Brannte nicht unser Herz?

Ostern 2021  •  Sermon  •  Submitted
0 ratings
· 32 views
Notes
Transcript

Einleitung

Die Predigt letzten Sonntag endete für mich mit einem sehr bewegenden Moment:
Fast alle hier im Raum sind aufgestanden, weil wir damit ausdrücken wollten:
Jesus wir wollen dir im kommenden Jahr begegnen.
Wir machen uns auf die Suche nach dir, im Vertrauen darauf:
Wer Jesus sucht, wird ihn finden. Wer bittet, der empfängt und wer anklopft, dem wird aufgetan.
Für mich war das sehr emotional als plötzlich so viele standen
und ich glaube, dass da im Geist wirklich was passiert ist.
Ich glaube es auch deshalb, weil es in der Woche danach einige Momente gab,
in denen einem gefühlt der Boden unter den Füßen weggezogen wurde.
Ist ja oft auf unserer geistlichen Reise: zwei Schritte nach vorn, einen zurück.
Dieses Auf- und Ab haben auch die Jünger an Ostern erlebt.
Zwei von ihnen wollen wir uns heute näher ansehe:
Sie sind bekannt unter dem Namen: Die Emmausjünger
Ihr Geschichte steht in Lukas 24,13-35
Gebet

Textauslegung

Lukas 24,13–16 LU
13 Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tage in ein Dorf, das war von Jerusalem etwa sechzig Stadien entfernt; dessen Name ist Emmaus. 14 Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten. 15 Und es geschah, als sie so redeten und einander fragten, da nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen. 16 Aber ihre Augen wurden gehalten, dass sie ihn nicht erkannten.
Emmaus war 60 Stadien von Jerusalem entfernt: 11 km, also zwei stündiger Fußmarsch.
“Emmaus” bedeutet warme Quelle.
Von den 2 Jüngern wissen wir nur von einem den Namen: Klopas, V18
Gehören also nicht zum 12er Kreis.
Sie hatten mit den anderen Jüngern den Shabbat in Jerusalem verbracht, die ersten Berichte der Auferstehung gehört und machen sich jetzt auf den Weg nach Emmaus, wahrscheinlich ihr Heimatdorf.
In ihr Gespräch vertieft, werden sie von einem anderen Wanderer eingeholt.
Es ist Jesus, aber sie erkennen ihn nicht: Ihr Augen wurden gehalten.
Das ist ja das Besondere am Auferstandenen Jesu:
Mit den natürlichen Augen konnte er nicht erkannt werden.
Die interessante Frage ist: Was hat ihre Augen denn gehalten?
Denn wir wünschen uns ja auch Jesus zu begegnen.
Lukas 24,17–21 LU
17 Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Dinge, die ihr miteinander verhandelt unterwegs? Da blieben sie traurig stehen. 18 Und der eine, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: Bist du der Einzige unter den Fremden in Jerusalem, der nicht weiß, was in diesen Tagen dort geschehen ist? 19 Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das mit Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Tat und Wort vor Gott und allem Volk; 20 wie ihn unsre Hohenpriester und Oberen zur Todesstrafe überantwortet und gekreuzigt haben. 21 Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde. Und über das alles ist heute der dritte Tag, dass dies geschehen ist.

