Aus Liebe (und andere Gedanken zum Kreuz)
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Aus Liebe
Predigt – 7. Februar 2021 - EGK
Hauptziel: Die Hörer erkennen, dass sie unermesslich geliebt sind und wie diese Liebe Gottes ihnen hilft, auch zu lieben.
Kernaussage: Das Entscheidende ist nicht die Erlösung, sondern der Erlöser, dann die Erlösung und dann die Problemlösung.
Hoffnungsfokus: Die Predigt wendet den Blick auf Jesus Christus und weg von den eigenen Befindlichkeiten. Sie lässt aufblicken.
Einleitung
Einleitung
Er hat ja seinen eigenen Sohn nicht verschont.
Sondern er hat ihn für uns alle in den Tod gegeben.
Wenn er uns aber seinen Sohn geschenkt hat, wird er uns dann nicht auch alles andere schenken?
Römer 8,32 (Basisbibel)
Haben Christen einen Wettbewerbsvorteil?
Die Frage ist leicht frevelhaft.
Sie suggeriert, dass sich das zweckrationale Denken auch im Glauben wiederfindet.
Haben Christen einen Wettbewerbsvorteil?
Die Frage klingt absurd, aber diese Denkweise ist verbreiteter, als man meint. Es hat auch ein Stückchen Wahrheit drin.
Den auch im christlichen Glauben ist als jenseitige Prämie, als Belohnung für ein Leben im Glauben, die Ewigkeit bei Gott verheissen.
Christen haben einen Wettbewerbsvorteil!
Obwohl, dies wird nicht immer so gesehen.
Das Jesus am Kreuz stirbt, wird von glaubwürdigen nichtchristlichen Autoren, wie dem Juden Josephus und dem Römer Tacitus, bestätigt.
Sie wissen allerdings nichts von dessen Bedeutung für die Menschheit.
Während Jesus damals in Jerusalem sein Leben aushaucht, schreibt irgendwo in der heutigen Türkei ein Römer namens Valerius Maximus an einem Buch, das er später dem Kaiser Tiberius widmet.
Er gibt ihm den Titel «Denkwürdige Taten und Worte».
Darin erzählt Valerius Episoden aus dem Leben bedeutender Vorfahren.
Ihr Vorbild soll die Römer seiner Zeit zu tugendhaftem Leben anstacheln.
Dabei beschäftigt Valerius sich auch mit der Frage, wie ein mustergültiger Tod aussieht.
Der Autor ist überzeugt davon, dass sich das Wesen eines Menschen darin offenbart, wie er stirbt:
«Die Qualität des Lebens eines Menschen zeigt sich insbesondere am ersten und arn letzten Tag. Es ist von entscheidender Bedeutung, unter welchen Vorzeichen ein Leben beginnt und welches Ende es nimmt.»
Das Leben von Christus endet aus Liebe.
Die Liebe ist die Motivation des dreieinigen Gottes für die Menschwerdung Christi, für das Kreuz, für die Auferstehung, für die Ausgiessung des Heiligen Geistes.
Bibeltext: Markus 10,45 (Flipchart)
Aus Liebe (und andere Gedanken zum Kreuz)
Aus Liebe (und andere Gedanken zum Kreuz)
I. Aus Liebe dienen
I. Aus Liebe dienen
Teilziel Nr. 1:
Biblischer Text: Markus 10,45; Markus 10,37; Johannes 3,30
Der Kontext ist wichtig:
Wann hat Jesus Christus diese Aussage gemacht?
Nach dem Abendmahl, am Gründonnerstag.
Soeben hat Christus erzählt, dass er sein Leben opfert,
Sogleich kommt bei seinen Jüngern diese Diskussion über die Rang- und Hackordnung auf.
Eine Diskussion über Positionen, Einfluss, Macht (Markus 10,35-45).
Es geht um die Frage:
«Was bringt mir die ganze Sache? Habe ich als Jünger Jesu einen Wettbewerbsvorteil?»
