2Kor 12,1-10 Zuversicht und Stärke Febr. 2012 (Andreas Streich)

Sermon  •  Submitted
0 ratings
· 56 views
Notes
Transcript
12.02.2012 Sexagesimae – 2. Korinther (11,18.23b-30) 12,1-10

»Meine Gnade ist für dich genug!«

1. Begegnen – erste Gedanken

Die Jahreslosung 2012 im Weitwinkel betrachtet: Neben dem zentralen Jesus-Wort (12,9 diesmal gegenüber der Jahreslosung in voller Länge) wird der Kontext erkennbar, in den hinein es Paulus zugesprochen bekam und zugleich die Umstände, in denen er sich veranlasst sieht, der Gemeinde von diesem sehr persönlichen Erlebnis zu erzählen.
Wie eine Nebellandschaft allerdings, in der nur Umrisse und verschwommene Konturen zu erkennen sind, erscheint der Bericht in 2. Kor 12,1-8 des Paulus. Er will bewusst nicht ins Detail gehen, wo er von seinen per­sönlichen „Erscheinungen und Offenbarungen des Herrn“ sich zu reden gezwungen sieht. Viele Fragen, die zu stellen wären, bleiben unbeantwortet. Auch, wo Paulus von den geheim­nisvollen Angriffen des Satansengels erzählt. Doch über der Nebellandschaft erhebt sich wie ein Leuchtturm das Jesus-Wort (V. 9): Davon kann und will Paulus erzählen. Denn mit dem, was Jesus ihm zusagt, ist die Verbindung erkennbar hin zu dem Bild, das Paulus immer und immer wieder vor Augen malt (vgl. Gal 3,1): Allein das, was Jesus Christus, der Gekreuzigte für uns getan hat und tut, ist Fundament für unser Leben und Heil. Sola gratia („allein die Gnade“) – das kann nicht oft genug gesagt werden.