Traurigkeit

Der Wanderer ist neugierig: Worüber redet ihr auf eurem Weg?
Die Emmausjünger blieben traurig stehen.
Hast du denn keine Ahnung?
Ja sie waren frustriert, verletzt traurig.
Jesus holt sie genau da ab und lässt sie erst mal erzählen: Was ist denn passiert?
Sie erzählen dem Wanderer von Jesus von Nazareth, einem großen Propheten.
Gott hat ihn mächtig gebraucht in Worten und Taten.
Und wir hatten sogar gehofft, dass er der Messias gewesen sei, derjenige, der Israel erlösen würde.
Aber nun ist er gestorben. Alle Hoffnungen wie eine Seifenblase zerplatzt.
Alle Träume von einer goldenen Zukunft, von Erweckung und Wiederherstellung innerhalb eines Tages zerstört.
Alle begeisterten Anhänger Jesu, die eine Woche zuvor Jesus zugejubelt haben, stehen jetzt wie Spinner da. Schwärmer. Anhänger eines falschen Propheten.
Aus der Traum.
Jeder von uns erlebt diese Enttäuschungen. Auch als Christen in der Nachfolge Jesu.
Verletzungen von Glaubensgeschwistern, Unverständnis, Schicksalsschläge
unerfüllte Hoffnungen, Träume,
trotz intensivem Gebet keine erlebte Gebetserhörung
Tränen der Trauer gehören in dieser Welt dazu. Auch Jesus hat geweint.
Trauer ist wichtig.
Jesus gibt in der Bergpredigt den Trauernden sogar eine Verheißung:
Selig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.
Und gerde wir Deutschen brauchen diesen Zuspruch: Nicht abkapseln und wegsperren.
Tut gut, wenn wir Menschen haben, bei denen wir ehrlich reden können.
Zu der Trauer der Emmausjünger mischt sich aber nun ein anderes Gefühl:
Lukas 24,22–24 LU
22 Auch haben uns erschreckt einige Frauen aus unserer Mitte, die sind früh bei dem Grab gewesen, 23 haben seinen Leib nicht gefunden, kommen und sagen, sie haben eine Erscheinung von Engeln gesehen, die sagen, er lebe. 24 Und einige von denen, die mit uns waren, gingen hin zum Grab und fanden’s so, wie die Frauen sagten; aber ihn sahen sie nicht.

Verwirrung

Die Emmausjünger sind erschreckt.
In anderen Übersetzungen steht: Die Frauen haben uns aus der Fassung gebracht, verwirrt
Unsere Hoffnungen wurde doch gerade der Todesstoß versetzt,
jetzt fangen diese Frauen schon wieder mit Schwärmerei an: Engel sehen. Jesus lebt.
Diese Maria Magdalena war übrigens auch dabei. Eh klar, unsere Fanatikerin.
Die lies von Jesus nicht ab. Bis zum Schluss am Grab dabei.
Heute morgen vor Sonnenaufgang schon auf, um ans Grab zu laufen.
Sie hat damit übrigens gegen die Ausgangssperre am Sabbat verstoßen, die erst mit Sonnenaufgang aufgehoben ist.
Aber das ist eben Maria Magdalena, ihr kennt bestimmt auch solche Frauen, die für Jesus ständig verrückte Dinge machen.
Gut, wenn man von 7 Dämonen besessen war, vielleicht ist da immer noch eine Schraube locker.
Wer weiß, was die wieder gesehen hat.
Gut, es waren auch einige andere Frauen dabei, die das gleich behaupten und Engel gesehen haben.
Aber Petrus und Johannes nichts gesehen: Keine Engel, keinen Jesus. Sollte er sich nicht zumindest ihnen zeigen? Wäre glaubwürdiger.
Jesus gibt ihnen die Möglichkeit erst mal ihren Frust abzulassen. Er hat viel zugehört.
Nun kommt seine Antwort:
Lukas 24,25–27 LU
25 Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! 26 Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? 27 Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in allen Schriften von ihm gesagt war.

Das träge Herz

Das ist ja mal eine Ansprache: O ihr Toren mit einem trägen Herz.
Schonungslos ehrlich, aber gleichzeitig voller Liebe wie er sie im Folgenden aus ihrem Loch rausholt.
Ihr Herz ist träge oder langsam, weil sie der guten Nachricht Gottes, dem Evangelium, keinen Glauben schenken.
In Mk 16 konfrontiert Jesus dann übrigens die 11 restlichen Jünger: Sie hätten ein hartes Herz, weil sie den Frauen und dem Bericht der Emmausjünger nicht geglaubt hatten.
Wir sehen hier also einen Prozess:
Enttäuschungen passieren.
Das heißt aber gleichzeitig: Wir lebten vorher mit einer Täuschung:
Wir waren blind für die Wahrheit. Unsere Augen wurden gehalten.
Enttäuschungen sind deshalb so schmerzhaft: weil die Wahrheit manchmal brutal und schmerzhaft sein kann.
Aber trotzdem ist Jesus gleichzeitig mit seiner Gnade da und tröstet uns.
Dadurch entsteht Heilung.
Wenn wir dem angebotenen Trost jedoch mit Unglaube begegnen,
können wir unser Herz träge machen oder verhärten.

