Philipper 4 - Mit Gott durch Krisen (Philipper 4,10-20)
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· 17 viewsGeschwister sollen ermutigt werden, Bedrängnisse als Gelegenheiten zu sehen Gottes Segen zu erfahren.
Notes
Transcript
Thema: Mit Gott durch die Krisen unseres Lebens
Leitgedanke: Wenn wir mit Gott leben, können Bedrängnisse zum Segen werden
Einleitung:
Als ich mich auf diese Predigt vorbereitet habe, ist mir eine Begebenheit aus meiner Schulzeit wieder eingefallen. Ich weiß nicht, was ihr mit dieser Zeit so alles verbindet. Bei dem ein oder anderen ist dass ja vielleicht schon eine ganze Weile her und es fällt immer schwerer euch an die einzelnen Jahre zu erinnern. Dennoch, gibt es doch immer wieder so einzelne Episoden, die man nicht vergessen kann. Ich erinnere mich vor allem noch an die Dinge die sich meine Klassenkameraden für mich oder andere ausgedacht haben. Wir hatten ein paar Jungs in der Klasse denen immer wieder neue Dinge einfielen mit den sie die Schwächeren drangsalieren konnten.
Eine Idee hatten sie besonders gern. Wir hatten so ein paar Schränke bei uns im Klassenzimmer. Sie waren zwar fast zwei Meter hoch, aber dafür sehr schmal. Gerade so schmal, dass ein Kind hineinpassen konnte. Und sie hatten einen enormen Spass daran, Mitschüler mit unserem Springseil zu fesseln und in diese Schränke zu sperren.
Viele von uns wehrten sich, ließen es dann aber doch über sich ergehen. Nur bei einem war die Sache sehr viel ernster. Für ihn war dass nicht etwas, dass er über sich ergehen lassen konnte. Für ihm hatte diese Enge etwas übermäßig Bedrohliches. Heute denke ich, dass er tatsächlich unter einer (zum Glück nur Milden) Form von Raumangst litt, aber damals hatten die Jungs aus meiner Klasse kein Verständnis dafür. Es war wirklich ein verzweifelter Kampf, den der arme Junge kämpfe.
Das Ganze ist jetzt schon über 15 Jahre her und ich tue mich mittlerweile schwer mich an die Einzelheiten zu erinnern. Aber ich denke, er wird das nicht vergessen haben. Für ihn war das eine wirklich schlimme Erfahrung.
Schlimme Erfahrungen, die hatten wir alle schon in unserem Leben oder? Und das nicht nur in unserer Schulzeit, sondern irgendwie begleiten sie uns durch unser ganzes Leben hindurch. Manchmal sind es kurze einschneidende Ereignisse die uns leiden lassen, manchmal sind es lange Perioden die wir ertragen müssen. Manchmal sind es Monate persönlicher oder familiärer Krisen, manchmal Zeiten der Arbeitslosigkeit oder Zeiten der Schmerzen und der Krankheit. Und alle diese Zeiten tun genau das mit uns, was mein Klassenkamarad damals nicht ertragen konnte: Sie treiben uns in die Enge, bedrücken und belasten uns auf eine Weise, die wir nur sehr schwer ertragen können. Und genau wie er damals, versuchen auch wir alles zu tun, um nicht damit konfrontiert zu werden, und genau wie bei ihm liegt es sehr oft außerhalb unserer Macht diesen Situationen auszuweichen.
Ich weiß nicht, wie ihr heute Morgen hier angekommen seid. Vielleicht fühlt ihr euch ganz ähnlich wie mein Freund damals. Ausgeliefert und unter Druckgesetzt. Eingesperrt in eine schwierige Lage, der ihr nicht ausweichen könnt.
Und dann kommen diese Fragen: Warum muss es in unserem Leben oft so schwer sein? Warum führt uns unser Gott immer wieder durch tiefe Täler hindurch? Warum diese Krankheit, warum diese Probleme mit meinem Arbeitskollegen, warum diese Probleme bei meinen Kindern?
Und nicht immer, gibt es die Antworten auf diese Fragen in diesem Leben, und sehr oft nicht direkt nachdem wir sie gestellt haben.
