Auf Hoffnung leben (Röm 15,1-13)

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Hoffnungsträger

Notes
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Predigttext

Der Predigttext für den heutigen Sonntag steht im Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom, Kapitel 15, die Verse 1-13. Ich lese nach einer eigenen Übersetzung. Außerdem habe ich die Zitate aus dem Alten Testament um ihren Kontext ergänzt, weil man erst da den Zusammenhang mit dem Thema sehen kann. Hier der Text:
(1) Wir sind es aber schuldig, wir, die in der Lage dazu sind, die Schwachheiten derer, die dazu nicht in der Lage sind, zu tragen, und sollen keinesfalls leben, wie es uns passt.
(2) Jeder von uns soll leben, dass es dem Nächsten passt, für das Gute und zur Erbauung.
(3) Denn auch der Christus wollte nicht so leben, dass es ihm selber passt, sondern - wie geschrieben ist -:
Der Eifer um dein Haus hat mich gefressen, und die Beleidigungen von denen, die dich beleidigt haben, sind auf mich gefallen.” (Ps 69,10)
(4) Was aber früher aufgeschrieben wurde, ist zu unserer Unterweisung geschrieben, damit wir durch die Geduld und durch die Aufmunterung der Schriften die Hoffnung hätten.
(5) Der Gott aber der Geduld und der Aufmunterung gebe uns, miteinander das Gleiche zu sinnen, Christus Jesus gemäß,
(6) damit wir einmütig in einem Mund den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus wichtig machen können.
(7) Daher nehmt einander an, so wie auch der Christus euch angenommen hat, damit Gott Gewicht erhält.
(8) Ich sage nämlich: Christus ist für die Beschneidung (also die Juden) ein Bediensteter für die Wahrheit Gottes geworden, um die Versprechen an die Väter zu bestätigen.
(9) Die Heiden aber ehren Gott für die Barmherzigkeit, so wie geschrieben ist:
“Deshalb will ich dich bekennen unter den Heiden, und deinem Namen lobsingen. (51) der seinem König große Befreiung (Jeschua) schafft, barmherzig ist gegenüber seinem Christus, David, und seinem Samen auf Weltzeit.” (Ps 18,50f)
(10) Und wieder heißt es:
“Freuet euch, Heiden, mit seinem Volk! Denn er ahndet das Blut seiner Knechte, kehrt auf seine Bedränger Ahndung, er deckt seinen Acker, sein Volk.” (Dt 32,43)
(11) Und wieder:
“Preiset, all die Heiden, den Herrn, und lobpreiset ihn, all die Völker. Denn seine Barmherzigkeit über uns ist gewaltig, seine Wahrheit währt in Ewigkeit.“ (Ps 117)
(12) Und wieder sagt Jesaja:
“Es wird sein, die Wurzel Isais, und wird aufstehen, die Heiden anzuführen. Auf ihn werden die Heiden hoffen.” (Jes 11,10)
(13) Der Gott aber der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, damit ihr überfließend seid in der Hoffnung in Kraft des Heiligen Geistes.
Zeig uns dein königliches Walten,
bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh;
Du wirst allein ganz recht behalten:
Herr, mach uns still, und rede Du. Amen.

Predigt

Liebe Zuhörer,
erinnert ihr euch noch an den ersten Lockdown? Wo es plötzlich diese irre Nachfrage nach Klopapier und Nudeln gab? Und Hefe? Da kursierten Videos durch das Internet, auf denen Leute prahlten. Sie prahlten über ihre Wohnung, die vollgestopft war mit Vorräten: Nicht nur Klopapier und Nudeln und Hefe, sondern alle Dinge des täglichen Bedarfs, teilweise hundert Flaschen Speiseöl, hundert Deostifte, alles, was man sich nur denken kann. Da gab es Lebensmittelmengen, die man nie und nimmer bis zum Mindesthaltbarkeitsdatum aufbrauchen konnte. Aber das war egal: Hauptsache, man hat sich gegen Mangel abgesichert. Und diese Youtube-Cracks hatten wirklich mehr als genug. Nur ein bisschen Verstand hätten sie auch noch dazu erwerben sollen.
