes Wort für Himmel. Allerdings verstehen zu viele Leute zu unterschiedliche Sachen unter Nirvana, dadurch ist es sehr unklar was die Person hört, wenn wir Nirvana verwenden. Am Ende haben wir beschlossen eine Wort-neu-Schöpfung zu probieren: Sawan nirandorn, der nie endende Himmel. Aber auch dieses Wort ist problematisch, weil ewig einen negativen Beigeschmack im Buddhismus hat. Aber genug davon. Ich denke es wird klar wie schwer es oft ist manche Worte zu übersetzen.

In der Beschreibung von Agape in 1 Kor 13 stoßen wir genau auf dieses Problem. Die 15 griechischen Worte die Paulus hier gebraucht um Agape zu beschreiben sind alle vollgeladen mit viel Bedeutung und oft gibt es kein deutsches Wort was diese Fülle an Bedeutung erfasst, deshalb werden die Worte auch in unterschiedlichen Übersetzungen immer ein bisschen anders übersetzt. Das bedeutet nicht dass eine Übersetzung falsch ist, sondern einfach nur dass ein anderer Aspekt des Wortes betont wurde, der aber auch richtig ist. Würde man versuchen alle Aspekte zu übersetzen, dann wäre die Übersetzung zwar vollständiger aber nicht mehr schön und einfach lesbar. Deshalb kommunizieren fast alle Bibelübersetzungen nur einen Teil von dem was das griechische Wort beinhaltet. Deshalb meine eigene Übersetzung, basierend auf dem was führende Theologen aufgeschrieben haben nachdem sie viel Zeit damit verbracht haben sich Gedanken zu machen über diese Stellen. Nicht einfach lesbar, aber bringt die Details von Agape hervor. Wer meine Übersetzung haben will darf mich gerne ansprechen oder mein Buch “Der große Sieg” kaufen, welches in der Bücherkiste und im Büchertreff ausliegt. Weil keine Zeit ist alle 15 Wörter anzuschauen, werde ich mich heute auf 4 beschränken von denen ich denke, dass sie wichtig sind wenn es darum geht zu verstehen wie Gott wirklich ist.

Nach 1. Korinther 13,4-8

NGÜ: Liebe ist geduldig

Liebe erträgt geduldig Verletzungen, die von anderen verursacht wurden, ohne Vergeltung zu suchen.

NGÜ: Liebe ist freundlich

Liebe behandelt andere bewusst mit Respekt und Mitgefühl.

NGÜ: Liebe kennt keinen Neid

Liebe beneidet nicht den Status und den Erfolg anderer, sondern freut sich für den anderen.

NGÜ: Liebe spielt sich nicht auf

Liebe prahlt nicht mit Selbstlob.

NGÜ: Liebe ist nicht eingebildet

Liebe ist nicht arrogant, sondern lässt Raum für andere.

NGÜ: Liebe verhält sich nicht taktlos

Liebe behandelt andere nicht unanständig, sondern rücksichtsvoll und erweist stets Ehre.

Selbstlos

Ich werde jetzt verraten, was ich denke, was das schwerste Gebot der gesamten Bibel ist. Es ist das Gebot, mit dem ich jeden Tag am meisten kämpfe. Ich sehe schon die ersten Gesichter die anfangen zu überlegen. Ich helfe ein bisschen. Niemanden zu ermorden bekomme ich eigentlich einigermaßen okay hin. Auch das Verbot Eulen zu essen in Lev 11 kann ich ziemlich gut aushalten. Wo es allerdings schon schwerer wird ist Lev 19. Ich befürchte ich trage öfters Kleidungsstücke die aus mehr als einem Garn gemacht sind. Aber ich bin zuversichtlich, dass Gott mir da gnädig sein wird. Spaß beiseite. Das Gebot mit dem ich jeden Tag kämpfe ist

Eph 5,25-26 (NGÜ) Und ihr Männer, liebt eure Frauen! Liebt sie so, wie Christus die Gemeinde geliebt hat: Er hat sein Leben für sie hingegeben, um sie zu seinem heiligen Volk zu machen.

