Verändernde Vergebung
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Verändernde Vergebung
Verändernde Vergebung
Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
- (Eine Frage an die Kinder: Mögt ihr Gummibärchen?) Wisst ihr, ich liebe wirklich Gummibärchen. Die schmecken einfach richtig gut. Aber nicht nur einmal ist es passiert, dass ich im Sommer eine Gummibärchenpackung im Auto vergaß. Wisst ihr, was dann passiert? Genau, sie schmelzen und werden zu einem riesigen Gummibärchen, obwohl es ja eigentlich ganz viele Gummibärchen sind.
- Naja bei der Predigt heute hatte ich ein ähnliches Gefühl. Als mir der Text zugeteilt wurde, dachte ich eigentlich, dass es zwei unterschiedliche Themen sind, über die ich predigen muss. Aber beim Nachdenken über diese Verse merkte ich, dass sie miteinander verschmolzen.
- „und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben“ Matthäus 6, 12
und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben;
- Wir haben hier einerseits das Thema der Vergebung Gottes für uns und das Thema unserer Vergebung gegenüber unseren Mitmenschen. Diese beiden Themen sind so eng verbunden wie die geschmolzenen Gummibärchenpackungen aus dem Auto.
- Wie eng diese beiden Themen verbunden sind und wie wichtig diese Verbindung ist sehen wir ein paar Verse weiter. Es sind die ersten Verse, die auf das Vater unser Folgen (V. 14+15): „Denn wenn ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben, wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euer Vater euer Vergehen auch nicht vergeben.“
- Durch diese Wiederholung zeigt Jesus, wie extrem wichtig und wie eng die Vergebung Gottes für uns mit unserer Vergebung für unsere Mitmenschen zusammenhängt.
- Warum hängen diese beiden Themen überhaupt zusammen?
- Schaut man sich diese Verse an, so entsteht der Eindruck, dass Jesus hier eine Bedingung für die Vergebung Gottes einführt. Vergib deinem Mitmenschen, dann wird Gott auch dir Vergeben. Heißt es jetzt, dass die Vergebung durch das Kreuz, doch abhängig ist von etwas, was ich tue?
- Auch die Verse in Lukas klingen so ähnlich und bringen uns nicht weiter. Doch Jesus greift diese Themen nochmal in Matthäus 18 auf. Petrus kommt zu Jesus und fragt ihn, wie oft er seinem Bruder vergeben soll. Jesus sagt, dass wir 70*7 mal also 490 mal unserem Bruder vergeben sollen. Was Jesus damit meint, ist nicht, dass wir eine Strichliste führen sollen, sondern er übertreibt einfach und meint eigentlich, dass wir immer vergeben sollen. Um das tiefer zu erläutern, erzählt Jesus eine Geschichte:
- Da war ein Mann, der schuldetet einem König richtig viel Geld, so viel, dass man das niemals abarbeiten könnte. Dieser König will dann, um wenigstens für etwas Ausgleich der Schulden zu sorgen, von diesem Mann seine Frau und seine Kinder und seinen ganzen Besitz nehmen und alles zu verkaufen. Das war früher so üblich.
- Der Mann aber wirft sich vor dem König nieder und bettelt um Gnade und verspricht ihm, alles zu bezahlen. Der König hat Mitleid und vergibt ihm.
- Als dieser Mann nun das Haus des Königs verlässt, trifft er auf dem Weg einen Bekannten, der ihm selbst etwas schuldig war, aber viel weniger. Nur ein paar Peanuts. Wie reagiert er? Er fängt an seinen Schuldner zu würgen und verlangt sofort das Geld. Doch auch sein Schuldner fleht ihn an, noch etwas Geduld zu haben. Aber der Mann hat kein Erbarmen und kein Mitleid und wirft ihn einfach ins Gefängnis.
- Als das der König mitbekommt wird er wütend und er packt diesen Mann und wirft auch ihn ins Gefängnis.
- Jesus beendet die Geschichte mit den Worten: „So wird auch mein himmlischer Vater euch behandeln, wenn ihr nicht jeder seinem Bruder von Herzen seine Verfehlungen vergebt.“
- Diese Geschichte bringt etwas Licht auf das Vater unser. Um die Vergebung Gottes zu bekommen, müssen wir nicht erst anderen Menschen vergeben. Sondern, dass wir unseren Mitmenschen vergeben ist eine natürliche Folge der Vergebung Gottes für uns. Erst erleben wir die Vergebung Gottes, welche uns dann dazu befähigt, anderen Menschen zu vergeben.
