Jesus freut sich über Sünder und Heilige

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Jesus freut sich über Sünder und Heilige

»Wir wollen retten, was andere fortwerfen: alte Möbel, alte Häuser oder – das Wertvollste – Kinder und Jugendliche. Menschen, die andere abgeschrieben haben. Kein Mensch ist in Gottes Augen wertlos. Er liebt die Menschen und kann in jedem Gutes wecken. In jedem!«
Das sagte Sabine Ball, die Mutter Theresa von Dresden. Eine Frau, die selber ein bewegtes Leben hinter sich hatte, ehe sie in Dresden 1992 ihre missionarische Arbeit startet und die bis heute noch auch zwölf Jahre nach ihrem Tod durch den Verein Stoffwechsel fortgeführt wird.
Sabine Ball damals und der Verein Stoffwechsel auch heute sehen ihren Schwerpunkt in der Arbeit unter Kinder, Jugendlichen und Familien in und um Dresden. Dabei sollen die Menschen die Liebe Gottes als verändernde Kraft erfahren.
Einem, dem das auch besonders wichtig war, war Jesus. Dabei war es im egal, welche Menschen vor ihm standen. Das konnten die Pharisäer und Schriftgelehrten sein. Also Leute, die hoch gebildet waren und sich mit Gott, Glauben und der Theologie auskannten.
Doch bei Jesus konnten es auch andere Typen sein: Zolleinnehmer und Sünder, also Menschen, die ein Leben voller Schuld und Versagen führten, wie das auch ausgesehen hat. Sie haben sich damit nicht nur von Gott entfernten, sondern lebten auch am Rande der menschlichen Gesellschaft. Wir würden sie heute bei den Obdachlosen, Prostituierten und Strafgefangenen suchen. Aber ich glaube, es reicht, wenn wir uns ansehen.
Aber warum waren damals die Zolleinnehmer, die Zöllner in der Gesellschaft so verachtet? Heute ist das doch ein richtig ehrbarer Beruf und erfordert eine gute fundierte Ausbildung. Es sei denn man wird selber beim Schmuggeln erwischt, dann ist man natürlich nicht auf die Leute vom Zoll gut zu sprechen.
Nun damals war das der Typus des Kollaborateurs, dessen der mit dem ungeliebten römischen Staat zusammenarbeitet und bei den Leuten nicht nur die rechtmäßigen Steuern erhob, sondern manchmal auch die Leute regelrecht abzockte. Wir denken nur an denkleinen Typen mit Namen Zachäus. Die Älteren unter uns würden sie mit den Stasispitzeln vergleichen.
Wie geht Jesus nun mit all den Menschen um? Mit denen, die hoch gebildet sind und sich etwas einbilden und mit denen keiner etwas zu tun haben will. Und mit den Menschen vielen die dazwischen liegen. Dazu gehören auch wir, jeder von uns.
Dazu hören wir zwei Geschichten aus dem Lukasevangelium Kapitel 15:
Luke 15:1–10 BasisBibel
1 Alle Zolleinnehmer und andere Menschen, die ein Leben voller Schuld führten, kamen zu Jesus, um ihm zuzuhören. 2 Die Pharisäer und Schriftgelehrten ärgerten sich darüber. Sie sagten: »Mit solchen Menschen gibt er sich ab und isst sogar mit ihnen!« 3 Da erzählte ihnen Jesus dieses Gleichnis: 4 »Stellt euch vor: Einer von euch hat hundert Schafe und verliert eines davon. Wird er dann nicht die neunundneunzig Schafe in der Steppe zurücklassen und das verlorene Schaf suchen, bis er es findet? 5 Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern 6 und trägt es nach Hause. Er ruft seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: ›Freut euch mit mir! Ich habe das Schaf wiedergefunden, das ich verloren hatte.‹ 7 Das sage ich euch: Genauso freut sich Gott im Himmel über einen mit Schuld beladenen Menschen, der sein Leben ändert. Er freut sich mehr als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben, ihr Leben zu ändern.« 8 »Oder stellt euch vor: Eine Frau besitzt zehn Silbermünzen. Wenn sie eine davon verliert: Wird sie da nicht eine Öllampe anzünden, das Haus fegen und in allen Ecken suchen, bis sie das Geldstück findet? 9 Und wenn sie es gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: ›Freut euch mit mir! Ich habe die Silbermünze wiedergefunden, die ich verloren hatte.‹ 10 Das sage ich euch: Genauso freuen sich die Engel Gottes über einen mit Schuld beladenen Menschen, der sein Leben ändert.«
Eines ist an dieser Stelle erst einmal klar - die Pharisäer und die Schriftgelehrten wollten nichts mit den Zolleinehmern und den Sündern zu tun haben. Denn Letztere sind die sozial Ausgestoßenen zur Zeit Jesus, also es gibt einen großen Abstand zwischen denen und uns.
