Ein würdiger Wandel - Theorie in der Praxis

Auslegung des Epheserbriefes  •  Sermon  •  Submitted   •  43:45
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Epheser 4, 1-3 am Beispiel von Philemon und Onesimus

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1. Vorgeschichte Onesimus

Vor fast 2000 Jahren können wir in der heutigen Türkei einen jungen Mann kennenlernen.
Er war ein Sklave, wie viele anderen Mensch damals im römischen Reich. Eigentlich war sein Herr ganz in Ordnung. Sein Herr war Christ und handelte sehr vernünftig in seinem Haus - fair und gerecht - nicht wie manche anderen Herren die ihre Sklaven wie Vieh behandelten.
Aber Er wollte MEHR von Leben als immer nur ein Sklave sein.
FREI sein. sein eigener Herr sein.
Und wie könnten wir es ihm verübeln - würden wir uns nicht auch nach Freiheit sehnen?
Und eines Tages fasste dieser junge Sklave ONESIMUS sich ein Herz. Er packte heimlich seine Sachen. Vielleicht hatte er sich schon vorher immer wieder Geld abgezweigt für seine Flucht. Oder er wartete einen passenden Augenblick ab, in dem er Zugriff auf Mittel und die Möglichkeit zur unbemerken Flucht hätte.
Und dann war er auf einmal verschwunden.
Aber er war noch lange nicht frei. -> Seine Flucht war ein Verbrechen im römischen Reich - für dieses Verbrechen war die Todesstrafe nicht unüblich. Mindestens aber würde ihn als Strafe mit einem glühenden Eisen ein “F” auf die Stirn gebrannt. F für FUGITIVUS.
kein Wunder also, dass Onesimus sehr weit weg flieht - seine Flucht führt ihn ins fast 3000km entfernte Rom. (also von der Türkei nach Italien). Auf der Flucht immer die Angst entdeckt zu werden und für seine Verbrechen bestraft zu werden. Immer die Angst, dass jemand ihn erkennt, dass ein Soldat zu viele Fragen stellt.
Deshalb “Rom” - hier konnte man gut untertauchen in der riesigen Stadt.
ABER Ihm passiert das, was viele von uns sich heute wünschen würden. Um was wir ihn beneiden können. Er begegnet Paulus. Dem großen Apostel Paulus. das können wir heute nicht.
ABER dadurch geschah etwas viel größeres, durch Paulus begegnete er JESUS. Darum müssen wir ihn nicht beneiden - das können wir heute genauso.
Jesus krempelt sein Leben um - alles wird anders. Er wird ein anderer Mensch.
Vorher wollte er kein Sklave/Diener sein -> jetzt dient er gerne Paulus im Gefängnis. Alles was Paulus nicht tun konnte, alles was Paulus Leben leichter machte, das tat Onesimus gerne.
er war geflohen weil er nicht mehr für andere leben wollte und jetzt schenkte er sein Leben Jesus und gab sich ganz für Paulus dahin.
Aber es gibt noch ein Problem. Paulus selber schreibt ja über die Einheit der Gemeinde, die Einheit der Gläubigen:

1 Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, daß ihr würdig wandelt der Berufung, mit welcher ihr berufen worden seid,

2 mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander ertragend in Liebe,

3 euch befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Bande des Friedens.

Wir wollen uns anschauen wie Paulus diese Verse ganz praktisch mit Leben füllt. Wie sehen diese Verse aus in der Situation zwischen Onesimus dem entlaufenen Sklaven und Philemon seinem Herrn.

2. Wandle würdig, Philemon

A) Das Problem

3 euch befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Bande des Friedens.

