Gerichtsverfahren gegen Jesus und die Verleumdung durch Petrus
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Nach dem biblischen Bericht wissen wir, dass Jesus durch zwei Gerichtsverfahren gehen wird. Erstens durch die religiöse Verhandlung, wo er wegen der Gotteslästerung angeklagt wird. Es war ein jüdisches Verfahren. Zweitens ein Zivilverfahren, wo er als Unruhestifter im Volk angeklagt wird. Dies war eine römische Verhandlung. Beide Verhandlungen umfassen jeweils drei verschiedene Teile.
Vor und während der religiösen Verhandlungen, war noch nichts richtig organisiert. Alles lief spontan und chaotisch in der Hast, um bloß die gebotene Möglichkeit zunutzen, um den Verhassten Jesus zu beseitigen. Dies führte dazu, dass alle Beteiligten bei der Verhaftung und Verurteilung Jesu eine ganze Reihe von eigenen Gesetzen und Regeln gebrochen haben.
Es gibt einen Abschnitt in der Mischna (jüd. Unterweisung) wo die Pharisäer ihre Gesetzte und Regeln aufgestellt haben.
Es durfte keine Verhaftung von Seiten der religiösen Behörden stattfinden, wenn Bestechung eine Rolle spielte (2 Mose 23,8)
Es durften keine Gerichtsverfahren nach dem Sonnenuntergang abgehalten werden. Der Grund dafür war, dass man eine Verschwörung verhindern wollte und das die Dunkelheit zu so etwas missbraucht würde. Wenn die Sonne untergegangen war, durfte eine Verhandlung nicht fortgesetzt werden. Der offizielle Sonnenuntergang war der Zeitpunkt, an dem drei Sternen sichtbar waren.
Richtern oder Mitgliedern des Hohen Rates war es nicht erlaubt, an der Verhaftung teilzunehmen. Der Grund dafür war, die Richter neutral zu halten. Hätten sie bei der Verhaftung mitgemacht, würden sie bereits Partei ergriffen haben.
Es durften keine Verhandlungen vor dem morgendlichen Opfer stattfinden. Viele Rituale fanden morgens im Tempel statt und all diese Dinge mussten abgeschlossen sein, bevor man mit einer Verhandlung begann.
Geheime Verhandlungen waren nicht erlaubt - nur öffentliche.
Verhandlungen des Hohen Rates durften nur in der Halle des Gerichts auf dem Tempelgelände stattfinden. Weil alle Gerichtsverhandlungen öffentlich stattfanden, musste die Bevölkerung wissen, wohin sie zu gehen hatten, um an einer Verhandlung teilzunehmen.
Der Ablauf war folgendermaßen: Zuerst kam die Verteidigung, abschließend die Anklage. Nach jüdischen Gerichtsverfahren mussten zuerst alle Gründe genannt werden, warum der Angeklagte es nicht gewesen sein konnte, bevor die eigentliche Anklage verlesen wurde.
Alles durften für Freispruch argumentieren, aber nicht alle durften sich für die Verurteilung einsetzen. Dies war ein Gesetz, um den Verurteilten zu schützen. Es musste jemand zu seiner Verteidigung das sein.
Zwei oder drei Zeugen mussten in ihrem Zeugnis in allen Einzelheiten übereinstimmend aussagen. (5 Mose 19,15)
Für den Angeklagten durfte es keine Möglichkeit geben, gegen sich selbst auszusagen. Dies sollte zwei mögliche Dinge vorbeugen. Zum einen könnte jemand in suizidaler Absicht sich selbst einer Tat bezichtigen, die er nicht begangen hatte oder er könnte sich beschuldigen, um jemand anderen zu schützen, der schuldig war. Somit konnte der Beschuldigte keiner der 2 oder 3 Zeugen sein.
Dem Hohepriester war es verboten seine Kleider zu zerreißen (4 Mose 21,10). Unter dem jüdischen Volk gilt das Zerreißen der Kleidung als ein Ausdruck der Emotionen. Da die Verhandlung auf der Basis von Fakten geschehen soll und nicht auf der Basis von Gefühlen, durfte der Hohepriester sich nicht während der Verhandlung die Kleider zerreißen.