Dieses Gebot ist nicht so schwer für mich, weil meine Frau besonders schlimm oder anstrengend ist. Miriam ist eine klasse Ehefrau. Aber die Messlatte die an uns Ehemänner angelegt wird ist so hoch. Wir sollen unsere Ehefrauen so lieben, wie Jesus seine Gemeinde liebt. Er ist für uns gestorben. Er hat unsere Bedürfnisse über seine eigenen gestellt. Er hat seine Göttlichkeit abgelegt und ist Mensch geworden mit allem was das heißt. Er wurde versucht in allem , so wie wir. Er hat Schmerzen erlitten, er wurde von Mücken zerstochen, er musste mit seiner Sexualität kämpfen, hatte den Alltagsstress und die harte Arbeit eines Zimmermanns, er wurde von Satan persönlich versucht den Verlockungen von Macht und Reichtum nachzugeben. Er hat all dies ausgehalten weil er unser Wohl über sein eigenes Wohl gestellt hat. Das ist was Phil 2 feiert und preist, dass Jesus alle seine göttlichen Rechte niedergelegt hat aus Liebe zu uns. Im Garten Gethsemane wird klar, dass Jesus froh gewesen wäre, wenn er das Kreuz hätte umgehen können. Aber er hat das Kreuz aus Liebe zu uns gewählt, weil er wusste dass das Kreuz der einzige Weg war uns zu befreien von den bösen Mächten die uns versklavt hatten. Er hat seine Wünsche niedergelegt und unser Wohl zu seiner Priorität gemacht. Das ist selbstlose Liebe. Er hat uns gelehrt, dass Liebe die sich für andere opfert die größte Liebe ist.

Elberfelder Bibel Kapitel 15

Größere Liebe hat niemand als die, dass er sein Leben hingibt für seine Freunde.

Paulus: Liebe sucht nicht den eigenen Vorteil (Neue Genfer Übersetzung)

Liebe sucht nicht ihren eigenen Vorteil, sondern das Wohl anderer. Liebe besteht nicht auf ihre eigenen Wege. (Manuels Übersetzung)

Zu lieben bedeutet die Bedürfnisse des geliebten Menschen über die eigenen Bedürfnisse zu setzen, die eigenen Rechte niederzulegen. Natürlich bedeutet dies nicht, dass wir zu allem immer ja sagen müssen und keine gesunden Grenzen haben dürfen. Davon ist nicht die rede. Aber wenn ich meinen Alltag anschaue, dann gibt es genug Situationen, in denen ich entscheiden muss, ob ich mich egoistisch verhalte oder nicht. Das fängt direkt morgens an. Ich übernehme seit 7 Jahren, jeden Morgen, die Kinder, damit Miriam ein bisschen länger schlafen kann. Das tue ich nicht, weil ich morgens um 6 Uhr scharf darauf bin mit meinen Kindern zu spielen, sondern weil das für mich bedeutet, Miriam so zu lieben, wie Jesus seine Gemeinde liebt. Und das zieht sich durch den gesamten Tag durch. Poche ich auf meine Bedürfnisse oder setze ich Miriams Bedürfnisse über meine eigenen? Im Bereich was es zu Essen gibt, im Bereich wie wir unsere Freizeit gestalten, im Bereich wie wir unser Geld ausgeben und im Bereich Sexualität. Wenn wir Ehemänner unsere Frauen mit Agape-Liebe lieben, dann fällt das auf. Mehrere der Leute die wir in Thailand zu Jesus geführt haben, sagten uns später so etwas wie: “Ich habe angefangen an Jesus zu glauben, weil ich Jesus in eurer Familie gesehen habe.” Die Frage ist spiegelt unser Umgang mit unserem Ehepartner Gottes Agape-Liebe wieder oder nicht? Wenn unsere Familien von Gottes Agape-Liebe geprägt sind dann wird das dazu führen, dass andere Gott in unseren Familien entdecken und zu ihm gezogen werden.

In Thailand wurde mir eines Tages gesagt, dass ich Gesprächsthema bin in der ganzen Siedlung wo wir wohnen, weil sie alle immer sehen, dass ich auf dem Hof Wäsche aufhänge. Männer helfen ihren Frauen in Thailand gewöhnlich nicht mit der Hausarbeit. Dies war ein guter Gesprächseinstieg um mit Leuten über Familie und Jesus zu reden.

Agape-Liebe sucht nicht den eigenen Vorteil, sondern setzt die Bedürfnisse des Gegenüber über die eigenen Bedürfnisse.

