Die Einfachheit des Kreuzes

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Einleitung: Über die Erwartungen

Als ich mit meinem Dienst vor über 20 Jahren begann, wollte ich den Gemeinden und den Christen möglichst neue Erkenntnisse vermitteln. Mein Anspruch an mich war “bring neue Erkenntnisse und Offenbarungen”, “überrasche die Menschen”. In der Zwischenzeit vermute ich, dass ich spürte, was viele Gottesdienstbesucher erwarteten.
Immer wieder kommen heute Gemeindeglieder zu mir sagen, “ich brauche Ermutigung”, oder “ich will lernen im Glauben zu leben” oder “lehre uns, wie wir Zeichen und Wunder tun können”.
Gleichzeitig werden perfekte Predigten verlangt. Mir wurde gesagt, wer von Gott begabt wurde, braucht nicht mehr als 2 Stunden Vorbereitung. Die Predigten werden dann mit den Internetpredigten verglichen. Was die meisten nicht wissen ist, dass bei diesen Predigern Teams im Hintergrund die Predigten in bis zu 80 Stunden ausarbeiten und feilen.
Letzten Montag traf ich mich mit zwei Brüdern zum Frühstück und mir wurde bewusst, dass die Menschen sich in 2.000 Jahren kaum verändert haben. Schon Paulus spricht in 1. Korinther 1, dass die Juden Zeichen und Wunder (V. 22) sehen möchten und die Griechen Offenbarungen und Erkenntnisse (V. 22) erhalten möchten. Außerdem müssen die Predigten von Weisheit und Brillanz triefen. Wie ähnlich ist doch die Situation heute?!
Wie reagierte Paulus darauf? Das können wir in Kapitel 2 nachlesen.

Das Kreuz

Zunächst weißt er darauf hin, dass er als schwacher Mensch kam (V. 3). Deshalb nahm er sich vor nichts als nur das Kreuz Jesu Christi zu predigen. Denn das ist die zentrale Botschaft! Nur darin kommt die Liebe Gottes zu uns so gewaltig rüber! Denn wer würde schon sein Leben opfern für die Feinde, und das, obwohl man alle Macht hätte, sich zu verteidigen gegen das Unrecht, das einem gerade widerfährt?!
Immer wieder wird betont, dass Jesus auch dann gekommen wäre, wenn ich alleine auf dieser Welt wäre. Ja, Seine Liebe zu mir ist so groß, dass Er extra nur wegen mir in diese Welt gekommen wäre, nein, gekommen ist! Er wäre mir begegnet, Er hätte mit mir gegessen, Er hätte mich geheilt, Er hätte meine Sorgen zerstreut, Er hätte mit mir gefeiert. Sagte ich gerade “hätte”? Er tat es!!! Er ist nur wegen mir in diese Welt gekommen, um mich zu retten, zu heilen und zu befreien!
Wenn Jesus nur wegen mir in diese Welt gekommen ist, bedeutet das aber auch, dass ich Jesus zum Tod verurteilte! Seine Geradlinigkeit, Seine Kompromisslosigkeit, Seine überwältigende Wahrheit, Seine unausstehliche Liebe kann ein Mensch nicht ertragen, wenn er von sich selbst überzeugt ist. Ich kann diese überwältigende Liebe, die sich selbst für mich hergibt aushalten, wenn ich meine eigenen Wege gehen möchte. Diese Kompromisslosigkeit halte ich nicht aus, weil es Konsequenzen nach sich zieht. Deshalb habe ich Jesus verurteilt. Deshalb habe ich Ihn, der unschuldig ist, Ihn, der von keiner Sünde wusste, Ihn, der mich einfach nur liebt, weil ich bin, deshalb habe ich Ihm das Todesurteil ausgestellt.
Wäre ich alleine auf dieser Welt gewesen, hätte ich nicht nur das Todesurteil unterschrieben. Ich habe Ihn auch gefoltert und ans Kreuz genagelt. Nein, ich hae niemanden umgebracht. Aber mein Egoismus, mein Stolz, meine Anerkennungssucht, meine Lieblosigkeit, meine faulen Kompromisse sind die Hammerschläge, die auf die Nägel treffen, die an den Händen und Füßen angesetzt sind. Ich brauche nicht erst jemanden umbringen, um Ihn ans Kreuz zu nageln. Es reicht schon aus, dass ich meine Wege gehe und nicht danach frage, was Gott will, was Jesus an meiner Stelle tun würde.
Dabei bleibt Paulus aber nicht stehen. Denn das Blut Jesu reinigt mich. Das Blut Jesu wäscht mich rein von aller Sünde. Deshalb verstehe ich nicht, warum heute in der sogenannten “Hyper Grace-Bewegung” gesagt wird, dass wir keine Vergebung mehr brauchen, weil Jesus bereits alles am Kreuz getan hat. Aber nur weil ich einen Eimer Farbe in meine Wohnung stelle, ist sie noch nicht gestrichen! Ich muss das Blut Jesu für mich und für mein Leben anwenden. Ich verstehe, dass man sich gegen das Bekennen meiner Sünden von vor 20 Jahren stellt; was vergeben ist ist getilgt und ist nicht mehr auffindbar.
Am Kreuz scheiden sich die Geister, oder wie Paulus sagt, für die einen ist das Kreuz Dummheit und die anderen halten es für Blödsinn (V. 20. 23). Am Kreuz scheiden sich auch heute noch die Geister: Für viele Menschen ist es nicht mehr Zeitgemäß, aber für die Nachfolger von Jesus ist das Kreuz Leben in Fülle. Deshalb muss die Frage erlaubt sein: Wer sitzt auf deinem Lebensthron? Natürlich sage ich sofort “Jesus”. Aber ist es wirklich so? Nach welchen Gesichtspunkten treffe ich Entscheidungen? Was beeinflusst mich in meinem Alltag? Unterscheide ich zwischen Glaube und Arbeit / Familie, etc.? Wer ist auf deinem Lebensthron?