Aber wisst ihr, ich bin Gott echt dankbar dass er diese schmerzenden Fragen nicht ignoriert sondern in seinem Wort immer wieder aufgreift. Und auch wenn wir vieles nicht verstehen von dem was er tut, offenbart er uns doch ein sehr wichtiges Prinzip, von dem er verspricht, dass er immer in dementsprechend
Auch dann noch wenn du und ich uns nicht mehr vorstellen können, was unsere ganzes Leid nun noch soll, und Gott uns einfach nur noch irrational vorkommt.
Im Römerbrief zum Beispiel steht eine dieser wunderbare Verheißungen, die immer wahr bleiben wird:
Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alles zum Besten mitwirkt, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind. (Römer 8:28)
Ich denke die meisten von uns haben diesen Vers schon an die tausend mal gehört. Und vielleicht wurde er dir auch schon einmal in so liebloser Art und Weise, um die Ohren gehauen, dass du mit ihm nicht mehr so viel anfangen kannst.
Tatsache ist, dieser Vers soll uns Hoffnung geben. Denn er soll uns zeigen, wie Gott grundsätzlich immer mit seinen Kindern handeln wird. Gott ist in keinem Fall wie meine Klassenkamaraden, die einfach nur Spass daran hatten andere zu drangsalieren.
So ist Gott nicht! Diese Offenbarung Gottes zeigt uns, Gott ist weder gleichgültig noch machtlos gegenüber dem was wir erfahren.
Wenn unser Gott Bedrängnis in unserem Leben zulässt verfolgt er immer, immer nicht nur einen Guten, sondern den allerbesten Plan für derer die ihn lieben. Und er hat nicht nur so ne gute Idee für uns, sondern er wirkt es auch, er kommt auch zum Ziel mit unserem Leben. Er bleibt zu jeder Zeit ganz und gar souveräner Herr über alle Ereignisse.
Wisst ihr, mich hat diese Wahrheit, während meiner Vorbereitung ziemlich den Atem genommen. Selbst die tiefsten Zeiten unseres Lebens werden segensvoll wirken, wenn wir unser Leben mit Jesus leben.
Wir werden heute gemeinsam den letzten Abschnitt des Philipperbriefes betrachten. Ein wunderbares Buch in Gottes Wort, das ich während meiner Predigten wirklich lieben gelernt habe. Ein Brief der in den dunkelsten Stunden im Leben von Paulus geschrieben wurde. Und doch einen Paulus zeigt, der erfahren hat, dass Römer 8:28 absolute Wahrheit ist.
Lesen wir zusammen Philipper 4, 10-20.
10) Ich habe mich aber sehr gefreut im Herrn, dass ihr euch wieder so weit erholt habt, um für mich sorgen zu können; ihr habt auch sonst daran gedacht, aber ihr wart nicht in der Lage dazu. Nicht wegen des Mangels sage ich das; ich habe nämlich gelernt mit der Lage zufrieden zu sein, in der ich mich befinde. 12) Denn ich verstehe mich aufs Armsein, ich verstehe mich auch aufs Reichsein, ich bin mit allem und jedem vertraut, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als auch Mangel zu leiden. 13) Ich vermag alles durch den der mich stark macht, Christus. 14) Doch ihr habt Recht gehandelt, dass ihr Anteil nahmt an meiner Bedrängnis. 15) Und ihr Philipper wisst ja auch, dass am Anfang des Evangeliums, als ich von Mazedonien aufbrach, keine Gemeinde mit mir Gemeinschaft gehabt hat im Geben und Nehmen als ihr allein. 16) denn auch nach Thessalonich habt ihr mir einmal, und sogar zweimal etwas zur Deckung meiner Bedürfnisse gesandt. 17) Nicht dass ich nach der Gabe verlange, sondern ich verlange danach, dass die Frucht reichlich ausfalle auf eurer Rechnung. 18) Ich habe alles und habe Überfluss; ich bin völlig versorgt, seitdem ich von Epaphroditus eure Gabe empfangen habe, einen lieblichen Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig. 19) Mein Gott aber wird all euren Mangel ausfüllen in Herrlichkeit in Christus Jesus. 20) Unserem Gott und Vater aber sei die Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
A) Bedrängnis - eine Gelegenheit zu wachsen
Als Paulus diese Verse schrieb befand er sich in einer wirklich bedrängten Situation. . Seit vier Jahren schon saß er um Jesu willen in römischer Haft. In Kapitel 1:12 nimmt er darauf Bezug wenn er schreibt, dass er Fesseln trägt um Jesu willen. Teilweise hatte der die fürchterlichen Zustände der römischen Gefängnisse erlebt, wo er wahrscheinlich mit bis zu 40 anderen Gefangenen in vor Schmutz starrenden Kerkern festgesessen hatte. Nun befand er sich in Rom unter Hausarrest (libero conclavi) und erwartete das Urteil von Kaiser Nero über sein Leben. Irgendwie war alles möglich. Sofortiger Freispruch, Aber auch die Hinrichtung. Tag ein Tag aus, blieb ihm letztlich nichts anderes übrig als zu warten und Gott zu vertrauen.