Evangelium

In seiner Gnade und Liebe versucht Jesus aber immer wieder an unser Herz ranzukommen.
Er geht sogar diesen zwei Jüngern nach, die Jerusalem enttäuscht den Rücken kehren.
In den anderen Evangelien heißt es, dass Jesus den Frauen sagt: Sagt den Jüngern, dass ich leben und Petrus. (Er wusste, dass Petrus nach dem Verrat eine Extraportion Ermutigung brauchte)
Er kümmerte sich um Thomas, der an diesem Ostersonntag alles verpasst hatte und die Woche darauf eine extra Begrüßung bekam.
Wie der gute Hirte, der das verlorenen Schaf sucht, geht auch Jesus uns nach.
Bei aller Suche nach Jesus dürfen wir festhalten: Jesus sucht auch uns.

Die Wahrheit

So auch hier: Jesus geht diesen Jüngern nach und anhand der heiligen Schriften zeigt er ihnen Schriftstelle für Schriftstelle die Wahrheit auf:
Der Messias, auf den sie warteten, musste leiden und dadurch in seine Herrlichkeit eingehen.
Eine zentrale Stelle auf die Jesus damals sicher eingegangen war ist Jesaja 53.
Für dich sind es vielleicht andere Wahrheiten:
Die Bibel ist wie eine Apotheke. Lesen, annehmen, verdauen,
Jesaja 53,4–7 LU
4 Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. 5 Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. 6 Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn. 7 Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.
Jesaja 53,10–11 LU
10 Aber der Herr wollte ihn also zerschlagen mit Krankheit. Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, wird er Nachkommen haben und lange leben, und des Herrn Plan wird durch ihn gelingen. 11 Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben. Durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden.
Und während Jesus ihnen so alles aufzeigte wurde ihnen ganz warm ums Herz.
Sie schenkten den Worten des Wanderers und den Worten der Bibel Glauben und empfingen Trost.
Lukas 24,28–29 LU
28 Und sie kamen nahe an das Dorf, wo sie hingingen. Und er stellte sich, als wollte er weitergehen. 29 Und sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt. Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben.
Lukas 24,30–32 LU
30 Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach’s und gab’s ihnen. 31 Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen. 32 Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?

Das brennende Herz - Hunger

Hier sehen wir eine ganz interessante Veränderung bei den Emmausjüngern:
Während die Emmausjünger mit Jesus unterwegs waren und er ihnen die Schrift auslegte wurde, wurde aus ihrem trägen Herz ein brennendes Herz.
Jetzt waren sie on Fire.
Was ist das Kennzeichen eines brennenden Herzen?
Ein brennendes Feuer hat Hunger. Es will immer mehr. Noch mehr Holz.
Wir haben ja jetzt jeden Mittwoch Abend die Gelegenheit unser Lagerfeuer im Hof zu beobachten.
Wenn es am Anfang fröhlich brennt.
Aber wenn man nichts nachlegt, brennt es immer weiter runter.
Erstmal auch ganz nett, vor allem wenn du über der Glut Stockbrot machen willst.
Aber dann merkst du das Feuer wird träge. Wenn man dann einen großen Holzblock reinwirft.
Das packt das Feuer gar nicht. Muss man wieder ganz klein anfangen.
Aber so ein richtig brennendes Feuer, frisst alles, was ihm in den Weg kommt.
Brennend und Hungrig, heißt aber nicht nur eine heilige Sehnsucht zu kultivieren,
sondern das was Gott gibt, auch dankbar annehmen.
Hungriges Feuer vermag das Holz eben auch zu verbrennen oder zu verdauen.
Und Hunger kommt ja bekanntlich auch mit dem Essen.
Und diesen Hunger sehen wir jetzt auch bei den Emmausjüngern:
Jesus stellt sich, als wollte er weitergehen.
Eigentlich hatte er noch mehr für sie, aber hatten sie Hunger nach mehr?
Was wäre passiert, wenn die Jünger sich höflich bedankt hätten. Danke, schön wars.
Ich glaube oft verhalten wir uns leider so. Ich zumindest.
Natürlich wünsche ich mir, dass Jesus mir begegnet. Dass er “mit mir zu Abend isst”.
Er weiß ja wo ich wohne.
Natürlich wünsche ich mir Erweckung. Der Heilige Geist weiß ja, wo er landen kann.
Aber die Emmausjünger hungrig:
Es heißt sie nötigten ihn:
Wörterbuch: Zwang anwenden um etwas zu erreichen.
Und vielleicht sagt Jesus deshalb: Die Gewalttätigen reißen das Reich Gottes an sich.
also “Die Hungrigen reißen das Reich Gottes an sich.”
Und auch in den Seligpreisungen verheißt er:
Matthäus 5,6 LU
6 Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
Die Emmausjünger hatten auf jeden Fall einen solchen Hunger, dass sie Jesus angefleht haben:
Bleibe bei uns. Wir wollen mehr von dem, was du hast.
Und als sie am Tisch saßen und er ihnen das Brot gab, schenkt Gott ihnen eine Offenbarung:
Ihnen wurden ihre Augen geöffnet und sie erkannten ihn.