Das Kreuz ist einfach

So einfach die Liebe ist, so einfach ist die Botschaft vom Kreuz. Es gibt darin nichts kompliziertes. Und dennoch schreibt Paulus, dass ausgerechnet er in Einfachheit nach Korinth kam, um ausschließlich das Kreuz zu predigen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er in Schwachheit (2,3) auftrat und außer dem Kreuz keine andere Botschaft predigte. Mich beeindruckt, dass er nicht die Erwartungen seiner Zuhörer erfüllen wollte, sondern die Aufgabe Gottes zu Seiner Zufriedenheit verkündigen wollte. Er entschied sich ganz einfach zu predigen, ohne rethorische Finesse, ohne Manipulation, ohne Überredungskünste. Für Paulus war wichtig, dass das Wichtigste das Wichtigste ist und bleibt.
Als ich vor ein paar Jahren in einem Unterricht saß, erzählte ein Pastor, dass wir Pastoren und Prediger uns bewusst machen müssen, dass unsere Zuhörer täglich bis zu 3 Predigten im Internet anhören. Deshalb hat er sich entschieden, Predigtteams zu kreieren, die bis zu 6 Monate vorher mit der Predigtzuarbeit beginnen. So kommt es, dass eine einzige Predigt in bis zu 80 Stunden rethorisch so geschliffen und perfektioniert wurde, um eine gute Predigt abzuliefern. Dadurch wird die Rethorik zur Hure, denn sie manipuliert und fasziniert, so dass das eigentliche nicht mehr im Vordergrund steht.
Es ist nichts gegen eine gute Rethorik einzuwenden. Wenn sie aber Manipulativ oder Überredend eingesetzt wird, ist sie kein Werkzeug des Heiligen Geistes mehr. Das Kreuz ist einfach! Das Kreuz stellt den anderen vor die Entscheidung, ob er Gott nachfolgen will, ober lieber ein Sklave Satans sein möchte. Jeder Mensch kann diese einfache Entscheidung für sein persönliches Leben treffen.
Wer sitzt auf deinem Lebensthron? Wer bestimmt dein leben?
Auch ist für mich immer wieder die Frage, was eine gute Predigt ist? Dabei beobachte ich, dass ich selbst oft einfach nur in meiner Meinung betätigt werden möchte. Denn es ist viel einfacher der Predigt zuzustimmen, als dass ich mich damit auseinander setzen muss und ggf. etwas in meinem Leben verändern.
Das Kreuz ist einfach unbequem und herausfordernd. Paulus und viele andere verkündigten ganz bewusst diese einfache und herausfordernde Botschaft. In 2.Timotheus 4,3 schreibt Paulus, dass eine Zeit kommen wird, in der die Menschen die gesunder Lehre nicht mehr hören können oder wollen, sondern dass die Gemeinde sich nach Lehrer umsieht, die das predigen, was sie hören wollen. Könnte es sein, dass Paulus von unserer Zeit schreibt?
Ist es möglich, dass heute die einfache Botschaft vom Kreuz aus der Mode gekommen ist? Ich ertappe mich immer wieder, dass ich viel lieber das predige, was die Menschen hören wollen, als das, was sie hören sollen! Deshalb gestatte mir bitte nochmals die Frage: Wer sitzt auf deinem Lebensthron? Wer bestimmt dein Leben? Wonach richtest du dein Leben aus?

Das Kreuz ist einfach Kraft und Weisheit

Das führt mich zu meinem 3. Punkt: Das Kreuz ist einfach Kraft und Weisheit. Hast du dich schon mal gefragt, warum wir heute so wenig mit Gott erleben? Warum geschehen in unserer Zeit so wenige außergewöhnliche Zeichen und Wunder? Ich glaube, dass es daran liegt, dass wir den Fokus verschoben haben. Häufig sind wir wie die Menschen, die Paulus in 1.Korinther 1 und 2, sowie an etlichen anderen Stellen beschreibt: Neue Offenbarung und Erkenntnis, sowie Zeichen und Wunder sehen. Und auch Jesus sagte bereits: Ein ungläubiges Geschlecht (oder Generation, Zeitalter) fordert Zeichen und Wunder, aber es wird ihm nur das Zeichen Jonas gegeben (Lukas 11,29). Damit die Hauptsache die Hauptsache bleibt!
Vor zwei Tagen postete ich auf Facebook den groben Inhalt der Predigt. Daraufhin kommentierte jemand meinen Post: “Zeichen nd Wunder bestätigen die Predigt vom Kreuz”. Dazu kann ich nur Amen sagen! Für mich ist das ein großes Geheimnis: Ich soll die Botschaft vom Kreuz predigen, dann werden Zeichen und Wunder die Botschaft bestätigen. Ich will für ich viel mehr wieder die einfache Botschaft vom Kreuz in den Mittelpunkt rücken! Und alles andere Gott überlassen. Er wirkt dann in Kraft und Weisheit! Er gibt Worte der Weisheit (V. 6), damit unsere Predigen durch Wort und Tat bei den Menschen ankommen kann.
Die einfache Botschaft vom Kreuz bewirkt Wunder und gibt Kraft zur Veränderung.
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