Die Anklagen durften nicht von den Richtern kommen, diese durften lediglich die zu ihnen gebrachten Anklagen untersuchen.
Die Anklage auf Gotteslästerung war nur gültig, wenn der Angeklagte den Namen Gottes buchstäblich ausgesprochen hatte. Der Name Gottes besteht im Hebräischen aus vier Buchstaben, die im lateinischen Alphabet JHWH. Ohne das Aussprechen dieses Gottesnamen konnte niemand der Gotteslästerung angeklagt werden.
Eine Person durfte nicht allein auf Grund ihrer eigenen Aussage verurteilt werden.
Die Urteilssprechung durfte nicht in der Nacht, sondern nur am Tag stattfinden. Der Grund dafür war, dass man nicht vorschnell zu einem Urteil kommen sollte. Vielleicht lag ein sehr langer Verhandlungstag hinter den Beteiligten und nach umfangreicher Zeugenbefragung werden sie Leute müde und hungrig. Selbst wenn allen das Urteil klar ist, jedoch der Tag offiziell beendet war, musste die Verhandlung bis zum nächsten Morgen unterbrochen werden.
In Fällen, in denen die Todesstrafe verhängt wurde, mussten zwischen der Verhandlung und der Schuldsprechung mindestens 24 Stunden liegen. Der Grund dafür war, mehr Zeit zu gewinnen, falls noch Informationen kommen würden, die für die Unschuld des Angeklagten sprächen.
Die Abstimmung für das Todesurteil musste individuell stattfinden; man begann bei dem Jüngsten, damit die Jüngeren nicht von den Älteren beeinflusst werden.
Eine einmütige Entscheidung in der Schuldsprechung zeigte eigentlich die Unschuld des Angeklagten, weil es dann mit einer Verschwörung zutun hatte. Die Gesamtzahl der Mitglieder des Sanhedrin betrug 71, aber es war nicht notwendig, dass alle anwesend waren, aber ein Minimum von 23 Mitgliedern wurde gefordert. Jetzt ist es aber für Juden unmöglich zu glauben, dass 23 Juden in einer Sache übereinstimmen können, ohne dass eine Verschwörung im Spiel ist. Es gibt eine jüdisches Sprichwort betreffend dieses Gesetzes: Wenn du zwei Juden zusammen hast, dann hast du drei Meinungen.
Die Verurteilung durfte erst drei Tage nach der Schuldigsprechung verkündigt werden. Verhandlung und Schuldsprechung mussten 24 Stunden auseinander liegen. Die Verkündigung der Todesstrafe durfte wiederum erst 3 Tage später geschehen.
Richter mussten gutherzig und freundlich sein
Eine zum Tode verurteilte Person durfte vor der Vollstreckung nicht gegeißelt oder ausgepeitscht werden.
Keine Verhandlung darf am Abend des Passahfestes stattfinden oder an einem Feiertag.
Diese 22 Gesetze sind nicht alle Gesetze bezüglich der Gerichtsverhandlungen, aber diese 22 werden bei der Verhandlung gegen Jesus gebrochen.
1. Petrus 2,21–23 Denn dazu seid ihr berufen, weil auch Christus für uns gelitten und uns ein Vorbild hinterlassen hat, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt.
22 »Er hat keine Sünde getan, es ist auch kein Betrug in seinem Mund gefunden worden«; 23 als er geschmäht wurde, schmähte er nicht wieder, als er litt, drohte er nicht, sondern übergab es dem, der gerecht richtet.
Lukas schreibt, dass sie Jesus festgenommen und in das Haus des Hohepriesters gebracht haben. Was dort genau passierte berichtet nur der Apostel Johannes in Johannes 18,12-14; 19-23. Er war der Jünger, der den Zugang zu dem Hof des Hohepriesters hatte, weil er dem Hohepriester bekannt war.
