Glaubst du nur, was du siehst?

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Notes
Transcript
Mal wieder hab ich’s verpasst.
Es ist jetzt genau 10 Jahre her, dass ich ein FsJ in Berlin gemacht habe. Zusammen mit einer kleinen Gruppe wohnten wir da als FsJ-Kurs in einer WG in Berlin-Mitte, gleich hinter den Hackeschen Höfen.
Immer mal wieder kam es vor, dass einer meiner Kollegen vom Einkaufen oder von einem Café-Besuch nach Hause kam und erzählte, dass er grad einen Prominenten gesehen hatte.
In den ganzen Monaten, die ich in Berlin gelebt habe, ist mir das nicht einmal passiert — vielleicht lag es auch daran, dass ich viel zu wenige Prominente kenne…
Nicht dass ich es nötig gehabt hätte, aber cool wäre es ja schon irgendwie gewesen.
So musste ich mich immer mit den Berichten meiner Kollegen zufrieden geben.
Manchmal konnte ich auch nur etwas ungläubig zurückfragen, ob sie sich denn sicher sind, dass das jetzt wirklich jemand Bekanntes war und nicht nur jemand, der so ähnlich aussah. So richtig glauben konnte ich das dann nicht.
Ein bisschen so stelle ich es mir auch bei Thomas vor.
Er hatte es einfach verpasst! Er war nicht dabei, als der auferstandene Jesus am Ostersonntag den Jüngern erschienen war.
Wir wissen nicht warum, das scheint auch nicht wichtig zu sein. Wichtig war nur: Er hatte es verpasst. Er war nicht dabei.
Wie hätten wir wohl an seiner Stelle reagiert?
Kaum sieht Thomas seine Freunde, die anderen Jünger, wieder, erzählen sie ihm, dass Jesus noch am Leben sei, ja dass Er ihnen sogar erschienen ist! —
Dabei war Jesus doch ganz sicher tot! Hätten wir das glauben können?
Thomas zweifelt an ihrer Geschichte.
Vielleicht ist er noch zu tief betrübt über den Tod seines Messias’, über den Tod dessen, auf den er all seine Hoffnung gesetzt hatte;
er will es erst selbst ganz genau wissen, bevor er seine Meinung ändert. „Ich glaube das erst, wenn ich Jesus selbst sehe!“
„Ich glaube nur, was ich sehe!“ — Kennt ihr diesen Satz? Habt ihr ihn vielleicht selbst schon einmal im Kopf gehabt?
Im ersten Moment klingt das ja ganz logisch. Ich will mich eben selbst von den Dingen überzeugen, will ganz auf Nummer Sicher gehen!
Aber wenn wir mal etwas weiter denken, wird es schon schwierig: Überlegt mal, was wir alles nicht sehen können und doch davon ausgehen, dass es da ist.
Zum Beispiel der Wind oder die Luft. Oder Strom.
Wir können nur Auswirkungen sehen: Wind bewegt die Bäume und bläst uns ins Gesicht, Strom sorgt dafür, dass Lampen ihren Zweck erfüllen und einen Raum hell machen.
Oder um diesen Spruch „Ich glaube nur, was ich sehe!“ auf die Spitze zu treiben: Niemand von uns steigt in einen Bus ein und fragt den Busfahrer nach seinem Führerschein.
Wir vertrauen darauf, dass alles seine Richtigkeit hat, obwohl wir es nicht selbst gesehen haben. —
Eigentlich glauben wir im Leben ganz schön viel, ohne es selbst zu sehen.
Auch Thomas kommt zum Glauben an den auferstandenen Messias.
Liest man diesen Text, den wir vorhin in der Lesung gehört haben, hat es ja regelrecht den Anschein, dass Jesus extra für Thomas nochmal zu den Jüngern kommt.
Eine Woche ist seit Ostern vergangen. Thomas hatte also Zeit, sich alles noch einmal gründlich durch den Kopf gehen zu lassen, da steht Jesus selbst plötzlich vor ihm, ganz leibhaftig.
Thomas wird sofort klar: Das ist nicht nur eine Vision, das ist keine Einbildung, das ist wirklich Jesus, der gestorbene und auferstandene Messias! —
Und als wäre das nicht schon genug, greift Jesus die Forderung von Thomas auf und stellt sie nun an ihn: „Lege deinen Finger in meine Wunden!“
Doch das ist gar nicht mehr nötig, denn Thomas hat Jesus mit eigenen Augen gesehen und glaubt. — Und er versteht plötzlich: „Mein Herr und mein Gott!“, bricht es auch ihm heraus.
Ihm, der so oft wegen seines Unglaubens gescholten wurde und der in unserer Vorstellung häufig schlecht wegkommt, obliegt das Vorrecht, der Erste zu sein, der Jesus als Gott bezeichnet. Niemand vor ihm hatte sich das getraut.
Eine kleine Zwischenbemerkung sei mir an dieser Stelle gestattet: Mich fasziniert es, wie Gott den Menschen immer wieder so begegnet, wie sie es brauchen.
Denkt einmal an die sogenannten Magier oder Könige aus dem Morgenland. Sie waren Sterndeuter und Gott spricht zu ihnen durch eine ganz bestimmte Sternenkonstellation — obwohl Gott eigentlich verboten hatte, die Sterne zu deuten.
Zu Bileam redet Gott durch einen Esel, weil sonst nichts mehr hilft.
Josef schenkt Gott die Fähigkeit, Träume zu deuten. …
Und seinem Jünger Thomas, der noch voller Zweifel ist, erscheint Jesus und gibt ihm die Möglichkeit, seine Wunden tatsächlich zu berühren.