Man muss sich dies vorstellen:
Sie sind als Jünger drei Jahre mit Jesus unterwegs.
Jetzt beschäftigt sie das Thema:
Dies soll sich doch irgendwann auszahlen.
«Wir nehmen dies alles auf uns, um die Karriereleiter hinaufzusteigen.»
Die Jünger werden von einer Fehleinschätzung angetrieben. Falsche Erwartungen.
«Immer noch gehen sie davon aus, dass Jesus der von ihnen erwartete politische Messias ist, der nach Jerusalem geht, um das Volk gegen die römischen Machthaber angesichts seiner Popularität zu mobilisieren und schließlich zum militärischen Sieg nach dem Muster des Makkabäeraufstandes zu führen» (Bayer 2018:375).
Jakobus und Johannes äussern ihre Wünsche unverblümt – Markus 10,37:
Sie aber sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken sitzen in deiner Herrlichkeit!
«Zur Rechten und zur Linken sitzen bedeutet ein Höchstmass an Ehre, Einfluss und Macht» (Bayer 2018:375).
Ehre, Macht, dies treibt sie an. Was treibt Christen an?
Erfolg?
Es ist wunderbar, wenn Gebete erhört werden.
Es ist wunderbar, wenn Christen erleben, dass sie von Gott auch finanziell gesegnet werden.
Es ist wunderbar, wenn Frauen und Männer nach einem Gebet körperliche Heilung erfahren.
Aber es kann alles auch Mittel zum Zweck werden: Gott als Wettbewerbsvorteil.
Unter den Jüngern ist diese Haltung wenige Stunden vor der Kreuzigung von Jesus verbreitet.
Die verärgerte Reaktion der übrigen zehn Jünger auf den Wunsch von Jakobus und Johannes ist Neid und Entrüstung über das «Vordrängen» der beiden. Diese Interpretation wird durch die V. 42–45 gestützt.
Ehrgeiz, Neid herrschen unter denen, die später Leiter der ersten Gemeinde werden.
Jesus antwortet Markus 10,45a:
Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen.
Jesus dient – aus Liebe.[1]
Zuerst geht es im Glauben darum, dass Christus dir und mir dient.
Die heidnischen Götter nehmen die Menschen aus.
Das Geheimnis unseres Gottes ist, dass er gibt.
Das Geheimnis des Menschen besteht darin zu empfangen.
«Aus menschlicher Sicht ist der Kreuzestod Jesu ein alternativloses Angebot Gottes. Es ist für uns im wahrsten Sinne des Wortes notwendig. Alleine das Kreuz wendet die Not der Menschen. Wie gross diese Not und wie real das Böse ist, zeigt sich nicht zuletzt an den Schmerzen, die Jesus erleidet. An ihm tobt sich das Böse aus wie die überhitzte Fantasie eines durchgeknallten Horrorfilmautors an seinen fiktiven Opfern» (Spieker 2020:500).
Heilsweg: Busse, Glaube, Taufe, Geistesempfang
Christus dient aus Liebe. Diese innere Haltung will er durch den Heiligen auch in dir und mir wachsen lassen.
Johannes der Täufer drückte es mal so aus – Johannes 3,30:
Er muss wachsen, ich aber abnehmen.
Darin liegt eine unüberhörbare Botschaft:
Das Wesen derer, die geistlich sind und etwas zu sagen haben, besteht darin, dass sie dienen.
Wie ER zu uns ist, werden Christen durch die Kraft des Heiligen Geistes mehr und mehr.
Aus Liebe (und andere Gedanken zum Kreuz)
Aus Liebe (und andere Gedanken zum Kreuz)
II. Aus Liebe befreien
II. Aus Liebe befreien
Teilziel Nr. 2:
Biblischer Text:
Es geht um Befreiung, dies zeigt unser heutiger Bibelvers sehr deutlich. Er ist einer der Schlüsselverse in der Bibel - Markus 10,45:
Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.
Er kam, um ein Lösegeld für viele zu sein.
Das Wort «für» ...
