hoff-endlich

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Lasst uns über Hoffnung reden. Hoffnung - und Enttäuschung - wie gehen wir damit um, wenn Wünsche nicht erfüllt werden? Wenn Erwartungen enttäuscht werden? Die Ostergeschichte hat viele erschütterte, trostlose, verwirrte, ja sogar verbitterte Gesichter. Was mich bei der Ostergeschichte überrascht: wie Jesus, der Auferstandene, es schafft, seine Freunde zu einer lebendigen Hoffnung zurück zu führen. In dieser Predigt gehen wir auf die Erzählung von Markus 16,9-14 ein.

Notes
Transcript

Lasst uns über Hoffnung reden

Hoffnung ist das gute Gefühl nach einem Test in der Schule. Hoffnung ist, wenn du aus dem Vorstellungsgespräch rauskommst und denkst: diese Stelle bekomme ich. Hoffnung ist eine Regenwolke nach einer langen Trockenzeit. Hoffnung ist die Ankündigung eines neuen Medikamentes zur Heilung deiner Krankheit. Hoffnung ist es, wenn eine Frau schwanger wird und ein Baby in ihrem Bauch heranwächst.
Als Andrea und ich zwei Jahre verheiratet waren, wünschten wir uns ein Kind. Wir hofften - aber Andrea wurde nie schwanger. Natürlich: von Hoffnung allein wird man nicht schwanger, das wissen wir auch. Aber bei uns wuchs die Überzeugung: tja, wir können wohl keine Kinder bekommen. Auch der Arzt bestätigte: die Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr gross.
Wir hatten zuerst eine Hoffnung auf eigene Kinder. Aber wir merkten: die erfüllt sich nicht. Und so machte sich etwas anderes in uns breit: wir waren verwirrt, wir waren traurig - ja, wir überlegten uns: hat Gott vielleicht etwas anderes vor? Als wir einmal ein dunkelhäutiges Kind mit hellhäutigen Eltern beobachteten, stellten wir uns die Frage: wären auch wir bereit, ein Kind zu adoptieren? Einem jungen Menschen einen Ort der Zugehörigkeit zu schenken? Wir merkten: es ist gar nicht einfach, den eigenen Traum, die eigene Hoffnung loszulassen und sich Gott anzuvertrauen. Zu sagen: Jesus, was immer du vorhast mit uns, es ist gut. Wir setzen unsere Hoffnung auf dich! Wir ergreifen deine Hoffnung und lassen unsere Hoffnung los.
Es ging noch einige Monate, aber dann meldete sich doch unser erstes Kind an. Und als der kleine Junge auf der Welt war, gaben wir ihm den Namen Livio Josia - weil darin für uns die Bedeutung liegt: Gesegnet und der Herr heilt. Und heute haben wir vier Hoffnungskinder. Aber wir mussten lernen: setze deine Hoffnung auf Gott und nicht auf deine eigenen Wünsche.
Die Bibel sagt:
Freu dich am HERRN, und er wird dir geben, was dein Herz wünscht. Überlass dem HERRN die Führung deines Lebens und vertraue auf ihn, er wird es richtig machen. Psalm 37,4-5 nlb

Erfüllt Gott alle unsere Wünsche?