Wie barmherzig und gut unser Gott doch ist!
Kommen wir zurück zum Thema: Was heißt das nun für uns? Glauben wir nur, was wir sehen? Dann hätten wir als Christen wohl ein Problem, denn den Wenigsten erscheint Jesus tatsächlich.
Am Ende unseres Textes aus dem Johannesevangelium ruft Jesus uns zu: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“
Das ist so etwas wie der Abschlussvers für das ganze Johannesevangelium. Viel hatte uns Johannes vorher berichtet und von Jesus Christus bezeugt, nun ist es an uns zu glauben. „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“
Wir haben Jesus nicht gesehen, können wir doch glauben?
Drei Punkte möchte ich euch dafür mitgeben, warum auch wir — 2.000 Jahre später — an Jesus Christus glauben können. Und diese drei Punkte sind sicherlich nur eine kleine Auswahl…
Erstens: Wir haben zuverlässige Quellen!
Zwar haben wir nicht mehr die Originalschriften des Neuen Testaments, aber dennoch ist es mit weitem Abstand das am besten überlieferte literarische Werk der Antike.
Bis heute wurden über 5.000 Abschriften des griechischen Originaltextes gefunden, manche länger, manche kürzer.
Hinzu kommen noch über 8.000 Abschriften von Übersetzungen.
Die ältesten griechischen Abschriften reichen dabei bis ins frühe 2. Jahrhundert, also wohl nur wenige Jahre nach der Lebenszeit der letzten Autoren des Neuen Testaments.
Um diese Zahlen etwas einzuordnen:
Historiker sind schon froh, wenn es mehr als 10 Abschriften einer antiken Schrift gibt, die dann aber meist erst etliche Jahrhunderte später entstanden sind.
Wir können also davon ausgehen, dass das, was wir heute als Bibel in der Hand halten, auch tatsächlich so geschrieben wurde. —
Und nicht von irgendjemandem, sondern von Augenzeugen, die alles hautnah miterlebt haben. Oder von Leuten, die Augenzeugen befragt und genau nachgeforscht haben, wie sich alles zugetragen hat.
Das alles ist aufgeschrieben, schließt Johannes sein Evangelium, „damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr, weil ihr glaubt, das Leben habt in Seinem Namen.“
Zweitens: Wir können an Jesus Christus glauben, weil Er auch heute noch wirkt!
Das können große, wunderbare Dinge sein, zum Beispiel wenn Menschen plötzlich geheilt werden von Krebs oder anderen Krankheiten.
Oder das können auch vermeintlich kleine Dinge sein, die mir im Alltag geschehen: Ein wohltuendes Wort zur rechten Zeit; Versöhnung nach dem Streit; Frieden im Herzen, wo bis eben noch Anspannung und Angst war.
Zwar wissen wir nicht, warum Gott manche Gebete erhört und manche nicht. Und manchmal verstehen wir es auch nicht.
Aber wir glauben daran, dass Gott eingreifen kann, dass Er allmächtig ist.
Deswegen bringen wir nicht nur unseren Dank, sondern auch unsere Bitten zu Ihm, weil wir daran glauben, dass Gott auch heute noch handelt!
Als ich gerade in der 10. Klasse war, gab es einmal ein schlimmes Unglück, bei dem eine Schülerin aus meiner Parallelklasse ums Leben gekommen ist.
Das hat uns alle getroffen — und neben ihrer Familie am meisten natürlich ihre beste Freundin; so sehr, dass sie nichts mehr essen wollte.
Bei einem Treffen, wo Christen aus der ganzen Region zusammenkamen, hörten wir davon und beteten für sie. Nur kurze Zeit später bekamen wir die Nachricht, dass sie wieder etwas isst, und zwar genau seit dem Zeitpunkt, als wir für sie gebetet haben.
Ich bin fest davon überzeugt, dass Gott hier eingegriffen hat. Dass Jesus Christus auch heute noch wirkt!
Und der dritte Punkt: Wir können an Jesus Christus glauben, weil Er uns gebrauchen möchte!
Bei Ihm bist du kein unbedeutender Mitläufer, keine Nummer im System. In Gottes Reich hast du einen wichtigen Platz. —
Klar, Gott könnte den Laden auch alleine schmeißen, Er bräuchte uns nicht, aber Er möchte uns gebrauchen! Er möchte mit uns gemeinsam unterwegs sein, weil Er uns so liebt.
Der Jünger Thomas sollte noch als Missionar unterwegs sein, um den Menschen von Jesus Christus zu erzählen; von dem Jesus, den er selbst erfahren hat als den auferstandenen Herrn und Erlöser!
Der Überlieferung nach ist Thomas sogar bis nach Indien gekommen.
Ganz so weit müssen wir nicht gleich reisen, aber Gott möchte auch dich gebrauchen, indem du Seine Botschaft verkündest, indem du deinen Mitmenschen mit Seiner Liebe begegnest und ihnen erzählst, was Jesus in deinem Leben tut.
Niemand ist dafür zu jung oder zu alt, bei Gott kann jeder mitmachen!
(1) Die Bibel ist zuverlässig, (2) Jesus wirkt auch heute noch und (3) Jesus möchte uns gebrauchen.
Das waren nur drei Gründe, es gibt noch viele mehr.
Es lohnt sich, an Jesus Christus zu glauben! Es gibt nichts besseres auf dieser Welt und darüber hinaus!
Wem das schwer fällt, der rufe zu Gott und bitte darum, dass Gott ihm begegne, damit wir alle eines Tages vor Jesus Christus stehen und zu Ihm sagen können: „Mein Herr und mein Gott!“
Amen.
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