- Wir sehen aber auch noch etwas anderes in der Geschichte. Es geht um die Buße. Buße ist zwar ein ziemlich altmodisches Wort, aber es wird uns heute sehr viel begleiten. Man könnte es auch als „sich entschuldigen“ oder „Entschuldigung sagen“ bezeichnen. Aber das Wort Buße bringt es einfach besser auf den Punkt.
- Also der Mann aus der Geschichte zeigt zwar Reue und fleht um Vergebung, also er tut Buße, aber diese Buße hat keine Auswirkungen auf sein Leben. Anscheinend gibt es also eine „falsche Buße“ und eine „wahre Buße“.
- Wir werden dabei sehen, dass diese wahre Buße die Macht hat, uns selbst und unser Leben zu verändern. Und vielleicht sitzt du hier und fragst dich, was so eine „Entschuldigung“ schon verändern kann, dann lad ich dich ein gut zuzuhören.
- Es gibt mehrere Bibelstellen, in denen wir diese wahre Buße finden können. Eine der bekanntesten, in die wir auch heute reinschauen wollen ist der Psalm 51. In diesem Psalm fleht David Gott um Vergebung an, wegen seines wahrscheinlich größten Fehlers.
- Davids Truppen waren im Krieg, während er es sich in seinem Palast gemütlich machte. Als er auf seinem Dach die Füße hochlegte und die Zeit genießt, sieht er eine wirklich schöne Frau beim Baden. Er lässt sie zu sich holen, obwohl er weiß, dass sie verheiratet ist und schläft mit ihr. Dabei passiert das unausweichliche, sie wird schwanger. Und das ist ja schon schlimm genug, aber anstatt sich der Schuld zu stellen, versucht er seine Tat zu vertuschen.
- Er holt ihren Mann Uria aus dem Krieg, und hofft, dass dieser mit ihr ins Bett geht, damit er denkt, es wäre sein Kind. Aber zu Davids Pech ist Uria ein eherenhafter Mann und tut er es nicht.
- Dann fasst David den Entschluss, dafür zu sorgen, dass Uria im Krieg umgebracht wird. Auch wenn er es nicht selbst ausgeführt hat, so war es doch Mord.
- Eines Tages kam dann der Prophet Nathan zu David und er erzählt ihm eine Geschichte, von einem reichen Mann, der sehr viele Schafe und Rinder hatte und von einem armen Mann, der nur ein Schaf hatte. Der reiche Mann bekam Besuch und anstatt eines seiner Schafe zu schlachten, nahm er dem armen Mann sein Schaf.
- David wurde wütend über diesen Mann. Und das was Nathan dann sagte, traf ihn tief im Herzen: „Du bist dieser Mann.“
- In dieser Situation wird David klar, was er getan hat und er bereut seine Tat zutiefst. Sein Bußgebet lesen wir in Psalm 51.
- In diesem Psalm und auch in anderen Bußgebeten der Bibel finden wir 3 Elemente, die wahre Buße ausmachen: Erstens das Denken, das wir ablegen müssen 2. Zwei Schritte die wir gehen müssen und 3. Eine Wahrheit, die uns die Kraft dazu gibt.
- Ok zuerst das Denken, das wir ablegen müssen. In Vers 7 schreibt David: „Siehe in Schuld bin ich geboren, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen.“
- Im deutschen hört es sich irgendwie so an, als hätte die Mutter von David gesündigt. Aber das ist gar nicht das, was David eigentlich hier in diesem Moment sagen will. Er drückt damit aus, dass die Sünde ein Element ist, was sich durch sein ganzes Leben zieht. Quasi: „Von meiner Geburt an sündigte ich“.
- Benedikt Peters schreibt über diese Verse: „Davids sündige Tat hat ihn in seiner Sündhaftigkeit überführt. Er begreift nun, dass seine ganze Natur böse ist, von Empfängnis und Geburt an unverbesserlich.“
- David erkennt also, dass die Sünde tief in seinem Herzen verankert ist. Es hat verstanden, dass das Problem nicht nur diese eine schlimme Tat ist, sondern dass er in seinem innersten Wesen, seiner Natur, ein Sünder ist.