Im zweiten Lockdown gab es solche Mangelerscheinungen nicht. Da mangelte es an anderen Dingen. An Impfstoff zum Beispiel. Viele Leute sollten geimpft werden, aber es gab zu wenig Impfstoffe. Man versuchte, sich Impfstoffe zu erschleichen. Großbritannien in großem Stil. Einzelne zahlungskräftige Leute nur für sich selbst. Dann mangelt es an Öffnungsperspektiven. Für Gastwirte, Friseure, Hoteliers, Modegeschäfte und viele andere. Und mit alledem wurde, fast unbemerkt von allen, die Hoffnung ein rares Gut. Und mit der Hoffnung schwindet die Disziplin, schwindet die Gelassenheit, finden die Leute Hoffnung bei fragwürdigen Erlösern, die von den Coronaeinschränkungen erlösen wollen, schwindet schließlich die Lebenslust, die Lebensfreude, die Perspektive. Und wir stellen fest, welch wertvolles Gut die Hoffnung ist, wie flüchtig sie ist, wie notwendig wir sie zum Leben brauchen. Wer der Meinung ist, alles ist hoffnungslos, der wird bald auch jede Perspektive, jeden Anreiz, jede Kraft zum Leben verlieren. Es bleibt Verzweiflung und Leere zurück.
Was aber haben wir Christen zum Thema Hoffnung zu sagen? Wie gehen wir mit der Hoffnungslosigkeit um? Worauf hoffen wir? Was können wir der Welt für Hoffnungen schenken?
Glaube, Liebe, Hoffnung - das sind nach dem ersten Korintherbrief die drei Dinge, die bleiben. Und die auch untrennbar miteinander verknüpft sind. Ohne Glaube keine Hoffnung. Ohne Hoffnung keine Liebe. Es muss für uns daher ein vitales, unersetzliches Element unseres geistlichen Lebens sein, dass wir Hoffnung haben. Ohne Hoffnung können wir nicht leben.
Hoffnung ist gerichtet auf die Zukunft. Sie lädt uns ein, die gegenwärtige Situation auszuhalten, weil wir darauf hoffen, dass diese gegenwärtige Situation endet, dass eine neue Zeit anbricht, in der all das, worunter wir heute leiden, vergangen ist. Diese Hoffnung gibt uns der Glaube. Glaube ist das Vertrauen darauf, dass etwas real ist, wirklich ist, wahr ist, und auf diese Wahrheit baue ich mein Denken, mein Handeln, mein Leben auf. Wenn diese Hoffnung enttäuscht wird, dann bricht auch ein Teil meines Lebenskonzeptes weg, vielleicht sogar das ganze Lebenskonzept. Auf jeden Fall verliere ich ein Stück von dem, das mir Lebensmut gibt. Viele Menschen machen uns Hoffnung, und viele dieser Hoffnungen werden durch eben diese Menschen zerstört. Lockerungen der Lockdown-Regelungen bei einem Inzidenzwert von 50. Ab Ostern wieder ins Straßencafé. Ab Sommer wieder Urlaub machen. Ab 1. März kostenlose Selbsttests für jeden. Daran klammern sich die Menschen. Und wir erleben, wie schlimm es ist für die Moral der Bevölkerung, wenn man schnell mal ein Versprechen so hinwirft und schon zwei Tage später feststellt, dass man es nicht halten kann.
Gott dagegen gibt uns Hoffnung über den Tod hinaus. Über diese Welt hinaus. Aber auch über den Tag hinaus. Hoffnung ist für uns ja kein Thema für die Zeit nach dieser Welt. Wir brauchen auch Hoffnung für morgen. Und auch eine solche Hoffnung gibt uns Gott.
Gott möchte, dass wir Hoffnungsträger sind. Dass sich bei uns eine Hoffnung findet, die größer ist als alle Hoffnungen dieser Welt. Und die verlässlicher ist. Die den Menschen eine feste Zuversicht, eine echte Hoffnung gibt.
Und was tun wir? Wir leben uns selbst zu Gefallen. Wir sind darauf bedacht, möglichst viele Likes abzuräumen. Nicht bloß im Internet. Sondern auch im analogen Leben. Wir wollen andererseits ein möglichst bequemes, auch mal herausforderndes Leben haben. Wir suchen uns unsere Freunde nach unseren Vorlieben aus, damit wir gemeinsam mit ihnen etwas unternehmen können, was uns Spaß macht. Wenn wir dann am Ende des Tages sagen können: Das hat mir echt gut gefallen - dann sehen wir den Tag als gelungen an.