Und es war eine harte Wartezeit gewesen. In Philipper 1: 15 erwähnt Paulus, dass er miterleben musste, wie einige seiner Geschwister ihm unbegründet Feindschaft entgegenbrachten.
Und zu alledem kam war noch das gekommen, dem wir hier in unserem Text begegnen. Paulus kam in enorme finanzielle Probleme. Paulus litt Hunger. Und nur mal so nebenbei, dass ist nicht der Hunger den du und ich hin und wieder begegnen. Ich denke Paulus hat dieses Wort nie so leichtfertigt benutzt, wie wir, wenn wir heute nach dem Gottesdienst das Mittagessen nicht verschieben wollen.
Ich weiß nicht wie es euch geht, aber jedes mal wenn ich mir die Situation von Paulus vor Augen führe und gleichzeitig diesen Philipperbrief lese dann kann ich das nur sehr schwer übereinander legen. Ich könnte einen Paulus verstehen der resigniert ist. Ich könnte einen angstvollen Paulus verstehen. Aber mit dem freudigen, hoffnungsvollen und zufriedenen Paulus, da tue ich mich wirklich schwer.
Diese Gabe der Philipper muss für ihn eine riesengroße Erleichterung gewesen sein. Endlich wenigstens kein Hunger mehr!
Und doch, äußert sich dieser Paulus hier beinahe nebensächlich und erst am Ende des Gesamten Briefes über die Gabe der Philipper. Warum? Er schreibt:
Nicht wegen des Mangels sage ich das; ich habe nämlich gelernt mit der Lage zufrieden zu sein, in der ich mich befinde. …Ich vermag alles durch den der mich stark macht, Christus.
Weil er gelernt hatte zufrieden zu sein. Er hatte gelernt, dass in seiner Beziehung zu Jesus, alle Kraft lag, die er zu erdulden seiner Krisen brauchte.
Wir Menschen, neigen geradezu krankhaft dazu uns an alle möglichen anderen Dinge zu klammern, und unser Herz an alles andere zu hängen als an Gott. Und genauso ist es uns die Wiege gelegt uns lieber auf Menschen zu verlassen als auf unseren Herrn.
Aber in all seiner Bedrängnis konnte Paulus von diesem wunderbaren Lernprozess berichten, den sich jeder ernsthafte Christ doch immer wieder Wünscht: Er erlebte geistliches Wachstum.
Paulus hatte gelernt, dass er mit Jesus Christus für alle Lebenslagen genug hatte. Er konnte das durchtragen Jesu bezeugen und er hatte den Wert seiner Gottesbeziehung tief verstanden. Paulus kam von der Theorie zur praktischen Lebenserfahrung.
Und wodurch lernte Paulus all dies? In dem er mit Gott, durch die Höhen und Tiefen seines Lebens ging. Er erlebte Armut und Hunger und er erlebte Reichtum und Überfluss. Sowohl das eine als auch da andere lehrten ihn das Jesus in allem genügte.
Die Tiefen seines Lebens waren für Paulus nicht einfach Schicksalsschläge. Paulus sah gerade die Bedrängten Zeiten als Gott gegebene Gelegenheiten zu wachsen. Und das selbe gilt auch für uns heute.
1905 wurde in Südafrika der schönste und größte Diamant der Geschichte gefunden. Im Rohzustand wog er ganze 3106 Karat, was ungefähr 620 Gramm entspricht. Anlässlich des 66 Geburtstags von König Edward den 7, beschloss die britische Regierung diesen Diamanten aufzukaufen und dem König zu überreichen. Der König schickte den Stein nach Amsterdam, wo er den Händen eines fachkundigen Edelsteinschleifers übergeben wurde. Dieser nahm den Stein von unbezahlbaren Wert und schnitt eine Kerbe hinein. Dann versetzte er ihm mit einem seiner Instrumente einen harten Schlag und der Stein zerbrach in zwei Teile.