Was erwarten nun die Pharisäer und Schriftgehrten von Jesus? Wie soll er handeln? “Ey, Jesus wenn du ein ordentlicher Rabbi und vielleicht sogar der Messias sein willst, dann trenn dich gefälligst von dem Gesocks. Mit solchen Leuten hat so einer, wie du, nichts im Sinn zu haben.”
Doch wir sehen in den beiden kleinen Geschichten, dass Jesus ganz anders reagiert. Er macht ihnen deutlich: Gerade für diese Leute bin ich als Rabbi, als Messias und als jetzt kommt ein altes Wort „Heiland“ da, also als jemand, der ihnen das Heil bringt.
Folgende Begebenheit soll einmal in einer amerikanischen Kirchengemeinde passiert sein:
Ein Pastor war das erste Mal in einer Gemeinde als Vakanzvertretung tätig. An einem Sonntagmorgen vor dem Gottesdienst rasierte er sich nicht, duschte nicht und putzte auch seine Zähne nicht. Er zog die schlechtesten Klamotten an, die er fand. Sie waren schmutzig, fleckig, abgenutzt und rochen auch, weil sie eigentlich in dem Müll sollten. Dann ging er in ein Geschäft (in Amerika sind auch sonntags die Geschäfte geöffnet) und kaufte eine Flasche Bier und lieh sich einen Einkaufwagen. Er füllte den Wagen mit Kartons, Aluminiumdosen und anderen Müll. Und dann schüttete er das Bier über seine Kleidung. Etwa 5 Minuten vor dem Gottesdienst schob er langsam seinen Wagen bis vor die Tür der Kirche. Dort kramte er für eine Minute im Einkaufswagen herum, ging in die Kirche und setze sich ganz ruhig auf die hinterste Bankreihe. Man hätte jetzt in der Kirche eine Stecknadel fallen hören können. Natürlich erkannte niemand den Pastor. Das einzige, was die Leute sahen, war einen Penner, der auf der hintersten Bankreihe sitzt, und der einen penetranten Gestank an sich hatte! Das war richtig schrecklich.
Schließlich ging einer vom Begrüßungsdienst der Gemeinde zu ihm und sagte dem Mann, dass er gehen müsse. So tat er es auch. Er stand auf und ging wieder zur Tür hinaus. Über die Seitentür der Kirche kam er dann wieder in die Sakristei herein und wartete etwas versteckt bis er zu predigen dran war. Dann trat er auf die Kanzel, um in der Verkleidung des Obdachlosen zu predigen.
Wie hätten wir in dieser Situation gegenüber dem “Penner” regiert? Vielleicht auch so, wie die Kirchgemeinde - als gut situierte Wohlstandschristen, als Menschen, die sich in ihrem Leben gut eingerichtet haben, sicher auch mit manchem Weh und Ach, mit manchem Leid und mancher Not, vielleicht auch versteckt vor den anderen.
Dennoch stellen wir uns einmal die Frage: Was würde Jesus tun, wenn er an der Kirchentür gestanden hätte?
Was würde Jesus tun, wenn vor seinen Füßen ein Obdachloser läge?
Aber es geht nicht nur um die Obdachlosen, sondern um Menschen, die wie auch immer in irgendeiner Form ausgegrenzt werden. Und das Spektrum dieser Ausgrenzung ist in unserer Gesellschaft groß, ja extrem groß. Dabei hat sich diese Ausgrenzung auch noch radikalisiert. Es gibt keine Toleranz mehr, leider auch in der Kirche und in den christlichen Gemeinden.
Die Antwort darauf, was Jesus tun würde, geben uns diese beiden kleinen Geschichten, die Jesus hier erzählt: - die vom verlorenen Schaf und die vom verlorenen Geldstück.