Wir suchen keine Hoffnung - wir suchen Spaß. Wir suchen Erfüllung. Wir suchen das, was uns angenehm ist. Was uns gefällt. Und das ist der erste Grund dafür, dass wir keine echte Hoffnung verbreiten können. Wegen unserer Selbstgefälligkeit.
Selbstgefälligkeit hat viele Gesichter. Wir tun etwas, und erwarten Anerkennung dafür. Auch von Gott. Viele von uns meinen immer noch insgeheim, dass sie Gott gefallen müssen. Dass sie Dinge tun, mit denen sie sich bei Gott ein Guthaben erwirtschaften. Sie wollen sich im Glanz Gottes sonnen, wollen das Gefühl haben, dass Gott stolz auf sie ist. Und damit meinen sie vor allem, dass sie auch bei seinen Anhängern punkten können. Ansehen erarbeiten. Aber das ist ein Trugschluss: Gott liebt uns - mehr geht nicht. Er beruft uns. Nicht zur Challenge “Der Himmel sucht den Superchristen”. Sondern dazu, ihm zu vertrauen. Ihm zu glauben. Auf seine Verheißungen zu hoffen.
Seine Verheißungen, die uns in der Schrift gegeben sind. Die dazu geschrieben sind, dass wir in ihnen eine Hoffnung haben, die nicht zuschanden wird. Die uns dazu verhilft, geduldig zu sein, geduldig in dieser Situation auszuharren, in der wir jetzt stehen, weil diese Situation nicht endgültig ist, sondern vergeht. Wir warten. Wir bleiben. Wir hoffen. Wir glauben. Dass wir eine Zukunft haben, in der alles Leid vergangen sein wird. In der wir in der Gegenwart Gottes alles haben, was wir brauchen. Dafür lohnt es sich, auszuhalten, drunterzubleiben, ein paar Likes weniger einzusammeln.
Wie können wir unsere Hoffnung zeigen? Dass wir unser Leben nicht mehr daran verbrauchen, dass wir das tun, was uns vermeintlich gut tut. Sondern dass wir damit beginnen, in unseren Gemeinden, in unserer Umgebung unseren Nächsten zu suchen. Zu tun, was ihm oder ihr gut tut. Wir sollen einander tragen. Des anderen Last mittragen. So zu leben, wie es hier heißt, dass wir leben wie es dem Nächsten passt, wie es dem Nächsten gefällig ist, und zwar zum Guten und zur Erbauung.
Dies, und der Verweis auf die Schrift in Vers 4, zeigt uns, wie ein solches Leben für den Nächsten aussehen soll. Wir werden niemals nur das tun, was er will. Wir werden das suchen, was Gott für diesen Menschen will. Würde mein Zahnarzt nur das tun, was mir angenehm ist, dann hätte ich heute keine Zähne mehr. Wir müssen im Lichte der Schrift und in der Macht des Heiligen Geistes herausfinden, was für unseren Nächsten wichtig ist im Sinne Gottes. Was zu seinem Guten dient im Sinne Gottes. Was dazu dient, dass er als lebendiger Stein im Hause Gottes seinen Platz finden kann.
Nicht die Befindlichkeit oder die Wunschvorstellungen unseres Nächsten sind der Maßstab, sondern Gottes Wort. Es ist uns gegeben zur Lehre. Dass wir wissen, was das heißt: Verändert euch durch Erneuerung eueres Sinnes. Die Schrift soll unser Leben prägen. Wir sollen lernen, an das, was darin steht, zu glauben, auch wenn alle anderen etwas anderes sagen, auch wenn alle anderen Wahrheiten der Schrift relativieren wollen, um ihre widergöttlichen Absichten durchzusetzen. Denn sie ist das Wort Gottes. Deshalb soll sie der Maßstab für uns sein. Der Maßstab für unser Leben. Der Maßstab für unser Lieben. Der Maßstab für unsere Hoffnung. Das wird sie aber nur, wenn wir an die Wahrheit der gesamten Schrift glauben. Und das müssen wir lernen. Wir müssen die Schrift studieren. Wir müssen die so genannten Wahrheiten dieser Welt, die wir internalisiert haben, durch die einzige Wahrheit der Schrift ersetzen - wo Welt und Schrift sich widersprechen. Nur dann können wir das auch tun - unserem Nächsten zum Guten und zur Erbauung zu leben. Und, auf Dauer, wird ihm das auch gefallen, wird ihm das passen, wird es das Richtige für ihn sein.