Verrückt oder? Man sollte meinen diesem Mann sollte nie wieder ein Diamant gegeben werden.!
Aber tatsächlich verhielt es sich ganz anders. Tage und wochenlang hatte der der Edelsteinschleifer diesen Schlag vorbereitet und geplant. Er hatte Zeichnung und Modelle angefertigt und die Qualität des Steins, seine Fehler und seine Spaltungslinien mit größter Sorgfalt untersucht. Und dieser Schlag war der Höhepunkt der Geschicklichkeit des Meisters gewesen. Er war notwendig gewesen um das Beste aus dem doch sehr unansehlichen Rohdiamanten zu machen.
Insgesamt wurde dieser große Diamant in 105 Steine gespalten und auch danach noch einiger Schleifarbeit unterzogen. Doch die 9 großen Steine die aus ihm gewonnen wurden schmücken heute die Kronen und Zepter des britischen Königshauses.
Bedrängnisse hat keiner von uns gern. Und dennoch lässt Gott sie in unserem Leben zu. Weil sie der Weg sind auf dem er uns verändern kann uns wachsen lassen kann. In den Bedrängnissen unsres Lebens gibt Gott uns Privatunterricht.
Für Gott sind wir als seine Kinder das kostbarste Juwel im Universum. So kostbar, dass er in Jesus nicht einmal vor dem Kreuz halt gemacht hat um uns zu erlösen. Und eines Tages sollen wir an seiner Krone leuchten. Nicht ein Schlag wird uns treffen, den die Liebe Gottes nicht zuvor überlegt und geplant hat. Immer wieder sehen wir die Guten Absichten Gottes in seinem Wort bestätigt.
Jede Züchtigung scheint uns freilich für den Augenblick nicht erfreulich, sondern betrübend zu sein; hinterher aber läßt sie denen, die sich durch sie haben üben lassen, die friedvolle Frucht der Gerechtigkeit erwachsen. Hebr 12:11
Glückselig der Mensch, dessen Stärke in dir ist, in deren Herzen gebahnte Wege sind! Wenn sie durchs Tränental1 gehen, machen sie es zu einem Quellenort; ja, mit Segnungen bedeckt es der Frühregen. Sie gehen von Kraft zu Kraft; sie erscheinen vor Gott in Zion. Psalm 84:5
Paulus hatte das in seinem Leben mehrmals erlebt (vgl. 1. Kor 1:8). Und bei all seinen immer noch vorhandenen Tiefen, hatte er gelernt zufrieden zu sein, und Gott auf eine besonders innige Art und Weise zu vertrauen.
Wie ist das bei uns? Wie nehmen wir die Druckpunkte in unserem Leben wahr? Vielleicht ist ja auch heute der ein oder andere von euch betroffen. Und wisst ihr, ich will euch gar nicht auffordern euch ab jetzt als die immer lachenden Christen zu verstellen, darum geht es nicht. Diese Predigt soll in kleinstem Fall ein erhobener Zeigefinger sein, so dass wir am Ende beides haben, Bedrängnis und ein schlechtes Gewissen.
Eigentlich, gebe ich euch nur Ermutigung weiter, die mir selber vor einigen Wochen wirklich geholfen hat.
Wie ihr ja wisst, arbeite ich momentan an meiner Doktorarbeit. Nur gibt es da ein Experiment das noch klappen muss um nun endlich einmal zum Abschluss zu bringen. Und seit nun fast eineinhalb Jahren, arbeitete ich daran und bekomme es einfach nicht zum laufen.
Ich weiß es ist nur ein kleiner Druckpunkt und mit dem was einige von euch durchmachen kann es sich nicht wirklich vergleichen. Aber mir hat das die letzte Zeit immer wieder zu schaffen gemacht. Und letztens habe ich mich mit Gerhard darüber unterhalten und er hat mir genau das gesagt, was ich euch heute mitgeben will. Gott lässt das zu, weil er will das ich wachse.