Es gibt eine Reihe von griechischen Wörtern, die dort verwendet werden könnten, aber es ist das Wort anti (ἀντὶ)., was «anstelle von», «anstatt» bedeutet”. [2]
Also «Stellvertretend».
Das Wort «anti» wird auch bei «Antichrist» gebraucht. Dies meint nicht primär die Feindschaft gegenüber Christus, sondern dass sich die Stelle von Christus anmasst. Der Antichrist nimmt den Platz ein, der Christus gehört und verlangt Anbetung, die nur Gott gehört.
Christus bezahlt ein Lösegeld (λύτρον) für die Freiheit. Lösegeldforderungen sind uns bekannt.
Lösegeld um Menschen aus ihrer Todverfallenheit loszukaufen. Jesus bezahlt, befreit. Es geht am Kreuz um Befreiung.
«Es ist bezeichnend, dass Jesus nicht am Versöhnungsfest («Yom Kippur») gekreuzigt wurde, bei dem es um die Sühne der menschlichen Schuld geht, sondern am Passafest, bei dem die Verschonung vom Tod und der Aufbruch in ein neues Leben im Vordergrund stehen. Beim Versöhnungsfest geht es um Bezahlung und Kompensation, beim Passafest um Befreiung» (Spieker 2020:498).
Diese Botschaft hat Christus verkündet: Befreiung.
Was kann eine Kirche noch bedeuten, die ihr Bestes - die Botschaft der Rettung (Befreiung) - schamhaft verbirgt.
Rudolf Bohren spricht von der Häresie der Harmlosigkeit.
An den Menschen jenseits unserer Gemeinde ist Gott unendlich interessiert.
Gleichgültigkeit ihnen gegenüber zeigt Desinteresse an Gott: Was ihn interessiert, interessiert uns nicht.
Unglaube ist das grösste Unglück.
Darüber hinaus gibt es erdrückende irdische Not, materieller und immaterieller Art (Ehen, die scheitern, Kindererziehung, Einsamkeit …).
Das kann den Blick für die Ewigkeitsnot verstellen.
Es hilft nicht, sich allein von der äusseren Not hinreißen zu lassen.
Das bewirkt Gefühle der Ohnmacht oder führt zu einseitigen Massnahmen.
Was hilft: Menschen mit den Augen Jesu zu sehen.
Auf Jesus schauen und den leidenden und mitleidenden Jesus vor Augen haben.
Sein Erbarmen, seine Hilfe, seine Gnade ist zentral. Wem Jesus wenig bedeutet, bedeutet auch sein Erbarmen nichts.
Bedeutet uns aber sein Erbarmen nichts, erbarmen wir uns auch nicht der Menschen.
Der Opfertod eines Tieres oder gar eines Menschen genügt nicht, um die fundamentale und Entfremdung des Menschen von Gott zu beheben.
Allein die stellvertretende Sühne des erhabenen Sohnes vermag das Ausmass der Schuld so zu tilgen, dass Versöhnung mit Gott erfolgt.
Die heidnischen Götter nehmen die Menschen aus. Das Geheimnis unseres Gottes ist, dass er gibt. Das Geheimnis des Menschen besteht darin zu empfangen.
Dienende Leiterschaft hat immer etwas Lösendes, Erlösendes, Freisetzendes an sich. Dienende Leiterschaft, weist auf den Erlöser.
Aus Liebe (und andere Gedanken zum Kreuz)
Aus Liebe (und andere Gedanken zum Kreuz)
III. Aus Liebe die Wahl lassen
III. Aus Liebe die Wahl lassen
Teilziel Nr. 3:
Biblischer Text: Markus 10,45
«Noch während er am Kreuz hängt, macht Jesus deutlich, dass sein Blut nicht als warmer Erlösungsregen über eine passiv empfangende Menschheit ausgegossen wird» (Spieker 2020:500).
Allversöhnung ist…
Dem Schächer am Kreuz wird der Zugang Paradies erst versprochen, als er darum bittet.
Markus 10,45:
Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.