Uns hat Gott geschenkt, dass wir eigene Kinder bekommen durften. Das erleben nicht alle Ehepaare so. Bei vielen bleibt der eigene Kinderwunsch unerfüllt. Jedes zehnten Paar ist in der Schweiz ungewollt kinderlos.Nach anderen Angaben sogar jedes sechste Paar. Ähnlich ist es bei Menschen, die ungewollt Single sind. Oder - ganz anderes Thema - bei Langzeit-Arbeitslosen. Oder bei chronisch Kranken. Worauf kann man noch hoffen, wenn es nicht besser wird? Der Wunsch unerfüllbar scheint?
Schaut, hier stelle ich den Begriff “HOFFNUNG” dar. Hoffnung sieht man vom Schiff aus - aber ich habe die Hoffnung erst, wenn ich sie ergreife. Die Hoffnung ergreifen, das nenne ich “Glauben”. Und “Unglaube” ist, wenn ich die Hoffnung zwar sehe, aber ich fasse sie nicht. Gefühle, die mich daran hindern, sind solche:
> ich bin erschüttert
> ich bin trostlos
> ich bin verwirrt
> ich bin verbittert
Das alles ist das Gegenteil von Psalm 37: Freude am Herrn zu haben und das eigene Leben ihm anzuvertrauen - sprich: die Hoffnung auf Gott zu ergreifen.
Was hat das mit Ostern zu tun? Nun, was feiern wir an Ostern? Richtig! Die Auferstehung von Jesus. Wir feiern das total Unmögliche und Undenkbare: dass da einer nach 3 Tagen wieder aus dem Grab herausgekommen ist. Nicht irgendeiner, sondern Jesus - als der erste der Auferstehung (1 Korinther 15,20)! Und seine Auferstehung hat das unglaubliche Potenzial, uns Hoffnung zu machen. Ja, sogar eine “lebendige Hoffnung”:
Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, denn er hat uns in seiner grossen Barmherzigkeit wiedergeboren. Jetzt haben wir eine lebendige Hoffnung, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist. 1 Petrus 1,3 nlb
Yeah! Eine lebendige Hoffnung. Weil Gott ein Vater ist, der Erbarmen mit dir hat. Weil Jesus durch seinen Tod deine Schuld, Schmach und Angst getragen hat - und durch seine Auferstehung beweist, dass du heute Vergebung und ein neues, ewiges Leben bekommen kannst. Das ist die lebendige Hoffnung: wir werden wiedergeboren als Kinder Gottes - jetzt sofort, durch die Gnade von Jesus Christus. Ergreife diese lebendige Hoffnung - das heisst: nimm sie im Glauben an. Bekehre du dich selber zu dieser Hoffnung.
Das wird schwierig, wenn wir erschüttert oder verwirrt sind. Wenn wir trostlos oder verbittert sind. Nun, es ist Zeit für unsere Biblestory. Wir finden eine wunderbare Zusammenfassung der ersten Ostern im Buch von Markus, in Kapitel 16. Daraus einige Verse:

Hoffnung für Erschütterte

Jesus war am frühen Sonntagmorgen von den Toten auferstanden und erschien zuerst Maria von Magdala, die er von sieben Dämonen befreit hatte. Sie ging zu den Jüngern, die um ihn trauerten und weinten, und berichtete ihnen, dass Jesus lebe und dass sie ihn gesehen habe. Doch sie glaubten ihr nicht. Markus 16,9-11 nlb
Maria Magdalena war ein hoffnungsloser Fall. Durch Jesus hatte sie Befreiung erlebt. Und sie wurde eine dankbare Jüngerin von Jesus. Und sie war die erste, welche Jesus begegnete, als er auferstanden war. Wie ging das vor sich?
Biblestory Johannes 20,11-18
Es war Morgen, der dritte Tag nach dem tragischen Tod von Jesus. Maria Magdalena hatte mit anderen entdeckt, dass das Grab von Jesus leer war. Nun stand sie alleine weinend draussen vor dem Grab. Sie war erschüttert.
Mit einem Blick ins Grab sah sie zwei weiss gekleidete Engel, die sie fragten: “Warum weinst du?” - “Weil sie meinen Herrn weggenommen haben. Und ich habe keine Ahnung, wo sie ihn hingelegt haben.”
Da bemerkte Maria Magdalena, dass jemand hinter ihr stand. Sie dachte, es wäre der Gärtner. Auch er frage sie: “Warum weinst du? Wen suchst du?” - “Herr, wenn du ihn weggenommen hast, dann sag mir, wo du ihn hingebracht hast. Ich will ihn dort holen.”
Aber es war nicht der Gärtner. Es war Jesus, nur erkannte sie ihn nicht. Er sagte zu ihr nur das: “Maria!”Jetzt drehte sie sich ganz um und rief aus: “Mein Meister!”
Jesus liess sich von ihr nicht berühren, nicht festhalten. Denn: “Ich bin noch nicht zum Vater aufgefahren. Aber geh und erzähl es meinen Brüdern.
Und Maria Magdalena fand die Jünger und berichtete ihnen alles: “Ich habe den Herrn gesehen!”
Tja, Maria war erschüttert. Aber ihre Begegnung mit dem auferstandenen Jesus schafft Hingabe. Sie sagt “Rabbuni. Mein Meister!” Ihre Erschütterung wird weggeschwemmt mit Liebe. Maria Magdalena ist überwältigt.
Die Jünger sassen in ihrem Warteraum. Trostlos. Markus erzählt, dass sie bekümmert waren und weinten. Und da platzt Maria Magdalena in ihre Stube: “Ich habe ihn gesehen! Er lebt! Er wird zum Vater auffahren. Und er hat gesagt: es sei sein Vater, aber auch unser Vater! Jungs, Männer, da ist Hoffnung! Ergreift sie!”
Aber sie glaubten ihr nicht. Warum? Weil sie eine Frau war? Weil sie dachten: Mensch, die ist jetzt übergeschnappt? Hat sie Halluzinationen? Hoff doch endlich! Aber nix da. Wir lernen etwas Wichtiges:
Wer rausgeht, begegnet Jesus. Wer drin bleibt, ist herausgefordert, “nur” auf Aussage hin zu glauben.
Wer in Jesus seine ganze Hoffnung gefunden hat, hat nichts mehr zu verlieren. Maria geht raus. Ist auch erschüttert. Verzweifelt. Aber sie ist “vor Ort” und nicht “im Wohlfühlbereich” und der “Kuscheljugendgruppe” mit Sofaecke.
Wem gleichen wir, an diesem Ostermorgen 2021? Der erschütterten Maria, die aber in der Begegnung mit Jesus eine neue Hoffnung ergreift? Oder den trostlosen Jüngern, die nicht glauben wollen oder nicht glauben können?