In der Gemeinde sollte uns das besonders leicht fallen. Und in der Gemeinde ist es auch zwingend notwendig. Damit wir als Gemeinde unseren Auftrag erfüllen können. Wir müssen zunächst einmal Eintracht herstellen. Eine einträchtige Gesinnung. Das Ziel: Einmütig, mit einem Munde Gott zu loben. Um Eintracht herzustellen, müssen wir uns aber zuerst einander annehmen. Kleine Hilfe: Jeder Mensch ist von Gott geliebt. Jeder Mensch ist von Gott berufen. Jeder Gläubige hat auf diesen Ruf positiv geantwortet. Nun haben wir alle unsere Stärken und Schwächen. Wir selber die Stärken, die anderen die Schwächen. Davon gehen wir meistens zuerst einmal aus. Viele meinen auch, es sei umgekehrt: Ich habe die Schwächen, und die anderen die Stärken. Das ist immerhin mal ein Tick besser als die erste Meinung. Aber nur dann, wenn wir merken, dass Stärken und Schwächen gleichmäßig verteilt sind, und dass meine Stärken nicht dazu da sind, um mich über die anderen hinauszuheben, sondern um die anderen, die schwächer sind, zu tragen, nur dann kann ich auf dem richtigen Weg sein. Eine beliebte Verhaltensweise ist es, sich von den Menschen fernzuhalten, die einem nicht so angenehm sind. Wir sind aber dazu aufgerufen, dorthin zu gehen, wo unsere Stärke einer Schwäche eines anderen weiterhelfen kann. Wir sollen den andern nicht im Regen stehen lassen. Sondern zu ihm gehen und ihm den Schirm der Liebe Gottes zu bringen. Wir sollen uns kümmern. Wir sollen uns des andern annehmen. Und andere werden sich unser annehmen. Nicht um himmlische Likes zu sammeln. Nicht um unsere Rechtfertigung zu rechtfertigen. Nicht um bei Gott Fleißpunkte zu sammeln. Sondern weil es zur Hoffnung Gottes gehört.
Wenn wir uns der hoffnungslosen Fälle annehmen, wenn wir denen, die die Hoffnung verlieren, neue Hoffnung geben - dann dient das zu Gottes Lob. Da heißt es: Schau mal, der ist ein Christ und lässt seine Mitgeschwister nicht im Regen stehen. In dieser Gemeinschaft ist wirklich jeder gut aufgehoben. Da will ich auch dabeisein. Das Gott gut ist, können Weltmenschen erst dann glauben, wenn sie es sehen. Wenn sie es an uns sehen, wie wir miteinander und mit anderen Menschen umgehen. Wie wir auch den hoffnungslosen Fällen neue Hoffnung geben durch die Liebe Gottes, die durch uns fließt. Für Außenstehende erkennbar wird das erst so richtig, wenn sie uns die Liebe füreinander abspüren. Nur dann können wir Hoffnung schenken, wenn wir uns einander annehmen, wenn wir einträchtig gesinnt sind. Und dann werden wir zu Gottes Lob dienen. Weil wir sagen: Das, was wir hier leben, das ist nicht auf unserem Mist gewachsen. Das ist nicht das Resultat einer ausgewogenen Schulung, eines menschlich erdachten Trainings, einer gewaltigen disziplinierten und gemeinsamen Anstrenung. Das tat Gott. So loben wir Gott. Und wenn dann die Menschen sagen: So, wie die Gemeinde Gottes zusammenlebt, das ist ein echtes Wunder. Das ist ein toller Gott. Dann ist das Lob Gottes bei den Menschen angekommen. Die Meisten werden es nicht sagen. Es soll aber nicht an uns liegen, dass die das nicht sagen können.