Das Schlüsselwort ist hier «viele»[3].
Gott will das Ja, des Menschen.
«Jesus hat seinen Tod den Jüngern gegenüber als «Geschenk» beschrieben. Als ultimativen Ausdruck seiner Liebe den Menschen gegenüber - und als Angebot, in eine Beziehung mit Gott einzutreten» (Spieker 2020:501).
«Ein Geschenk hatte in der Antike eine viel tiefer gehende Bedeutung als heute. Längst ging es nicht nur darum, jemandem eine Freude zu machen. Mit einer Wohltat - vor allem dann, wenn sie von einem Höhergestellten ausging - war immer eine Beziehungseinladung verbunden, die eine dankbare Erwiderung nach sich zog. Ein Geschenk wurde nach damaligem Verständnis nicht etwa dadurch wertvoller, dass keine Resonanzerwartung daran geknüpft war. Erst die dankbare Annahme machte den Schenkungsakt wirksam» (Spieker 2020:501).
«Gott erwartet keine Gegenleistung. Er will nur unser «Ja» zu dem Liebesbund, den er uns anbietet» (Spieker 2020:501).
«Das Kreuz hilft auch dabei, psychologische Barrieren Gott gegenüber zu überwinden. Es ist nahezu unmöglich, Gefühle inniger Liebe für den übermächtigen Schöpfer des Weltalls zu empfinden. Ihm kann man sich nur mit Ehrfurcht nähern. Der Mann am Kreuz jedoch - er spricht uns auf der Herzensebene an» (Spieker 2020:501).
«Das Kreuz und der Gottessohn, der daran hängt, fuhren uns auch zu einer realistischen Selbsteinschätzung. Wir erkennen daran unsere kolossale Erlösungsbedürftigkeit genauso wie den unermesslichen Wert, den wir in Gottes Augen als seine geliebten Geschöpfe haben» (Spieker 2020:501).
Wie bereits erwähnt, ist Vers 45 der Schlüsselvers des Markusevangeliums.
Er enthält die ganze Theologie in Kurzform, der Rahmen des grossartigsten Lebens, das die Welt je gesehen hat.
Jesus geht hinauf nach Jerusalem.
Er stellt die Wert- und Machtsysteme der Welt auf den Kopf,
Er gibt sein Leben als Lösegeld für viele. Wenn wir empfangen wollen, was er anbietet, haben wir keine andere Wahl als ihm nachzufolgen.
Haben Christen einen Wettbewerbsvorteil?
Ja, sie haben eine Beziehung zu Jesus Christus!
Das Entscheidende ist nicht die Erlösung, sondern der Erlöser, dann die Erlösung und dann die Problemlösung.
Amen
Quellen
William MacDonald, Kommentar zum Neuen Testament, trans. Christiane Eichler, 7. Auflage. (Bielefeld: Christliche Literatur-Verbreitung, 2018).
N. T. Wright, Markus für heute, trans. Rainer Behrens, Das Neue Testament für heute (Giessen: Brunnen Verlag GmbH, 2019).
Klaus Eickhoff: Vom Wesen geistlicher Leiter (Vortragsnotizen)
Hans F. Bayer, Das Evangelium des Markus, ed. Gerhard Maier u. a., 3., korrigierte Auflage., Historisch-Theologische Auslegung Neues Testament (Witten; Giessen: SCM R.Brockhaus; Brunnen Verlag, 2018).
Heinrich von Siebenthal und Wilfrid Haubeck, Matthäus bis Offenbarung, 2., durchgesehene Auflage., Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament (Giessen; Basel: Brunnen Verlag, 2007).
Roman Bucheli, Dem Gottlosen kann nur Gott noch helfen (o. J.).
Spieker, Markus 2020: Jesus. Eine Weltgeschichte. Fontis.
[1] «Dienen» auf der Flipchart einrahmen / unterstreichen.
[2] «für» auf der Flipchart einrahmen / unterstreichen.
[3] «viele» auf der Flipchart einrahmen / unterstreichen.