Hoffnung für Verwirrte

Danach erschien er in veränderter Gestalt zwei Jüngern, die von Jerusalem unterwegs aufs Land gingen. Sie liefen zurück, um es den anderen zu erzählen, aber keiner glaubte ihnen. Markus 16,12-13 nlb
Diese Geschichte spricht die Kopfmenschen unter uns an. Die Maria-Geschichte zeigt, wie Jesus über die Gefühlsebene zu uns spricht. Angesprochen, gewollt, angenommen. Die Geschichte der zwei sogenannten Emmaus-Jünger zeigt, wie sich Jesus Zeit nimmt, unseren Verstand anzusprechen. Nachvollziehbar, sorgfältig, vernünftig.
Biblestory Lukas 24,13-34
Es war am gleichene Tag, als die zwei Männer von Jerusalem aufbrachen, um nach Emmaus zu kommen - eine 11 Kilometer Wanderung.
Jesus schloss sich ihnen an - aber sie erkannten ihn nicht. “Worüber sprecht ihr?”
Voll Traurigkeit begannen sie zu erzählen. Über Jesus von Nazareth, einen Propheten und Wundertäter. Wie er von den obersten Priestern den Römern ausgeliefert wurde, die ihn dann kreuzigten. “Wir hatten gehofft, er sei der Christus, der Israel retten und erlösen wird”, sagten sie.
Völlig verwirrt waren sie aber, weil am Morgen der Bericht in Umlauf kam, dass das Grab von Jesus leer sei. Und dass Engel gesagt hätten, dass Jesus lebt.
Jesus antwortete den beiden Jüngern: “Versteht ihr das denn nicht?” Und er erklärt ihnen aus den Schriften von Mose und den Propheten, dass der Christus leiden muss, um verherrlicht zu werden.
Als sie im Dorf Emmaus ankamen, baten die beiden ihren Begleiter, bei ihnen zu übernachten. Beim Essen nahm Jesus ein Stück Brot, dankte Gott dafür und brach es. In dem Moment erkannten die beiden Jünger, dass es Jesus ist - aber Jesus verschwand im selben Augenblick.
Sofort brachen die beiden auf und berichteten den elf Jüngern: “Der Herr ist tatsächlich auferstanden!” Und sie erzählten ihre Geschichte.
Wenn Maria erschüttert war, so waren die beiden Wanderer vor allem “verwirrt”. Aber auch sie gingen raus. Stellten sich ihren Fragen. Diskutierten sie. Waren bereit, alles neu zu überdenken.
Und die Begegnung mit Jesus schafft Klarheit. Er bringt Erklärungen. Es wir für sie alles schlüssig. Die Lehre aus der Heiligen Schrift erwärmt ihr Herz - und sie werden frei, um die Hoffnung zu ergreifen!
Aber auch sie erleben, was Maria erlebt hat: die Jünger glaubten auch ihnen nicht. Die elf Jünger kommen mir nicht mehr trostlos vor, sondern bereits: verbittert.
Und wir lernen wieder etwas Wichtiges:
Die Kuscheljugendgruppensofaecke der elf Jünger in ihrer Stube mausert sich zu einer Jury: “Wer kommt noch und erzählt wirre Auferstehungsgeschichten?” Aus der Trostlosigkeit ist Verbitterung geworden. Sie WOLLTEN nicht hoffen.