2. Sehen – die Auslegung

„Gerühmt muss werden“ (V. 1) – das ist das Zugeständnis des Paulus an die allzu menschliche Denkweise mancher Christen in Korinth, die bis heute weit verbreitet ist. Sie suchen Vorbilder und Analogien für die Vorgänge in der Gemeinde Jesu, in dem, was uns täglich vor Augen steht: in den Verhältnissen dieser Welt. Entsprechend sind die Erwartungen, die wohl aus den Vergleichen mit anderen Verkündigern an Paulus herangetragen werden (vgl. 2Kor 11,18). Paulus muss darauf eingehen. Doch er tut es typisch paulinisch: Ganz anders – in Form einer „törichten Rede“ (11,17) - und vor allem christuszentriert. Ein Rühmen analog dem der Welt lehnt er ab („es nützt nichts“ (12,1); V. 5; V. 6b). Während er sich in 11,16ff statt seiner Erfolge in einem ausführlichen Katalog seiner Leidenserfahrungen rühmt, kommt er in 12,1ff doch auf seine geistlichen „Gipfelerlebnisse“ mit dem Herrn („Offenbarungen“ grie. Apokalypseis mit Genitiv tou kyriou („des Herrn“), der sowohl ausdrückt, dass Christus Gegenstand der Offenbarung ist und zugleich der, der die Offenbarung gewährt) zu sprechen. Offensichtlich fordern seine Kritiker und Gegner in Korinth gerade solche Berichte: Sind es dieselben, die die Zungenrede als wertvollste Geistesgabe bewerten (vgl. 1 Kor 12-14), die überzeugt sind, Christus lebend zu schauen und deshalb die Auferstehung leugnen (vgl. 1 Kor 15)? Es könnte sein. Paulus kann und will ihrer geistlichen Sensationssucht nicht nachkommen. Gegenüber der Ausführlichkeit der Leiden (11,23-29) fällt sein Bericht bewusst auf­fallend knapp aus. Distanziert berichtet er in der 3. Person (V. 2 „Ich keine einen Menschen“; V. 3 „und ich kenne denselben Menschen“). So knapp, dass auch uns schwer fällt, was er berichtet, klar zuzuordnen. Welche Kosmologie steht hinter seiner Rede vom „dritten Himmel“? In rabbinischer Theologie wird von 7 Himmeln gesprochen. Näherliegend scheint mir die Vorstellung von insgesamt drei Himmeln zu sein: (1.) Himmel: Wolken und Luft (2.) Himmel: Sterne; (3.) Himmel: Der Lebensraum Gottes und Christi. Paulus berichtet nur vom Ort, an den er gebracht wurde, nicht aber, was er dort sah. Dieselbe Zurückhaltung beim Bericht der zweiten Vision und Audition, des Paradieses (manche halten es für identisch mit dem 3. Himmel in der 1. Vision. Da Paulus jedoch bewusst einen anderen Begriff verwendet, scheint er selbst einen Unterschied vorauszusetzen. Es ist der Lebensort der Vollendeten, die bei Christus sind (vgl. Lk 23,43 und Offb 2,7)). Der einzige nähere Einblick und das einzige nähere Hinhören gestattet er bei seiner dritten berichteten Offenbarung in Form einer Audition nach langem Ringen und Beten: dem richtungsweisenden Jesus-Logion. Voraus geht aber wiederum ein Leidensbericht (V. 7-8). Paulus ist ein Pfahl (grie. Skolops – könnte den Querbalken des Kreuzes (grie. stauros) bezeichnen) für (die Präposition „in“ steht nicht im Urtext, sondern der reine Dativ) sein Fleisch gegeben. Die passive Formulierung deutet an, dass Paulus Gottes Zulassung hinter diesem nicht näher benannten Leiden sieht. Die Vermutungen, was damit gemeint sei, sind mannigfaltig: Von körperlichen Gebrechen und Krankheiten, über fleischliche Versuchung bis hin zur geistlichen Anfechtung, die der ehemalige Christenverfolger Paulus immer wieder erduldet, weil sie ihm der Satan vorhält (so Schlatter). Auch hier ist Paulus auffallend zurückhaltend in seinem Bericht. Mit keinem Wort erwähnt er, in welcher Weise Christus mit ihm gesprochen hat. Doch, was Christus ihm in dieser Situation gesagt hat, das gibt Paulus wortwörtlich weiter. Denn mit diesem Jesus-Logion (eines der wenigen außerhalb der Evangelien) ist Paulus wieder einmal bei der Mitte seiner Botschaft angekommen: Bei Christus und seiner Gnade. Bei Christus, dem Gekreu­zigten, der sein Werk zur Rettung und zum Heil der Menschen ganz anders ausführt, als die Men­schen es erwarten oder sich vorstellen: in seinem Leiden und Sterben am Kreuz für uns. Und dessen Evangelium sich ganz anders anhört, als die „guten Nachrichten“ der damals und heute Mächtigen und Herrscher: als Wort vom Kreuz, an dem menschliche Weisheit, Ästhetik und Spiritualität sich stößt (1 Kor 1,18-31). Konsequent zeigt Paulus somit auf, dass die entscheidende Analogie, wo es um die Botschafter Christi geht, eben nicht bei denen liegt, die sich mit ihrer Sprachgewalt vor der Welt großtun und in jeder Hinsicht brillieren können, sondern wieder bei dem Paradoxon der Kreuzesbotschaft. Und so rühmt sich der Bote Jesu Christi nicht seiner Stärke, sondern allein der Gnade seines Herrn, die gerade in den Schwachen mächtig ist. Was Paulus hier vorträgt, ist die Botschaft von Gottes Heil allein in dem Gekreuzigten aus einer anderen, nämlich der persönlich geprägten Perspektive des Paulus als besonders berufener Diener Christi und Apostel. Gedanklich schließt sich der Kreis in V. 10 (wieder hin zu 11,16ff): Dass Paulus in aller Schwachheit und Unzulänglichkeit, die er erlebt, zuver­sicht­lich (V. 10) sein kann, dass die Gnade Christi genug ist und in den Schwachen mächtig ist – oder anders übersetzt: „zur Vollendung kommt. (V. 9a)“ Hier schwingt die tröstende Gewissheit von Phil 1,7 und Röm 8,31 mit. Ja, Paulus kann und will sich sogar seiner Schwachheit rühmen (V. 9b) und damit bewusst jedem menschlichen Rühmen im Apostelamt und in der ganzen Gemeinde eine gründliche Absage erteilen. Denn: die Grundsatzformulierung im Jesuswort „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ zeigt, dass dies nicht nur Paulus, sondern allen Christen gilt. Darum kann und will Paulus gerade davon nicht schweigen.

