Die Fußwaschung - Gesinnung eines Dienenden

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Handout

Einleitung

John Wesley war britischer Erweckungsprediger im 18. Jahrhundert und einer der Mirbegründer der Methodistischen Bewegung.
CMV-Materialsammlung Wesley bittet seinen Diener um Verzeihung

Joseph Bradford, der Diener Wesleys, wäre für seinen Herrn durchs Feuer gegangen; wenn man ihn jedoch nicht ganz freundlich behandelte, wurde er leicht störrisch. Eines Tages sagte Wesley zu ihm:

“Joseph, trage diese Briefe zur Post!”

“Ja gleich, Herr, nach der Predigt will ich sie hintragen.”

“Trage sie jetzt hin, Joseph.”

“Nein, Herr, ich will Euch erst predigen hören, und nach der Predigt ist’s Zeit genug auf die Post.”

“Ich verlange aber, dass du gehst, Joseph!”

“Aber ich will jetzt nicht.”

“So, du willst nicht?”

“Nein, Herr.”

“Dann sind wir geschiedene Leute, Joseph.”

“Ganz recht, Herr.”

Darüber wurde es Abend und wieder Morgen. Da beide früh aufzustehen pflegten, so war es kaum vier Uhr vorbei, als das gestrige Gespräch wieder aufgenommen wurde.

Wesley fragte: “Hast du überlegt, was ich gestern zu dir gesagt habe, dass wir uns trennen müssen, Joseph?”

“Ja, Herr.”

“Und du willst mich nicht um Verzeihung bitten?”

“Nein, Herr.”

“Nicht? - Weißt du, dann will ich dich um Verzeihung bitten”, und damit reichte Wesley ihm die Hand.

Da war Joseph geschlagen. Er brach in lautes Schluchzen aus, bat um Verzeihung und blieb noch viele Jahre treu im Dienst seines Herrn.

Was Wesley seinem Diener gegenüber zeigte war Demut. Und das war bestimmt nicht einfach für ihn. Aber darin zeigt sich die Größe und Reife eines Nachfolgers Jesu: Eine gelebte Demut, wie sie der Herr Jesus zeigte.
Laut Duden bedeutet Demut: “in der Einsicht in die Notwendigkeit und im Willen zum Hinnehmen der Gegebenheiten begründete Ergebenheit”. Historisch betrachtet besteht das Wort aus aus zwei Wörtern: Dienen und Mut und beschreibt somit die “Gesinnung eines dienenden”. (laut Duden)
Und damit möchte ich diese Predigt überschreiben: Die Gesinnung eines dienenden.
Auch unser Herr Jesus hatte die Gesinnung eines Dienenden. Den Text, aus dem das hervorgeht, steht in Johannes 13, 1-17:

Bibeltext

Die Fußwaschung

1 Vor dem Passahfest aber, als Jesus wußte, daß seine Stunde gekommen war, aus dieser Welt zu dem Vater hinzugehen – da er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende. 2 Und bei einem Abendessen, als der Teufel schon dem Judas, Simons <Sohn>, dem Iskariot, es ins Herz gegeben hatte, daß er ihn überliefere, 3 steht <Jesus> – im Bewußtsein, daß der Vater ihm alles in die Hände gegeben und daß er von Gott ausgegangen war und zu Gott hingehe – 4 von dem Abendessen auf und legt die Oberkleider ab; und er nahm ein leinenes Tuch und umgürtete sich. 5 Dann gießt er Wasser in das Waschbecken und fing an, die Füße der Jünger zu waschen und mit dem leinenen Tuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war. 6 Er kommt nun zu Simon Petrus; der spricht zu ihm: Herr, du wäschst meine Füße? 7 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, weißt du jetzt nicht, du wirst es aber nachher verstehen. 8 Petrus spricht zu ihm: Du sollst nie und nimmer meine Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit mir. 9 Simon Petrus spricht zu ihm: Herr, nicht meine Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt! 10 Jesus spricht zu ihm: Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein; und ihr seid rein, aber nicht alle. 11 Denn er kannte den, der ihn überlieferte; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein.