Mich hat das sehr ermutigt. Was ich erlebe ist nicht willkürlich, sondern von Gott souverän zugelassen und geplant. Er weiß dass ich meine Zufriedenheit sehr von meinen Leistungen im Labor abhängig mache. Und gerade durch die Schwierigkeiten im Labor, widmet sich mein Gott diesem Problem. Und dafür will ich ihm dankbar sein.
Und diesen selben Gedanken, möchte ich auch euch heute mitgeben. Vielleicht machst du wesentlich heftigere Zeiten mit als ich. Aber Gott hat dennoch einen guten Plan. Er hat das Beste Ziel mit deinem Leben.
Wenn du Gottes Weg vor lauter Tränen nicht mehr sehen kannst. Dann vertraue Gottes Herzen. C.H. Spurgeon
Du bist sein Diamant, den er als der Allweise und souveräne Gott formt. Ihm kannst du vertrauen.
B) Bedrängnis - eine Gelegenheit Anteil zu nehmen
Wir haben heute schon eine ganze Menge von Paulus lernen dürfen.
Aber unser Abschnitt heute Morgen birgt noch eine zweite Herausforderung an uns. Und auch dafür bin ich Gott sehr dankbar. Gott lässt schwere Zeiten zu, aber er stellt uns auch in eine Gemeinde. Er läd uns Lasten auf, aber wir müssen sie nicht alleine tragen. Er bringt uns in seine Schmiede, aber er schweißt uns dadurch auch zusammen.
Ich habe den zweiten Punkt folgendermaßen überschrieben: Bedrängnisse – eine Gelegenheit zu Anteil zu nehmen.
14) Doch ihr habt Recht gehandelt, dass ihr Anteil nahmt an meiner Bedrängnis. 15) Und ihr Philipper wisst ja auch, dass am Anfang des Evangeliums, als ich von Mazedonien aufbrach, keine Gemeinde mit mir Gemeinschaft gehabt hat im Geben und Nehmen als ihr allein. 16) denn auch nach Thessalonich habt ihr mir einmal, und sogar zweimal etwas zur Deckung meiner Bedürfnisse gesandt.
Die Philipper waren schon eine besondere Gemeinde oder? Offenbar die einzige Gemeinde, die sich wirklich um Paulus kümmerte. Während seiner Missionsreisen, waren sie es gewesen, die ihn immer wieder finanziell unterstützt hatten, und nun, als sie von seiner Not in Rom hörten, setzten sie schon wieder alle Hebel in Bewegung um ihm Erleichterung zu verschaffen.
Sie sandten ihm Epaphroditus als Diener in Paulus Not, und sie sandten ihm Geld um seine finanzielle Situation zu lindern. Und es war auch nicht das erste mal gewesen. Nicht einmal beim Geld hörte bei ihnen die Freundschaft auf!
Unglaublich oder? Paulus war hunderte von Kilometer von Philippi entfernt! Ich weiß nicht, ob wir das was sie taten so richtig nachvollziehen könnten! Stellt euch mal vor einer unserer Missionare würde inhaftiert. Sagen wir einfach mal Stefan Philippi in Bangladesh. Was würden wir tun? Für ihn beten, sicherlich und das ist sicher das wichtigste. Vielleicht würden wir versuchen mit ihm Kontakt aufzunehmen um ihn zu ermutigen. Vielleicht würden wir eine Petition einreichen um seine Freilassung zu erwirken. Vielleicht käme auch jemand auf die Idee, eine neue Ice-Bucket-Challenge zu starten um auf das Leiden der Christen in aller Welt aufmerksam zu machen.
Aber wären wir wie diese Philipper, und würden wir so weit gehen, einen von uns dort hinzusenden um dem Bruder zu helfen, selbst auf die Gefahr hin, dort ebenfalls den Tod zu finden?
Ich muss sagen, diese Philipper haben mich beschämt. Sie nahmen wirklich Anteil an den Schicksal von Paulus. Aber sie waren nicht nur Leuchtturm Christen die sich um den großen Heidenapostel kümmerten und die eigenen Geschwister vergaßen.
In Phil 2:1 attestiert Paulus ihnen, dass sie sowohl Zuspruch der Liebe als auch herzliches Erbarmen als große Tugenden in ihrer Gemeinde praktizierten. Die Philipper legten generell Wert darauf Anteil zu nehmen an den Nöten und Bedrängnissen der Geschwister (Vers 14).