- Wir können schon bei kleinen Kindern diese zerstörerischen Züge beobachten. Sie sind egoistisch und störrisch und Lügner und oft auch brutal, indem sie andere schlagen. Wir spielen das dann oft herunter und sagen, dass es doch nur Kinder sind, die sind halt so. Sie müssen noch einiges lernen. Und wir spielen das Problem runter und geben verschiedenen Sünden ein anderes Gewicht.
- Dabei sagen wir, dass z.B. Lügen nicht so schlimm sei wie Mord. Aber die Bibel zeigt uns, dass tief in jedem Menschen der Hang zum Bösen verankert ist.
- Kennst du den Satz: „Regeln sind dazu da, um sie zu brechen“? Anders ausgedrückt, tun wir manchmal falsche Dinge einfach nur aus dem Grund, weil sie falsch sind. Weil wir gerne etwas Böses tun wollen.
- Auch wenn wir noch keinen Mord begangen haben, so sind wir von Natur aus Böse. Vielleicht willst du der Bibel nicht glauben. Dann überzeugen dich möglicherweise die Aussage eines Biochemikers. Hans Günther Gassen schrieb ein Buch mit dem Titel Mörderisches Erbe. Dort schreibt er, dass jeder Mensch fähig ist, einen anderen zu töten. Keine Erziehung könnte dem Menschen diesen Trieb löschen. Wir müssen nur in die falschen Umstände geraten und schon kann es passieren.
- Ich kenne jemanden, der mit ca. 15 Jahren seinen Vater umgebracht hat. Sein Vater und seine Mutter hatten einen Streit. Der Vater war wohl immer wieder auch gewalttätig geworden. Der Junge nahm sich ein Messer, um seine Mutter zu beschützen. Das nächste, woran er sich erinnern kann, ist das sein Vater blutend vor ihm auf dem Boden liegt. Er hatte es nicht geplant, es war auch nicht seine Absicht ihn zu töten, aber im Affekt hat er es getan.
- Unter falschen Umständen können wir alle zum Mörder werden. Wir Menschen sind böse, da hilft keine Erziehung, keine Disziplin gar nichts. Genau das hatte David erkannt. Er hat verstanden, dass es keinen Qualitativen Unterschied von Sünde vor Gott gibt. Auch die Fehler, die er als Kind begangen hat, sind genauso falsch wie der Mord und der Ehebruch.
- Er hört auf die Fehler der Vergangenheit runterzuspielen und zu sagen, ja das war ja nicht so schlimm. Ich habe ja nur gelogen, aber ich habe doch niemanden umgebracht, so ein schlimmer Mensch war ich ja gar nicht.
- Genau in diesem Fehldenken sind wir oft gefangen. Wir müssen aufhören unsere Sünden zu gewichten und zu überlegen, welcher Tat jetzt schlimmer war.
- Wir müssen eingestehen, dass wir im Unrecht sind und Gott im Recht.
- Das Wort Sünde bedeutet nämlich so etwas wie, dass wir unsere Pflicht verletzt haben, dass wir das Ziel verfehlt haben. Wer von uns kann wirklich mit reinem Herzen behaupten, er würde perfekt leben. Am Ende müssen wir Alle zugeben, dass wir nicht erreicht haben, was wir hätten erreichen sollen. Sind wir immer die guten Ehemänner und Ehefrauen, die wir sein sollten? Sind wir immer gute Söhne oder Töchter, wie wir sie sein sollten? Sind wir immer so gute Arbeitnehmer oder Arbeitgeber, wie wir sie sein sollten? Gibt es jemanden, der von sich zu behaupten wagt, er sei ganz der, der er sein sollte und habe alles getan, was er eigentlich tun könnte?
- Wir müssen aufhören uns mit anderen zu vergleichen und mit dem Gedanken brechen, wir sind gar nicht so schlechte Menschen. Für eine wahre Buße ist es notwendig, dass wir unsere Sünden nicht herunterspielen, sondern unsere abgrundtiefe Natur erkennen und sie zugeben. Wahre Buße folgt nur dann, wenn wir wirklich Ehrlich mit David die Worte beten: „Siehe in Schuld bin ich geboren, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen.“
- So, wir wissen jetzt, dass wir aufhören müssen, unsere Sünden runterzuspielen. Was sind jetzt die 2 Schritte, die wir für eine wahre Buße tun müssen. Im ersten Schritt müssen wir Verantwortung übernehmen und im zweiten Schritt müssen wir echte, tiefe Reue zeigen. Zuerst zu der Verantwortung.