12 Als er nun ihre Füße gewaschen und seine Oberkleider genommen hatte, legte er sich wieder zu Tisch und sprach zu ihnen: Wißt ihr, was ich euch getan habe? 13 Ihr nennt mich Lehrer und Herr, und ihr sagt recht, denn ich bin es. 14 Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füße gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen. 15 Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, daß auch ihr tut, wie ich euch getan habe. 16 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr, auch ein Gesandter nicht größer als der, der ihn gesandt hat. 17 Wenn ihr dies wißt, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut!

Textzusamenhang

Der Text befindet sich in der Karwoche:
Jesu Einzug in Jerusalem - Palmsonntag
Letztes Abendmahl (Passahmahl) - Gründonnerstag
Jesu Prozess
Jesu Kreuzigung - Karfreitag
Jesu Auferstehung - Ostersonntag

Passahfest

Quelle: https://www.jw.org/de/bibliothek/buecher/jesus/abschluss-dienst/abendmahl-des-herrn/
Erinnerung an den Auszug aus Ägypten (Exodus 12,1-14)
Am Passahfest wird ein Lamm geschlachtet und gebraten. (Nissan 15, 3.Mo. 23,6-8)
Im Anschluss daran wird das Fest der ungesäuerten Brote gefeiert (Nissan 16-23; 7 Tage lang). Am ersten Tag davon (Abend des Passahfest-Tages) wird das gebratene Lamm mit ungesäuertem Brot und bitteren Kräutern gegessen. Am ersten Tag soll auch der Sauerteig entfernt werden (Exodus 12,15). Achtung: Tage gehen im jüdischen Kalender abends los.
Vorbereitung für das Fest der ungesäuerten Brote.
Die Jünger werden am Passahfest-Tag von Jesus geschickt, um das Mahl zu bereiten.
Mk. 14,12-16

Fußwaschung allgemein

Regelungen werden auch im Talmud vorgegeben. Der Talmud ist eine Auslegung der Tora (5 Bücher Mose) der Rabbiener für den Alltag und die praktische Umsetzung.
Reinigung der Füße mit Wasser (selber oder von einer anderen Person).
Im Orient sind Füße schnell dreckig geworden und wurden bei Eintritt in ein Haus und vor Mahlzeiten gewaschen (Füße waren auf Augenhöhe der zu Tisch liegenden).
Die Person, welche die Füße wusch hatte immer eine untergeordnetere soziale Stellung.
Reiche Personen hatten ein steinernes Gefäß im Haus extra für die Fußwaschungen.

Fußwaschung in der Bibel

Altes Testament
Reinigung Priester für Stiftshütte oder Tempel. (Exodus 30, 17-21)
Besuch der drei Männer bei Abraham. (Genesis 18, 4)
Neues Testament
Jesus wäscht Jüngern die Füße (Joh 13, 1-17)
Kriterien für Witwen zur Aufnahme in das Gemeindeverzeichnis (1. Tim. 5, 10)
Heute
Manche Gemeinden machen Fußwaschung in Kombination mit dem Abendmahl.
Katholische Kirche Liturgie am Gründonnerstag (Priester wäscht 12 Gemeindemitgliedern die Füße)
Quelle: https://www.jw.org/de/bibliothek/buecher/jesus/abschluss-dienst/lektion-in-demut-letztes-passah/

Das Problem der Jünger

Es war der Brauch, dass vor dem Mahl die Füße gewaschen werden sollten. Dem Talmud zufolge musste der niedrigste Diener die Fußwaschung übernehmen oder die Schüler dem Lehrer die Füße waschen, also die Jünger hätten Jesus die Füße waschen müssen. Einen Diener gab es anscheinend nicht, der die Aufgabe übernahm. Aber wenn ein Jünger Jesus die Füße wäscht, hätte er damit signalisiert, dass er in der Hierarchie ganz unten ist, deshalb ist wahrscheinlich niemand aufgestanden und alle warteteten auf die anderen. Außerdem lesen wir im Markusevangelium wie die Jünger sich darum stritten, wer der größte unter ihnen ist und Johannes und Jakobus haben Jesus darum gebeten zu seiner Rechten und linken sitzen zu dürfen. Da war also ein Machtkampf und ein Postengeschachere unter den Jüngern und da hat Demut keine Rolle gepielt.

Jesu Lösung

Sie fangen alle an zu Essen - mit ungewaschenen Füßen. Während dessen steht Jesus auf, bereitet die Fußwaschung vor und wäscht jedem nacheinander die Füße.