Ich muss eins sagen: meine Kinder sind hochbegabt. Sie sind hochbegabt darin mich zur Weißglut zu treiben. Ich halte zwar viel aus, aber den gesamten Tag lang 4 kleine Kinder zu haben die rumschreien, streiten und auf mich einreden, wenn ich arbeiten muss, führt dann doch oft dazu, dass auch bei mir irgendwann das Fass voll ist. Wir alle kennen diese Situationen. Situationen in denen wir ausrasten, Situationen in denen uns jemand zum Zorn reizt oder ganz tief verletzt. Ich denke selbst für viele Christen sind Ausraster Teil des Alltags. Aber passt so ein Verhalten zu Agape-Liebe?

Liebe verliert nicht die Beherrschung (Neue Genfer Übersetzung)

Liebe reagiert nicht mit beleidigter Bitterkeit, aggressiven Beleidigungen oder aufbrausendem Zorn auf provozierendes oder kränkendes Verhalten. (Manuels Übersetzung)

Wie ist Jesus mit solchen Situationen umgegangen? Hat er die Beherrschung verloren?

Zuerst musste ich an die Situation denken, als die Schriftgelehrten die Ehebrecherin zu Jesus brachten um Jesus in eine Falle zu locken. Die Schriftgelehrten interessierten sich nicht für das Schicksal dieser Frau, sie war nur ein Mittel zu dem Zweck Jesus zu Fall zu bringen. Diese Situation muss Jesus zornig gemacht haben. Ich persönlich glaube, dass dies der Grund ist weshalb Jesus sich gekniet hat und in den Sand geschrieben hat. Vielleicht hat er den Zorn in sich aufbrausen gespürt über diese ungerechte Situation und hat sich gekniet um sich zu beruhigen und zu beten. Seine Reaktion auf die Provokation der Schriftgelehrten war eine weise, ruhige Antwort. Kein unkontrolliertes Aufbrausen oder ein reagieren mit beleidigter Bitterkeit. Jesu hat nie die Beherrschung verloren, die Frucht des Geistes der Selbstbeherrschung war in seinem Leben sichtbar. Jetzt sagt vielleicht der eine oder andere: Manuel du machst es dir einfach. Du nimmst die Ehebrecherin als Beispiel, aber was ist mit Jesu Ausraster im Tempel bei der Tempelreinigung? Da war doch nix von wegen Selbstbeherrschung.” Ich denke Jesus hatte sich sehr wohl unter Kontrolle auch in dieser Situation. Die Händler im Tempel waren keine Überraschung für Jesus. Er wusste dass sie dort waren. Alles was Jesus tat war von Agape Liebe inspiriert. Er kennt das Herz der Menschen und er weiß was Menschen brauchen um aus ihrer Welt aufgerüttelt zu werden. Manche brauchen eine sanfte Berührung, andere, wie die Pharisäer, ein scharfes Wort und die Verkäufer anscheinend einen umgestoßenen Tisch. Jesus ist jedem Mensch anders begegnet, weil er wusste was jeder Mensch brauchte. Die Tempelreinigung war kein Ausraster Jesu, sondern ein kontrollierter Akt von Protest gegen eine Gruppe von Menschen die Geld über Gott setzten. Und durch umgeschmissene Tische half Jesus ihnen aus ihrer Heuchelei aufzuwachen.

Liebe reagiert nicht mit beleidigter Bitterkeit, aggressiven Beleidigungen oder aufbrausendem Zorn auf provozierendes oder kränkendes Verhalten.

Der ein oder andere denkt jetzt sicher, dass dies vollkommen unrealistisch ist und total unerreichbar. Für alle Eigenschaften von Agape-Liebe gilt, dass wir als Christen in sie reinwachsen dürfen. Das ist ein Prozess. Ein Prozess in dem wir mit der Hilfe des Heiligen Geistes an uns selbst arbeiten. Aus eigener Kraft können wir keine Menschen voll mit Agape-Liebe werden. Aber wenn wir mit Gott zusammen an uns selbst arbeiten, dann kann Gott uns formen und uns mit seiner Agape-Liebe füllen und uns in sein Ebenbild formen.

NGÜ: Liebe trägt keinem etwas nach

Liebe trägt das Böse nicht nach.