Und es gehört noch eine dritte dazu, die wir aber heute einmal außen vorlassen: Die Geschichte von den verlorenen Söhnen - oder besser von dem liebenden Vater.
Jesus geht es um den Menschen - um den einzelnen Menschen - für den Einzelnen wird alles andere stehen und liegen gelassen. Darum erzählt Jesus den Menschen damals und uns heute diese Geschichten. Er will deutlich machen, wie wichtig für Gott doch das Verlorene ist. Doch wer ist denn eigentlich verloren? Woran machen wir es fest? Kann es nicht sein, dass alle die verloren sind, die die Orientierung verloren haben? Und das müssen eben nicht nur Zolleinnehmer und Sünder sein, sondern das können auch die sein, die meinen, wir haben es doch, auch mit dem Glauben, die sich auf ihren Glauben und ihr Christsein etwas einbilden.
Das Schaf, das sich in der Steppe verirrt hat, nicht mehr zurückfindet, die Münze, die ohne die anderen Münzen wertlos ist. Darum geht der Hirte los und sucht das eine Schaf und darum putzt die Frau das Haus, stellt es auf den Kopf und sucht die Münze. Und beide hören nicht auf zu suchen, bis sie es gefunden haben, bis sie erfolgreich waren. Und das wichtigste daran, wenn es gefunden ist, entsteht Freude und die anderen werden aufgefordert, sich mitzufreuen. Es ist also ein öffentlicher und gesellschaftlicher Akt.
Christsein kann also nicht im Verborgenen geschehen.
Gott kommt. Er kommt zu uns Menschen. Er will retten. Er sorgt sich um jeden einzelnen Menschen. Seit Jesus geschieht das von Generationen zu Generationen bis heute.
Doch jetzt stellen sich für mich zwei Fragen: Einmal: ”Bin ich bereit mich von Jesus finden zu lassen, egal wer ich auch bin - Zolleinnehmer und Sünder oder Pharisäer und Schriftgelehrter, also jemand der im Glauben verwurzelt ist?”
Und die zweite Frage: “Bin ich bereit mit Jesus zu suchen? Egal wen und wo? Bin ich bereit mich auf den anderen einzulassen, egal, wie er und wer er ist.
Oder machen wir es wie Lucy im Peanut-Comic: Sie sagte zu Charly Brown: „Ich werde einmal eine große Evangelistin!“
Charlie Brown fragt: „Wirklich? Wieso denn das?“ Darauf sagt sie: “Ja, ich habe den Jungen in meiner Schule, der vor mir sitzt überzeugt, dass meine Religion besser ist als seine Religion.“ Charlie Brown fragt sie: „Na, wie hast du denn das gemacht?“ Und Lucy antwortet darauf: „Na, ich traf ihn auf den Kopf mit meiner Brotbüchse“!
Ich denke so kommen wir nicht weit, aber wie sagte es Sabine Ball: “Menschen, die andere abgeschrieben haben. Kein Mensch ist in Gottes Augen wertlos. Er liebt die Menschen und kann in jedem Gutes wecken. In jedem!«
Diese beiden Geschichten fordern uns heraus. Sie fordern uns heraus in unserem Christsein, persönlich und im Leben als Gemeinde. Jesus kostete es das Leben sich für das Verlorene einzusetzen. Was kostet es uns? Was tragen wir dazu bei?
Ein altes Kirchenlied ermutigt uns das zu tun:
Jesus nimmt die Sünder an. Saget doch dies Trostwort allen, welche von der rechten Bahn auf verkehrten Weg verfallen. Hier ist, was sie retten kann: Jesus nimmt die Sünder an.
Wir dürfen wissen: Jesus liebt sie alle - die Sünder und die Heiligen und er liebt auch uns! Sind wir bereit für beides - von Jesus als die Verlorenen geliebt zu werden, und mit Jesus die Verlorenen zu lieben?
Amen!
Jetzt hören wir das Kirchenlied “Jesus nimmt die Sünder an”, denn auch frühere Generationen haben tolle Lieder gemacht. Dabei müssen diese noch nicht einmal von Paul Gerhard oder Johann Sebastian Bach sein.
Ja der Texter dieses Liedes ist den wenigsten von uns bekannt. Oder wissen Sie wer Erdmann Neumeister war? Wir haben es mit der Melodie “Großer Gott wir loben dich” musikalisch modernisiert
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