Und damit waren sie unserem Herrn Jesus Christus so ähnlich geworden! In seinem Leben können wir immer wieder beobachten wie ihn die Not der Menschen nicht kalt ließ. Immer wieder lesen wir in seinem Wort, wie die Not der Menschen ihm innerlich schmerzt.
Und wie er daraufhin die großen Wunder tut, über die wir heute noch Staunen! Die Speisung der 5000 (Matth. 15:32), die Heilung der Kranken, Aussätzigen und Blinden (Matth 14:14; 1:42; 20:34) die Auferweckung von Toten(Luk.:7:11) bis hin zu seiner Liebestat am Kreuz!
Gott ist ein Gott voller Anteilnahme und Erbarmen mit den Geschicken der Menschen. Könnt ihr euch das vorstellen? Er der große Gott der unser Universum erhält, und den die Engel vor seinem Thron ihn nicht einmal anzuschauen wagen, kümmert sich um jedes Individuum dieses kleinen Planeten. Voller Hingabe und Mitleid. Wie genial ist eigentlich unser Gott?
Aber er will nicht nur dass wir über ihn staunen, sondern er will auch dass wir ihm ähnlich werden. Genauso wie die Philipper es waren. Und das ist eine hohe Berufung.
Eine reine und makellose Frömmigkeit vor Gott, dem Vater, ist es, sich um Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis zu kümmern und sich von der Welt unbefleckt zu bewahren. Jak 1:27
Wie ist das bei dir? Bist du darin dem Herrn und den Philippern ähnlich? Interessiert dich das Leiden deiner Geschwister? Bist du bereit mitzuleiden? Und bist du bereit, so gut du es kannst Abhilfe zu schaffen? Oder bist du viel eher wie der Mann der seiner Ehefrau erzählte, wie er während des Wolkenbruchs am Nachmittag an einer Frau vorbeifuhr. Sie hatte einen platten Reifen und stand hilflos neben ihrem Auto. „Ich dachte so", sagte der Mann, „wie schlimm ist es doch von den Leuten, dass keiner anhält um dieser armen Frau zu helfen. Ich hätte angehalten, wenn ich nicht zur Arbeit müsste."
Leider sind wir zu oft genauso, oder? Aber die Philipper waren nicht so. Gott ist nicht so. Und Gott will auch nicht dass wir so sind.
Denn als Christen sind wir keine Einzelkämpfer. Gott hat sich die Gemeinde als eine Familie und einen Leib gedacht. Das bedeutet dass wir alle füreinander sorgen sollen. Es gibt so viele Nöte in dieser Welt und wir wissen wie schwer es ist, sie alleine tragen zu müssen.
Und jeder von uns, kann dem anderen helfen, mit seinen Nöten klar zu kommen. Ob durch tatkräftige Hilfe wie Epaphroditus es für Paulus war, ob durch ehrliches Interesse und stilles Mitleiden oder auch durch Weitergabe dessen was wir für Gott verwalten dürfen. Jeder kann tragen, wir müssen nur wollen. Und ich möchte uns alle heute Morgen dazu ermutigen, dieses Ziel uns wieder ganz neu vor Augen zu stellen. In einem Lied heißt es „Ein jeder trage die Lase des andern so wie es Jesus geboten hat.“ Und es hat Recht, genau das ist Gottes Konzept für die Gemeinde. Hier in Erlangen und auch darüber hinaus. So gut es geht überall dort, wo Christen leiden. Bedrängnisse – sind unsere Gelegenheit zu Anteil zu nehmen.
c) Bedrängnis - eine Gelegenheit Gott zu gefallen Phil. 4:17-20
Wir haben heute schon einige sehr herausfordernde Punkte miteinander betrachtet. Gott lässt Bedrängnisse in unserem Leben zu, um uns vorwärts zu bringen. Aber wir sollen nicht alleine damit zurecht kommen. Vielmehr sollen wir als Familie, als Leib jeder auf den anderen acht habe, ihn ermutigen und einander aufhelfen. Nicht mechanisch sondern von Herzen.