- In Vers 6 sagt David: „Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt und getan, was böse ist in deinen Augen.“ Ich habe gesündigt und getan was Böse ist in deinen Augen.
- David macht hier etwas sehr Wichtiges: Anstatt sich herauszureden und es auf die Umstände oder andere Menschen zu schieben, übernimmt er die volle Verantwortung. Die volle Verantwortung für die Schuld und die volle Verantwortung für die Konsequenzen. Nur so ist wahre Buße möglich.
- Vor einigen Wochen waren Sophia und ich bei Freunden zu Besuch. Wir hatten einen schönen Abend, wo wir über sehr viele Dinge gesprochen haben. Dabei habe ich mich leider über einige andere Menschen aufgeregt und sehr schlecht über sie gesprochen. Mir ist das in dem Moment sogar etwas aufgefallen, aber ich verdrängte es. Auf dem Weg nach Hause saßen meine Frau und ich im Auto und sie hatte den Mut, es anzusprechen. Liebevoll wies sie mich darauf hin, dass ich gelästert hätte. Was denkt ihr, wie habe ich reagiert? Ich habe doch nicht gelästert, die Situation war einfach nur blöd, dass war doch gar nicht so gemeint. Hätten wir nicht so viel geredet, sondern das gemacht, was ich wollte, dann wäre das nicht passiert.
- Ich habe versucht mich zu rechtfertigen, warum es zu der Lästerung kam. Anstatt wie David die volle Verantwortung auf mich zu nehmen, habe ich die Verantwortung von mir weggeschoben. So schnell neigen wir zu genau diesem Verhalten.
- Wenn es um Schuld geht, dann verhalten wir uns wie ein Kuckuck. Kuckucke sind nämlich dafür bekannt, dass sie ihre Eier nicht selbst ausbrüten, sondern sie in die Nester anderer Vögel nehmen, damit sie sich um die ganzen Probleme der Brut kümmern. Wir verhalten uns oft genauso. Wir legen die Eier unserer Schuld in die Nester der anderen und hoffen, dass diese sie für uns ausbrüten.
- Doch nur wenn wir wirklich echte Buße tun wollen, dann kommen wir nicht darum herum, die volle Verantwortung für die Schuld zu übernehmen.
- Solange wir auch nur einen kleinen Teil der Schuld bei anderen Menschen suchen und nicht die volle Verantwortung übernehmen, haben wir immer noch eine Ausrede parat. Unsere Buße bekommt dicke Dellen. Denn auch wenn wir alles bedauern, so bleibt da doch noch etwas von dem Denken, dass ich ja gar nicht wirklich schuld bin.
- Wäre das und das nicht passiert, dann hätte ich nicht so etwas getan. Hätte Bathseba nicht dann gebadet, als ich oben auf dem Dach war, dann wäre ja nichts passiert. Hätte Sie nein gesagt, als ich sie holen ließ, dann wäre sie jetzt nicht schwanger. Hätte Uria doch die Nacht mit seiner Frau verbracht, dann wäre er nicht gestorben.
- Seht ihr, welche Ausreden David hätte suchen können. Aber er sagt: „Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt und getan, was böse ist in deinen Augen.“
- Die volle Verantwortung zu übernehmen bedeutet Verantwortung für die Schuld aber auch Verantwortung für die Konsequenzen zu übernehmen. Denn auch wenn Gott uns vergibt, kann die Schuld Konsequenzen haben. Bei David starb sein Sohn. Er betete und fastete und hoffte, dass sein Sohn überlebt, aber er starb. Was tat David, er gab Gott nicht die Schuld dafür, er beklagte sich nicht bei Gott, sondern er übernahm die Verantwortung dafür. Er war derjenige, der gesündigt hatte. Wegen ihm war das Kind gestorben nicht wegen Gott.
- Sünde hat Konsequenzen. Bei uns kann eine Freundschaft kaputt gehen, weil wir unseren Freund angelogen haben. Unsere Ehe kann Risse bekommen haben, weil wir fremd gegangen sind. Statt Liebe herrscht Misstrauen. Wir schaffen eine Prüfung nicht oder werden gefeuert, weil wir faul waren. Alles Konsequenzen aus unserem Verhalten.