Die Einheit des Geistes .... das Band des Friedens....
Paulus und Onesimus wissen beide, dass es so nicht bleiben kann. Es steht noch eine Schuld zwischen Onesimus und seinem ehemaligen Herrn Philemon.
Obwohl durch das Blut JESU die Einheit schon erkauft wurde zwischen den beiden. Und wenn sie sich jetzt im Himmel sehen würden, würden sie sich voll ehrlicher Freude, und liebevoll und gerne begrüßen.
Hier auf der Erde aber würde die Begrüßung noch überschattet sein vom irdischen. Von dem was zwischen den beiden passiert war. Und so muss diese himmlische Einheit -die dort oben schon beschlossen und real ist, noch hier auf der Erde real werden und sichtbar und erlebbar gemacht werden. Wie die Dinge aktuell stehen könnte Onesimus nicht einfach ins Haus kommen und seinen alten Herrn freudig grüßen.
Die Einheit des Geistes und das Band des Friedens müssen aber hier auch so sichtbar und erlebbar werden wie sie es schon in der ewigen Realität sind.
Und so nimmt Paulus die Situation in die Hand. Er schickt den entlaufenen Sklaven zurück. Aber damit die Sache sich in die richtige Richtung entwickelt, gibt er einen Brief an Philemon mit.
In diesem Brief gibt er Philemon sehr freundlich und brüderlich Hilfestellung, wie mit der Schuld von Onesimus umgegangen werden muss. Und obwohl Paulus sehr freundlich und höflich - ja wirklich ernsthaft liebevoll schreibt - so wird doch deutlich das es nur einen einzigen Weg gibt. Eine Richtung in die sich das Ganze entwickeln muss. Einen Weg den Philemon gehen muss.
Onesimus wird zusammen mit Tychikus losgeschickt auf die weite Reise. Tychikus war ein Christ der selber aus Kollosä kam. Also aus der Gemeinde die sich in Philemons Haus traf. Tychikus hatte Paulus Brief an die Gemeinde in Philemons Haus - den Kolosserbrief. Onesimus trug den Brief direkt an Philemon.
Wir wissen nicht ob Onesimus den Inhalt des Briefes lesen durfte auf seiner weiten Reise. Aber ganz sicher war die Reise nicht leicht für ihn. obwohl er mit Tychikus zusammen reiste.
Schuld die man vor jemandem anderen hat, ist immer eine schwere Last. Vor allem wenn man nicht weiß ob die Person einem vergeben wird.

B) würdig der Berufung wandeln

Wie wird Philemon handeln?
wird er ihn annehmen?
Wird er auf Paulus hören?
Wie wird er ihn behandeln?
Ok - er wird ihm bestimmt nicht die Todesstrafe geben. Aber wie wird es sein?
Muss er jetzt ganz unten anfangen?
Vielleicht außerhalb des Hauses bei den unbeliebten Arbeiten?
Muss er sich das Vertrauen mühsam verdienen wieder im Haus bei wichtigeren Arbeiten dabei zu sein?
vielleicht wird er einfach verkauft...
Oder wird er ihn doch freundlich annehmen?
Wieviel muss er arbeiten um seine alte Schuld abzutragen?
An manchen Abenden der Reise saß Onesimus wohl voll Hoffnung am Lager. Er stellte sich fröhlich vor, das Philemon ihn freudig empfing und ihn vielleicht sogar umarmen würde, wenn er erfährt das er jetzt ein Christ ist.
An anderen Abenden wird ihn seine Sorge geplagt haben. Vielleicht würde Philemon zornig sein. Immerhin hatte er sein Vertrauen missbraucht und ihn sogar bestohlen. Wie würde es sein - würde er ihn vielleicht gar nicht selber begrüßen sondern nur einen Aufseher schicken.
Wie auch immer - Paulus hatte vorgesorgt das Philemon das Richtige tut. nicth was die Welt für richtig hält, oder was gerecht und fair wäre. Nein - Jesus gab uns auch nicht was gerecht und fair wäre, Jesus gab uns Gnade. Und weil Jesus uns in Gnade berufen hat, so soll auch Philemon nun würdig seiner Berufung wandeln. Das einzige was gerecht und fair ist in Jesu Welt ist Gnade, weil Philemon selber Gnade bekommen hat.
Paulus leitet Philemon auf diesem Weg:

5 da ich höre von deiner Liebe und von dem Glauben, den du an den Herrn Jesus und zu allen Heiligen hast,

6 daß die Gemeinschaft deines Glaubens wirksam werde in der Anerkennung alles Guten, welches in uns ist gegen Christum Jesum.

7 Denn wir haben große Freude und großen Trost durch deine Liebe, weil die Herzen der Heiligen durch dich, Bruder, erquickt worden sind.

8 Deshalb, obgleich ich große Freimütigkeit in Christo habe, dir zu gebieten, was sich geziemt,

9 so bitte ich doch vielmehr um der Liebe willen, da ich nun ein solcher bin, wie Paulus, der Alte, jetzt aber auch ein Gefangener Jesu Christi.