Hoffnung für Ungläubige

Später erschien er den elf Jüngern, während sie gemeinsam aßen. Er rügte ihren Unglauben, ihre hartnäckige Weigerung, denen zu glauben, die ihn nach seiner Auferstehung gesehen hatten. Markus 16,14 nlb
Jesus beschimpft die Jünger. Er macht ihnen Vorhaltungen und Vorwürfe. Er sagt: “Schämt euch!” Warum sollen sie sich schämen?
Wegen Unglauben. Es braucht Glaube, um die Hoffnung zu ergreifen. Unglaube ist die Entscheidung, die Hoffnung nicht zu ergreifen. Sondern als Illusion abzutun. Als Fata Morgana. Vielleicht nach dem Motto: “Ich will nicht (nochmals) enttäuscht werden.”
Wegen Herzenshärte. Das ist Gefühllosigkeit. Ein stures, schroffes, hartes, uneinsichtiges, halsstarriges, unbelehrbares Herz. Wenn schon der Glaube nicht reicht, um die Hoffnung zu ergreifen, so wäre doch die Herzenshaltung eines Jüngers (Mt 11,28ff) gewesen: höre den Zeugen zu, lass sie berichten. Entscheide dich nicht, ihnen nicht zu glauben, sondern lass es mindestens offen…
Das Schöne ist: die Geschichte geht weiter. Jesus schimpft mit den elf Jüngern, aber er gibt ihnen nun gleich einen Auftrag: “Geht und verkündet diese gute Botschaft allen Menschen!” Während Jesus bei Maria auf der Gefühlsebene hereinbrach und neue Hoffnung weckte, und bei den Emmaus-Jüngern über den Verstand kam und die Vewirrung auflöste, sodass sie die Hoffnung wieder ergreifen konnten, so appelliert er hier an den Willen der Jünger.
Wir lernen:
Hoffnung muss ergriffen werden. Das nennt man Glauben. (Heb 11,1)
Hoffnung kann man aber nicht sehen. Denn sonst wäre es keine Hoffnung mehr. Sie basiert auf Fakten, auf Zeugenaussagen, auf logischen Schlüssen, auf Erinnerung an Verheissungen… (Römer 8,24-25)
Die Jünger haben die Chance zum Hoffen verpasst. Sobald Jesus ihnen begegnete, wussten sie, dass er auferstanden war. Nun hatten sie aber eine neue, lebendige Hoffnung, dass auch die Auferstehungsverheissung für uns gültig ist. (1 Petrus 1,3.)

HOFF-endlich

Was hat das mit unerfüllten Wünschen und enttäuschten Hoffnungen zu tun?
Lass aus Trostlosigkeit keine Verbitterung entstehen. Denn die macht dein Herz hart - und dann willst du nicht mehr glauben. Manche sagen: “Ich kann nicht mehr glauben”, aber wer das sagt, schiebt die Verantwortung für seinen Unglauben auf die Umstände ab. Das geht nicht.
Stell dich deiner Erschütterung, setz dich mit deiner Verwirrung auseinander. Bleib nicht darauf sitzen, sondern setz dich in Bewegung.
Finde die “lebendige Hoffnung” im Glauben an Jesus Christus. Das ist die Mutter aller Hoffnungen. Wenn du diese “lebendige Hoffnung” ergreifst und sie in die wächst, dann gibt das die eine Grundhoffnung, die dich auch dann trägt, wenn Wünsche in deinem Leben unerfüllt bleiben. Setz deine Hoffnung auf Gott - er wird dich gut führen. Denn: Gott ist nicht tot. Er hat den Tod besiegt!
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