Vom Beten

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Was bedeutet es zu beten?

Notes
Transcript

Begrüßung

Du hast uns, Herr, gerufen

Du hast uns, Herr, gerufen, und darum sind wir hier. Du hast uns, Herr, gerufen, und darum sind wir hier. Wir sind jetzt deine Gäste und danken dir. Wir sind jetzt deine Gäste und danken dir.
Du legst uns deine Worte und deine Taten vor. Du legst uns deine Worte und deine Taten vor. Herr, öffne unsre Herzen und unser Ohr. Herr, öffne unsre Herzen und unser Ohr.
Herr, sammle die Gedanken und schick uns deinen Geist. Herr, sammle die Gedanken und schick uns deinen Geist, der uns das Hören lehrt und dir folgen heißt, der uns das Hören lehrt und dir folgen heißt.

Psalm 23

Psalm 23 LU
1 ein psalm davids. Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. 2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. 3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. 4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. 5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. 6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

Gebet

Mein Gott, ich kann nichts anderes als stammeln zu Dir. Nichts anderes kann ich, als Dir mein Herz hinhalten, das tausend Wünsche von Dir wegziehen. Da ich so schwach bin, dass ich freiwillig nicht Dir zugekehrt bleiben kann, so zerstöre mir, was mich von Dir wendet, und reiß mich mit Gewalt zu Dir. Denn ich weiß es, dass ich nur bei Dir glücklich bin … bleibe bei mir, o, wenn ich einmal Vater sagen könnte zu Dir. Doch kann ich Dich kaum mit „Du“ anreden. Ich tue es, in ein großes Unbekanntes hinein, ich weiß ja, dass Du mich annehmen willst, wenn ich aufrichtig bin, und mich hören wirst, wenn ich mich an Dich klammere.
(Tagebucheintrag vom 29. Juni 1942. Sophie Scholl)

Lesung Mt 6,5-15

Matthäus 6,5–15 LU
5 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, um sich vor den Leuten zu zeigen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. 6 Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten. 7 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. 8 Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet. 9 Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt. 10 Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. 11 Unser tägliches Brot gib uns heute. 12 Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. 13 Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. [Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.] 14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. 15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Wer nur den lieben Gott lässt walten

Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit, den wird er wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit. Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut, der hat auf keinen Sand gebaut.
Was helfen uns die schweren Sorgen, was hilft uns unser Weh und Ach? Was hilft es, dass wir alle Morgen beseufzen unser Ungemach? Wir machen unser Kreuz und Leid nur größer durch die Traurigkeit.
Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das Deine nur getreu und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu. Denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