Johannes 18,15 Simon Petrus aber folgte Jesus nach, und der andere Jünger. Dieser Jünger war mit dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesus hinein in den Hof des Hohenpriesters.
Dies bricht das Gesetz Nr. 4. Es durften keine Verhandlungen vor dem morgendlichen Opfer geschehen.
Der erwähnte Hohepriester wird uns in Johannes 18,13 als Hannas der Schwiegervater des Kajaphas genannt. Vermutlich wohnten die beiden erwähnten Hohepriester in gemeinsamen Wohnblock/ Palast in der Mitte mit einem großen Hof versehen.
Hannas diente als Hohepriester von 7 bis 14 n.Chr. Im Jahre 14 nach Christus wurde er vom römischen Regenten seines Amtes enthoben. Aber er behielt die Kontrolle über die Priesterschaft, da vier seine Nachfolger seine Söhne waren, später sein Schwiegersohn und am Ende sein Enkel.
Nach Überzeugung war er ein Sadduzäer. Durch geschickte Handlungen hat er den Tempelbezirk zu einem privaten Geschäft umfunktioniert. Dies veranlasste, dass die ganze Gewinne aus den Geschäften der Geldwechsler und aus dem Verkauf der Opfertiere gehörten Hannas.
Gerade dieses Geschäft zerstörte der Herr Jesus zweimal, als er beim ersten und beim letzten Passah die Wechsler und Verkäufer aus dem Tempel rausjagte.
Darum können wir fest davon ausgehen, dass Hannas einen persönlichen Groll gegen Jesus hatte. Darum war er in ersten Linie darum bemüht eine bestimmte religiöse Anklage aufzubauen. Was ihm aber nicht gelingt. Während dieses ersten Verhör geschah die erste Verleugnung des Petrus.
Die Stelle in Joh.18,22-23 macht klar, dass es keine öffentliche Verhandlung war, was das Gesetz Nr.5 bricht.
Nach V.19 befragt Kajaphas Jesus bezüglich zweier Dinge:
über seine Jünger - um Jünger als Kriminell darzustellen.
über seine Lehre - hier wollte er Ursache finden, um Jesus zu verurteilen.
Hier wechseln sich die Seiten. Mit seiner Antwort erinnert Jesus sie an das jüdische Gesetz, dass er nach jüdischen Recht nicht befragt werden durfte. Sie waren verantwortlich, die zwei oder drei zuverlässige Zeugen zu bringen.
Johannes 18,20–21 Jesus antwortete ihm: Ich habe öffentlich zu der Welt geredet; ich habe stets in der Synagoge und im Tempel gelehrt, wo die Juden immer zusammenkommen, und im Verborgenen habe ich nichts geredet. 21 Was fragst du mich? Frage die, welche gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe; siehe, diese wissen, was ich gesagt habe!
Da er öffentlich gelehrt hatte, sollten sie keine Schwierigkeit haben, diese vorzuweisen, wenn Er wirklich etwas Falsches gesagt haben sollte.
Für diese Antwort wird er geschlagen, obwohl er nach jüdischen Recht richtig gehandelt hatte.
Johannes 18,22 Als er aber dies sagte, schlug einer der Diener, die dabeistanden, Jesus ins Gesicht und sprach: Antwortest du so dem Hohenpriester?
Dies war der Anfang der Misshandlungen, die Jesus in dieser Nach über sich ergehen ließ. Dies waren auch die Abläufe in dem Haus des Hohepriesters.
Lukas berichtet uns zuerst, was sich in dem Hof abspielte. Dort, wohin der Petrus schleichend dem Verhaftungskommando im Dunkel aus der Ferne gefolgt war. Eine beachtenswerte, mutige Handlung.
Nach Erwartung und Berechnung von Petrus, war seine schleichende Verfolgung erfolgreich gewesen. Doch die Hoffnung, nicht entdeckt zu werden, war trügerisch. Die Nächste Versuchung, von der der Herr Jesus seine schlafende Jünger warnte, kam heran. Die Magd, die Petrus auf die Bitte des Johannes rein gelassen hatte, schaute ihn beim Feuer unverwandt, fest an.