10 Ich bitte dich für mein Kind, das ich gezeugt habe in den Banden, Onesimus,

11 der dir einst unnütz war, jetzt aber dir und mir nützlich Philemon ist,

12 den ich zu dir zurückgesandt habe ihn, das ist mein Herz;

Paulus sagt also: ich könnte dir einfach befehlen zu tun was sich geziemt. Aber ich weiß was du für ein Christ bist:
du glaubst von ganzem Herzen an unseren gnädigen Herrn Jesus
du liebst ALLE Heiligen
und erfrischt und ermutigst alle Gläubigen
Dir muss man nicht befehlen das Richtige zu tun. Deswegen hier einfach meine Bitte: “Wandle würdig deiner Berufung - nimm Onesimus auf”

C) Demut

17 Wenn du mich nun für deinen Genossen hältst, so nimm ihn auf wie mich.

18 Wenn er dir aber irgend ein Unrecht getan hat, oder dir etwas schuldig ist, so rechne dies mir an.

19 Ich, Paulus, habe es mit meiner Hand geschrieben, ich will bezahlen; daß ich dir nicht sage, daß du auch dich selbst mir schuldig bist.

Wenn du Wiedergutmachung fordern willst, dann nicht von deinem Sklaven. Wenn nötig werde ich es bezahlen. - Ich möchte dich aber an eine Kleinigkeit erinnern: “Du selber schuldest mir dein Leben”
Offenbar war Philemon durch Paulus zum Glauben gekommen. Er verdankte sozusagen Paulus sein eigenes ewiges Leben.
Weil Paulus alles aufgegeben hatte und zu ihm gekommen war, lebte Philemon und hatte eine ewige lebendige Hoffnung.
Paulus sagt sozusagen: “Vergiss nicht - du selber schuldest dein Leben anderen”. wo wärst du wenn andere sich nicht um dich bemüht hätten - ihr Leben für dich aufgegeben hätten.
Du selber bist ein Schuldner von so vielen Menschen - dann kannst du doch nicht kleinlich sein, wenn andere mal dir was schulden? (Und Paulus redet hier noch nicht mal davon was Philemon Jesus schuldete, sondern erstmal nur was Philemon ihm schuldete und das ist in Paulus Augen schon genug)
Wer stolz ist, vergisst schnell wieviel er anderen verdankt. Er denkt, dass er selber richtig gut gelaufen ist - und er erwartet von den anderen nicht viel - nur das sie auch so gut sind, für wie gut er sich selber hält.
Demut hingegen sieht wieviel sie auf andere angewiesen ist. Wieviel sie selbst anderen schuldet. Und das wirft ein ganz neues Licht auf die Schulden anderer.

D) Sanftmut

Eine direkte Folge von dieser Demut ist die Sanftmut. Oder anders übersetzt Milde.
Wir haben schon darüber gesprochen , dashier nicht einfach nur “Nettigkeit” gemeint ist.
Die Neue Genfer Übersetzung versucht das mit “nachsichtig” einzubringen. Der Sanftmütige ist nachsichtig und milde - in diesem Zusammenhang vor allem gegen die Verfehlungen des anderen.
Benedikt Peters: Der Sanftmütige bedängt den anderen nicht, tut ihm keine Gewalt an - auch nicht mit Worten; Lässt lieber Unrecht an sich geschehen als dass er Unrecht täte.
Paulus zeigt hier deutlich, dass er so eine Nachsicht für angemessen hält:

17 Wenn du mich nun für deinen Genossen hältst, so nimm ihn auf wie mich.

18 Wenn er dir aber irgend ein Unrecht getan hat, oder dir etwas schuldig ist, so rechne dies mir an.

19 Ich, Paulus, habe es mit meiner Hand geschrieben, ich will bezahlen; daß ich dir nicht sage, daß du auch dich selbst mir schuldig bist.

Keine Forderung soll an Onesimus gestellt werden. er soll aufgenommen werden - nicht als Onesimus der entlaufene reuige Sklave der sich einige zuschulden hat kommen lassen. sondern er soll behandelt werden wie der Apostel selbst.
Sanftmütig, Milde, Nachsichtig soll Philemon seine Schulden nicht mehr ansehen.