3. Reden – die Predigt:

Der Text stellt keine ganz leichte Predigtaufgabe, wenn bereits über die Jahreslosung 2012 gepredigt wurde. Umso mehr gilt es, das Besonderes des Kontextes von 2 Kor 12,9 herauszuarbeiten. Dass von Gottes Gnade, die in den Schwachen mächtig ist, erneut geredet werden muss, ist unstrittig. Gerade hier liegt ja der Skopus: Auf Gottes vielgestaltiger Gnade, die ganz anders ist, als alle unsere Vorstellungen und uns immer wieder überrascht. Gnade, die sich gerade auch dort als stark und ans Ziel tragend erweisen kann, wo sich an den äußeren Umständen gar nichts ändert. Wo Menschen von ihrer Last der Krankheit nicht befreit werden. Gnade, die im Kern geschenkte Gemeinschaft mit Jesus Christus ist. Gnade heißt: unverdiente Zuwendung. Jesus wendet sich mir zu, stellt sich an meine Seite, nimmt meine Hand und hält mich in Ewigkeit fest. Gnade ist seine mächtige Kraft, mit der er Menschen heil macht, erneuert – aber dann auch in ihrem Leben als Christ stetig verändert, prägt, heiligt. Heiligung ist „geronnene, Gestalt gewordene Gnade“. Gnade schenkt Vollmacht. Gnade sorgt dafür, dass das Wort Gottes, von schwachen Menschen weitergegeben, Glauben weckt und Gemeinde baut. Gnade – das ist Christi bleibende Gegenwart.
Eine kleine Illustration: Niccolo Paganini, der berühmte Geiger, trat einmal vor sein Publikum und bemerkte in dem Augenblick, als er zu spielen beginnen wollte, dass jemand sein Instrument vertauscht hatte. Er unterbrach, um nach seiner Geige zu suchen, doch die war gestohlen. Der Dieb hatte sie gegen ein billiges Imitat ausgetauscht. Einen Augenblick war Paganini wie gelähmt vor Schreck, doch dann trat er vor sein Publikum: „Ich werden Ihnen jetzt zeigen, dass Musik nicht im Instrument liegt, sondern in der Seele.“ – Und dann spielte er, wie er noch nie zuvor gespielt hatte. Er entlockte dem minderwertigen Instrument eine Musik, die die Zuhörer in einen Taumel der Begeisterung versetzte. Der Beifall war überwältigend.
Blaise Pascal sagte: „Es ist nicht auszudenken, was Gott aus den Bruchstücken unseres Lebens machen kann, wenn wir sie ihm ganz überlassen.“ Seine Gnade genügt.

Predigtskizze:

Ausgezeichnet! Wer freut sich nicht über eine Auszeichnung: In der Schule über einen Preis oder eine Belobigung für ein gutes Zeugnis. Der gelehrige Fahrschüler bekommt nach bestandener Prüfung den Führerschein. Eine gute Sportlerin für den schnellen Lauf oder den weiten Sprung einen Pokal oder eine Medaille. Auszeichnungen tun uns gut. Die Urkunden werden aufgehängt – und beim Draufschauen denken wir – vielleicht auch mit ein wenig Stolz: Ja, das habe ich geleistet. Das bin ich!
Doch: Wie ist das eigentlich in Sachen Glauben mit diesen Auszeichnungen? Gibt es da auch etwas, was einen Christen, eine Christin besonders auszeichnet, was man sich – vielleicht auch nur in der Vorstellung – an die Wand hängen kann, was andern imponiert und das eigene Selbstbewusstsein aufpoliert? Und wenn’s das gibt – was ist es dann? Der Apostel Paulus hat sich mit diesen Fragen in einem Brief an die Gemeinde in Korinth auseinandergesetzt. Denn dort, in Korinth, wurde nach den Auszeichnungen des Paulus gefragt. Was zeichnet ihn aus – was zeichnet uns aus – und worauf kommt es an?
Lesung des Predigttextes
1. Die außergewöhnlichen Erfahrungen sind’s nicht
In Korinth waren einige der Meinung: Wenn Paulus uns belehren will, dann muss er sich ausweisen. Dann muss er zeigen, dass er „näher an Gott dran ist“ als irgend ein Durchschnittschrist. So wie sie es von den anderen Evangelisten erlebt hatten: Sie erzählten wohl von außergewöhnlichen Erfahrungen: Visionen, Offenbarungen, von etwas, was nur sie mit Gott erlebt haben. Und die Korinther – zumindest ein Teil von ihnen – staunten mit offenem Mund: „Ja, so sieht vollmächtiges Christsein aus. Das ist mehr, mehr als das, was uns Paulus mit seinem einfachen Evangelium und seiner unbeholfenen Verkündigung – und vor allem: immer derselben Botschaft von dem Gekreuzigten – gebracht hat. Paulus, der Schwache, der Kränkliche, der Todeskandidat.“ – „Paulus, wo sind deine Auszeichnungen? Als Diener des großen Herrn musst du uns was Herrliches vorweisen.“
Diese Überzeugung und diese Sehnsucht nach etwas Herrlichem gibt es bis heute. Da sehnen sich Menschen nach „großen“, nach auffälligen Geistesgaben, nach Heilungen, nach dem Redenkönnen in fremden Sprachen, nach ganz besonderen Erfahrungen der Nähe zu Gott. Sie sehnen sich danach, weil sie meinen, dass es auf diese Erfahrungen ankommt, um im Glauben wirklich vorwärts zu kommen.
Paulus sagt: „Wenn ihr mich dazu zwingt, dann will ich es euch sagen: Ja, so etwas habe ich auch erlebt.“ Und dann redet er davon. Doch auffallend zurückhaltend. „Ich kenne einen Menschen“ – distanziert in der 3. Person redet er von sich. Vom 3. Himmel redet er, von Gottes Lebensraum, vom Paradies und von den unaussprechlichen Worten, die er dort hörte. Das hat Paulus erlebt – doch er hat bisher nie davon den Korinthern gegenüber gesprochen oder geschrieben. Weil für ihn klar ist, dass man damit nicht hausieren geht. Darauf ist man nicht stolz. Sich darauf etwas einzubilden, bringt’s nicht. Im ersten Vers setzt Paulus das Vorzeichen: „Wenn es auch nichts nützt“. Wo es darum geht, im Glauben vorwärts zu kommen, für Gott brauchbar zu sein, erfülltes, reiches, vollmächtiges Christsein zu erleben, da nützt das nichts, sich dessen zu rühmen, was man Großartiges mit Gott erlebt hat.
Sondern: Allein die Gnade genügt. Allein das genügt, dass Jesus Christus sich mir heute zuwendet. Dass er mich mit den Augen seiner Liebe ansieht und sagt: „Du gehörst zu mir. Und ich bin bei dir!“ Allein die Gnade genügt – mehr brauchen wir nicht. Mehr gibt es nicht, um im Glauben zu wachsen und zu reifen, als das, was Gott uns in seinem Sohn Jesus Christus, dem Gekreuzigten, schenkt.
Was können wir für uns daraus lernen? Es gibt sie auch heute noch, die außergewöhnlichen Erfahrungen mit Gott: die Glaubensheilung, Zeichen und Wunder. Doch, was spektakulär aussieht, darf für uns nicht im Zentrum stehen und darf nicht zur Hauptsache werden. Die Hauptsache ist und bleibt: Jesus – und seine Gnade, seine unverdiente Zuwendung, seine Vergebung, seine Versöhnung. Unser Glaube macht Erfahrungen, aber er gründet sich nicht darauf (H.J. Eckstein).
2. Die schweren Erfahrungen verhindern’s nicht