Denn natürlich werden wir dann nicht zu den Lieblingen der Massen. Im Gegenteil. Manch einer findet es blöd, wenn man nicht seine Wünsche erfüllt, sondern es gut mit einem meint. Manch einer findet es gefährlich, wenn jemand auf diese Art und Weise Menschen um seine Organisation schart. Manche finden es gotteslästerlich, wenn wir auf Jesus als den Sohn Gottes hinweisen. Aber wer die feste Hoffnung hat, weil er erfahren hat, dass das stimmt, der kann nicht anders, als daran glauben. Auch dann, wenn er Nachteile dafür in Kauf nehmen muss. Aber so ist es ja schon Jesus gegangen. Der musste für seine Botschaft sogar mit dem Leben bezahlen. Wie viele Christen heute noch. Seinen Trost und seine Geduld bekam er aber nicht durch Anerkennung der Welt, sondern durch die Schrift.
Im Römerbrief gibt es immer wieder solche Passagen, wo alttestamentliche Bibelstellen als Belege zitiert werden. Hier haben wir so einen Text. Bevor die vielen Zitate kommen, sagt Paulus etwas über Juden und Nichtjuden - eigentlich nichtjüdische Christen. Jesus hat den Juden dadurch gedient, dass er die Erfüllung all ihrer Hoffnungen war. Der Hoffnungen, die das Alte Testament schon seit Jahrhunderten ausgesprochen hat, die jeder nachlesen kann. Jesus bestätigt all diese Hoffnungen. Und er bestätigt damit auch: Die Hoffnungen, die die Schrift erweckt, haben sich teilweise schon erfüllt. Auch die anderen Hoffnungen werden sich erfüllen. So ist Jesus den Juden ein Diener der Wahrheit geworden. Und die Juden werden für Gott Diener der Wahrheit. Indem sie zweitausend Jahre lang in einer feindlichen Umgebung überleben. Sogar den Holocaust. Indem sie fast wie aus dem Nichts einen neuen Staat Israel gründen. Die Juden stehen dafür, dass Gottes Wort die Wahrheit ist. So werden sie uns, ohne es zu wissen, zum Diener unserer Hoffnung. Wie ihre Hoffnung nicht zuschanden wurde, so wird auch unsere Hoffnung nicht zuschanden werden. Jesus wird wiederkommen. Und dann werden alle widergöttlichen Werte dieser Welt, alles, wonach die Welt gedürstet und gelechzt hat, zunichte gemacht werden. Es bleiben nur Glaube, Hoffnung, Liebe.
Wir sind dazu aufgerufen, als Heiden, Gott wegen seiner Barmherzigkeit zu loben. Seiner Barmherzigkeit, in der er seinen Sohn geopfert hat für unsere Sünden, dass wir im Glauben Zugang finden zu seinem Leib, in seine Gemeinde, in seine Gegenwart. Seine Barmherzigkeit, in der er weder unsere Sünden zurechnet, noch Wiedergutmachung von uns fordert - nur Glaube. Glaube an das, was er in seinem Wort gesagt hat. Glaube daran, dass wir nichts tun können, was Gott bereichert, aber sehr wohl vieles, was unseren Nächsten bereichert. Glaube daran, dass das Thema Rechtfertigung für uns dank Jesus endgültig erledigt ist. Wir sind Frei von der Sklaverei der Sünde. OK, wir sündigen trotzdem immer wieder. Wir haben immer noch sündige Gewohnheiten, wir sind immer noch versucht durch den Fürsten dieser Welt. Wir fallen immer noch durch die Fallstricke der Sünde. Aber trotzdem sind wir geliebt, in Christus gerecht vor Gott, als Glieder am Leib Christi Teil schon der neuen Welt. Ist das kein Grund, Gott zu loben? Das ist sogar unser einziger Auftrag: Gott wegen seiner Barmherzigkeit zu loben. Weil er uns bedingungslos annimmt. Keine Bearbeitungsgebühren, keine Vorkasse, keine Steuern, kein Monatsbeitrag, nicht: Der erste Monat gratis, dann fallen Gebühren an.