Dialog zwischen Jesus und Petrus

Jesus kommt zu Petrus und überrascht frägt er Jesus nach seinem Handeln - als ob Jesus nicht wüsste, was er da gerade tut. Das ist ungefähr so, wie wenn der Kulstusminister eines Landes hingeht und in einer Schule die Toiletten putzt. Dafür hat es ja spezielles Personal, das in der Regel keine so hohe Qualifikation wie der Kultusminister hat.
Jesus vertröstet ihn auf ein oder mehrere Ereignisse in der Zukunft, die ihm helfen werden das zu verstehen. Das wichtigste Ereignis ist Jesu Kreuzigung und die damit verbundene Tat für seine Nachfolger: Rein von Sünden durch das Blut Jesu. Als Lehrer gibt Jesus seinen Jüngern eine Veranschaulichung für etwas, das sie erst später verstehen. So ähnlich wie im Physikunterricht, wenn der Lehrer ein Experiment vorführt und die Schüler erst im Laufe der nächsten Stunden verstehen sollen, wie das funktioniert.
Weil Petrus das noch nicht versteht, wehrt er sich gegen diese Handlung. Nicht, weil er respektlos sein weill, sondern, weil er ihn vor weiterem Schaden in seiner Ehre als Lehrer und Meister bewahren will. Anderen hat er zwar die Füße gewaschen, aber er will seinem Meister einen angeblichen weiteren Schaden nicht antun. Damit handelt er im Ungehorsam gegen Jesus. Er denkt besser zu wissen, was für Jesus gut ist. Das erinnert mich an Jona, dem der Herr einen Auftrag gab, aber Jona sich weigerte diesen Auszuführen, weil er die Strafe für Ninive für gerechtfertigt hielt.
Daraufhin zeigt ihm Jesus die Konsequenz seines Handelns: Er wird kein Teil an ihm haben können, wenn er sich von Jesus nicht reinigen lässt. Das bewirkt in Petrus eine Sinnesänderung um 180° und dann noch verstärkt. Er will sich nicht nur die Füße waschen lassen, sondern will noch mehr: Nicht nur die Füße waschen, sondern auch den Kopf und die Hände.
Als Antwort gibt ihm Jesus wieder eine sehr tiefgründige Antwort:

Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein; und ihr seid rein, aber nicht alle

Der Text gibt keine Auskuft darüber, ob Petrus das verstanden hat, was Jesus gesagt hat. Aber wir verstehen das:
Wer wiedergeboren ist und durch das Blut des Herrn Jesus rein gewaschen ist, der ist rein vor dem Herrn. Aber wir leben in einer gefallenen Welt und täglich Sünde auf uns laden. Deshalb müssen wir uns auch mehmals vom Herrn reinigen lassen.

Jesus prüft das Verständnis

Vers 12 ist ein sehr wichtiger Vers für das Verständnis des weiteren Textes. Nachdem Jesus mit der Fußwaschung fertig war, frägt er die Jünger:

12 Als er nun ihre Füße gewaschen und seine Oberkleider genommen hatte, legte er sich wieder zu Tisch und sprach zu ihnen: Wißt ihr, was ich euch getan habe?

Die Schlachter übersetzt die Frage mit:
Versteht ihr, was ich euch getan habe?
Der altgriechische Wortstamm für dieses Wort ist γινώσκω (inosko) und kann bedeuten: kennen, wissen, verstehen, erfahren.
Jesus stellt den Jüngern eine Frage, die an das Verständnis der Jünger gerichtet ist. Er will wissen, ob sie das begriffen oder verstanden haben, was er gerade gemacht hat.
Das mit dem Verständnis ist ungefähr so wie in der Schule, wenn man ein Thema verstanden hat. Im Physikunterricht zeigt der Lehrer ein Beispiel, um die Geschwindigkeit eines fahrenden Autos zu bestimmen. Wenn die Schüler das Prizip verstanden haben, können sie die Geschwindigkeit in einer anderen Situation berechnen.
Und im nachfolgenden Text will Jesus den Jüngern helfen die Tat zu verstehen.

Der Auftrag an die Jünger

14 Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füße gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen. 15 Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, daß auch ihr tut, wie ich euch getan habe. 16 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr, auch ein Gesandter nicht größer als der, der ihn gesandt hat. 17 Wenn ihr dies wißt, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut!