Offene Augen

Jetzt am Schluss sind wir wieder bei den Augen: Sie wurden ihnen geöffnet.
Wir haben ja vom Anfang noch die Frage offen: Was hat ihre Augen gehalten?
Ich glaube da gibt es zwei Faktoren.
Da ist einerseits Gottes Seite:
Damit wir Jesus erkennen können brauchen wir eine göttliche Offenbarung. Es ist ein Geschenk.
Menschliche Seite
Auf der anderen Seite können wir aber auch solche Gelegenheiten vorbereiten oder verhindern, je nachdem ob wir ein träges oder ein brennendes Herz haben.
So wie es Jesus auch wieder in den Seligpreisungen sagt:
Matthäus 5,8 LU
8 Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
Durch Gnade und Wahrheit wurde das Herz der Jünger in Brand gesetzt und damit rein.
Sie hatten die Demut diesem Wanderer zu Glauben und konnten auf einmal Jesus selber sehen.
Und dann gab es für die Emmausjünger kein halten mehr: Alle Trägheit war von ihnen gewichen.
Im Dunkeln laufen sie die 2 Stunden wieder zurück nach Jerusalem.
Lukas 24,33–36 LU
33 Und sie standen auf zu derselben Stunde, kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren; 34 die sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und dem Simon erschienen. 35 Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, da er das Brot brach. 36 Als sie aber davon redeten, trat er selbst mitten unter sie und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch!

Schluss

Wir sind letzte Woche aufgestanden, weil auch wir im kommenden Jahr dem auferstandenen Jesus begegnen wollen.
Sind wir bereit den Weg bis ans Ende zu gehen? Den Preis zu zahlen? Den Hunger zu kultivieren?
Wisst ihr: Es ist cooler cool zu bleiben, oder gechillt.
Und Feuer zu löschen ist viel einfacher als Feuer zu machen.
Muss einfach nichts machen. Oder die Holzscheite auseinander treiben.
Aber ein Feuer zu machen ist eine Kunst und ein Feuer zu bewahren braucht Disziplin.
Teile dein Feuer mit anderen. Jeder von uns ist wichtig.
Gib weiter, was dich an JEsus begeistert.
Nutze die Zeit nach dem Gottesdienst. Komm noch mit raus, um Gott anzubeten und dann andere zu ermutigen, ein Ohr zu leihen.
Ich lade uns ein zu einer Gebetszeit:
Wenn du Enttäuschungen erlebt hast: Halte sie Jesus hin.
Bitte ihn dir seinen Trost zu schicken.
Und wenn du willst, dass Jesus auch dich besuchen soll, gib deinem Hunger einen Ausdruck:
Steh auf, hinknien, schreibe einen Kommentar auf YouTube: Ich bin hungrig.
Mach etwas, was dich etwas kostet und der Herr sieht.
Amen.
Related Media
See more
Related Sermons
See more