Kein Zweifel: Was Gott uns hier gibt, ist unverdient. Und das soll es auch sein. Es ist ein Ausdruck seiner Liebe. Seiner Liebe zu Menschen, die zu arm sind, um den Zugang zum Himmel bezahlen zu können. Die überschuldet sind. Gottes Barmherzigkeit loben heißt, dass es uns deutlich ist, und dass wir es deutlich machen, dass es absolut keinen Grund an uns gibt, warum er uns annehmen sollte, aber dass er es trotzdem tut - weil er, wie Luther sagt, “ein glühender Backofen voller Liebe” ist. Dass es keine Vorbedingungen gibt, außer der Entscheidung, ihm zu glauben, auf ihn zu vertrauen, auf ihn unsere Hoffnung zu setzen. So gut es für uns eben möglich ist. Und so, wie seine Verheißungen für Israel in Erfüllung gehen, werden auch seine Verheißungen für uns in Erfüllung gehen. Das zu glauben, darauf zu hoffen, das soll unser Lebensziel sein. Diese Hoffnung auf die Barmherzigkeit Gottes sollen wir unseren Glaubensgeschwistern vermitteln. Indem wir helfen, ihre Lasten zu tragen, wie Christus uns trägt. Indem wir einander annehmen, wie Christus uns angenommen hat. Indem wir einmütig sind, eins sind, wie Christus eins ist mit dem Vater. Indem wir nicht auf den oft beklagenswerten Zustand unserer Mitgläubigen und Mitmenschen sehen, sondern auf das, was Christus sich für sie erhofft. Wir hoffen auf Christus. Und hoffen, dass er für jeden eine Zukunft hat. Dass er diese Zukunft erreicht, dazu sind wir aufgerufen.
Der Gott der Hoffnung - der wird im letzten Vers angesprochen. Er ist die Quelle und auch das Ziel der Hoffnung. Wer aus dieser Quelle trinkt, in diesem Meer der Liebe schwimmt, der wird mit Freude und Frieden erfüllt im Glauben, weil er weiß, dass dies hier nicht das Endgültige ist. Der wird es ertragen, wenn sich Ansagen der Politik und der Gesellschaft nicht erfüllen, weil der eigentliche Grund seiner Hoffnung nicht in dieser Weltzeit liegt, sondern in der ewigen Welt Gottes. Der wird es ertragen, dass es nicht um ihn geht, sondern um Gott, und dass es viel wichtiger ist, in unseren Nächsten zu investieren als in die eigene Lebensplanung. Denn der Herr hat schon geplant für dich, nun widme dich dazu, Gott zu loben, indem du einmütig bist mit deiner Gemeinde - nicht immer einer Meinung, aber eines Ziels. Friede kann man haben inmitten von Krieg. Und Krieg inmitten von Frieden. Freude kann man haben inmitten von Leid. Und Leid inmitten von Spaß. Wer aber eine ewige Hoffnung hat, der hat auch Frieden über dieser Welt, auch dann, wenn er nicht immer Recht bekommt, weil er in Christus immer das Recht hat, das er braucht. Wer eine ewige Hoffnung hat, der hat immer Freude in dieser Welt, weil diese Freude nicht stimuliert wird von Faktoren in dieser Welt, sondern von dem Wissen, in Christus erlöst zu sein von dieser Welt.
Hoffnung kann wachsen. Indem sie gewisser wird. Indem sie in den Mittelpunkt rückt. Indem sie Bestätigung erfährt. Wenn ich heute mit dem Auto nach Berlin fahre, komme ich an Wegweisern vorbei, auf denen steht: Berlin, soundsoviel Kilometer. Ich bin dann noch nicht in Berlin. Aber ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Der Weg bis zu dem Ort, auf den ich hoffe, mag noch weit sein. Aber überall an meinem Weg stehen die Wegweiser, auf denen steht: Du bist auf dem richtigen Weg. So wächst die Hoffnung. Werdet nicht reich an Anerkennung. Werdet reich an Hoffnung. Hoffung, die Jesus Christus begründet hat. Hoffnung, die in der Heiligen Schrift beschrieben ist. Hoffnung, die sich in der Existenz des jüdischen Volkes zeigt. Werdet nicht reich an Geld, an Anerkennung, an Spaßmomenten, an Facebook-Freunden, an Befriedigungen durch diese Welt. Werdet reich an Hoffnung. Indem ihr glaubt, so wie die Schrift sagt. Durch die Kraft des Heiligen Geistes. Freude und Friede von Gott sei mit euch. Amen.
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