- Nur weil Gott uns vergibt, heißt es nicht, dass wir ohne Konsequenzen leben. Aber das kann uns auch Hoffnung geben. Nur weil du die Konsequenzen deiner Sünden spürst, heißt es nicht, dass Gott dir nicht vergeben hat.
- Sei kein Kuckuck. Versuch nicht die Schuld von dir zu schieben, sondern übernimm die volle Verantwortung für deine Schuld. Erst dann ist wirklich tiefe und echte Reue möglich.
- Jetzt kommen wir zu dem wahrscheinlich wichtigsten Schritt. Dieser Schritt baut auf die anderen beiden auf und geht gar nicht ohne diese beiden. Aber er bewirkt in uns die Veränderung, die uns zu einem neuen Menschen macht und uns damit auch befähigt, anderen zu Vergeben.
- Lasst uns nochmal den Vers 6 anschauen: „Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt und getan, was böse ist in deinen Augen.“ Gegen dich, gegen dich allein.
- Die Wiederholung „Gegen dich, gegen dich allein“ zeigt uns, dass Davids Herz involviert ist in dieses Bekenntnis. Er sagt nicht nur: „Gegen dich habe ich gesündigt“ und macht damit eine formelle Aussage, sondern: „Gegen dich, gegen dich allein“. Die Wiederholung ist ein ganz wichtiges Element in der hebräischen Sprache. Sie drückt eine tiefe Leidenschaft und Liebe zu dem Subjekt aus. Wir finden das z.B. in der Situation, wo Davids seinen toten Sohn Absalom betrauert. Dort sagt er: „Mein Sohn Absalom, Absalom mein Sohn, mein Sohn!“ oder Jesus der am Kreuz ruft: „Mein Gott, Mein Gott, warum hast du mich verlassen.“
- David drückt hier also voller Leidenschaft seine tiefe Liebe zu Gott aus.
- Was hat es jetzt mit dem Wort „allein“ auf sich? Es klingt erstmal ein bisschen komisch. Was meint David, wenn er sagt, dass er allein gegen Gott gesündigt hat?
- Was ist mit Bathseba? Der König ließ sie rufen und schlief mit ihr, sie hatte wahrscheinlich kaum eine Möglichkeit nein zu sagen. Was ist mit Uria? Hat David nicht auch gegen Uria gesündigt, indem er ihn ermorden ließ? Was ist mit dem Volk Israel? Hatte er sich damit nicht auch gegen sie versündigt, da sie ihn zum König gemacht hatten und eigentlich von ihm erwarten konnten, dass er sich auch an das Gesetz hält?
- Es gibt also genug Gründe, warum David hätte beten können: „Gegen dich, Uria, Bathseba und das Volk habe ich gesündigt.“ David ist das auch bewusst und ihm ist klar, dass er auch gegen die anderen gesündigt hat. Aber er will etwas ganz bestimmtes Ausdrücken.
- Er benutzt eine Übertreibung, um seine Situation darzustellen. Er meint das nicht wörtlich. Genauso wie wenn ich sagen würde: „Ich musste unendlich lange beim Arzt warten.“ Dann hab ich ja nicht wirklich unendlich lange gewartet, sondern einfach nur lange.
- Genau das sagt David hier aus. „Ich habe zwar aber gegen die anderen gesündigt, aber die größte Sünde war, dass ich gegen dich Gott gesündigt habe. Im Vergleich zu den anderen, wiegt die Sünde gegen dich viel tiefer als alles andere.“
- David zeigt uns hier, dass hinter jeder Sünde, jedem Fehltritt den wir uns leisten, eine fundamentale, tiefe andere Sünde steckt.
- Martin Luther schrieb einige Artikel zu den 10 Geboten. Dabei hebt er einen Punkt heraus. Luther sagt, dass wenn wir das erste Gebot: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ halten, dann werden wir auch alle anderen Gebote halten. Anders ausgedrückt: Jede Sünde, jedes Gebot, das wir brechen, beruht darauf, dass wir das erste Gebot nicht halten. Die Größte aller Sünden ist, dass wir in unserem Herzen etwas anderes an Gottes Stelle als Götzen erheben und dass wir auf ihn herumtreten und ihn ablehnen.