Jesus gibt den Jüngern den Auftrag, sich gegenseitig die Füße zu waschen. Damit will er ihnen sagen , dass sie sich gegenseitig unterordnen sollen. Denn das war ja das Problem des Abends. Niemand wollte sich freiwillig unter den andreren stellen. Darüber hinaus bekommt die Tat mit der Symbolik für die Sündervergebung eine Ergänzung: Sie sollen sich nicht nur unterordnen, rsondern auch gegenseitig die Schuld vergeben - so wie Jesus die Schuld immer wieder vergeben muss. Diese Symbolik beschreibt Jesus im Gespräch mit Petrus, als er das Bad und die wiederkehrende Reinigung der Füße angesprochen hat.
Zu beachten ist auch, dass Jesus hier sagt, er hat den Jüngern ein Beispiel gegeben. Er legt hier keinen Zwang auf oder gibt ein neues Gesetz. Wichtig ist, dass sie tun, wie er ihnen getan hat. Die Demut, Unterordnung und Vergebung soll in ihrem Leben praktiziert werden.
So wie es aussieht, haben die Christen lange Zeit nach Jesu Tod die Fußwaschung praktiziert. In 1. Tim. 5,9-10 lesen wir:

9 Eine Witwe soll ins Verzeichnis eingetragen werden, wenn sie wenigstens sechzig Jahre alt ist, eines Mannes Frau <war>, 10 ein Zeugnis in guten Werken hat, wenn sie Kinder auferzogen, wenn sie Fremde beherbergt, wenn sie der Heiligen Füße gewaschen, wenn sie Bedrängten Hilfe geleistet hat, wenn sie jedem guten Werk nachgegangen ist.

Hier geht es darum, wann Witwen in das Verzeichnis aufgenommen werden, damit die Gemeinde für sie sorgt. Ein Kriterium war, dass sie die Füße der Heiligen gewaschen hat. Früher war es nun mal so, dass bei Eintritt ein ein Haus die Füße gewaschen werden mussten. Entweder die Gäste haben es selbst gemacht, oder der Gastgeber. Aber damit zeigt er, dass seine Gäste ihm Übergeordnet sind. Das war Paulus wichtig, dass die Witwe zumindest Demut praktizierte.

Übertragung

Deshalb ist es für uns heute keine Pflicht den Geschistern die Füße zu waschen. Niemand muss mehr die Füße waschen, oder gewaschen bekommen, wenn Gäste empfangen werden. Und trotzdem halte ich es für sinnvoll, wenn Gemeinden sich dazu entschließen von Zeit zu Zeit Fußwaschung zu praktizieren. Damit kann jeder Demut praktizieren und daran erinnert werden, dem anderen die Schuld zu vergeben.
Aber falls das nicht praktiziert wird, ist es umso wichtiger, dass wir uns das immer wieder in Erinnerung rufen und die dienende Gesinnung auf eine andere Art praktizieren.
Das kann so aussehen, dass wir anderen Geschwistern die guten Parkplätze überlassen, damit sie nidcht durch den Matsch laufen müssen.
Oder wenn der Gemeinderaum schon voll ist und jemand kommt noch rein, dann steht man auf und bietet dem Bruder oder der Schwester seinen Platz an und geht in einen Nebenraum.
Oder jemand mit einer dienenden Gesinnung meldet sich freiwillig für die dreckigen Arbeiten: Putzen, aufräumen, wischen, ...
Ich denke, dass die Füße gewaschen bekommen auch eine Überwindung ist. Derjenige, der die Füße gewaschen bekommt, zeigt dem anderen seinen seinen Dreck und möchte von ihm den Dreck weggewaschen bekommen haben. Das ist ja so wie bei uns, wenn wir Jesus um Vergebung bitten, dann bringen wir auch vor ihm unseren ganzen Schmutz und bitten ihn um Vergebung.
Wenn dich jemand schlecht behandelt hat, oder sich dir gegenüber schuldig gemacht hat, dann ist es wichtig, dass du vergibtst, wenn dich die Person darum bittet.
Gerhard von Zezschwitz sagt: “Wer demütig wird nach Christi Wort und Vorbild, in des Seele ergießt sich der Quell der Ruhe”.
Wer der Anweisung Jesu Gehorsam leistet, der wird auch den Segen dafür erhalten.
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