Aber kommen wir zurück zu Jesus und Gottes Charakter. Eins muss deutlich gesagt werden: Jesus war nicht immer nett und freundlich wie wir eben gerade gehört haben. Er hat auch nicht davon zurückgeschreckt die Pharisäer Schlangenbrut zu nennen und die Tische im Tempel durch die Luft fliegen zu lassen. Und genau, dass dürfen wir nicht vergessen, wenn wir Liebe definieren. Am Anfang erwähnte ich es bereits. Viele verstehen unter Liebe den Slogan “Ich darf so bleiben wie ich bin”. Diese Assoziation könnte aber nicht ferner von der Wahrheit sein. Wahre Liebe korrigiert Fehlverhalten und ruft zur Buße. Gott hat mich unzählige Male in meinem Leben korrigiert und mir Bereiche aufgezeigt in denen ich mich falsch verhalte. Dies hat er immer liebevoll und voller Sanftmut getan. Jahrelang hat er mir gesagt, dass ich meine Ernährung umstellen muss. Wer mich als Jugendlichen kannte, weiß dass ich bis vor wenigen Jahren, nie einen Salat gegessen hätte. Grünzeug war etwas, was ich nicht angerührt habe. Gott hat wirklich jahrelang, mir aufs Herz gelegt, meine Ernährung zu ändern, bevor ich es wirklich getan habe. Nachdem ich es getan habe, habe ich gemerkt wie die gesündere Ernährung, mir gut tut und mir hilft im Alltag fitter zu sein. Auch musste er ewig zu mir reden, bis ich angefangen habe, einen echten Ruhetag zu machen. Ohne diesen Ruhetag, hätte ich vermutlich die letzten 2 Jahre, nicht ohne Burnout überlebt.

Jesu Dienst war gekennzeichnet von dem Ruf zu Buße, zur Umkehr. Sünde ist immer intrinsisch zerstörerisch. Wann immer wir Dinge tun, die Sünde sind, wird dies uns selbst oder anderen schaden. Gott weiß das und weil er uns liebt, ruft er uns, alle Sünde abzulegen und seinem Weg der Agape Liebe zu folgen. Sein Weg der Agape Liebe, ist der Weg zu einem Leben in Fülle, und zu heilen und gesunden Familien. Sünde zerstört immer Beziehungen, auf 100 verschiedene Wege. Gottes Ruf zur Umkehr ist ein Ausdruck seiner tiefen Agape Liebe zu uns. Liebe lässt uns nicht bleiben wie wir sind, sondern Liebe ruft uns zur Transformation. Gott will uns formen in sein Ebenbild und dies geht nur wenn wir auf ihn hören und ihm gehorchen. Deshalb sagt Paulus über Agape-Liebe:

Liebe freut sich nicht, wenn Unrecht geschieht, aber wo die Wahrheit siegt, freut sie sich mit (Neue Genfer Übersetzung)

Liebe stimmt ungerechtem sündigem Verhalten nicht zu, weder bei anderen noch bei sich selbst, sie hält keine Lobreden auf Unrecht oder auf Verhaltensweisen, die dem Willen Gottes und dem Vorbild Christi widersprechen. Aber sie feiert die Wahrheit, was sie ehrlich und offen macht, weil sie nichts zu verbergen hat. (Manuels Übersetzung)

Jesus hat dies auch unzählige Male demonstriert. Wir entdecken immer wieder wie Jesus seine Zuhörer zur Buße aufruft und dazu seinem Weg der Agape-Liebe zu folgen, den er z.B. in der Bergpredigt beschreibt. Und selbst als Jesus die Schriftgelehrten “Heuchler” und “blinde Führer” nennt, weil sie zwar den Zehnten von ihrem Dill und Kümmel geben, aber Barmherzigkeit und Gerechtigkeit vernachlässigen, tut er dies um sie aufzurütteln und ihnen ihre Scheinheiligkeit vor Augen zu führen, damit sie von ihren egoistischen Werken abkehren und anfangen auf seinem Weg der Agape Liebe zu gehen.

NGÜ: Alles erträgt die Liebe

Liebe erträgt die Fehler anderer.