- Genau das sagt auch David. Hinter allen Sünden, die ich getan habe, steckte die Sünde, dass ich gegen dich Gott gesündigt habe.
- Lasst mich das mal an einem Beispiel illustrieren. Warum lügen wir? Joa wir sind nicht perfekt und machen Fehler… Martin Luther würde sagen, wir lügen, weil wir nicht mehr Gott an erster Stelle in unserem Herzen stehen haben, sondern etwas anderes. Wir lügen, weil wir unsere Ehre nicht verlieren wollen. Wir lügen, weil wir mehr Geld haben wollen. Wenn wir lügen, dann tauschen wir Gott mit etwas anderem das wir haben wollen. Wir stellen uns selbst oder das Geld oder irgendwas anderes an Gottes Stelle.
- Genau das müssen wir erkennen, wenn wir echte Veränderung haben wollen. Wir müssen zu dem Punkt kommen wo wir zu Gott sagen: „Das wirkliche Problem ist, dass ich gegen dich gesündigt habe. Ich habe dich entehrt, auf dir rumgetrampelt und dich bespuckt. Ich habe dich nicht geliebt.“
- Das macht den großen Unterschied zwischen wahrer und falscher Buße. Erst wenn dein Herz bricht, weil du sein Herz gebrochen hast, wirst du Veränderung erleben.
- Wenn kleine Kinder sich streiten, dann müssen die Eltern meistens für die Versöhnung sorgen. Die Kinder versuchen sich rauszureden: „Ich habe doch nichts gemacht. Er ist selber Schuld.“ Dann aber befehlen die Eltern den Kindern, dass sie sich entschuldigen sollen. Unter diesem Zwang entschuldigen sich die Kinder dann auch. Wir kennen es, dass die Eltern dann sagen: „Umarmt euch.“ Und man sieht, wie sich die Kinder widerwillig umarmen. 2 Tage später tun die Kinder wieder genau das gleiche, ihre Entschuldigung hat in ihnen keine Veränderung bewirkt. Warum nicht?
- Sie haben sich entschuldigt, weil sie Angst vor der Strafe der Eltern hatten und nicht, weil ihnen ihre Tat wirklich Leid getan hat.
- Genau das ist auch der Punkt aus der Geschichte aus Matthäus 18. Der Knecht entschuldigte sich, weil er die Strafe befürchtete und nicht, weil er dem König das Geld abgeknöpft hatte.
- Kennst du das nicht aus? Du entschuldigst dich aus Angst vor den Konsequenzen aber nicht weil es dir leid tut? Wenn wir das Tun, dann ist unsere Buße nur ein Akt von purem Egoismus. Wir setzen uns selbst auf den Thron unseres Herzens, der eigentlich Gott zusteht und werden zu unserem eigenen König. Mit falscher Buße brechen wir also auch noch das 1. Gebot.
- Erste wenn wir wirklich tiefe Trauer, Betrübtheit und Schmerz aufgrund unserer Fehler empfinden, erst wenn wir wirklich bereuen, dass wir Gott mit unseren Taten verletzt, entehrt und gedemütigt haben, erst dann werden wir die Früchte der wahren Buße entdecken.
- Erst wenn dein Herz bricht, weil du sein Herz gebrochen hast, wirst du Veränderung erleben.
- Lasst uns mit David von ganzem Herzen beten: „Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt, und getan, was böse ist in deinen Augen.“
- So jetzt wissen wir womit wir aufhören müssen und womit wir anfangen müssen. Doch wie können wir das machen? Wieso ist das möglich?
- David betet in Vers 3: „Sei mir gnädig, Gott, nach deiner Gnade, tilge meine Vergehen nach der Größe deiner Barmherzigkeit.“
- Davids ersten Worte seines Gebets appellieren an Gottes Gnade. Er weiß, dass er zu Gott kommen und dort Vergebung finden kann. Aber warum weiß er das? Auf der einen Seite drückt David immer wieder aus, wie unwürdig er dieser Vergebung ist und auf der anderen Seite sehen wir bei ihm diese tiefe Zuversicht, dass Gott ihm wirklich vergeben wird.
- Aber genau das ist der Punkt. David hatte nämlich etwas ganz wichtiges verstanden: Gottes Gnade ist unverdient und ohne Bedingung.
- Genau in dieser Wahrheit liegt die Kraft zur Buße. Die Vergebung Gottes ist unverdient, du hast nichts getan, um sie dir zu verdienen, aber sie ist auch ohne Bedingungen.