E) Langmut

Langmut -> bedeutet das man nicht nur ein, zweimal milde, sanftmütig und nachsichtig handelt, sondern auf Dauer.
Also nicht 3mal am Tag, oder 7 mal am Tag, sondern 70 x 7 mal AM TAG. JEDEN TAG.
Das gilt natürlich auch für Philemon.

F) In Liebe ertragen

17 Wenn du mich nun für deinen Genossen hältst, so nimm ihn auf wie mich.

21 Da ich deinem Gehorsam vertraue, so habe ich dir geschrieben, indem ich weiß, daß du auch mehr tun wirst, als ich sage.

Paulus sagt: “Nimm ihn auf wie mich” - > das wurde deutlich.
… Paulus stellt sich aber vor, das Philemon noch viel mehr tut als er “muss” (in Anführungsstrichen)
Philemon “muss” den Sklaven annehmen, aber Liebe tut mehr als das.
Philemon “muss” die Schuld nicht mehr anrechnen, aber Liebe wird noch viel mehr tun als das.Paulus lässt hier offen, wie Philemon sein liebevolles Tragen von Onesimus aussieht.
Vielleicht ein freudiges Fest zu Ehren von Onesimus - wie der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn.

G) Einheit des Geistes

Auf jeden Fall sieht Paulus vor sich, wie Philemon genau sowas tut. Wie Philemon würdig wandelt.
Wie er Onesiumus gerne und freudig aufnimmt
Wie er keinerlei Forderungen stellt, sondern frei und gerne ALLES erlässt was Onesimus ihm je hätte schulden können
Wie er Onesimus jetzt behandelt - nicht wie den entlaufenen Sklaven Onesimus , sondern wie den großen würdigen Apostel Paulus selbst.
Wie Philemon Onesimus als Bruder ansieht den er gewonnen hat für die Ewigkeit.
Wie Philemon noch viel mehr tut udn viel großmütiger handelt, als alles was Paulus geschrieben hat.
Und ich glaube wir sehen alle - so sieht die Einheit im Geist aus. Das Band des Friedens das die drei verbindet.
So sieht es aus, wenn das, was im Himmel durch Jesu Blut schon erkauft wurde auf der Erde sichtbar und erlebbar wird.
Nicht weil alle alles richtig machen und keiner sündigt in der Gemeinde. Nein gerade weil Onesimus gesündigt hat und Vertrauen missbraucht hat, leuchtet die Annahme - die erkaufte Einheit und das Band des Friedens noch heller.
Das war es was Jesus im Gebet so innig suchte:

20 Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben;

21 auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir, auf daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Welt glaube, daß du mich gesandt hast.

Das war es was Jesus von seinen Jüngern wollte:

34 Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebet, auf daß, gleichwie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebet.

35 Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.

In einer dunklen Welt kann Philemon das Licht der Einheit und Liebe leuchten lassen - sodass jeder sieht, dass er zu Jesus gehört.
Die Annahme, die Vergebung und die Liebe die er selber von Jesus erhalten hat, die leutet nun aus seinem Leben.
Jemand sagte mal: “Der Mensch ist nie mehr wie Gott, als wenn er vergibt” Ich glaube das ist richtig und wichtig. Wenn wir vergeben, wenn wir den Sünder annehmen, dann geben wir anderen das was Gott uns gegeben hat.

3. Abschluss

22 Zugleich aber bereite mir auch eine Herberge, denn ich hoffe, daß ich durch eure Gebete euch werde geschenkt werden.

Paulus kommt vorbei. so plant er. Er möchte die Einheit sehen und sich an ihr freuen.
Er wird fragen:
Wie war Onesimus, wie wurdest du aufgenommen?
Er wird sehen wie Philemon sich verhält, und welche Arbeiten Onesimus tun muss
Er wird sehen wie die beiden in der Gemeinde miteinander umgehen
Und er will sich daran freuen!
Also ich würde mir sehr viel Mühe, wenn schon nicht wegen Jesus, dann doch weil Paulus bald kommt und mich fragen würde.
Wir wissen nicht wie Philemon Onesimus schlussendlich aufgenommen hat.
Ob freundlich, fröhlich, liebevoll
oder
kalt, abweisend und bitter.
ich glaube ja erstes - weil es schöner wäre und weil es zu einer Gemeinde passen würde.
Wie auch immer, im Himmel werden wir sehen.
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