Auch wenn die Korinther an dem schwächlichen und kränkelnden Mann aus Tarsus Anstoß nahmen. Auch wenn sie die Nase rümpften über seine Unbeholfenheit, seine glanzlose Erscheinung – dieser Paulus ist mit der Vollmacht Gottes unterwegs.
Bis heute ist dieses Denken tief in uns verwurzelt: Dass man am äußeren Wohlergehen eines Menschen, oder an seiner Erscheinung ablesen kann, wie Gott zu ihm steht. Als gesegnet gilt, wer erfolgreich, dynamisch, beliebt und von andern anerkannt ist. Aber was ist, wenn es bei mir nicht so ist, wenn bei mir das Leiden Einzug gehalten hat? Wenn mich die Schmerzen immer wieder auf den Boden zurückholen? Wenn die Krankheit nach meinem Leben greift und meine Möglichkeiten einschränkt? Wenn ich unter den Verhältnissen in meiner Familie leide, die ich nicht ändern kann? Wenn ich immer wieder angefochten werde? Wenn Sorge, Einsamkeit oder Trauer auf mich einstürmen? Gibt es dann kein Fortkommen im Glauben mehr? Ist das gar das Zeichen, dass Gott sich von mir abgewendet hat? Dass er mich nicht mehr liebt?
Wenn es einen Apostel im Neuen Testament gibt, dessen schwere Erfahrungen sprichwörtlich wurden, dann ist es dieser Paulus. Er hat nicht nur die „himmlische Herrlichkeit“ sehen dürfen. Er hat auch die „satanische Niederträchtigkeit“ erleben müssen. Was es genau war, wissen wir nicht. Nur so viel gibt Paulus zu verstehen: Gott hat das, worunter er leidet, zugelassen, ja sogar gegeben. Und sein Herr hat es trotz dreimaligen Betens nicht weggenommen, sondern ihm belassen.
Doch das, worunter er leidet, hindert ihn nicht, im Glauben vorwärts zu kommen. Es hindert ihn nicht, dem Ziel Gottes näher zu kommen. Paulus weiß vielmehr: Es hält mich auf dem Boden – und es hält mich in der Abhängigkeit von meinem Herrn. Ihn brauche in jedem Augenblick. Ohne ihn kann ich nicht leben. Allein seine Gnade genügt, seine Zuwendung, seine Nähe.
Wie gut, dass Paulus uns diese Erfahrungen aufgeschrieben hat! Dann gilt doch auch uns: Was wir an Leiden, vielleicht an unbegreiflich Schwerem durchmachen müssen, wird Gott nicht hindern, auch mit uns zum Ziel zu kommen. Wo wir auf die Frage nach dem „Warum“ und „Wozu“ des Leides keine Antwort bekommen, gilt immer noch, was Paulus im Römerbrief schreibt, dass es uns zum Besten dienen muss. Und wenn Gott unser Gebet nicht so erhört, wie wir es uns wünschen. Wenn Gott unsere Wünsche nicht erfüllt, dann müssen wir nicht gleich denken: „Mein Glaube ist zu schwach. Bei mir ist eben doch noch nicht alle Schuld vergeben.“ Sondern dann gilt auch uns, was Jesus dem Paulus sagte: Lass dir an meiner Gnade genügen. Meine Gnade ist genug für dich. Ich bin genug für dich. Denn
3. Jesu Kraft ist in den Schwachen mächtig
Man könnte auch übersetzen: Meine Kraft kommt in den Schwachen zur Vollendung. Oder: Lass dich von meiner Gnade, meiner Zuwendung zu dir, meiner Nähe, meinem Durchtragen ans Ziel bringen. Immer und immer wieder sieht Paulus auf den Gekreuzigten. Dessen Weg zum Thron der Herrlichkeit nicht von Erfolg zu Erfolg führte, Stufe für Stufe nach oben auf der Karriereleiter, sondern ganz nach unten: von der Herrlichkeit des Himmels hinab als kleines Kind in den staubigen Stall in Bethlehem. Durch den Staub dieser Erde hinauf ans Kreuz von Golgatha – als Verachteter, als Ohnmächtiger starb er dort. Das war sein Weg.
Das ist Gottes Weg – auch mit uns: Nicht durch menschliche Kraft führt er zum Ziel, sondern durch seine Kraft, die gerade dort wirksam wird und zur Vollendung kommt, wo wir nicht mehr auf unsere eigenen Kräfte vertrauen können. Wir haben einen Herrn, bei dem wir nicht stark sein müssen, sondern der uns – gerade da, wo wir gar nichts mehr können – stark macht. Bei dem wir nicht perfekt sein müssen, sondern der uns wie der liebende Vater in seine Arme schließt, und uns all unser Versagen und unsere Schuld vergibt. Seine Gnade genügt. Mehr brauchen wir nicht – und mehr gibt es nicht, um im Glauben ans Ziel zu kommen.
Am Ende sagt Paulus: Darum bin ich guten Mutes… Das ist seine Grundhaltung. Jesus lässt auch uns guten Mutes sein – er lässt auch uns nicht los. Seine Gnade ist genug! Dass ERfür uns ist, das ist wahrlich Auszeichnung genug.