Den unerwarteten Angriff wies Petrus mit schnellen und unbestimmten Antwort zurück: “Frau ich kenne ihn nicht!”
Die Formulierung seiner Worte nach den anderen Schreiber der Evangelien ist unterschiedlich:
Matthäus 26,70 Er aber leugnete vor allen und sprach: Ich weiß nicht, was du sagst! (Mk. 14,65)
Johannes 18,17 Da spricht die Magd, die die Tür hütete, zu Petrus: Bist nicht auch du einer von den Jüngern dieses Menschen? Petrus spricht: Ich bin’s nicht!
Der erste Hahnenschrei nach der ersten Verleugnung, den Markus allein erwähnt, wurde von Petrus überhört.
Markus 14,68 Er aber leugnete und sprach: Ich weiß nicht und verstehe auch nicht, was du sagst! Und er ging in den Vorhof hinaus, und der Hahn krähte.
Petrus, ganz in Unruhe versunken, eilte zur Tür des Hoffes hinaus, fand sie aber verschlossen.
Diese Unruhe erregte den Verdacht aufs neue.
Hier kommen scheinbar die Unstimmigkeiten zwischen den Evangelisten:
Matthäus 26,71 Als er dann in den Vorhof hinausging, sah ihn eine andere und sprach zu denen, die dort waren: Auch dieser war mit Jesus, dem Nazarener!
Markus 14,69 Und als die Magd ihn sah, begann sie wieder und sprach zu den Umstehenden: Dieser ist einer von ihnen!
Lukas 22,58 Und bald danach sah ihn ein anderer und sprach: Du bist auch einer von ihnen! Petrus aber sprach: Mensch, ich bin’s nicht!
Johannes 18,18 Es standen aber die Knechte und Diener um ein Kohlenfeuer, das sie gemacht hatten — denn es war kalt —, und wärmten sich; Petrus aber stand bei ihnen und wärmte sich.
Johannes 18,25 Simon Petrus aber stand da und wärmte sich. Da sprachen sie zu ihm: Bist nicht auch du einer seiner Jünger? Er leugnete und sprach: Ich bin’s nicht!
Es scheint als ob die Dienerschaft fing an mit Petrus ein Spiel zu spielen, sich über ihn lustig zu machen.
Dieses Gerede veranlasste den Petrus seinen Umgang mit Jesus nochmals zu verleugnen. Um die lästigen Fragen loszuwerden, bekräftigte er seine Verleugnung sogar mit dem Schwur.
Matthäus 26,72 Und er leugnete nochmals mit einem Schwur: Ich kenne den Menschen nicht!
Lukas sagt uns, dass etwa nach einer Stunde Pause fragten die Anwesenden noch genauer, ob er nicht mit Jesus war, weil er doch ein Galiläer war. Sie haben es an seiner Sprache erkannt. So geht es uns oft im Leben. Das, was uns eigentlich schützen sollte, wird zum Fallstrick
Nach Johannes wurde noch ein Argument mehr ins Gespräch gebracht:
Johannes 18,26 Da sagte einer von den Knechten des Hohenpriesters, ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: Sah ich dich nicht im Garten bei ihm?
Durch diese Beweisführungen trieben sie Petrus derart in die Enge, dass er zum dritten Mal den Herrn verleugnete. Mat. und Mk. erwähnen, dass seine Verleugnung mit entsetzlichen Flüchen und Selbstverwünschungen verbunden war.
Hier berichtet nur Lukas, wie zwei Momente Petrus zur Erinnerung und zur Reue gebracht haben: Lukas 22,60-62.
Der Herr schaut den Petrus nur an. Hätte er etwas gesagt, währe der Petrus noch mehr in Gefahr. Nun schweigt er und schützt ihn, den Verleugner.
Wie oft mag wohl der Blick Jesu seither auf die untreue Jünger gefallen sein?