- Wenn wir nur eine dieser beiden Dinge auslassen, dann haben wir ein Problem. Denn wenn wir uns als unwürdig für Gottes Vergebung halten, aber gleichzeitig Glauben, dass wir dafür etwas tun müssen, dann werden wir verzweifeln und niemals das Gefühl haben, dass Gott uns vergibt. Wir werden scheitern. Wenn wir sagen, dass wir die Gnade Gottes verdient haben und sie ohne Bedingungen bekommen, dann werden wir stolz und vergessen, wie tief wir gegen Gott gesündigt haben.
- Nur wenn wir wirklich uns unserer eigenen Unwürdigkeit und Schlechtigkeit bewusstwerden und zur gleichen Zeit wirklich verstehen, dass Gottes Vergebung auch bedingungslos ist, werden wir Kraft zu Buße haben.
- David vertraute auf die Verheißung Gottes, dass er die Gnade Gottes unverdient bekommen würde. Wir haben jetzt noch etwas viel Besseres. Wir haben nicht nur eine Verheißung, die in der Zukunft liegt, sondern wir wissen, jetzt auch, warum Gottes Vergebung möglich ist. Wenn wir Gott bitten: „Verschone mich.“ Er dafür seinen Sohn nicht verschonte. Wenn wir Gott bitten: „Tu mir nicht an, was ich verdient habe“, dann wissen wir, dass Gott das, was wir verdient hätten, seinem Sohn angetan hat.
- Jesus hing am Kreuz und schaute auf uns Menschen, auf alle Menschen zu allen Zeiten. Und er blieb am Kreuz und trug unsere Schuld, obwohl er wusste, dass wir immer wieder lügen, selbstsüchtig sind und ihn mit Füßen treten. Aber er blieb und ermöglichte uns diese unbezahlbare Vergebung.
- Genau diese Unwürdigkeit und diese tiefe Zuversicht, dass das wirklich geschehen ist, gibt uns die Kraft zu wahrer Buße, die uns verändert.
- Schluss
- Wir haben jetzt gesehen, was wahre Buße ist. Wenn wir aufhören, unsere Schuld runterzuspielen und anfangen, die Verantwortung zu übernehmen und wirklich Reue gegenüber Gott zeigen, dann wird es uns verändern. Dann werden wir, im Gegensatz zu diesem grausamen Knecht aus Matthäus 18, anderen Menschen ihre Fehler vergeben, weil wir unsere eigene Unwürdigkeit für die Vergebung selbst eingestanden haben, weil wir unserer eigenen Schlechtigkeit bewusst sind und weil wir verändert wurden.
- Eigentlich bräuchte es noch eine eigene Predigt zum Thema Vergebung. Ich möchte nur kurz dazu anmerken. Vergeben heißt nicht vergessen. Vergeben heißt nicht, dass wir keinen Schmerz spüren. Im Gegenteil. Vergebung bedeutet Schmerzen. Es bedeutet, dass ich die Konsequenzen meines Schuldners selbst ertrage.
- Vergeben tut weh. Aber denke daran, was Jesus für dich tat. Und wenn du nicht vergeben kannst, dann sollst du nicht versuchen die anzustrengen um dem anderen zu vergeben, sondern in deiner eigenen Buße wirst du die Kraft der Veränderung erfahren.
- Reflektiere einmal: Spielst du deine Sünden herunter? Sagst du, dass deine Sünden nicht so schlimm sind, wie die der anderen? Dann werde dir bewusst, wie dunkel und wie tief das Böse in deinem Herzen ist. Versuchst du deine Schuld zumindest zum Teil zu rechtfertigen? Dann fang an, die volle Verantwortung für deinen Taten zu übernehmen. Warum bekennst du deine Schuld? Hast du Angst vor den Konsequenzen? Geht es dir darum deinen Hintern zu retten? Oder tut es dir Leid, dass du den Gott, den du liebst, verletzt, entehrt und mit Füßen getreten hast?
- Wir haben die Vergebung nicht verdient, wir sind unwürdig, und doch können wir voller Zuversicht beten: „Vater vergib uns unsere Schuld“.
- Dass wird uns dazu befähigen auch den zweiten Teil zu beten: „Wie auch wir vergeben unseren Schuldnern.“