4. Feiern – der ganze Gottesdienst

Liedvorschläge:

Wach auf, mein Herz und singe (EG 446,1-5)
Herr, für dein Wort sei hochgepreist (Wochenlied EG 196)
Allein deine Gnade genügt (Feiert Jesus 1,128 / 2,111)
Psalm: 119

Eingangsgebet

Lieber Vater im Himmel,
aus einer Woche voller Eindrücke und Erlebnisse kommen wir zu dir, um auf das zu hören, was du uns zu sagen hast. Um auf das zu hören, worauf es wirklich ankommt. Du hast Worte des ewigen Lebens. Deine Worte verändern uns. Wir bitten dich: Rede dein gutes und lebendiges Wort in unser Leben hinein. Schenke uns offene Ohren und Herzen, damit es in uns aufgeht, wächst und Frucht trägt. Lass Glaube, Liebe und Hoffnung in uns wachsen – auch durch diesen Gottesdienst.

Schlussgebet

Herr, unser Gott, lieber Vater im Himmel,
wir bitten dich für die Starken in unserer Gemeinde. Hilf ihnen zu erkennen: Auch alle ihre Stärken sind nur Geschenk aus deiner Hand. Mach sie bereit, ihre Gaben für alle in der Gemeinde und in der Gemeinschaft einzusetzen.
Herr, wir bitten dich für die Schwachen in der Gemeinde. Du hast sie besonders gesegnet, dafür danken wir dir. Mach uns bereit, Schwachheit als Segen anzuerkennen und anzunehmen.
Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich!
Herr, wir bitten dich für die Starken und Mächtigen unter den Völkern und ihre Regierungen. Zeige du ihnen, dass ihre Macht und Stärke Verpflichtungen gegenüber der ganzen Welt sind. Hilf ihnen, diesen Verpflichtungen nachzukommen, damit diese Welt bestehen bleibt.
Herr, wir bitten dich für die Schwachen und Armen in dieser Welt: Lass sie nicht verbittern in ihrer Not und in dem Wissen, dass sie auf Hilfe angewiesen sind. Mach uns bereit, mit ihnen zu teilen und von ihrem Reichtum zu lernen.
Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich!
Herr, wir bitten dich für uns selbst: Es gibt Zeiten, da sind wir ganz stark, lass uns da nicht überheblich sein. Und es gibt Zeiten, da sind wir ganz schwach, da erinnere uns daran, dass bei dir deine Kraft in Schwachheit zum Ziel kommt. Zeig uns Starken und uns Schwachen, wie wir miteinander leben können. Amen.
Related Media
See more
Related Sermons
See more