Einen letzten Zug der Agape Liebe will ich betonen. Dafür will ich die Geschichte von meinem Freund Noom erzählen. Noom wuchs auf in einem kleinen Dorf in Thailand. Als Jugendlicher wurde er Teil einer gewalttätigen Gang. Er beklaute Leute, wurde drogenabhängig und schlief mit unzähligen Mädchen und hatte sogar Sex mit Tieren. Noom war ein Gefangener der Dunkelheit. Sein Leben war voller Dunkelheit. Aber eines Tages lernte er einen Christen kennen. Der Christ zeigte immer und immer wieder Interesse an ihm und erzählte Noom, dass Jesus Macht hat aus der Dunkelheit zu befreien. Über Jahre hinweg machte Noom sich über den Christen lustig, weil er immer nur von Liebe redete und Noom Liebe als schwach ansah. Aber als Noom an einem Tiefpunkt in seinem Leben angekommen war, realisierte er, dass sein Leben ausser Kontrolle geraten war und dass er keine Chance hatte es selbst auf die Reihe zu bekommen. In seiner Not schrie er zu Jesus und Jesus begegnete ihm und begann ihn mit seiner Agape Liebe zu verändern. Heute ist Noom ein liebevoller Familienvater und treuer Ehemann einer Frau. Sein Leben ist ein lebendiges Zeugnis, dass Gottes Liebe nie jemanden aufgibt.

In jeder Lage glaubt die Liebe (Neue Genfer Übersetzung)

Liebe hört nie auf zu glauben, dass Gott immer Gutes aus Bösem hervorbringen kann und will. (Manuels Übersetzung)

Jesus hat weder Zachachäus aufgegeben noch den Dämonisierten der mit Tausenden von Dämonen nackt durch die Gegend gelaufen ist und auf Friedhöfen gelebt hat. Egal wie tief die Dunkelheit ist in der Menschen stecken, Gott gibt Menschen nie auf. Und er ruft uns, Menschen ebenfalls nicht aufzugeben. Gott und seine Liebe werden immer den Sieg haben und seine Liebe ist genug um selbst die Verlorenste Person zu retten und zu sich zu ziehen.

NGÜ: Immer hofft die Liebe

Liebe weigert sich, Versagen als endgültig zu betrachten und vertraut immer auf den endgültigen Erfolg von Gottes Plan.

NGÜ: Allem hält die Liebe stand

Liebe erträgt alle Herausforderungen und endet nie.

NGÜ: Die Liebe vergeht niemals

Liebe gibt nie auf. Liebe scheitert nie.

Gottes Wesen ist Agape Liebe. Und wie Agape Liebe aussieht erkennen wir, wenn wir auf Jesus schauen. Agape Liebe sucht nicht den eigenen Vorteil, verliert nicht die Beherrschung, ignoriert Sünde nicht und glaubt in jeder Lage. Wir sind eingeladen diese Charakterzüge Gottes zu spiegeln indem wir ein Leben der Agape Liebe leben, durch das, Menschen zu ihm hingezogen werden. In der Tat glaube ich, dass dies unsere primäre Aufgabe als Nachfolger Jesu ist. Jesus hat seine ersten Jünger nicht dazu berufen Gemeinden zu gründen, Stille Zeit zu machen, unzählige Kirchenaktivitäten zu organisieren und Evangelisationen zu veranstalten. Dies sind vielleicht alles gute Sachen, aber nicht der primäre Auftrag Jesu. Das Herz der Jüngerschaft und Nachfolge ist es dem ähnlich zu werden, dem man nachfolgt. Jüngerschaft bedeutet Jesus kopieren, von ihm lernen und ihn zu imitieren. Hier geht es um Charakterbildung. Hier geht es darum die Früchte des Geistes im eigenen Leben zu kultivieren. Es geht darum Menschen zu werden deren Leben von Agape-Liebe geprägt ist. Und wenn unser Familienleben und und unsere Beziehungen zu anderen von Agape Liebe geprägt sind, dann erfüllen wir Jesu Gebote automatisch. Wir lieben unseren Nächsten und Gott. Und dadurch werden Menschen zu Gott gezogen werden. An unserer Liebe untereinander werden sie Gott in uns erkennen. Gottes Plan und sein Weg war und ist und wird immer Agape Liebe sein. Agape Liebe wird am Ende der Zeit siegreich sein, weil Gott Agape Liebe ist und er am Ende den ultimativen Sieg haben wird.