Aber in unserem Text bekommen wir noch ein Ziel vor Augen gemalt. Etwas das jeden von uns enorm motivieren sollte. Nämlich das gerade in so schwierigen Situationen im Leben der Geschwister, sich für uns alle eine Gelegenheit Gott wohl zu gefallen und etwas von ewigen Wert zu schaffen.
Nicht dass ich nach der Gabe verlange, sondern ich verlange danach, dass die Frucht reichlich ausfalle auf eurer Rechnung. 18) Ich habe alles und habe Überfluss; ich bin völlig versorgt, seitdem ich von Epaphroditus eure Gabe empfangen habe, einen lieblichen Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig.
Die Philipper liebten Paulus und sorgten sich um ihn mit aufrichtigem Herzen. Vielleicht sahen sie ihren Dienst ja nicht einmal als so besonders an, immerhin hatten sie ja schon lange Zeit Paulus helfen wollen und waren erst jetzt dazu gekommen. Aber Gott sah das anders. Und Paulus machte sie auf diese große Tatsache aufmerksam.
In Philipper 1:11 hatte er ihnen sein großes Anliegen vorgestellt, dass sie eines Tages über und über behängt mit Früchten der Gerechtigkeit vor Jesus würden stehen können. Nun zeigt er ihnen, dass sie in ihrer Fürsorge für ihn, genau das getan hatten. Sie hatten zeitliche Güter in Ewige eingetauscht und Gott freute sich über dieses angenehme Opfer. Übrigens dieser „duftende Wohlgeruch“ den Paulus hier erwähnt kommt sonst nur noch an einer anderen Stelle in Gottes Wort vor. Und dort bezieht er sich auf Selbstaufopferung unseres Herrn Jesus (Eph 5:2). Für Gott war die Fürsorge der Philipper etwas besonders, angenehmes und kostbares.
Und heute sieht Gott das noch eben genau so. Dieser gewaltige Gott den wir dienen, nimmt jede Anteilnahme am Leid seiner Kinder persönlich.
In Matt. 25,40 sagt Jesus selbst: Wahrlich ich sage euch, was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr mir getan!
Ich fand es so treffend was Jowett, vor 200 Jahre zu diesen Versen des Philipperbriefes geschrieben hat:
Wie groß sind doch die Auswirkungen von scheinbar unbedeutender Freundlichkeit! Wir dachten, dass wir einem Armen dienen, und in Wirklichkeit unterhielten wir uns mit dem König. Wir stellten uns vor, dass der Duft auf unsere unmittelbare Nachbarschaft beschränkt sei, und siehe, der Wohlgeruch durchzieht das Universum. Wir dachten, wir hätten es nur mit Paulus zu tun, während wir entdecken, dass wir dem Herrn und Heiland des Paulus gedient haben.1
1
(4,18) Ebd. S. 225.
Darf ich dich fragen ob du dir dessen bewusst bist? Dass Jesus deinen Dienst an deinen Geschwistern persönlich nimmt? Ich muss sagen, dass mich das echt gepackt hat! Wenn wir daran denken, Gott zu gefallen dann haben wir oft irgendwelche großen Heldentaten im Kopf. Aber Gott achtet gerade auch auf die Sachen, die vor unserer Haustür liegen. Er vergisst kein gutes Wort, keine noch so kleine Hilfe die einem seiner Kinder in Not zukommt. All dass sind Dinge die ihm gefallen, die in seinen Augen ein angenehmes Opfer sind.
Die Frage ist, wollen wir ihm gefallen? Dann sind uns die Philipper hier einen Weg vorausgegangen dem wir folgen müssen.
D. Schluss:
Gott hat uns in seinem Wort in Paulus und den Philippern wunderbare Vorbilder gegeben. Bei Paulus sehen wir, dass Gott seine Kinder durch alle Schwierigkeiten hindurch tragen wird. Auch uns. Und dass er selbst diese Schwierigkeiten benutzt um uns seinen Segen zukommen zu lassen.
Segen in dem wir wachsen. Segen in dem wir die Anteilnahme der Geschwister erfahren und als Gemeinde durch das Leid der anderen zusammengeschweißt werden, und nicht zuletzt, um unsrem Gott Ehre machen zu können.
Anteilnahme ist eine Gelegenheit Gott wohlzugefallen. Lasst uns, uns daran immer wieder erinnern. Und dazu möchte ich uns alle heute morgen ermutigen.
Amen.