Vom Beten

Sirach 35,16–22 LU
16 Er hilft dem Armen ohne Ansehen der Person und erhört das Gebet des Unterdrückten. 17 Er verachtet das Flehen der Waisen nicht noch die Witwe, wenn sie ihre Klage erhebt. 18 Laufen ihr nicht die Tränen die Wangen hinunter, 19 und richtet sich ihr Schreien nicht gegen den, der die Tränen fließen lässt? 20 Wer Gott dient, den nimmt er mit Wohlgefallen an, und sein Gebet reicht bis in die Wolken. 21 Das Gebet eines Demütigen dringt durch die Wolken, doch bis es dort ist, bleibt er ohne Trost, und er lässt nicht nach, bis der Höchste sich seiner annimmt 22 und den Gerechten ihr Recht zuspricht und Gericht hält. Der Herr wird nicht säumen noch Langmut zeigen, bis er den Unbarmherzigen die Lenden zerschmettert.
So spricht Jesus ben Sirach zu seinen Schülern über das Gebet. Und nichts ist wohl ein größeres Mysterium als das Gebet. Denn für den außenstehenden kann es wie ein Selbstgespräch wirken und doch ist es kein Selbstgespräch. Es ist immer ein Zwiegespräch. Ein Gespräch zwischen mir und Gott. Und das wunderbare ist, dass Gott mich ansieht ohne meine Person anzusehen. Für sie bin ich einfach eines ihrer Kinder und nicht das was die Gesellschaft in mir sieht. Das macht frei, denn all die Stempel und Schubladen, in die jede:r von uns jeden Tag reingesteckt wird bzw. die immer wieder aufgedrückt werden, können abgelegt werden oder vor ihr hin geworfen werden.
Vor ihr kann ich mich so nackt machen. Stück für Stück lege ich alles vor ihr hin. Egal ob ich Politiker:in bin oder Obdachlose:r. Jede:r kann zu Gott kommen. Denn jede:r hat etwas, was er los werden will. Das darf dann entgegengeschrien oder geflüstert werden. Es darf mit fließenden oder unterdrückten Tränen erzählt werden. Es darf verzweifelt oder gelassen geschildert werden. Es darf mit dem ganzen Spektrum unserer Gefühle erzählt werden. Es darf einfach schweigend vorgebracht werden oder ins Vaterunser hineingelegt werden. Denn beim Beten gibt es kein richtig oder falsch. Denn beten, das ist nichts anderes als mit Gott sprechen. Sprechen wie wir es mit einem guten Freund oder der besten Freundin machen würden. Vor Gott können wir unsere tiefsten Geheimnisse, Abgründe, Sehnsüchte, sowie unsere größten Freuden anvertrauen. Vor Gott können wir uns komplett entlasten und frei machen von all dem, was uns im Alltag bedrückt. Denn bei ihr ist alles sicher. Sie verurteilt uns nicht für das was wir machen. Sie hört geduldig zu und erschlägt einen nicht mit Ratschlägen. Im Schweigen Gottes liegt dadurch oft die bittersüß heilende Kraft. Denn das sind wir aus der Welt nicht gewohnt, dass wenn wir unser Herz öffnen einfach nur zugehört wird. Meist wird hier sofort die Person bewertet. Aber Gott ist anders. Ganz anders als wir Menschen.
Denn wenn wir zu Gott beten, dann öffnet Gott sein Herz und sein Ohr. Wir setzen uns während des Gebets in seinen Schoß und sind ganz geborgen. Gott weint dann still mit uns, wenn wir von unseren Schmerzen erzählen und lacht hell und klar mit uns, wenn wir von unserem Glück erzählen.
Doch eines ist das Gebet nicht. Das Gebet ist kein Wunscherfüller. Wir dürfen zwar im Gebet alles erbitten, aber wir dürfen nicht damit rechnen, dass unsere Bitte erfüllt wird, wie wir es uns wünschen. Das soll nicht heißen, dass Gott unsere Bitten nicht erhört, oder dass es nicht geschieht, dass die ein oder andere Bitte sogar erfüllt wird. Vielmehr ist es aber so, dass Gott uns besser kennt als wir uns kennen. Und so weiß Gott, was wirklich gut ist und was nur unser egoistisches Wunschdenken ist.
Denn er ist es, der die großen Wege kennt, die uns bis zum Lebensende oftmals in ihrer Gänze verborgen sind. Denn eines ist sicher. So wie Gott ohne ansehen der Person auch den Unterdrückten hilft, so sehr ist er für jeden Menschen da, der das Gespräch mit Gott sucht und sich darauf einlässt durch den stillen, schweigenden Rat Gottes leiten zu lassen.
Amen!

Fürbitten

Barmherziger Gott, zu beten – wer vermag das? Wir kommen zu dir mit unseren hilflosen Worten, unserem Schweigen, mit unserer Sehnsucht nach Klarheit und Trost und bitten: Erfülle unser Gebet mit deinem Geist, daß es wahrhaftig wird.
Wir bitten für alle, denen vor dir die Worte zu Schreien werden, für Verzweifelte, für Entwurzelte und Verbitterte, für alle, die der Folter und der Lust am Quälen ausgesetzt sind.
Wir bitten dich für alle, die dich verlästern mit ihrem Gebet, weil sie darin nur an sich denken und dich für sich verrechnen, für alle Selbstgerechten, für alle, die Gebete für ihre Interessen benutzen.
Wir bitten für alle, die nicht beten können, weil es ihnen die Sprache im Glauben verschlagen hat, weil du ihnen fern und unfasslich bist, weil sie deiner Kirche und ihren Lebensformen nicht mehr vertrauen können.
Wir bitten dich für uns selbst, dass wir dich voll Zuversicht wirken lassen in unserem Leben, sei es in Gutem oder im Bedrohlichen, in Schönem oder Schwerem, dass wir getragen von Deiner Verheißung alle Hilfe von Dir erwarten,
Barmherziger Gott, zu beten – wer vermag das? Wir bitten dich, dass es Menschen und Engel geben möge, die für uns bitten vor dir, wenn unser Gebet verstummt.
In der Stille bringen wir unsere persönlichen Bitten vor dich …
Vater unser ...
Amen.
(Quelle: Wochengebet - VELKD)

Mitteilungen

Nächsten Sonntag Gottesdienst mit Pfarrerin Dr. Daniela Opel-Koch um 10:30 Uhr auf Zoom
Kollekte: Für die eigene Gemeinde

Segen

Bewahre uns Gott

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns auf unsern Wegen. Sei Quelle und Brot in Wüstennot, sei um uns mit deinem Segen, sei Quelle und Brot in Wüstennot, sei um uns mit deinem Segen.
Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns in allem Leiden. Voll Wärme und Licht im Angesicht, sei nahe in schweren Zeiten, voll Wärme und Licht im Angesicht, sei nahe in schweren Zeiten.
Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns vor allem Bösen. Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, sei in uns, uns zu erlösen, sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, sei in uns, uns zu erlösen.
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